Wer war der Mensch hinter dem „Helden“ der „Tiroler Freiheitskämpfe“, der 1809 Schlachten gewonnen und verloren hat und 1810 in Mantua erschossen wurde?
Aber Hofer Wanted spielt im Sinn von „Hofer gewünscht“ auch darauf an, für wie Vieles der Mann vom Sandhof im Passeiertal im Lauf der Zeit vereinnahmt wurde: als Symbol für die Freiheit und als Souvenir, als Vorkämpfer verschiedener Ideologien und als Werbeträger für Feigenkaffee, Schokolade, Bier oder Käse. Was wissen wir über diesen „Hofer“ nun eigentlich wirklich? Und vor allem: Was wurde in den vergangenen 200 Jahren aus ihm gemacht?
Die Ausstellung begibt sich zunächst auf eine Spurensuche und versucht, das nebulose Bild, behaftet mit Geschichten und Erinnerungen, die am Beginn der Ausstellung von Martin Gostner in seiner Wattearbeit Matrix Mantua ganz bewusst thematisiert werden, zu schärfen.
Versteckt zwischen „Bergsplittern“ sind Objekte und Informationen zu finden, die Andreas Hofer zunächst als jungen Mann zeigen, der das verschuldete Wirtshaus seines Vaters übernahm, mit Pferden und Wein handelte und weit herumkam. Selbstverständlich beteiligte sich der Sandwirt an den Schießübungen der Scharfschützen. Später sollte er als Kommandant der Passeirer Schützen zum kaisertreuen Oberkommandanten der aufständischen Tiroler Landesverteidiger des Jahres 1809 avancieren und nach seinem Tod zum Mythos werden.
Das 1823 gegründete Ferdinandeum bemühte sich, „Reliquien“ des Freiheitskämpfers für seine Sammlung von „Patriotika“ zu erwerben und leistete damit einen wesentlichen Beitrag zu Hofers „Mythifizierung“.
In den nächsten beiden Jahrhunderten wurde der Sandwirt zur Spielfigur der Politik. Einmal galt er als Märtyrer für die Freiheit Tirols, dann stand plötzlich seine Kaisertreue im Vordergrund, er wurde zum deutschen Nationalhelden, um im Ständestaat zum heimattreuen, gottesfürchtigen Österreicher zu mutieren. Die Nationalsozialisten sahen ihn als „deutschen Kämpfer“, und in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er zum Symbol für den Kampf um Südtirols Freiheit.
Der „Kunsttisch“ zeigt einerseits die Entwicklung des Hoferporträts, andererseits die Historienmalerei rund um den „Helden“ Hofer. Während Franz von Defregger mit seinen Bildern den heute noch gültigen Prototypen des Andreas-Hofer-Porträts schuf, setzen sich die modernen Künstler des 20. und 21. Jahrhunderts mit dem Mythos Hofer auch ironisch und kritisch auseinander.
Die Flut von Erzählungen, Gedichten und Dramen, die sich im 19. Jahrhundert mit Andreas Hofer und seiner Geschichte befassten, ist kaum überschaubar.
Auch das am Beginn des 20. Jahrhunderts neue Medium „Film“ bediente sich der Thematik der Tiroler Freiheitskämpfe. In den eingebauten Mikrokinos sind neben Ausschnitten aus Theateraufführungen auch Szenen aus älteren und neueren Filmproduktionen wie „Die Freiheit des Adlers“ oder „Ach Himmel, es ist verspielt“ im Vergleich zu sehen.
Wie sich der Mythos Andreas Hofer im alltäglichen Leben dargestellt hat, wird in der Ausstellung im wahrsten Sinne des Wortes als „schräge Sache“ auf einer schiefen Ebene präsentiert. Gerade die Wirtschaft hat sich der Person Hofers immer wieder bedient, aber auch Straßen wurden nach ihm benannt und Alltagsgegenstände mit seinem Konterfei verziert.
Das Begleitbuch zur Ausstellung Hofer Wanted versteht sich als einerseits wissenschaftliche, andererseits aber auch essayistische Ergänzung. Zum einen werden hier verschiedene Themen vertieft, zum anderen kommen zusätzliche Sichtweisen zur Sprache.
