Die Handlung der Oper scheint wahrlich bester Schauerromantik verpflichtet: Als der Fliegende Holländer im Übermut bei Sturm ein gefährliches Kap umsegeln wollte und dabei den Schwur leistete, „in Ewigkeit“ nicht von seinem Vorhaben ablassen zu wollen, nahm ihn Satan beim Wort. Seither darf der bleiche Seemann nur alle sieben Jahre an Land. Daran knüpft sich für ihn eine verzweifelte Hoffnung: Wenn er eine Frau fände, die ihm treu wäre bis zum Tod, würde das für ihn die Erlösung bedeuten. In Senta, der Tochter des reichen Kaufmanns und Kapitäns Daland, findet der unglückliche Seefahrer endlich seine Retterin. Senta ist – ähnlich wie der Holländer – eine Außenseiterin. Bei ihr ist es die enggeistige, beschränkte Kaufmannswelt ihres Vaters, die sie zum Befremden ihrer Umgebung in ein Phantasiereich flüchten lässt, in der just der geheimnisvolle Holländer die zentrale Rolle spielt. Bei der ersten Begegnung mit ihm weiß sie, dass sie dazu bestimmt ist, ihn von seinem Schicksal zu erlösen. Und mit ihm wird sie zugleich – das ist ihre Hoffnung – sich selbst erlösen.
Die entscheidende Stellung Sentas innerhalb des Werks zeigt sich nicht zuletzt darin, dass ihre Ballade, in der die Sage vom Holländer in drei Strophen erzählt wird, als Kern für die ganze Oper anzusehen ist. Wagner schrieb hierzu: “In diesem Stücke legte ich unbewusst den Keim zu der ganzen Musik der Oper nieder: es war das verdichtete Bild des ganzen Dramas.“ Obgleich noch in der Tradition der Nummernoper stehend, wird im Fliegenden Holländer schon deutlich die spätere Hinwendung Wagners zum durchkomponierten Musikdrama hörbar. Und auch in anderer Hinsicht war Richard Wagner mit dieser Oper zukunftsweisend: Er lässt die Bühne geradezu zum Seelenspiegel werden, erinnert doch der Handlungsverlauf in vielem an einen Traum. So wie im Traum Elemente des Unbewussten in Bilder oder auch Gefühle gefasst an die Oberfläche des Bewusstseins gelangen können, so spült hier das aufgewühlte Meer das geheimnisvolle Phantom des Holländers in die rationale Kaufmannswelt Dalands. Wie im Traum verschwimmen Realität und Phantasie und vereinen sich zu einer neuen Wahrheit.
In der Partie des Holländers debütiert Bassbariton Frank Blees, der seit der Spielzeit 2007/2008 dem Ensemble des Mecklenburgischen Staatstheaters angehört. Hier ist und war er u. a. schon zu sehen als Don Basilio (Der Barbier von Sevilla), Vater (Hänsel und Gretel), Sarastro (Die Zauberflöte - Schlossfestspiele Schwerin), Bruder Laurent (Romeo und Julia), Plumkett (Martha) sowie in der Titelpartie von Herzog Blaubarts Burg.
Die aus Iowa stammende Sopranistin Kelly Cae Hogan gibt am Mecklenburgischen Staatstheater ihr Rollendebüt als Senta. Kelly Cae Hogan gastiert an vielen amerikanischen Opernhäusern, u. a. an der Metropolitan Opera in New York. 1999 debütierte sie neben Jose Carreras in Wolf-Ferraris Sly an der Washington National Opera und kehrte später als Leonora in Il trovatore unter der Leitung von Placido Domingo dorthin zurück. Sie gastierte weiterhin an der San Francisco Opera und der Santa Fe Opera, und außerdem an den Opernhäusern in Florida, North Carolina, Utah, Oregon, Wisconsin und Tennessee. In der Spielzeit 2007/08 war sie zum ersten Mal als Abigaille in Nabucco am Theater Bremen zu hören, woraufhin sie eingeladen wurde, die Titelpartie in Salome zu singen. Im selben Jahr gab sie die Turandot am Theater Kiel. Im September 2009 feierte die Sängerin einen großen persönlichen Erfolg in der Titelpartie von Norma am Theater Bremen.
