Drei Götter besuchen die Hauptstadt von Sezuan auf der Suche nach dem einen guten Menschen. Einzig die Prostituierte Shen Te ist bereit, ihnen ein Nachtquartier zu geben und verzichtet auf den nächsten Kunden. Zum Dank erhält sie tausend Dollar und die Ermahnung, weiterhin gütig zu bleiben. Shen Te erwirbt einen Tabakladen und verschließt sich nicht den zahlreichen Bitten ihrer gar nicht so guten Mitmenschen, so dass sie schon nach kurzer Zeit vor dem Ruin steht. In ihrer Not erfindet sie einen Vetter, Shui Ta, in dessen Maske sie mit kaltherzig-konträren Taten das Geschäft retten kann. Als gute Shen Te aber verliebt sie sich in den arbeitslosen Flieger Yang Sun, der sie finanziell skrupellos ausnutzt, so dass Shui Ta bald wieder zu Hilfe eilen muss. Er eröffnet eine Tabakfabrik, in der alle, denen Shen Te geholfen hat, für einen Hungerlohn arbeiten müssen. Des Mordes an der „verschwundenen“ Shen Te angeklagt, kann er/sie sich nur den Göttern offenbaren: „Euer einstiger Befehl / gut zu sein und doch zu leben / zerriss mich wie ein Blitz in zwei Hälften …“
Ong Keng Sen, Regisseur, Performancetheoretiker, Festivalkurator und Kulturkommunikator, ausgebildet in New York, leitet seit 1985 die Theatergruppe „TheatreWorks“ in Singapur. Er befasst sich mit Formen des Austausches zwischen zeitgenössischem Theater und traditionellen Darstellungskulturen. Sein besonderes Interesse gilt dabei der Verbindung von asiatischen und westlichen Kulturen und der Zusammenführung von Künstlern aus den Bereichen Theater, Musik, Tanz, Artistik, Video und visueller Kunst. Was Identität in einer globalisierten Welt bedeutet und bedeuten kann, ist eine der Fragen, die ihn immer wieder antreiben.
Professor Immanuel Kant ist in Begleitung seiner Frau, seines Bruders Ernst Ludwig und Friedrichs, seines Papageis, auf einem Luxusdampfer unterwegs nach Amerika. Er soll den Ehrendoktortitel der Columbia University empfangen und sich einer Augenoperation wegen eines Glaukoms unterziehen.
Mit ihm auf dem Schiff sind der Kunstsammler Sonnenschein, ein Kardinal, ein alter Admiral und eine Millionärin, die die Hebung der Titanic betreibt. Unentwegt werden alle Mitreisenden von diesem genialen wissenschaftlichen Kauz belehrt, zurecht gewiesen und tyrannisiert. Merkwürdig ist nur, dass der große Philosoph und Aufklärer Immanuel Kant in einem ganz anderen Jahrhundert gelebt hat und, wie man weiß, aus Königsberg nie herausgekommen ist.
FAUST - DER TRAGÖDIE ERSTER TEIL
Don Juan hat Donna Elvira aus dem Kloster entführt, sie geheiratet und dann sitzen gelassen. Er begegnet ihr nur noch mit Spott und Hohn, ist ihrer längst überdrüssig. Elviras Brüder heften sich an seine Fersen, wild entschlossen,die Schwester zu rächen. In der Zwischenzeit ist er, gemeinsam mit seinem treuen Diener Sganarelle, wieder auf der Suche nach neuen Opfern für seine Lust. Doch der Entführungsversuch einer jungen Dame scheitert und der Fischer Pierrot kann Don Juan gerade noch vor dem Ertrinken retten. Anstatt Dankbarkeit zu zeigen, macht er sich jedoch an dessen Braut heran und verspricht ihr und deren Freundin die Ehe. Kurze Zeit später will es der Zufall, dass Carlos, einer der Brüder Elviras, von Banditen überfallen wird - und ausgerechnet Don Juan ist es, der ihm unerkannt das Leben rettet. Erst durch das Auftauchen des zweiten Bruders klärt sich die Situation, ein Duell ist schnell beschlossene Sache. Zuvor will Don Juan jedoch noch ausgiebig soupieren - und lädt sich zur Gesellschaft übermütig die Statue eines Komturs ein, den er vor kurzem getötet hat. Sganarelles Schrecken ist groß, als das Standbild die Einladung annimmt. Alle Ermahnungen zur Reue fruchten nicht - Don Juan schlägt alle wohlmeinenden Ratschläge in den Wind ...
