Die im März 2005 in St. Petersburg erfolgte Uraufführung des Balletts "Anna Karenina" bestätigte einmal mehr den Ruf des Russen Boris Eifman als führender Choreograph seines Landes. Nach akklamierten Präsentationen des Werks auf Tourneen seines eigenen St. Petersburger Ballett-Theaters in Europa und Amerika, ist nun das Ballett der Wiener Staatsoper und Volksoper das erste Ensemble, dem Eifman "Anna Karenina" zu weiteren Aufführungen anvertraut hat.
Zu seiner Umsetzung des tragischen Romans ausdem Jahr 1877 in die eigene Kunstgattung merkte Eifman an: "Wenn man Tolstoi liest, spürt man, wie unglaublich ergriffen der Autor von der psychischen Welt seiner Helden ist, und wie verblüffend subtil und genau er das Leben in Russland widerspiegelt. Der Roman "Anna Karenina" greift nicht nur tief in die psychische Welt der Heldin ein, sondern gibt uns auch eine wahrlich psychoerotische Analyse ihrer Persönlichkeit: Selbst in der gegenwärtigen Literatur sind solche Leidenschaften, Wandlungen,Trugbilderscheinungen nicht zu finden. Das alles wurde zum Gegenstand meiner choreographischen Überlegungen."
Auf der Grundlage einer Partitur, die aus Kompositionen Peter Iljitsch Tschaikowskis - Sätze aus Symphonien und Orchestersuiten, Symphonische Phantasien und Phantasie-Ouvertüren des Zeitgenossen des Dichters - zusammengestellt ist, entwickelte Eifman ein dynamisches Bewegungskonzept, das zugespitzt ist auf die tragische Verstrickung der Hauptfiguren - Anna, Karenin und Wronski.
Das Ballett beginnt mit einer Ballszene. Anna und ihr Mann Karenin, ein hoher Beamter des Zaren, mischen sich unter die Gäste. Karenin ist ein steifer, gefühlskalter Mann, dem sein persönliches Ansehen und die Wertschätzung der Gesellschaft überaus wichtig sind. Er ist stolz auf seine bildschöne und allseits beliebte Frau Anna. Diese allerdings ist in dieser Ehe sehr unglücklich - ihre ganze Zuneigung und Liebe gilt einzig ihrem kleinen Sohn.
Während des Ballgeschehens begegnet Anna dem jungen,attraktiven Grafen Wronski. Spontan verlieben sich die beiden ineinander. Sie gesteht ihrem Mann ihre Liebe zu Wronski und bittet ihn um Scheidung. Schon allein wegen seiner Stellung am Zarenhof und des möglichen Geredes in der Gesellschaft lehnt Karenin diese Bitte ab. Als Anna sich weigert, die Ehe mit ihm fortzusetzen, entzieht er ihr den geliebten Sohn.
Anna leidet sehr darunter und verlässt gemeinsam mit Wronski Russland, um im fernen Italien Ablenkung zu suchen. Dort leidet sie trotz rauschenderFeste unter der Trennung von ihrem Sohn und überzeugt Wronski schließlich, mit ihr nach Moskau zurückzukehren.
Hier erlebt sie neue Kränkungen - einerseits durch ihren Mann und andererseits durch die Gesellschaft, die sie wegen ihres Verhältnisses zu Wronski verachtet und ablehnt. Da auch Wronski seine Zeit immer häufiger bei Trinkgelagen mit seinen Offiziersfreunden verbringt, zieht sich Anna immer mehr in die Isolation und in Wahnvorstellungen zurück. In ihrer Verzweiflung sieht sienur einenAusweg aus ihrer aussichtslosen Situation: in der Dämmerung geht sie zum Bahnhof und wirft sich vor einen herannahenden Zug.
Besonderes Kennzeichen der Fassung des Wiener Ballettdirektors, in die Motive des russischen Choreographen Wassili Wainonen eingearbeitet sind, ist die Stück tragende Mitwirkung von Elevinnen und Eleven der Ballettschule der Wiener Staatsoper. Auf klassischen Traditionen fußend, zielt Harangozós Sicht auf den "Nussknacker" nicht zuletzt darauf ab, auch bei ganz jungen Zuschauern Begeisterung für klassisches Ballett zu wecken.
Das Publikum hat die Gelegenheit die TänzerInnen von morgen - Studierende der beiden Studienrichtungen Ballett und Moderner Tanz sowie SchülerInnen der Vorbereitungsklassen in unterschiedlichen Choreografien zu sehen.
Der Abend spannt einen Bogen vom Ballett über Modern Dance hin zum zeitgenössischen Tanz und repräsentiert damit das umfassende Spektrum, der Tanzausbildung an der Konservatorium Wien Privatuniversität.