Musikalische Leitung: GMD Matthias Foremny / Judith Kubitz
Regie: Arturo Gama
Bühne: Robert Pflanz
Kostüme: Bettina Lauer
Choreinstudierung: Ulrich Barthel
Dirigent: Jan Latham-König
Sir Giorgio, Oberst im Ruhestand, sein Bruder: Christof Fischesser
Lord Arturo Talbo, Parteigänger der Stuarts: Shalva Mukeria
Sir Riccardo Forth: Boaz Daniel
Elvira, Lord Valtons Tochter: Edita Gruberova
Nicht umsonst wurde das Werk von Friedrich Nietzsche als "eigentliches Opus metaphysicum aller Kunst" bezeichnet.
Dass es außerdem unmöglich zu sein scheint, Macht und Liebe zu vereinen und trotzdem glücklich zu werden, muss auch die Titelfigur Simon Boccanegra im Laufe der Handlung erkennen ...
Nie zuvor gelangen Verdi musikalisch so entwickelte Persönlichkeiten, nie zuvor ließ er die Konventionen der italienischen Oper so sehr hinter sich, wie in diesem düsteren Drama, in dem die menschlich
Rusalka sehnt sich nach menschlicher Gestalt, denn sie hat sich in den Prinzen verliebt. Der Preis ist hoch, da sie ihre Fähigkeit zu sprechen aufgeben muss und Gefahr läuft, verdammt zu sein, wenn sie nicht menschliche Liebe erringt. Die Oper »Rusalka« entstand 1900, genau an der Schnittstelle zweier Epochen. Die große bürgerliche Sehnsucht des 19. Jahrhunderts fand noch ihren schönsten Ausdruck in der Kunstform Oper, während in der Moderne des 20. Jahrhunderts die Bruchstücke eines Menschheitstraums zusammengekehrt wurden. Das Geniale dieser Oper besteht darin, dass in ihr offiziell einer modernen, das heißt neu zu entwickelnden Musiksprache eine Absage erteilt wird. Aber das Alte – das trügerisch Vertraute – wird so neuartig zusammen gesetzt, dass es erst recht ursächlich, schmerzlich, unwiederbringlich und trostlos klingt. Da gehen der Wassermann und Rusalka noch einmal durch Himmel und Hölle eines unerfüllbaren abendländischen Traumes, mitten unter uns, mitten in der Stadt. Und zwischen Offenbachschem Satyrspiel und Wagnerschem Liebestod kommt herrlich verwandelt das Unverfälschte der großen »erotischen« Traumoper von der großen Wassertiefe ans Tages- und Nachtlicht.
Sind Sie schon einmal zum Mond geflogen, einzig und allein aufgrund der Kraft Ihrer eigenen Fantasie? Auf Schloss Esterháza schickte Joseph Haydn im Sommer 1777 die Gäste der fürstlichen Hochzeitsfeierlichkeiten bereits rund 190 Jahre vor der ersten Mondlandung mit Hilfe ihrer Vorstellungskraft ins fantastische Universum. Für Il mondo della luna griff er auf einen mehrfach erprobten Opernstoff aus der Feder des italienischen Komödiendichters Carlo Goldoni zurück und schuf ein Spiel über menschliche Sehnsüchte, den sagenumwobenen Mond und eine Welt, die auf dem Kopf steht.
Ecclitico hat es auf Clarice abgesehen und Ernesto liebt deren Schwester Flaminia. Doch Buonafede, Vater der beiden jungen Damen und seinerseits Hobbyastronom, ist strikt gegen diese Verbindungen. Auch die wachsende Zuneigung seines Dieners Cecco gegenüber der Kammerzofe Lisetta beäugt er skeptisch, schließlich hegt er bezüglich Lisetta eigene Interessen. Doch die jungen Liebenden geben sich nicht geschlagen. Mit einer List gaukeln sie dem mondsüchtigen Buonafede vor, es habe ihn auf den Mond verschlagen. Weltraumforschung und Liebesfreuden vermengen sich im heimischen Garten zusehends zu einem aberwitzigen Verwirrspiel. Volltreffer: Am Ende winkt eine Trippelhochzeit!