Der Titelheld ist, wie kein anderer bei Molière, Bestandteil der Weltliteratur, hat geradezu mythische Dimensionen und bis hin zu Horváth und Handke immer wieder neue Deutungen freigesetzt. Aus Spanien über Italien gelangte der Stoff nach Frankreich und erfuhr in Molières Bearbeitung einen ersten Höhepunkt. 1665 erfolgreich uraufgeführt, wurde das Stück - anders als der Tartuffe - zwar nicht sofort verboten, Molière musste aber einige besonders provokante Szenen streichen: Angegriffen fühlten sich vor allem Vertreter des Adels, die sich in dem gotteslästernden Libertin porträtiert sahen. Nach dem Tod des Autors kam eine entschärfte Version zur Aufführung, die bis ins letzte Jahrhundert dem Urtext vorgezogen wurde.
Herr Hermes besucht seit zwei Jahren für „Willkommen Österreich“ (ORF-Donnerstag Nacht) wöchentlich Feste und Veranstaltungen die von der Society-Presse nicht wahrgenommen werden. Seine unterhaltsamen Seitenblicke auf die kleinen Freuden der Schießbrüder, die Erotik der Nordicwalker, die Sorgen der Überraschungs-Eiersammler und die Intimrasur der Landjugend usw. sind einzigartige Kleinode der sonst gar glatten und glitzernden Gesellschaftsberichterstattung.
Seine bisherigen Erlebnisse und Begegnungen hat Hermes verdichtet und präsentiert sie nun als ein quasi Österreichisches Roadmovie auf der Bühne des Gemeindebau Theaters.
In seinem ersten Bühnenprogramm wechselt er zwischen Schauspiel und Dokumentation, verbindet Kamera mit Erzählung. Man darf gespannt sein ob ein Seitenblicke-Team vorbeischauen wird...
Von Anja Hilling. Österreichische Erstaufführung | Eigenproduktion KosmosTheater
Mit: Stefanie Philipps, Stefan Pohl und Michael Smulik
Regie: Katrin Schurich
Ausstattung: Stefanie Stuhldreier
Im Jahr 2175 ist die Sonne verschwunden. Die Menschen tragen Schutzkleidung und haben sich 173 Jahre nach der Katastrophe erfolgreich angepasst. Sie kompensieren ihre Schutzlosigkeit mit neuen Techniken. Sie reproduzieren sich schmerzfrei. Ein Filmarchiv, das nur noch Filme der Buchstaben D, I, M und N umfasst, wird zum Stoff mit dem die Industrie die Schutzräume bebildert. Eingehüllt in die Phantasien eines vergangenen Jahrhunderts leben die Menschen sicher und schmerzfrei. Aber die Sehnsucht, sich zu berühren bleibt, und bringt den Schmerz zurück. Und auch das Glück?
Zum "Schwierigen" schrieb Hugo von Hofmannsthal an Arthur Schnitzler: "Wenn ich das Gesellschaftslustspiel fertig habe, an dem ich immer noch im Einzelnen herumbessere, so freue ich mich recht sehr, es Ihnen, sei es Ihnen allein oder mit noch ein paar Menschen zu lesen. Vielleicht hätte ich die Gesellschaft, die es darstellt, die österreichische aristokratische Gesellschaft, nie mit so viel Liebe in ihrem Charme und ihrer Qualität darstellen können als in dem historischen Augenblick wo sie, die bis vor kurzem eine Gegebenheit, ja eine Macht war, sich leise und geisterhaft ins Nichts auflöst, wie ein übriggebliebenes Nebelwölkchen am Morgen."
Corrie ist frisch verheiratet, glücklich und aufgeregt. Sie will alles richtig machen und aus Paul den glücklichsten Ehemann auf Erden. Mit dieser Bürde aus romantischen Bildern und Illusionen steht das junge Paar schon nach einer Woche Ehe vor der Scheidung.
Der gleichnamige Film aus den 70er Jahren, mit Jane Fonda und Robert Redford wurde zu einem Klassiker der romantischen Komödien.
Eine Liebe zu töten ist leicht. Sogar für den Mord an einer großen Liebe, die alle Sehnsucht zu wecken, alle Träume zu beflügeln und jeden Alltag zu verzaubern vermag, braucht man keinen Dolch, keine Pistole, keine Kraft in Händen und Armen für einen Würgegriff, sondern nur ein Wort, ein einziges treffendes Wort. Davon erzählt Franz Molnár in seiner Komödie Olympia, die das Salzburger Straßentheater vom 24. Juli bis 13. August bei freiem Eintritt aufführen wird. Wie seit fast 40 Jahren wird auch heuer wieder der Thespiskarren, meist gezogen von Pferden der Stiegl-Brauerei, auf Plätzen und in Parks anhalten sowie durch die Vororte und übers bayerische und Salzburger Land tingeln.
