Für das Ballett des Landestheaters entwirft der neue Ballettdirektor Andris Plucis die bekannte Geschichte um Shakespeares große Liebende neu.
Romeo und Julia, deren Familien seit Jahren einen unerbittlichen und blutigen Krieg austragen, können wegen der Fehde ihre eben entdeckte Liebe nicht offen leben. Die beiden Jugendlichen schaffen sich Freiräume für Begegnung und Zärtlichkeit, doch gegen den Hass ihrer Familien hat ihre Verbindung keine Chance. Durch eine Aneinanderreihung von Missverständnissen und Zufällen endet ihre Liebe tödlich.
Die Ballettmusik, die Sergej Prokofjew 1935/36 für das mächtige Bolschoi-Theater in Moskau schrieb, galt zunächst als untanzbar; erst im Dezember 1938 fand die Uraufführung in Brünn statt. Heute zählt die großartige Komposition, die sich durch eine meisterhafte Verbindung von melodischer Vielfalt und psychologischer Klarheit auszeichnet, zu einer der berühmtesten und weltweit meistgetanzten Ballettmusiken des 20. Jahrhunderts.
Plucis’ Antrittschoreographie für Eisenach versucht die Geschichte auf eine verständliche Art zu zeigen. Dabei wird weniger Wert auf eine sogenannte „Werktreue“ gelegt als vielmehr auf schlüssige Bilder, die der emotionalen Wucht der Geschichte gerecht werden. Trotz dieser „heutigen“ Sichtweise liegt der Ausgangspunkt der choreographischen Form im Klassischen, wenn auch gespickt mit vielen zeitgenössischen Elementen. Die durch die musikalisch äußerst vielschichtige Prokofjewsche Ballettmusik vorgegebene gesamte emotionale Bandbreite von derber Komik bis zu den verschiedensten Facetten der Liebe wird ausgeschöpft; dabei nimmt die Darstellung des Tragikomischen – das erschütternde Ende des zunächst unverfänglich beginnenden Liebesabenteuers beruht ja letztlich auf Zufällen, auf Missverständnissen, auch auf durchaus komischen Situationen – einen wichtigen Raum ein.
Choreographie: Andris Plucis
Musikalische Leitung: Carlos Domínguez-Nieto
Bühnenbild: Kerstin Jacobssen
Kostüme: Danielle Jost
Julia: Sarah Hochster
Romeo: Johann Hebert
Mercutio: Caspar Hees
Benvolio: Nikolay Korobko
Vertraute von Julia: Ramona Seeck
Der Begleiter: Sven Gettkant
Gräfin Capulet: Mar Ameller
Graf Capulet: Predrag Jovičić
Tybalt: Adrián Pla Cerdán
Paris: Habid Badillo
Gaukler: Nikola Hauptvogelová / Sofia Romano / Habid Badillo / Sven Gettkant / Frederic Schötschel
Ballgäste / Volk: Nikola Hauptvogelová / Lea Hladka / Nao Omi / Sofia Romano / Tine Schmidt / Habid Badillo / Sven Gettkant / Adrián Pla Cerdán / Predrag Jovičić / Frederic Schötschel
Landeskapelle Eisenach
Junge Choreografen aus Eisenach stellen sich vor.
Getragen von der Musik von Johann Strauß, entfacht Roland Petit in seiner 1979 in Marseille geschaffenen Fledermaus ein brillantes tänzerisches Feuerwerk, das die sprichwörtliche Pariser Lebensfreude und Wiener Charme erstrahlen lässt.
Julius reduziert in seiner Interpretation des Komödien-Klassikers die Handlung bewusst auf ihre wesentlichen Momente, verdichtet sie im und durch den Tanz. Worum geht es? Offizier Claudio steht in der Gunst General Don Pedros und weckt damit den Neid seines Konkurrenten Don John. Um Claudio zu schaden, spinnt Don John mit flinker Hand eine Intrige und bedient sich dabei eines Mittels, mit dem auch Jago bei Othello außerordentliche Erfolge verzeichnen kann: Der Eifersucht! Es braucht tatsächlich nicht viel und Claudio verdächtigt seine geliebte Braut Hero schlimmster Untreue. Bei der Hochzeit der beiden kommt es dann, wie von Don John geplant, zu einem furchtbaren Eklat. „Viel Lärm um nichts“ – 1598 uraufgeführt - gilt als eine der spannungsreichsten Komödien William Shakespeares: Die Gefühle der Protagonisten sind alles andere als feste, verlässliche Größen, sondern je nach Situation gefährlichen Schwankungen unterworfen. Und was liegt da eigentlich näher, als die komplizierte Welt der unzuverlässigen Gefühle mit den Mitteln des Tanzes zu erkunden? Choreograph Paul Julius begibt sich gemeinsam mit den Tänzerinnen und Tänzern des Mecklenburgischen Staatstheaters auf die Reise in das unsichere Terrain schwankender Emotionen und aus dem Ruder laufender Leidenschaften.