Den Ausgangspunkt bildet die Idee eines Idealraums, in dem alle raumbildenden Elemente, Materialien, Texturen, Strukturen und Farben aufeinander abgestimmt sind. Als gemeinsamer Rahmen für die „Musterzimmer“ sind sechs gleiche, schachtelförmige und im Raum variable Elemente mit den Außenmaßen 384 × 384 × 271,5 cm vorgegeben.
Die österreichischen bzw. in Österreich lebenden Künstler Gilbert Bretterbauer, Peter Kogler, Florian Pumhösl, Gerwald Rockenschaub, Lisa Ruyter und Esther Stocker wurden im Hinblick auf spezielle Aspekte ihrer Arbeit wie ihre systematischen Untersuchungen zu Muster und Ornament, die Beschäftigung mit Zeichen und Symbolen, deren Addition, Mutation und serielle Anwendung, sowie ihre interdisziplinäre Arbeitsweise und ihr Interesse an den Bezugsfeldern Design, Mode und Architektur für dieses Projekt ausgewählt. Das Thema wird von den Künstlern mit den nach ihren Entwürfen produzierten Stoffen und Möbeln von formalistisch-abstrakt bis illustrativ-architektonisch interpretiert, wobei sie ihr individuelles, in der Kunstproduktion entwickeltes Formenvokabular in den Designprozess einbringen. Ihr Interesse am Projekt liegt in der Überprüfung der Selbstbehauptungskraft ihrer künstlerischen Formensprache in alltagskulturellen Kontexten.
Eine Ausstellung des Belvedere in Zusammenarbeit mit den Firmen Backhausen interior textiles und Wittmann Möbelwerkstätten, kuratiert von Edelbert Köb.
Der Wiener Jugendstil versuchte mit der Idee des „Gesamtkunstwerks“ alle Lebensbereiche gestalterisch zu erfassen. Gustav Klimt, Koloman Moser und Josef Hoffmann, als Hauptvertreter dieser Kunstrichtung, stehen synonym für die Kunst der Wiener Secession um 1900. Die Neupräsentation der hauseigenen Bestände des Leopold Museums – ergänzt um einige bedeutende Leihgaben – zeigt mehr als 300 Werke der Wiener Secession aber auch Gemälde und grafische Arbeiten der Zeit des Expressionismus bis zum Ende des 1. Weltkriegs (Egon Schiele, Oskar Kokoschka, Anton Kolig, Herbert Boeckl u.v.a) sowie interessante Beispiele des Designs der Wiener Werkstätte. Möbel, Silber, Glas und Schmuck werden gemeinsam mit Bildern und Grafiken präsentiert und
zeigen die international wohl bekannteste Epoche der Wiener Kunst als ästhetisches Erlebnis der besonderen Art.
Die Ausstellung erstreckt sich über ein ganzes Stockwerk und bietet einen abwechslungsreichen Rundgang, der für Kenner der Materie auf Grund der neuen unorthodoxen Zusammenstellung ebenso spannende Perspektiven bietet, wie er jenen, die sich noch nicht mit „Wien um 1900“ beschäftigt haben eine kompakte Einführung in Thema und Epoche ermöglicht.
Die Kunstobjekte wurden teils in Form von Installationen zusammengeführt, die großen Lichtschächte in „aktive Flächen“ umgewandelt und somit in die Ausstellungsarchitektur eingebunden. Unterschiedliche Ebenen, Rampen, Zwischenwände etc. ermöglichen neue Raumerlebnisse.
Kostbare Knüpfteppiche sowie kunstvolle Stickereien des 16. und 17. Jahrhunderts gehören ebenso dazu wie dekorative Tücher, raffiniert bestickte Turbanabdeckungen, aufwändig gemusterte Seidengewebe sowie ein seidenes, subtil besticktes Festkleid aus dem 18. Jahrhundert. Textilien für den häuslichen Gebrauch - Servietten, Handtücher, Schärpen, Kissenbezüge, Behänge und Decken - repräsentierten Reichtum und Geschmack ihrer städtischen wie ländlichen Besitzer. Viele Objekte des MAK-Bestandes werden erstmals präsentiert.