In Haydns klingender Beschreibung der Mondlandschaft gibt es statt Steinen und Staub duftende Blumen und grüne Wälder, statt Stille zwitschernde Vögel und lyrisch brillante Arien. Für seine Opern war Haydn zeitlebens international bekannt und wurde sogar zu spektakulären Reisen nach England eingeladen.
Musikalische Leitung: Nikolaus Harnoncourt
Inszenierung: Tobias Moretti
Das melodienreiche sizilianische Kriegs- und Liebesdrama Tancredi, nach Voltaires gleichnamiger französischer Tragödie aus dem Jahre 1760, entstand als Auftragswerk für die venezianische Karnevalssaison 1812/13. Für den 21jährigen Gioachino Rossini, der am Beginn seiner Karriere stand, bedeutete dies eine besondere Herausforderung. Nur mit einer erfolgreichen Opera seria konnte er sich als anerkannter Opernkomponist etablieren. Um jedoch dem Geschmack des italienischen Publikums entgegen zu kommen, änderte der Librettist Gaetano Rossi den tragischen Schluss von Voltaires Drama in ein versöhnliches Ende.
Nach jahrelanger blutiger Fehde verbünden sich die verfeindeten Familien des Argirio und des Orbazzano gegen die Sarazenen, welche die Stadt belagern. Um die Einigkeit zu stärken, verspricht Argirio Orbazzano die Hand seiner Tochter Amenaide. Sie jedoch liebt Tancredi, der im Laufe des Bürgerkriegs enteignet und verbannt worden ist. Tancredi seinerseits weiß noch nichts von Amenaides geplanter Hochzeit mit Orbazzano. In ihrer Not will Amenaide Tancredi eine Botschaft übermitteln, in der sie ihn bittet, das Land von Orbazzano zu befreien. Doch der Brief gelangt in Orbazzanos Hände, worauf dieser glaubt, das Schreiben sei an den Sarazenenführer Solamir gerichtet. Amenaide wird verhaftet und zum Tode verurteilt. In dem Glauben, von Amenaide verraten worden zu sein, tritt unerkannt Tancredi auf, tötet Orbazzano und besiegt später als Anführer auch die Sarazenen. Das Volk
jubelt Tancredi zu und die Liebenden erkennen ihre gegenseitige Treue. Einer Vereinigung des jungen Paares steht nichts mehr im Wege.
Schon bald nach der Uraufführung im Februar 1813 im Teatro La Fenice in Venedig begann Tancredis Siegeszug über die europäischen Opernbühnen. Auch in Wien grassierte das ansteckende Rossinifieber; bereits 1817 wurde Tancredi erstmals im Theater an der Wien gespielt. Gegen Rossinis Popularität war selbst der eingefleischte Rossini-Gegner Richard Wagner nicht immun und zitierte Tancredis berühmte Auftrittskavatina „Di tanti palpiti“ im dritten Akt seiner Meistersinger von Nürnberg.
Die kühle, schöne Lady Harriet lebt in einem Widerspruch: Einerseits fühlt sie sich von ihrem Leben im Luxus und in der Isolation ihres aristokratischen Standes zutiefst gelangweilt, andererseits aber begegnet sie den Menschen, die nicht „ihresgleichen“ sind, mit hochmütiger Herablassung. Eines Tages allerdings wird Harriet von der Abenteuerlust gepackt und sie besucht gemeinsam mit ihrer Vertrauten Nancy als Magd kostümiert den Markt zu Richmond. Im Übermut nehmen die beiden als "Martha" und "Julia" an der jährlich stattfindenden Mägdeversteigerung teil. Aus Spaß wird allerdings schnell Ernst, denn sie werden von dem reichen Pächter Plumkett und dessen Pflegebruder Lyonel ersteigert. Die Männer bestehen zum Entsetzen der falschen Mägde auf Vertragserfüllung. Mit dieser unerwarteten Wendung gerät Lady Harriets Standesdünkel langsam aber sicher ins Wanken. Dass es dabei vor allem die Liebe ist, die bei der endgültigen Läuterung der adelsstolzen Lady keine geringe Rolle spielt, lässt sich denken.
Der Komponist bearbeitete Shakespeares Text als Libretto und verwendete Calibans Vers als Titel für sein Werk.
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