In Kafkas unvollendetem Roman "Der Verschollene" hat die Geschichte des 16-jährigen Karl Rossmann, der von seinen Eltern verstoßen und nach Amerika geschickt wird, die Form eines Stationendramas. Jede Station bedeutet dabei einen weiteren sozialen Abstieg. Auf diese Weise kommt Karl mit Vertretern der verschiedensten sozialen Klassen in Berührung, vom Konzernherrn über die Hotelköchin und den Zirkusdirektor bis zur Prostituierten.
Kafkas Ehrgeiz war es, das „allermodernste“ Amerika zu schildern. Da er selbst aber niemals amerikanischen Boden betreten hatte, war er auf sekundäre Quellen angewiesen: Reisebücher, Vorträge, Fotos, die Berichte von Verwandten, vermutlich auch Eindrücke aus dem Kino. Der Verschollene ist das einzige Werk Kafkas, das auf gezielten und umfänglichen Recherchen beruht. Und gleichzeitig verarbeitet Kafka darin seine eigenen Erlebnisse, bezieht jedes Ereignis auf etwas, das ihm selbst widerfahren ist, oder so scheint, „als wäre ihm so gewesen“.
Für das Ballett, das Jochen Ulrich daraus macht, ist ihm der durchgehend poetische Charakter von Karls Reise wichtig. Auch wenn der erste traumhafte Aufstieg in New York durch die Eifersucht des reichen Onkels abrupt zu einem Absturz führt, bleibt Karl von der Katastrophe wie unberührt. Er wandert auf der Landstraße einfach weiter in das nächste Abenteuer.
Kafka hat in seinem Roman so etwas wie „seinen Buster Keaton“ geschaffen. Diese Traum- und Albtraumreise vollzieht das Ballett als eine ständige Gratwanderung zwischen fiktiver Realität und phantastischer Vision.
Als Jochen Ulrich und Dennis Russell Davies begannen, das Projekt eines Kafka-Balletts zu entwickeln, war klar, dass nur ein Komponist, der Kafkas Welt kennt und über genügend Witz, Satire und Ironie verfügt, dafür in Frage kommen würde: Kurt Schwertsik.
I. AKT
Prinz Siegfried ist großjährig geworden. Aus diesem Anlaß findet im Schloß ein Fest statt. Höflich antwortet der junge Prinz auf die Huldigung der Gäste. Zum Zeichen der Reife erhält er von seiner Mutter eine Armbrust; morgen soll er unter den Schönen des Landes seine Braut wählen. Allein geblieben, richtet der Prinz seine Aufmerksamkeit auf einen Schwarm vorüberziehender Schwäne. Dunkle Ahnungen überkommen ihn, dennoch entschließt er sich zur Jagd.
II. AKT
In der Gestalt eines Raubvogels läßt sich der Zauberer Rotbart am Gestade eines Waldsees nieder. Als Herrscher dieses Reiches gebietet er über viele in weiße Schwäne verzauberte Mädchen und deren ihr Schicksal teilende Königin Odette. Nur in der Nacht dürfen die Verzauberten ihre menschliche Gestalt annehmen. Die Jagd führt Prinz Siegfried an den Waldsee. Dort erblickt er Odette und wird von Liebe zu ihr ergriffen. Im Zauber der schwebenden Tänze der Gefährtinnen, die ebenso wie ihre Königinauch in menschlicher Gestalt Natur und Wesen weißer Schwäne bewahren, wird diese Liebe zur Leidenschaft. Odette offenbart ihr Schicksal: nur ein Mann, der außer ihr keine andere liebt, kann sie erlösen. Siegfried schwört, dieser Mann sein zu wollen. Der Tag bricht an, die Mädchen gehen zum See zurück, wo sie sich wieder in Schwäne verwandeln. Rotbart hält Siegfried davon ab, ihnen zu folgen.
III. AKT
Das Fest am Hofe der Königin ist in vollem Gange. Aber keines der sechs Edelfräulein, die Siegfried vorgestellt werden, vermag sein Herz zu rühren. Da tritt eine schöne, schwarzgekleidete Fremde in Begleitung eines stolzen Edelmannes ein. Unter seiner Maske verbirgt sich der Zauberer Rotbart, der die Schöne als seine Tochter Odile vorstellt. Siegfried ist verwirrt; er glaubt, in diesem mysteriösen Geschöpf, das einem schwarzen Schwan gleicht, das Wesen seines geliebten weißen Schwanes, das Wesen Odettes, wenngleich seltsam verzerrt, wiederzuerkennen. Im Anschluß an die Vorführungen von heimatlichen Tänzen spanischer, neapolitanischer, polnischer und ungarischer Gäste fordert Siegfried Odile zum Tanz auf. Dieser Tanz wird ihm zum Verhängnis: betäubt von Odiles Zauber, verkündet Siegfried zur Genugtuung seiner Mutter, daß er die schöne Fremde zur Braut wähle. Triumphierend verschwinden Rotbart und Odile. Siegfried erkennt, daß er getäuscht wurde; er eilt zum Schwanensee, um die Geliebte zu finden!
