1934. Eine Gruppe von Bergleuten aus Ashington, Northumberland engagiert einen Professor für Abendkurse im Rahmen der Arbeiterfortbildung. Da für Betriebswirtschaft leider keiner zu bekommen war, gibt es ab sofort Unterricht in Kunstgeschichte und Kunstbetrachtung. Tizian, Leonardo, die großen Meister der Hochrenaissance, die grundsätzliche Spannung zwischen der Innovation des Künstlers und der Tradition, in der er arbeitet, sind jetzt ihre Themen. Doch sehr schnell weicht die Theorie der Praxis: Die Männer beginnen zu malen.
Sie machen Linolschnitte, reden sich die Köpfe heiß über Perspektive und Bildaufbau, was auf die Bilder gehört, was nicht und in welcher Farbe, und überhaupt, was das ist - die Kunst. Die Bergleute fahren nach London, besuchen die Museen und die Tate-Gallery, verlieben sich in die Intensität von van Gogh.
Sie werden erfolgreiche Künstler. Im Laufe weniger Jahre sind sie befreundet mit der Avantgarde ihrer Zeit, herausragende Sammlungen kaufen ihre Werke an - und jeden Tag, so wie immer, fahren sie in die Grube.
Und die Geschichte ist wahr. Es ist die Geschichte der Ashington Group, die ihr Tagwerk - den Abbau von Kohle unter Tage sowie ihre Arbeitswelt und ihren Alltag - zum Sujet ihrer Bilder machte.
Lee Hall, nach Spoonface Steinberg, Kochen mit Elvis und seinem Oscar-nominierten Drehbuch für den Film Billy Elliot - I will dance international gefeierter Autor, hatte mit seinem neuen Stück The Pitmen Painters (Im Zeichen der Kunst) einen durchschlagenden Publikums- und Presseerfolg am National Theatre in London.
Ein Platz in einer nicht weiter benannten Stadt und die Menschen, die ihn überqueren und bewohnen: Frauen, Männer, Normale, Verrückte, Menschen in Gruppen, Menschen alleine. Sie gehen aneinander vorbei, begegnen sich, lösen sich wieder voneinander. Das Allgemeine wird hier zum Besonderen, der Alltag zur Vielfalt. Dabei fällt der Blick auf Dinge, für die man gewöhnlich kein Auge hat. In einem zauberhaften Reigen der Bilder und Töne wird die Welt zum Fest des Augenblicks erklärt.
Nach Kafkas "Das Schloß" und "Alice" nach Lewis Carroll (ausgezeichnet mit dem Nestroy-Theaterpreis 2008) ist es bereits die dritte Arbeit Bodós am Schauspielhaus Graz.
Nichts ist wie es scheint. Realitäten verschieben sich, aus Klein wird Groß und Groß wird Klein. Carrolls Erzählung über das Wunderland ist mehr als ein Klassiker der Kinderliteratur. Es ist ein farbenfrohes Manifest gegen die Allmacht der Vernunft in einer durchrationalisierten Welt. Die Systeme, derer man sich im Alltag so sicher ist, fallen wie Kartenhäuser in sich zusammen: Sprache verselbstständigt sich, herkömmliche Logik wird ad absurdum geführt, auf Erfahrung, Erziehung oder gesunden Menschenverstand ist kein Verlass. Erlernte Schemata bieten keine Orientierung in dieser Welt, die nach eigenen, unberechenbaren Regeln funktioniert. Alice, in den Grundfesten ihrer Identität erschüttert, wird vor die Frage gestellt: Was macht mich eigentlich aus?
in junger Mann erwacht eines Morgens neben einer schönen Unbekannten. Er erinnert sich an nichts. Sie scheint jedoch mehr zu wissen.
Nach vergeblicher Wahrheitssuche über die Geschehnisse der letzten Nacht besiegeln sie einen Pakt: Sie soll neun Nächte wiederkommen und er spielt Saxophon für sie.
Was wie ein Boulevardstück beginnt, entwickelt sich zu einer turbulenten Liebesgeschichte.
ER und SIE tauchen ein in die Fantasie des anderen und gelangen nach und nach in eine Welt, in der ihre Gedanken und Gefühle sich manifestieren: Sie schenkt ihm ein unsichtbares Tier, das sich mit seinem Herzschlag paart und ihn mit Haut und Haaren vereinnahmt, bis nichts mehr von ihm übrig bleibt als eine Stimme im Nirgendwo.
