„Von der viel besprochenen Krise spüren wir überhaupt nichts“, gibt der Intendant, Michael Lakner, freudig kund. „Im letzten Jahr hatten wir mit mehr als 20000 Gästen einen neuen Rekord, und auch 2009 lag beziehungsweise liegt der Kartenverkauf stets noch über dem Niveau des Vorjahrs!“ Was logischerweise bedeutet, dass das Sommerfestival 2009 früher ausverkauft sein wird als 2008. Somit beweist sich das Konzept, das Lakner im sechsten Jahr seiner Funktion in Bad Ischl umsetzt: „Neben der Tradition, in der man gerade in der alten Kaiserstadt Bad Ischl genießerisch schwelgen kann, kommt auch die künstlerische Innovation nicht zu kurz. Das ergibt eine gekonnte Mischung aus österreichischem Charme und ironischem Augenzwinkern!“
Charme und Witz vereinen sich spürbar auch in der Person des Intendanten/ Geschäftsführers/Marketingleiters des Festivals, Dr. Michael Lakner. Der promovierte Jurist, der an der Wiener Musikhochschule Klavier und Dirigieren studierte und „nebenbei“ auch noch eine Schauspiel- und Gesangsausbildung absolvierte, ist ein wahrhaft vielseitiger Mann. Was er alles gemacht hat, ist erwähnenswert, deshalb hier ein paar Highlights aus seinem Curriculum Vitae (er selbst spricht darüber im Übrigen kaum, lediglich aus ein paar Nebensätzen blitzt hin und wieder Wissenswertes aus seiner Biografie durch; das ist wohl eine Art nobler Zurückhaltung, die bei Menschen in seinem Beruf längst zur Rarität geworden ist).
Seit 1981 bis heute absolvierte er als pianistischer Liedbegleiter zahlreiche Konzertreisen im In- und Ausland. Die USA, Japan, Südafrika, Großbritannien, Ägypten, Frankreich und eine Reihe anderer Länder erlebten den smarten Wiener mit Sangesgrößen wie Angelika Kirchschlager, Silvana Dussmann, Robert Holzer, Martina Serafin und vielen anderen. Ja, auch Harald Serafin, der umtriebige Vater der ebenso schönen wie stimmgewaltigen Martina, verließ sich schon auf Lakner als gefühlvollen Begleiter auf den schwarzen und weißen Tasten! Im Frühjahr 1988 konnte Michael Lakner sein Debüt als Filmschauspieler feiern. In dem sehenswerten österreichischen Spielfilm Borderline (Regie: Houchang Allahyari) spielte er die Hauptrolle. Die Filmmusik wurde auch auf eine Platte gebannt, auf der sich unter anderem Werke von Franz Liszt befinden. Wer die eingespielt hat, ist jetzt bestimmt kein großes Rätsel mehr: Michael Lakner. Weitere schauspielerische Aktivitäten finden sich natürlich auch noch in seinem Lebenslauf.
Als Moderator der Fernsehserie Meister von morgen (Redaktion: Karl Löbl) stellte er zwischen 1991 und 1994 junge Künstler via TV einem breiten Publikum vor. Zwischen 1991 und 2001 war er künstlerischer Betriebsdirektor der Oper Graz, in der Spielzeit 2001/02 avancierte er zum Direktor des Basler Opernhauses. 1994 spielte er eine CD-Produktion mit Liedern aus berühmten Filmen unter dem Titel Honeymoon ein. Klavier und Gesang: Michael Lakner. Seit September 2008 hat der Umtriebige zum Drüberstreuen auch noch eine Professur am Wiener Musikseminar inne.
Das war jetzt bloß ein Auszug aus der Biografie, nicht chronologisch und äußerst unvollständig! Irgendwie kann einem jetzt aber doch auch klar werden, warum der nun Wahl-Bad-Ischler (seine Wiener Wohnung hat er kürzlich gegen eine stilvolle Villa in Bad Ischl getauscht) über sich gern schweigt. Neidgenossen sind überall!