IV. AKT
Die weißen Schwäne tanzen am Seeufer ihre elegischen Reigen. Vergebens versuchen sie Odette zu trösten. Atemlos kommt der Prinz zum Gestade. Obwohl Odette weiß, daß sie nunmehr jede Hoffnung auf Erlösung aufgeben muß, verzeiht sie Siegfried. Rotbart führt seine Rache zu Ende: er läßt den See über die Ufer treten. Odette und die Mädchen, wieder in Schwäne verwandelt, müssen den Ort verlassen. Der verzweifelte Prinz geht in den Wellen unter.
Gezeigt werden u.a. Originaltänze und Rekonstruktionen berühmter Choreographien - Kostbarkeiten der barocken Tanzkunst, wie zum Beispiel „La Matelotte“, „Les Folies d’Espagne“, das berühmte „Entrée d’Apollon“ und das wegen seiner Schwierigkeit, unseres Wissens nach, bis jetzt von keinem anderen Ensemble zur Gänze aufgeführte „Ballet de Neuf Danseurs“.
Die Produktion befasst sich mit den Elementen Wasser und Feuer, die sinnbildlich für das alte Europa und die neue Welt stehen. Das Spannungsverhältnis und die befruchtende Wechselwirkung zwischen den zwei Kulturen werden anhand von europäischer und
südamerikanischer Barockmusik sichtbar.
Akt 1: WASSER „Hamburger Ebb’ und Flut“ (Wassermusik von G. Ph. Telemann)
Die Wassermusik Georg Philipp Telemanns - der genaue Titel heißt Hamburger Ebb’ und Flut wurde im Jahr 1723 aus Anlass der Feierlichkeiten zum 100-jährigen Bestehen der Hamburger Admiralität aufgeführt.
Die Wassermusik von Telemann repräsentiert in der Produktion „Wasser – Feuer“ Europa, die Alte Welt. In den mehr oder weniger abstrakten Choreographien zu dieser Programmmusik werden antike mythologische Geschöpfe wie Najaden, Tritonen und sogar der verliebte Meeresgott Neptunus persönlich auf heitere Art und Weise wieder zum Leben erweckt.
Akt 2: FEUER (südamerikanische Barockmusik)
Das Phänomen des lateinamerikanischen Barock birgt unzählige Geheimnisse. Um jeden Preis wurden scheinbar unvereinbare Elemente wie zum Beispiel Tanz und Klagelieder, Frauen und Religion in ein und denselben Topf geworfen. Durch die kulturelle Verschmelzung, die in den Kolonien stattfand, ergab sich für Musik und Tanz eine unendliche Vielzahl an Ausdrucksmöglichkeiten.
„Feuer“ befasst sich mit den musikalischen Juwelen des überaus reichen lateinamerikanischen Barock. Die universalen Bilder, die von ihnen heraufbeschworen werden, wie Liebe, Leidenschaft und Abneigung, sowie Fest und Verehrung werden in kraftvollen Choreographien ausdrucksvoll tänzerisch umgesetzt.
Umrahmt von der Darstellung der Beisetzung der siebzehnjährigen Baronesse Mary Vetsera, konzentriert sich die Handlung auf Kronprinz Rudolf von Österreich und schildert die dramatischen Ereignisse jen
Von der Basis der Meister ausgehend, begannen die Jungen, altes Material und tradierte Ordnungen neu zu sehen, reicherten beides, wie im Falle von Ji?í Kylián, um einen ebenfalls neu eingesetzten Charaktertanz an oder aber begannen, wie im Falle von William Forsythe, das Überkommene zu analysieren und im buchstäblichen Sinn zu zerlegen. Daran schloss wiederum die nächste Generation, Choreographen wie Jorma Elo, an. Die letzten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts brachten aber noch eine andere Neuheit: In zunehmendem Maße traten auch Choreographinnen - sie hatten bislang fast ausschließlich in der freien Szene reüssiert - als schöpferisch Tätige in Erscheinung. Dazu gehört die Französin Myriam Naisy. Einen choreographischen Beitrag zu dieser "Neuen Welt des Balletts" liefert auch das Ensemblemitglied András Lukács.
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