Neben Choreografien, die die Vielfalt des Ausbildungsangebotes widerspiegeln steht der Abend auch heuer wieder im Zeichen von Uraufführungen. Als Gäste der Abteilung erarbeiten Nicole Caccivio, Virginie Roy-Nigl und Manfred Aichinger neue Stücke mit den Studierenden. Weitere Uraufführungen werden vom Lehrenden-Team der Abteilung Ballett kreiert.
Als Franz Schubert seinen Freunden den "Kranz schauerlicher Lieder" erstmals vorstellte, stiess er auf wenig Anerkennung. Zu depressiv, zu hoffnungslos schienen die 24 Lieder, denen keine wirkliche Handlung zugrunde liegt. Sie sind vielmehr eine Kette von Rückblicken und Stimmungen eines von der Liebe enttäuschten Mannes auf seiner ziellosen Reise durch eine erstarrte Winterlandschaft – eine Reise, die keine Rückkehr kennt. Schubert war die Erfahrung einer unerfüllten Liebe nicht fremd; zudem hatte er sich 1822 mit Syphilis infiziert, was in dieser Zeit einem Todesurteil gleichkam. Er lebte und arbeitete also mit dem Tod und taumelte durch bisher unbekannte Räume seiner Gefühlswelt.
1993 bearbeitete der Komponist Hans Zender das Werk unter dem Titel Schuberts Winterreise – eine komponierte Interpretation für Tenor und ein Ensemble von 15 Instrumentalisten. Zender gelingt unter enger Anlehnung an Schuberts Tonsprache und Einbeziehung von effektvollen verfremdenden Klangeffekten eine aufregende Synthese von Tradition und Moderne, welche die eisige Kälte und metaphysische Düsternis des Werkes noch betonen. In Verbindung mit dem geheimnisvollen romantischen Text der Winterreise ersteht ein unvergleichlich bildhafter, dramatischer Kosmos, der sich mit der Dimension eines großen Opernabends oder mit den Wahrnehmungsentwürfen einer großen Symphonie messen kann.
Karl Alfred Schreiners choreographische Umsetzung der Winterreise stellt einen Bezug zu den Inhalten der Gedichte und dem Rhythmus der Musik her. Bei manchen Liedern ist dieser Bezug sehr deutlich, bei anderen eher frei interpretiert. Vor allem sollen die Bewegungen die starke emotionale Wirkung der Musik unterstützen. Die Choreographie erzählt daher keine Geschichte, sondern schafft häufig Stimmungen, die denen des Wanderers entsprechen.
An ihrem fünfzehnten Geburtstag erfüllt sich der Fluch einer bösen Fee: Die Prinzessin sticht sich an einer Spindel und fällt in einen hundertjährigen Schlaf. Diesen Schlaf umgeben, im Überlieferungsprozess dieses Märchens durch die Jahrhunderte, viele Geheimnisse. Ganz sicher ist er der Weg ins Innere, zur Sammlung und zum Aufbau der Kräfte, die zum Erwachsenwerden nötig sind. In den frühen französischen Fassungen steht er sogar für die Schwangerschaft, für das Wachsen neuen Lebens also.
Aus der Spannung zwischen Außen- und Innenleben bezieht auch die Partitur Tschaikowskys ihre Kraft. Sie beschwört den Glanz der höfischen Feste zu den Geburtstagsfeierlichkeiten bei Hofe und daneben die Visionen der Reise ins Innere.
Bei der Erzählung dieses Märchens soll dem Stoff seine angeborene Vielfalt und Lebendigkeit zurückgegeben werden, die in gleichem Maße unterhalten und irritieren soll, denn nicht zuletzt darin besteht wohl auch ihre ungebrochene Überlebenskraft.
Tschaikowsky hat mit der Komposition von Dornröschen ein Nummernballett in der Form des barocken Balletts zu Zeiten König Ludwigs XIV. am französischen Hof geschaffen. Das Werk ist repräsentativ für die Blütezeit von Tschaikowskys kompositorischem Schaffen. Die Uraufführung fand am 16. Jänner 1890 am Mariinski-Theater in Sankt Petersburg statt. Marius Petipa war für das Libretto und die Choreographie verantwortlich.