Der heurige Kultursommer in Bad Ischl wartet einmal mehr mit zwei unschlagbaren Highlights auf: Wiener Blut (Premiere: 11. Juli) und Das Land des Lächelns (Premiere: 18. Juli). Für Wiener Blut wurden Marius Burkert für die musikalische Leitung und Wolfgang Dosch für die Regie verpflichtet, als Fürst Ypsheim-Gindelbach wird Ernst-Dieter Suttheimer zu sehen sein. Als Balduin Graf Zedlau ist Eugene Amesmann auf der Bühne, Christa Ratzenböck spielt dessen Frau Gabriele. Als kleinen Coup präsentierte Lakner den beliebten Volksschauspieler Franz Suhrada, der in die Rolle des Kagler schlüpft. Er habe eigentlich nie eine Gesangsausbildung genossen, gab Suhrada zu, könne aber auf eine breite Operettenerfahrung zurückblicken. „Den Kagler hab ich eh noch nie gemacht, aber jetzt bin ich offenbar im reiferen Alter.“
Regisseur Wolfgang Dosch geht an die Inszenierung „wie an jedes andere Stück auch“ heran. Wiener Blut sei eine sehr gut gemachte Komödie mit Musik, er werde darauf achten, das populäre Stück schnell und technisch präzise auf die Bühne zu bringen. Die „primäre Aufgabe“ der Operette brachte er zur Freude Lakners mit der Metapher einer „Tankstelle für Glückseligkeit“ auf den Punkt. Rein inszenatorisch legt Dosch das Stück weg vom Wiener Kongress in Richtung 1950er-/ 1960er-Jahre mit dem Opernball als Bühnenhintergrund.
Das Land des Lächelns wird Leonard C. Prinsloo inszenieren, die musikalische Leitung liegt in den bewährten Händen von Vinzenz Praxmarer. Als Feldmarschallleutnant Graf Ferdinand von Lichtenfels steht Gerhard Balluch auf der Bühne, als seine Tochter Lisa agiert Miriam Portmann, den Prinzen Sou-Chong gibt Vincent Schirrmacher.
Am 16. August findet wieder die traditionelle Gala zu Ehren des Geburtstags von Kaiser Franz Joseph mit einem Melodienreigen und Anekdoten aus der Kaiserzeit statt. Werke von Charles Kálmán, Emmerich Kálmán, Franz Lehár und Johann Strauß Sohn stehen auf dem Programm. Das Jugendprojekt „EurOperette“ wird unter der Leitung der Salzburger Musik- und Tanzpädagogin Mag.a Helga Gruber und des Dramaturgen Gottfried F. Kasparek fortgesetzt, auch wenn es dafür heuer keine EU-Förderung mehr gab.
Und last, but not least: Der Lehár-Festspielwein kommt heuer aus dem Weingut Hans Haider im burgenländischen Podersdorf. Ausgewählt wurden die Weine „Alchimist 2008“, ein Welschriesling mit frischer Zitronennote, und der „Argento“, ein kraftvoller Zweigelt 2007.
Nicht umsonst hat Kaiser Franz Joseph die Stadt im Herzen des Salzkammerguts zu seinem liebsten Sommersitz erkoren. Michael Lakner tut es ihm da irgendwie gleich – und noch ein bisschen mehr. Er hat seinen Lebensmittelpunkt auf alle Fälle mal dorthin verlegt. Und steht damit – zumindest – in der Tradition großer Künstler wie Franz Lehár oder Johann Strauß.
»Neben der Tradition, in der man gerade in der alten Kaiserstadt
Bad Ischl genießerisch schwelgen kann, kommt auch die künstlerische
Innovation nicht zu kurz.«
Michael Lakner
Der junge Sandor Bárinkay kehrt nach langjährigen Kriegswirren in seine ungarische Heimat zurück. Die Güter seines Vaters hält der Schweinezüchter Zsupán besetzt, der sich davon auch nicht trennen möchte. Bárinkay wird von Arsena, der Tochter des Schweinezüchters zurückgewiesen, denn sie liebt einen anderen.
Die Zigeunerin Czipra erkennt in Bárinkay den Sohn des ehemaligen Gutsbesitzers und macht ihn mit den Zigeunern bekannt, die ihn freudig als „Zigeunerbaron“ begrüßen. Bárinkay verliebt sich in die Pflegetochter Czipras, Saffi, von deren blaublütiger Herkunft er bald erfährt. Bárinkay, der sich ihrer nun nicht mehr für würdig hält, lässt sich für den Krieg anwerben. Nach siegreicher Beendigung des Krieges kehrt Bárinkay an der Spitze der Husaren zurück und schließlich kommt die Liebe doch noch zu ihrem Recht...
Eine geheimnisvolle Unbekannte hat dem Maler Armando Cellini für sein preisgekröntes Porträt „Maske in Blau“ Modell gesessen und versprochen, nach einem Jahr nach San Remo zurückzukehren und ihre Identität preiszugeben. Als Erkennungszeichen hat Armando ihr einen Ring geschenkt. Tatsächlich stellt sich nach Ablauf der Frist die Dame in Armandos Atelier ein. Und damit beginnen die Verwicklungen, die aber schlußendlich zu dem obligaten Happy End für alle Beteiligten führen. Mit „Die Juliska aus Budapest“, „Schau einer schönen Frau nie zu tief in die Augen“, und „Am Rio Negro“ schuf Fred Raymond wirkungsvolle musikalische Szenen, originell im Einfall und brillant in der Ausführung.