Die im MAK gezeigten Textilien sind nicht nur auf dem Gebiet des ehemaligen Osmanischen Reiches entstanden, das über die heutige Türkei hinaus u.a. Länder des Nahen Ostens und Nordafrikas umfasste; einige Objekte stammen aus dem von der Dynastie beherrschten europäischen Teil des Reiches, zu dem zeitweilig Länder wie Griechenland, Rumänien, Bulgarien, Ungarn, Serbien oder Armenien gehörten und das – zuletzt 1683 – fast bis nach Wien reichte.
Zunächst überarbeitete Arnulf Rainer (*1929) die Blätter malerisch, mit denen dann anschließend Günter Brus (*1938) in einen vorwiegend literarischen Diskurs tritt. Bereits 1986 waren unter dem Titel "Vertiefung mit Bewölkung" Gemeinschaftsarbeiten der beiden Künstler publiziert worden. Auch diesmal arbeiteten die Künstler - mit Ausnahme des Titelblattes zum Katalog "Am Horizont der Sinne. Am Horizont der Dinge" - zeitversetzt und jeweils allein an dem Konvolut, und nicht in einer zeitgleichen und unmittelbaren Zwiesprache. Die Grenzen zwischen den „Bild-Dichtungen“ von Brus und den Übermalungen von Rainer verfließen. Thematisch aufeinander bezogene Gruppen wechseln sich mit Einzelblättern ohne vorgegebene Anordnung ab. Das Ergebnis ist ein sensibler Dialog zwischen den vielfältigen und differenzierten Formensprachen der beiden Künstler.
Die Ausstellung entsteht in Zusammenarbeit mit der Galerie Heike Curtze, Wien-Berlin.
Die populärsten Sujets der Biedermeier-Zeit von Porträt und Alltagsdarstellung über virtuose Stillleben bis zu lichtdurchfluteten Landschaften finden sich in den Bildern von Friedrich von Amerling, Ferdinand Georg Waldmüller, Peter Fendi, Josef Danhauser oder Adalbert Stifter. Neben der Ölmalerei ist auch das Aquarell in Werken so namhafter Künstler wie Rudolf von Alt oder Thomas Ender Gegenstand der Ausstellung, ergänzt durch kunstgewerbliche Arbeiten.
Das facettenreiche Panorama zeigt detaillierte Naturstudien ebenso wie humoristisch-anekdotische Erzählungen oder das moralisierende Rührstück. Charakteristisch für die Malerei des Biedermeier ist ein neuer Realitätssinn und eine minutiöse Wirklichkeitserfassung, die allerdings häufig mit einer idealistischen Vorstellungswelt verbunden werden. So verdeckt das scheinbare Idyll nicht selten die Spannungen einer Zeit im Umbruch. Neue Themen wie das Leben auf dem Land, Armut und Reichtum in der Stadt, Volksfrömmigkeit sowie Naturerlebnisse in der näheren und weiteren Umgebung Wiens werden populär.
Die Ausstellung zeigt jeweils rund 60 Gemälde und grafische Werke sowie 20 kunstgewerbliche Gegenstände. Neben bekannten Werken sind auch Raritäten aus dem Museumsdepot vertreten. Auch die wichtigsten Neuankäufe der vergangenen Jahre gilt es zu entdecken, so etwa Rudolf von Alts "Stephansdom zur Weihnachtszeit“, Peter Fendis "Das schlafende Kind am Weihnachtsabend“ oder Rosalia Amons "Junges Mädchen am Fenster mit Blumenstöcken“, das Plakatmotiv zur Ausstellung.
Das Museum Ritter in Waldenbuch bei Stuttgart wurde für die Sammlung von Marli Hoppe-Ritter, der Mitinhaberin der Firma Ritter Sport, gegründet und hat seit seiner Eröffnung im September 2005 über 200000 Kunstinteressierte begeistert. Thema der Sammlung ist das Quadrat in der neueren und zeitgenössischen Kunst. Neben Sammlungspräsentationen werden Wechselausstellungen zur geometrisch-abstrakten Kunst und Einzelausstellungen zu Künstlern der Sammlung gezeigt.