Nur sehr wenige Bands in der Geschichte der Rockmusik haben so viele Hits geschrieben, so viele Charts gestürmt, so viele Stadien gefüllt wie Queen. Die britische Band existierte über 20 Jahre, von bescheidenen Auftritten in Schulhallen bis zur Auflösung nach dem Aids-Tod ihres Leadsängers Freddie Mercury im Jahr 1991. Mercurys legendäre Bühnenpräsenz, seine vielseitige Stimme und nicht zuletzt sein unverwechselbarer Tanzstil machten ihn zu einem Idol, zu dem er aber ohne das Zusammenwirken mitden drei anderen Bandmitglieder - Brian May, Roger Taylor und John Deacon - nicht geworden wäre. Alle vier Bandmitglieder komponierten, so dass die Alben von Queen verschiedene Stile und Richtungen aufweisen: von Rock 'n' Roll, Funk, Rap über Folk, Blues und Mainstream bis zu klassisch wirkenden Nummern.
Der belgische Choreograph Ben van Cauwenbergh, Ballettdirektor am Hessischen Staatstheater Wiesbaden, ließ sich 2004 von Text und Musik zahlreicher Queen-Songs zu einer facettenreichen Hommage an die legendäre Band inspirieren, die die Vitalität dieser Musik in mitreißende Bewegung umsetzt. Es geht dabei um Liebe und Liebesleid, um die goldenen Zeiten des Rock 'n' Roll, um spannende Krimi-Atmosphäre, um Humorvolles, Groteskes, auch Verrücktes und schließlich um den langsamen Abschied vom Leben. In "Tanzhommage an Queen", das van Cauwenbergh gemeinsam mit Dmitrij Simkin konzipiert hat, wird klassischer Tanz mit modernen Bewegungselementen kombiniert, virtuose Soli und Pas de deuxwechseln mit energiegeladenen Ensembleformationen ab. Freddie Mercurys erklärter Absicht, das Publikum gut unterhalten zu wollen, wird mit dieser Tanzhommage voll entsprochen.
Im 19. Jahrhundert war es üblich, die gewaltigen Partituren der beliebten Opern sozusagen „für den häuslichen Gebrauch“ einzurichten. Solche Bearbeitungen, in denen das Klavier an Stelle eines großen Orchesters steht, trugen ganz wesentlich dazu bei, Werke wie Fidelio bekannt zu machen. Auf diese Weise hat sich auch mit der Musik von Beethovens Oper die Hymne auf die eheliche Treue in den Hauskonzerten des Biedermeier verbreitet.
In dieser Situation nimmt Jochen Ulrichs Ballett seinen Ausgang. Von hier aus bricht Leonore auf, um als Mann verkleidet ihren Gatten aus dem Gefängnis der Jakobiner zu befreien. Mit ihrem Weg kippt die Wohnzimmeridylle in die Ausweglosigkeit eines Staatsgefängnisses des 18. Jahrhunderts in Spanien.
Hier entwickelt die Choreographie innere Bilder vom Aufleuchten einer Sehnsucht nach Freiheit und Glück, die ständig stärker werden, je mehr sie in die Trostlosigkeit des Kerkers zurückgeworfen werden.
Durch die Klavierfassung bleiben dabei die Gefühlsausbrüche gefasst und ereignen sich umso mehr im Körper der Tänzer.
Ein Pflichttermin!
Für die Choreographie zeichnet John Cranko verantwortlich, für die Ausstattung Jürgen Rose.
Im 19. Jahrhundert war es üblich, die gewaltigen Partituren der beliebten Opern sozusagen „für den häuslichen Gebrauch“ einzurichten. Solche Bearbeitungen, in denen das Klavier an Stelle eines großen Orchesters steht, trugen ganz wesentlich dazu bei, Werke wie Fidelio bekannt zu machen. Auf diese Weise hat sich auch mit der Musik von Beethovens Oper die Hymne auf die eheliche Treue in den Hauskonzerten des Biedermeier verbreitet.
In dieser Situation nimmt Jochen Ulrichs Ballett seinen Ausgang. Von hier aus bricht Leonore auf, um als Mann verkleidet ihren Gatten aus dem Gefängnis der Jakobiner zu befreien. Mit ihrem Weg kippt die Wohnzimmeridylle in die Ausweglosigkeit eines Staatsgefängnisses im Spanien des 18. Jahrhunderts. Hier entwickelt die Choreographie innere Bilder vom Aufleuchten einer Sehnsucht nach Freiheit und Glück, die ständig stärker werden. Durch die Klavierfassung bleiben dabei die Gefühlsausbrüche zurückhaltender und ereignen sich umso mehr im Körper der Tänzer.
Das war die Meinung von Edmund Gleede, als er 1984 in München daran ging, Wilhelm Buschs Comic Strip aus dem Jahr 1865 für die Ballettbühne einzurichten. "Künstlerisches, darstellerisches, tänzerisches Bewegungs-Unterhaltungs-Kapital", läge in dieser Erzählung.