Ein rätselhaftes Spiel über Traum, Sein und Liebe, das ein überraschendes Ende nimmt.
Ein großer gedeckter Tisch, an dem ein Familienfest gefeiert wird: der 60. Geburtstag des Familienoberhaupts, des angesehenen Geschäftsmanns Helge. Zu diesem Zweck reisen alle Verwandten und auch die inzwischen in alle Winde verstreut lebenden Kinder mit ihren jeweiligen Lebens- oder Ehepartnern an. Helges älteste Tochter Linda hat vor kurzem Selbstmord begangen, doch das tut der Stimmung keinen Abbruch. Bis ihr Zwillingsbruder Christian bei Tisch aufsteht und eine Rede hält. Sie handelt von einem Vater, der seine Kinder mißbraucht. Alle versuchen, die Vorwürfe zu ignorieren und nichts scheint zu geschehen…
„Das Stück ist ein schmerzhafter Diskurs über das Tabuthema Kindesmißbrauch und erzählt auf direkte und eindringliche Weise eine Familiengeschichte über den Willen des Vaters und den verlorenen Sohn, die Nähe des Todes und die Ferne der Lebenden, die Bande des Bluts und darüber, wie es ist, seines Bruders Hüter zu sein, über Liebe, Eifersucht und Fremdenangst, über den kühlen Charme der Bourgeoisie und die warmen Arme der Stubenmädchen“. (Thomas Vinterberg)
»Der Herr Karl« ist Angestellter in einem Feinkostgeschäft und verbreitet einem imaginären Gesprächspartner gegenüber seine ganz persönlichen Ansichten von »Gott und der Welt« ...
Walter Gellert geht in seiner Interpretation einen anderen Weg: sie nimmt die Figur des Herrn Karl ernst und verzichtet auf kabarettistische Überzeichnung. Und wenn der Herr Karl in dieser Aufführung allen Sehgewohnheiten zum Trotz schlank ist, dann hat das auch seine Berechtigung: denn eines der beiden realen Vorbilder für die Bühnenfigur des Herrn Karl war ein „mageres Männchen mit Schnurrbart“ - nachzulesen in den Anmerkungen des 1995 im Wiener Deuticke – Verlag erschienenen Bandes „Helmut Qualtinger – Der Herr Karl und andere Texte fürs Theater“.
Walter Gellert war viele Jahre eine der markantesten Stimmen im ORF Radio und leitete zuletzt bis Herbst 2003 die Ö 1 Kulturredaktion, wo er unter anderem ab 2000 auch die Ö 1 Interview-Reihe „Im Künstlerzimmer“ gestaltete. Der renommierte Wiener Kulturjournalist ist ausgebildeter Schauspieler, er schreibt Lyrik und Erzählungen und tritt seit 2000 wieder regelmäßig mit Lesungen und seit 2006 auch in Theaterproduktionen an die Öffentlichkeit.
Latella, unweit des Friedhofs der bitteren Orangen in Neapel geboren, kannte das Werk Josef Winklers bislang nicht, da es nicht auf Italienisch vorlag. Aus dem gemeinsamen Interesse an und für bestimmte Themen und Personen wurde für ihn Winklers Werk zu einer persönlichen Entdeckung. In dem Projekt Triptychon bewegen sich die beiden künstlerischen Welten nun aufeinander zu, und der Staatspreis- und Büchnerpreisträger erfährt zum ersten Mal eine Interpretation durch einen italienischen Regisseur.
In einer unheiligen Dreifaltigkeit aus Katholizismus, Homoerotik und Schreiben entsteht das literarische Universum von Josef Winkler als Partitur aus Worten und Stimmen. Die Poesie der Winkler’schen Sprache wird drei Schauspielern auf den Leib geschrieben: Priester, Transvestit, Dichter. Drei Männer, ein Wechselspiel von Litanei und Gebet, von Totengeschichten und Kindheitserinnerungen, von sexueller und Todesphantasie: Die Ohnmacht gegenüber der lebenslänglichen Unterdrückung durch Vater und Sprache, durch Kirche und Staat bahnt sich ihren Weg in wortgewaltigen Tiraden und Bildern, in denen die eigenen Mittel, die Sprache, stets hinterfragt und von Neuem gesucht werden.