Im selben Gebäude ist auch das Besucherzentrum der Firma Ritter Sport mit dem SchokoShop, der SchokoAusstellung und der SchokoWerkstatt für Kinder ab sieben Jahren untergebracht.
Ab 17. Mai 2009 würdigt das Museum Ritter einen der bedeutendsten französischen Künstler der Gegenwart mit einer großen Sonderausstellung. François Morellet zählt zu den wichtigsten Vertretern der geometrischen
Abstraktion und gilt als Mitbegründer der konkreten Kunst. Seinen Werken legt er mathematische Prinzipien zugrunde, die er mit spielerischer Leichtigkeit und hintergründigem Humor einfallsreich unterwandert.
Am Beginn des künstlerischen Schaffens von François Morellet stehen Begegnungen mit Piet Mondrians Kunst und der konkreten Malerei von Max Bill. Davon tief beeindruckt, entdeckte Morellet um die Mitte des 20. Jahrhunderts die geometrische Formensprache für sich. Bis Anfang der 1960er entwickelte er für seine Kompositionen eine Reihe von Systemen wie die Überlagerung, die Fragmentierung und die Rasterung. Dem Künstler gelingt es, mit einfachen Mitteln zu verblüffen und ironisch-geistreiche Werke zu schaffen.
Die Ausstellung wirft einen sehr persönlichen Blick auf über 50 Schaffensjahre, denn die Auswahl der Werke fand in enger Abstimmung mit dem Künstler statt. Präsentiert wird ein Querschnitt des umfangreichen Œuvres von François Morellet. Zu sehen sind Arbeiten aus allen wichtigen Werkphasen, darunter geometrische Malerei, Klebe- und Rasterarbeiten sowie Lichtinstallationen aus farbigen Neonröhren. Ein vielfältiges Veranstaltungsprogramm für Erwachsene und Kinder begleitet die Ausstellung.
17. Mai bis 27. September 2009
Eröffnung der Ausstellung:16. Mai 2009, 17 Uhr
François Morellet wird anwesend sein
Weitere Ausstellungen im Jahr 2009:
Hommage an das Quadrat
Werke aus der Sammlung Marli Hoppe-Ritter von 1915 bis 2009
Eine ganz besondere Auswahl von Malerei, Papierarbeiten, Plastiken und Objekten wird in diesem neuen Querschnitt durch die Sammlung Marli Hoppe-Ritter gezeigt. Dazu gehören Neuankäufe und Kunstwerke, die bislang noch nicht im Museum Ritter zu sehen waren.
18. Oktober 2009 bis 11. April 2010
Das Museum Ritter auf Reisen: „Nicht Ruhe geben, bevor die Erde quadratisch ist“
Skulpturen der Sammlung Marli Hoppe-Ritter werden in der Landesvertretung Baden-Württemberg in Berlin ausgestellt.
28. Mai bis 26. Juni 2009 in Berlin
Informationen
Museum Ritter,
Sammlung Marli Hoppe-Ritter
Alfred-Ritter-Straße 27,
D-71111 Waldenbuch
Tel. (+49-71 57) 53 51 10
Di–So 11–18 Uhr, Mo geschlossen
www.museum-ritter.de
Von besonderem Interesse dürfte dabei für die BesucherInnen sein, dass sie aktiv in die Ausstellung eingreifen dürfen, indem sie auf einem Gerüst selbst das Konturenzeichnen probieren können!
Die Ausstellung widmet sich ganz der künstlerischen Entstehung des Bildes von den Anfängen bis zur Vollendung und präsentiert neben ausgewählten Gemälden aus der eigenen Sammlung 50 Zeichnungen und 20 Lithografien des Künstlers, die zur Vorbereitung oder im Umfeld entstanden, aber auch kaum bekannte Werkstattarbeiten anderer am Projekt Beteiligter, Installationen zur technologischen Umsetzung, dazu zeitgeschichtliche Fotodokumente sowie noch unveröffentlichtes Archivmaterial zu Auftrag und Ausführung des gesamten Vorhabens.