In der 48. Spielsaison seit Bestehen setzen die Lehár-Festspiele einen dramaturgischen Wien-Schwerpunkt: Wiener Blut von Johann Strauß Sohn beleuchtet in amüsanter Weise die Zeit des Wiener Biedermeier und die amourösen Abenteuer des Grafen Zedlau, die zu allerlei komischen Verwicklungen und Verwechslungen führen.
Publikumsliebling Franz Suhrada, bekannt aus Film und Fernsehen, wird den Kagler spielen. Unter der Regie von Wolfgang Dosch und der musikalischen Leitung von Marius Burkert feiert diese Operette beim Lehár-Festival 2009 am 11. Juli Premiere.
Im Land des Lächelns von Franz Lehár stehen die Anziehungskraft des Fremden, der omnipräsente Reiz des Exotischen im Mittelpunkt des Bühnengeschehens. Die Wienerin Lisa, Tochter einer großbürgerlichen Familie, unterliegt der Faszination des Fernöstlichen. Mit Vincent Schirrmacher in der Rolle des Prinzen Sou-Chong steht heuer in Bad Ischl ein hochdekorierter Shootingstar auf der Bühne. Schirrmacher ist Träger des Johann-Strauß-Preises 2006, war 2007 Sieger beim Internationalen Gesangswettbewerb Robert Stolz in Hamburg und errang 2008 den dritten Platz in der Kategorie „Operette“ an der Norske Oper Oslo. Beim Belvedere-Wettbewerb in Wien eroberte er 2008 zudem den dritten Platz.
Gespannt darf man sein, wie Regisseur Leonard C. Prinsloo diese romantische Operette, die am 10. Oktober 1912 in Berlin uraufgeführt wurde, beim Lehár-Festival 2009 zeitgenössisch umsetzen wird. Premiere ist am 18. Juli 2009; am Dirigentenpult steht Vinzenz Praxmarer.
Mit beiden Produktionen bleibt Intendant Dr. Michael Lakner seinem Erfolgskurs treu: dem Brückenschlag zwischen einerseits historisch-klassischen und andererseits schwungvoll-modernen Inszenierungen. Damit schafft es dieses feine Festival im Salzkammergut, sowohl die treuen Stammgäste als auch ein sich an neuen Sichtweisen erfreuendes, musicalorientiertes Publikum mit Ohrenschmaus und Augenweide zu verwöhnen. Der Erfolg bestätigt die Richtigkeit des eingeschlagenen Wegs.
Das traditionelle Orchesterkonzert mit dem Franz-Lehár-Orchester, die „Kaiser-Gala“, bietet am 16. August 2009 unter anderem Werke des Mitbegründers der „silbernen Operettenära“ Emmerich Kálmán. Kammersängerin Ulrike Steinsky ist der Stargast dieser Gala, die von Marius Burkert dirigiert wird.
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Das heitere Verwirrspiel um Liebe, Eifersucht und Bestechlichkeit spielt im deutschen Rheinland, bringt aber mit dem Vogelhändler Adam aus Tirol ebenso alpenländische Folklore auf die Bühne.
Dr. Gustav Landtmann ist ein erfolgreicher Scheidungsanwalt in Wien. Seine Spezialität: Er macht scheidungsunwilligen Ehefrauen das Singleleben wieder schmackhaft, wobei er nicht zögert, dabei seine Männlichkeit wirkungsvoll einzusetzen. Sehr zum Vorteil der Kanzlei und seines Kompagnons Dr. Hildebrandt. Nun ist alles anders!
Landtmann hat geheiratet und will seiner Frau treu bleiben. Sehr zum Unwillen seines Partners. Nicht nur, weil dieser ein eingefleischter Junggeselle ist und Landtmanns Vorsatz als Verrat an den von beiden seinerzeit beschworenen Prinzipien ansieht, sondern auch, weil der Geschäftserfolg der Kanzlei rapide zurückgeht. Aber nicht nur Hildebrandt stellt eine Gefahr für Landtmanns Treue dar, sondern vor allem der anbrechende Frühling, der die verborgenen Gefühle wieder aufbrechen lässt.
In der Person der scheidungsunwilligen Baronin de Croise tritt die Versuchung mit voller Macht an Landtmann heran.
Landtmanns Verhalten bleibt allerdings seiner jungen Gattin Emilie nicht verborgen. Sie sucht Rat bei ihrer in diesen Dingen erfahrenen Mutter, die ihr das Rezept verrät, mit dem sie alle Seitensprünge ihres Gatten im Keim erstickt hat.