Die Compsons sind drei Brüder, von denen sich einer umgebracht hat, der andere schwachsinnig ist und der dritte alle anderen hasst, eine Schwester, die reich heiratet, verlassen wird, sich prostituiert, die uneheliche Tochter der Schwester, die mit dem letzten Vermögen der Familie durchbrennt, die depressive Mutter und der an Alkohol sterbende Vater; außerdem die Köchin Dilsey und ihre Kinder. „Sie waren keine Compsons. Sie waren schwarz.“ Das erste Kapitel ist aus der Perspektive des schwachsinnigen Benjy geschrieben.
Die Inszenierung der Manhattaner Theatergruppe Elevator Repair Service konzentriert in abgerissener Sprache auf diese disparaten und intensiven Wahrnehmungen. In wilden Sprüngen, wie in einem Traum, werden Geschehnisse aus unterschiedlichen Zeiten ohne Erklärung oder Wertung zur gemeinsamen Gegenwart aller Familienmitglieder und der Schwarzen, die auch als Tote noch auf der Bühne anwesend sind. Es ist die Choreografie einer Landschaft und eines Zeitalters, die die Spieler mit vitaler und außergewöhnlicher Körpersprache, größter sprachlicher und musikalischer Präzision herstellen. Sie erzählen von der Verzweiflung und Komik einer sterbenden Kultur, sterbender Eliten, wechselnder Besitzverhältnisse ohne Sentimentalität mit der Unschuld des Idioten. Elevator Repair Service gehört zu den wichtigsten Ensembles der New Yorker Off- Broadway Szene.
In der Halle G im MuseumsQuartier!
Ein frankokanadischer Poplyriker kommt nach Paris, um im Auftrag der Opéra Garnier ein Libretto für eine Kinderoper nach Motiven eines Andersen Märchens zu schreiben. Er lebt in einer kläglichen Wohnung. Der Besitzer hat seinen Hund dagelassen. Die Peepshow im Parterre ist zu laut. Seine Freundin teilt mit, dass sie ihn verlassen hat. Von Zeit zu Zeit trifft er den business-gestressten Operndirektor, der sich um Koproduzenten, Andersen-Foundation, Publikumstauglichkeit des Stoffes, Ticketing sorgt, immer öfter die Peepshow besucht und dort das Libretto liegen lässt. Alles ist Verlust und Scheitern. Natürlich wird das Libretto nie auf die Bühne kommen. Sein Stoff wird als Bildgeschichte erzählt: Das Märchen von der Dryade, einer Nymphe, die in einem Walnussbaum lebt und deren Wunsch nach dem Leben, den hellen Lichtern von Paris sie zerstört, sobald er in Erfüllung geht. Ein dritter Einsamer ist ein Sprayer, der durch die Stadt geistert und als einziger Spuren hinterlässt. Mit größter Leichtigkeit wechselt der Schauspieler Yves Jacques zwischen diesen Figuren und ebenso zauberisch einfach verändern sich Orte und Bilder.
Der Theater-, Film- und Opernregisseur Robert Lepage wurde mit Polygraph und The Seven Streams of the River Ota sowie The Far Side of the Moon berühmt.
Als Kriegsreporter für einen kommerziellen Fernsehsender wurde Memet Ali Alabora in Krisengebiete geschickt. Er war der gutaussehende, charismatische, blutjunge Held, der über die Intifada berichtete. Er war ein Idol vieler Zuschauer bis er das, was er sah und erlebte nicht mehr ertragen konnte. Er wurde wie seine Eltern Schauspieler und begann sich politisch für die Linke als antimilitaristischer Aktivist zu engagieren. Auch in seinem neuen Beruf sehr erfolgreich, spielte er in TV-Serien, in Filmen und im Theater. Sein Interesse galt aber auch experimentelleren Formen. Er war von Anfang an dabei, als Övül und Mustafa Avkiran 2005 in Istanbul die multidisziplinäre Spielstätte garajistanbul gründeten. Alabora ist neben all seinen Talenten auch ein begnadeter Erzähler, dem es gelingt, die komplexe Geschichte seines Landes klug und verständlich zu reflektieren.
"Reporter" spiegelt die verschiedenen Identitäten von Memet Ali Alabora, sein Leben, seine Erfahrungen und die Übertragung dieser persönlichen Erfahrungen auf den Performer Alabora wider. Denn Mehmet Ali Alabora wird alleine auf der Bühne sein und als er selber seine Biografie als eine bestimmte moderne türkische Biografie performen. Seit 1995 arbeiten die Regisseure Övül und Mustafa Avkiran als unabhängige Künstler in der Türkei, aber auch in internationalen Kontexten, zusammen. Dabei gehen sie immer von ihrer unmittelbar erfahrenen Gegenwart aus.