Werner Tübke – „Altmeister der Leipziger Schule“ – übernahm im Jahr 1976 den Auftrag der Regierung der DDR zur Schaffung eines Panoramabildes. Anfänglich geplant als reines Schlachtenpanorama, das aus Anlass der 450. Wiederkehr der Deutschen Bauernkriege die Thüringer Aufstände vom Mai 1525 als revolutionäres Großereignis von historischer Tragweite bis in die Gegenwart darstellen sollte, schuf Werner Tübke schließlich ein geschichtsträchtiges »theatrum mundi« (Welttheater) von höchster Verallgemeinerungskraft, in dem er »die metaphorische Interpretation einer ganzen Epoche, der ökonomischen, geistigen, religiösen Vorstellungen der Zeit überhaupt« erstrebte.
Nachdem sich Werner Tübke eigens zur Realisierung dieses Auftrages vom Amt des Rektors der Leipziger Hochschule für Graphik und Buchkunst hatte entbinden lassen, begann er im Juli des Jahres 1976 mit den ersten künstlerischen Vorarbeiten, seiner Arbeitsmethode entsprechend zunächst in der Zeichnung, noch im gleichen Jahr aber auch in der Druckgraphik und Malerei. In dieser ersten Phase der Einarbeitung in den Bildstoff, die bis Anfang 1979 reichte und neben umfassenden Quellenstudien auch eine Vielzahl eigenständiger Bildwerke hervorbrachte, erfolgte auch die notwendige Klärung der grundlegenden Gestaltungsfragen.
Die Schaffung der 1:10-Modellfassung, die sich heute in der Berliner Nationalgalerie befindet, bezeichnet die zweite Phase der Auftragserledigung, die zweieinhalb Jahre (von 1979 bis 1981) in Anspruch nahm.
Die malerische Ausführung in Bad Frankenhausen und somit dritte Phase begann am 16. August 1983. Bis Jahresende allein arbeitend, setzte Werner Tübke für die nachfolgenden und ihn unterstützenden Künstlerkollegen den malerischen Maßstab. Ab Januar des Jahres 1984 nahmen die Maler Eberhard Lenk, Helmut Felix Heinrichs, Andreas Katzy, Matthias Steier, Volker Pohlenz, Walter Eisler, Gert Weber und Paul Eisel ihre zeitweilige Tätigkeit im Panoramasaal auf.
Die Abschlusssignatur unter das 1722 qm große Werk, von dem Werner Tübke knapp die Hälfte eigenhändig ausführte, setzte er am 16. Oktober 1987. Entstanden war ein epochales Gemälde des Umbruchs vom Spätmittelalter zur Neuzeit, aber auch universales, zeitloses Welttheater, in dem Grundthemen der Menschheit, wie Liebe und Hass, Geburt und Tod, die unendliche Wiederkehr des Gleichen versinnbildlichen. Werner Tübkes „Zauberberg der Geschichte“ verkörpert den Gipfel seines Lebenswerkes, eine „Sixtina des Nordens“.
Neben der ersten Phase der Einarbeitung in den Auftrag bildet in der Exposition die dritte Phase der Ausführung einen Schwerpunkt. Erstmalig werden großformatige Werkstattarbeiten der Mitarbeiter Tübkes aus dem Fundus des Panorama Museums gezeigt, die bis auf den Punkt genau Ausschnitte des Urbildes „hochmalen“ mussten, um das Panoramagemälde nach alter Bauhüttengesinnung wie aus einer Hand gemalt erscheinen zu lassen. Ein akribisch geführtes Tagebuch Tübkes ermöglicht außerdem die genaue Zuordnung der von den acht Helfern ausgeführten Bildsequenzen im Urgemälde. Aber auch die rein technischen Prozesse finden Eingang in die Exposition. So wird die Übertragung der 1:10-Fassung auf die Leinwand im Bildsaal simuliert. Dies beinhaltet sowohl die Durchzeichnung des Urbildes auf eine darüber gelegte Klarsichtfolie als auch das Projizieren dieser auf Fotos reproduzierten Linearzeichnung auf die Leinwand.
In seinem Geburtsjahr war Deutschland eine Monarchie, die mit dem Ersten Weltkrieg zu Ende ging. Es folgten der hoffnungsgetragene Aufbruch um 1918 mit der Gründung der Weimarer Republik und ihrem Scheitern, schließlich der Zweite Weltkrieg mit der Diktatur Adolf Hitlers und der Zusammenbruch des Dritten Reiches.