Der Versuch Emilies auch ihren Gatten mittels dieses Rezeptes zu disziplinieren, führt zu ungeahnten Verwicklungen, die aber schliesslich im Gartenetablissement „Paradies" im Prater ihr Happy End finden ...
Die millionenschwere Witwe Hanna Glawari und Graf Danilo stammen aus dem kleinen Fürstentum Pontevedro, dessen finanzieller Zusammenbruch nur dadurch verhindert werden könnte, indem Hanna Glawari einen Landsmann heiratet und somit ihr Eigentum nicht in die gierigen Hände der zahlreichen ausländischen Mitgiftjäger fällt.
Graf Danilo wird mit der delikaten Aufgabe betraut, an Hannas Vaterlandsgefühle zu appellieren und Hannas Herz an das seine zu binden. Dass sie sich lieben, wissen die beiden schon, nur durften sie einstens nicht heiraten, weil sie arm war und mit dem schwerreichen Bankier Glawari verheiratet wurde, der bald nach der Hochzeit starb und seiner Frau das ganze Vermögen vermachte. Danilo ging damals als Sekretär an die pontevedrinische Gesandtschaft in Paris. Dort begegnen sich Hanna und Danilo zu Beginn des Stückes wieder. Das eine und andere Missverständnis muss noch aus dem Weg geräumt werden, bis sie sich eingestehend, dass sie füreinander geschaffen sind. Und über Geld wird nicht mehr gesprochen, denn man hat es ja ...
Gastspiel der Opera North, Leeds.
Musikalische Leitung: Richard Farnes
Inszenierung: Richard Jones
Das Stück erzählt humorvolldüstere Geschichten von Menschen, deren höchstes Ziel es ist, das Geheimnis des Jungbrunnens zu suchen, zu finden und zu nutzen – koste es, was es wolle.
Der 1961 in Stockport/England geborene Komponist David Sawer sieht sich selbst als „Theatermensch, der Musik schreibt“. Schon zu Beginn seiner Karriere war es ihm wichtig, seine Werke stets theatralischen Grundsätzen zu unterwerfen. Hautnah, ein Auftragswerk der Bregenzer Festspiele in Koproduktion mit der Opera North, der Komischen Oper Berlin und der Royal Danish Opera, ist seine erste Zusammenarbeit mit dem sehr bekannten schottischen Comedian, Autor und Satiriker Armando Iannucci, aus dessen Feder zahlreiche britische Radio- und TV-Erfolgskomödien stammen.
Inszeniert wird Hautnah von keinem Geringeren als dem britischen Regisseur Richard Jones – dem Publikum in Bregenz bestens bekannt durch seine einzigartigen Umsetzungen der Oper im Festspielhaus Mazeppa 1991 sowie Ein Maskenball 1999/2000 und La Bohème 2001/2002 auf der Seebühne.
Gastspiel der Opera North, Leeds
Musikalische Leitung: James Holmes
Inszenierung: David Pountney
Orchester, Chor, Tänzer & Statisterie der Opera North, Leed
Als Dmitri Schostakowitsch 1959 seine rasante und unbeschwerte musikalische Komödie Paradies Moskau komponierte, war Stalin tot und Chruschtschow dabei, Moskau mithilfe korrupter Architekten und ehrloser Handwerker neu aufzubauen. Er füllte die Vororte mit riesigen Wohnblöcken aus Beton und versprach all jenen ein neues Paradies auf Erden, die ihr Leben bisher in den überfüllten Slums der Innenstadt gefristet hatten.
Im Zentrum steht eine Gruppe Moskauer Bürger, die mit allen Tricks versucht, an die begehrten Wohnungen im neuen Stadtteil Cheryomushki zu kommen. Wir treffen die dralle Bauarbeiterin Lusya und ihren Freund Sergei, der als Chauffeur für den Parteibonzen Drebednyov arbeitet. Da sind Sasha und seine Frau, die gar keine eigene Wohnung haben, und sich ihre intimen Momente an Straßenecken und in Metrostationen stehlen müssen. Und da ist Sashas gewissenhafte Kollegin Lidochka, die sich in den Nichtsnutz Boris verliebt. Sie alle träumen vom Paradies – doch was sie bekommen, ist eine Vorstadt ohne Busse, Straßen und Geschäfte. Und die Erkenntnis, dass die enge Stadthölle gar nicht so schlecht war.
Lisa, Tochter aus gutem Wiener Hause, verliebt sich in den chinesischen Prinzen Sou-Chong. Sie begleitet den exotischen Gast in die Heimat und wird seine Frau. Doch die kulturellen Gegensätze erweisen sich schon bald als unüberwindbar und lassen die Liebe zerbrechen. Dem Prinzen bleibt am Ende nur das traurige Fazit: "Immer nur lächeln ..." - auch wenn es im Herzen ganz anders aussieht.
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