Fürstin Eugenie Plata-Ettin will ihre Tochter Olympia vor einer Liebe retten, von der sie meint, sie passe nicht zu Ansprüchen und Stand ihrer Familie. Nachdem sich Olympia in den feschen Rittmeister Barna verschaut hat, erläutert ihr die Mutter den Vorgang der Tötung einer Liebe so: „Einen Mann darf man nie quälen. Human sein heißt töten! Oft genügt ein einziges Wort, aber mitten ins Herz!“ Das brave Töchterchen folgt. Erst erklärt sie dem in sie verliebten ungarischen Rittmeister, sie als Fürstentochter sei „ein höherer Mensch“. Dann beschimpft sie ihn mit „armer Bauer!“. Könnte man einen jungen verliebten Feschak, der noch dazu stolzer Ungar und als Husar ein ehrbewusster Soldat der k. u. k. Monarchie ist, ärger verletzen? In Molnárs Stück steckt eine doppelte Pikanterie. Olympia trifft als Verletzende – anders, als die Mutter meint – nicht den Mann, sondern nur seine Liebe. Zudem wird deutlich, dass Olympia nur deshalb so präzise zu treffen vermag, weil sie Barnas Verletzlichkeit kennt. Und die kennt sie nur, weil sie ihn liebt. Im Rachespiel findet aber auch der Gedemütigte einen Weg, sie mitten ins Herz zu treffen.
„Es gibt kein Happy End“, sagt Regisseur Klaus Gmeiner, der Olympia für seine 25. – also silberne – Inszenierung für das Straßentheater ausgewählt hat und mit Friedrich Torberg einer Meinung ist, dass es sich hier um keinen „billigen Schwank“ handelt, sondern um eine klassische Komödie voll schlagfertiger, witziger, geistreicher und pointierter Dialoge mit einer noch heute passenden Gesellschaftskritik. Nach Ausflügen zum Fundus klassischer Komödien von William Shakespeare, Molière, Goldoni, Goethe und Kleist setzte Gmeiner in seinem Spielplan neuerdings auf populäre Konversationsstücke diver-ser Nationen, wie Ein Glas Wasser von Eugène Scribe, Helden von George Bernard Shaw, Ein idealer Gatte von Oscar Wilde und im vergangenen Sommer auf Hermann Bahrs Konzert. In diesem Lustspielreigen durfte Franz Molnárs Meisterstück aus Ungarn natürlich nicht fehlen.
Informationen
24. Juli bis 13. August 2009
freier Eintritt
Orte und Termine im Internet:
www.kulturvereinigung.com/strassentheater
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Die Begeisterung fürs Theaterspielen hat zwei junge Laienschauspieler(innen), Alexander Schwab und Dagmar Sickl, beim gemeinsamen Auftritt im ORF-Theater Klagenfurt zusammengeführt. Zufällig ist die junge Dame Tochter von Dr. Elisabeth Sickl, die seit 1988 auf Schloss Albeck im Kärntner Gurktal eine viel beachtete Kulturplattform betreibt. Der erfolgreiche Hauptdarsteller bei den Eberndorfer Sommerfestspielen, Alexander Schwab, schon lange vom Wunsch beseelt, eine eigene Bühne zu gründen, schlägt Dr. Sickl vor, das vielseitige Kulturangebot durch das Albecker Schlosstheater zu erweitern. Die Idee findet Zustimmung – der Kärntner Kultursommer ist um eine erfrischende Facette reicher!
Der Brandner Kaspar und das ewige Leben
Der 72-jährige Brandner Kaspar wird auf der Jagd von einem Schuss nur knapp verfehlt. Er erkennt eine schwarze Gestalt zwischen den Bäumen. Dieser „Fremde“ ist niemand Geringerer als der Tod. Brandner Kaspars Zeit ist gekommen. Kaspar aber hängt an seinem Leben und versucht, mit dem „Boanlkramer“ zu verhandeln. Es gelingt ihm, den Tod mit Schnaps betrunken zu machen und ihm schließlich mittels eines Kartenspiels 18 Lebensjahre abzuringen. Mit der Gewissheit, vorläufig nicht sterben zu müssen, gelingt es Brandner Kaspar gemeinsam mit Flori, dem Verlobten seiner Enkelin Marie, mit Wilderei gute Geschäfte zu machen. Als aber Marie verunglückt, kommt der Schwindel im Himmel heraus. Petrus und der Erzengel Michael befehlen dem Tod, Brandner Kaspar zu holen. Kaspar willigt ein, sich das Leben im Himmel für eine Stunde lang anzusehen. Von seinen bereits verstorbenen Familienmitgliedern und alten Freunden im Himmel herzlich begrüßt, verzichtet er auf den Vertrag mit dem Tod und bleibt einfach „oben“.
Der Autor
Der Autor, Regisseur und Dramaturg Kurt Wilhelm wurde durch seine Mundarthörspiele im Bayerischen Rundfunk bekannt. Sein berühmtestes Theaterstück schrieb er 1974 für das Staatsschauspiel München: die Bühnenversion der volkstümlichen Kurzgeschichte um den Brandner Kaspar, die sein Ururgroßonkel Franz von Kobell 1871 in den Fliegenden Blättern veröffentlichte. Das Stück war ein großer Erfolg und stand in München über 20 Jahre lang ununterbrochen auf dem Spielplan.
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