Trotz dieser zahlreichen historischen Krisen zeigt das OEuvre Kohlscheins keine Stilbrüche, sondern einen Prozess in der Entwicklung seiner schöpferischen Arbeit. Ausgehend von der Tradition der Historien- und Monumentalmalerei reicht sein in Qualität und Vielseitigkeit außergewöhnliches Werk von beeindruckenden Porträts über weite Landschaften, ausdruckstarken Motiven des bäuerlichen Lebens und des Militärs bis hin zu religiösen Themen.
Hans Kohlschein war der älteste Sohn des Kupferstechers, Zeichners und Düsseldorfer Akademielehrers Prof. Josef Kohlschein. Durch die gezielte Förderung seines Vaters gelang es Hans, schon im Alter von 13 Jahren in die begehrte Kunstakademie aufgenommen zu werden. Die traditionsverhaftete Lehrinstitution sollte die künstlerische Entwicklung des jungen Kohlscheins für sein späteres Leben nachhaltig prägen.
Auch das in seiner Studienzeit geübte Aktzeichnen, nach eigenen Angaben über tausend Akte, verhalf ihm dazu, Anatomie, Proportionen und Bewegungsabläufe anschaulich und realitätsnah darzustellen. Der gegenständlichen Kunst zwar durchaus verpflichtet, entwickelte Kohlschein jedoch eine eigenständige und expressive Ausdrucksform. Die Palette seiner bevorzugten Farben umfasst orange und blau-grüne Töne, deren dynamischer Duktus die Leinwand vibrieren lässt. Kohlschein war durchaus bereit, sich auf malerische Experimente einzulassen und bewies u. a. bei den Porträts oder bei dem immer wieder variierten Motiv des Desenbergs große Wandlungsfähigkeit.
Brüche hat er jedoch stets vermieden. Er adaptierte die für ihn wichtigen Aspekte zeitgenössischer Strömungen, ohne jedoch dabei seine Basis zu verlieren. Seine Werke vermitteln Bewegung und Spannung, aber auch Ruhe und kontemplative Stille. Ein zentrales Thema seiner Arbeit ist das Volks- und Alltags leben in Polen, das Hans Kohlschein lebendig und anschaulich in Szene setzt.
Parallel zur Ausstellung "Robert Rauschenberg - Jean Tinguely. Collaborations" stellt das Museum Tinguely Rauschenbergs Werkgruppe der Gluts (1986-89 und 1991-95) vor. Ihren Namen verdankt sie einem Überangebot (engl. "glut") auf dem Erdölmarkt, welches damals die amerikanischen Südstaaten vor wirtschaftliche Probleme stellte und dazu führte, dass rostende Metallteile in der Landschaft verstreut lagen. Diese inspirierten Rauschenberg, sich wie in seinem Frühwerk erneut den Schrottplätzen zuzuwenden.
Die Gluts sind Assemblagen aus Fundobjekten wie Tankstellenbeschriftungen, Signaltafeln mit Handlungsanweisungen, Automobil- und Industrieabfällen, Relikte aus blankem, rostigem oder lackiertem Metall. Sie erinnern an seine bahnbrechenden frühen Combines der späten 1950er-Jahre, in denen er das ästhetische Potential solcher "Readymades" im Verbund mit Malerei erstmals zur Entfaltung kommen ließ.
Die bisher wenig bekannte, grosse Werkgruppe steht für eine herausragende Schaffensphase im Spätwerk des Künstlers. Zwar schon vor 20 Jahren entstanden, hat sie von ihrer Frische und ihrer malerischen und materialsubtilen Ausdruckskraft nichts verloren.
Die von Susan Davidson (Guggenheim Museum, New York) und David White (Rauschenberg Estate, New York) gemeinsam kuratierte Ausstellung hatte ihre erste Station im Sommer in der Peggy Guggenheim Collection in Venedig. Das Ensemble von rund vierzig Skulpturen aus internationalen Museen und Privatsammlungen zeugt von Rauschenbergs unvoreingenommener Offenheit für die Schönheit dieser "Objets trouvés" aus Zivilisationsabfall.
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