Die Grundsituation der Abende ist so einfach wie bestechend: Joachim Meyerhoff erzählt aus seinem Leben, erzählt unsentimental und mit viel Humor von seiner Kindheit als Sohn eines Psychiatriedirektors, von seinem Austauschjahr in den USA, von seiner Familie, von prägenden Begegnungen und immer wieder auch von Abschieden und Verlusten. Im sechsten und letzten Teil der Reihe findet die Erzählung ihren Ausgangspunkt – die Bühne. Joachim Meyerhoff widmet sich seinen Anfängerjahren als Schauspieler und schildert die verzweifelte Suche nach einer eigenen „wahrhaftigen“ Spielweise.
„Ich habe nie zu den Schauspielern gehört, die auf der Bühne weinen können. Schon auf der Schauspielschule hat uns diese Fähigkeit knallhart in zwei Klassen eingeteilt: in die schauspielerische Oberschicht, den Adel, wenn nicht sogar den hochtalentierten, heulenden Hochadel, die, denen echte Tränen übers Gesicht rinnen, und in die Anderen: das Fußvolk, das theatralische Proletariat, die untalentierte Unterschicht: die sich die Hände vors Gesicht schlägt und vom Publikum abgewandt mit staubtrockenen Augen Schluchzen spielt.“
Eine Wohngemeinschaft mit sechs Medizinstudenten, alle mit einem vermeintlich großen Ziel; sechs Biographien auf der Suche nach Werten, nach Erfolg, Karriere, Sex und Liebe.
Doch die sechs Tage entpuppen sich als harte Prüfungszeit: Zwei Geister mischen sich unter den Anweisungen ihres Einsatzleiters in Peter und Petras allabendlich stattfindende Telefongespräche und schleichen sich in der Rolle der Kinder, der Eltern oder der erfolgreichen Freunde in ihre Träume ein. Schonungslos führen sie Peter und Petra ihre Existenz vor Augen: Alt, hässlich, von Angst getrieben und vereinsamt sind sie schließlich nicht mehr als elende Verlierer, gänzlich unbedeutend für ihr privates und öffentliches Umfeld. Können sie trotz dieser Erkenntnis die Prüfung am Ende bestehen? Gelingt es ihnen, sich dem Einfluss der Geister zu entziehen und einen Neuanfang zu riskieren?
Sibylle Berg blickt der Realität knallhart ins Auge: sie zeichnet mit ihrem tiefschwarzen Humor ein Bild vom älter werdenden Menschen, der an seinem physischen Zerfall und seiner eigenen Bedeutungslosigkeit leidet. Was bleibt, ist einzig und allein der Glaube an ein mögliches Glück im Miteinander. Die Hoffnung stirbt schließlich zuletzt.
Auf dem Gelände, das von Wasser-und Stromzufuhr abgeschnitten und dessen Leben durch die Einstellung des Fährbetriebs völlig stillgelegt ist, hausen aber noch andere Existenzen:
Charles, der es zu etwas bringen und Claire, die erwachsen sein will, ihre Mutter Cécile, eine Indianerin aus Argentinien, die sich als einzige Zivilisierte unter Wilden sieht, ihr Mann Rodolphe, der seit einem verlorenen Krieg eine Kalaschnikow mit sich herumträgt, und Fak, der Claire entjungfern möchte. Sie alle kennen nur eine Art des Umgangs mit dem Anderen: den Deal.
Was muss Monique hergeben, um die Jaguarschlüssel zurückzubekommen? Wieviel ist Fak eine Nummer mit Claire wert? Mit welchem Einsatz bekommt Cécile ihren Sohn dazu, sie mit „auf die andere Seite“ zu nehmen?
Koch, der durch Selbstmord der Verantwortung für veruntreutes Geld entgehen möchte, rutscht auf den Sohlen seiner edlen Lederschuhe in eine Welt, deren Regeln alles aushebeln, woran man sich in der scheinbar ziviliserten Welt außerhalb des Quai West festhält.
Maurice Koch: Sven-Eric Bechtolf
Monique Pons: Andrea Clausen
Cecile: Elisabeth Orth
Rodolphe: Hans-Michael Rehberg
Claire: Merle Wasmuth
Charles: Philipp Hauß
Fak: Nicholas Ofczarek
Abad: Maynard Eziashi
Regie: Andrea Breth
Bühnenbild: Erich Wonder
Kostüme: Francoise Clavel
Musik: Wolfgang Mitterer
Licht: Friedrich Rom
Dramaturgie: Plinio Bachmann
Die Geschichte ist wahr, obwohl sie wie ein Märchen klingt: Ein Mädchen will klassische Sängerin werden, aber Papa ist dagegen. Vielleicht hat er einfach intakte Ohren. Denn das, was die Kleine von sich gibt, würde man keiner singenden Säge durchgehen lassen. Nach dem Tod des Vaters jedoch erbt die Tochter so viel Geld, dass sie nie mehr arbeiten muss, nach New York ziehen und dort ihre Obsessionen hemmungslos ausleben kann - ganz und gar in die Welt der Musik einzutauchen, die für sie aus großen Sopran-Arien besteht. Das Unikum wird zum skurrilen Star. Das Verdienst des englischen Autors Stephen Temperley ist es, dass er diese 1868 in Pennsylvania geborene Florence Foster Jenkins in seinem Stück dem Publikum keineswegs zum Fraß vorwirft. Stattdessen feiert er sie als grandiose Traumtänzerin, die sich von der schnöden Realität nicht in ihren Sehnsüchten beschränken lässt.
Regie
Torsten Fischer
Bühnenbild
Vasilis Triantafillopoulos
Kostüme
Andreas Janczyk
Florence Foster Jenkins
Désirée Nick
Cosme McCoon
Lars Reichow
"Hans Moser, dieser Wiener Charlie Chaplin, Volksschauspieler schlechthin, brachte wie kein anderer den typischen Österreicher zum Ausdruck. Mit seiner kauzigen Art, seinem watschelnden Gang, seinem G’schau und dem berühmten Nuscheln verkörperte er den hierzulande gängigen Eigensinn, die unbestechliche Souveränität des kleinen Mannes. Für mich ist Hans Moser, diese große Kunstfigur des Raunzens, aber auch ein Wiener Bruder Gustaf Gründgens´, ein Mephisto. Die Nazizeit brachte ihn, den Unpolitischen, steil nach oben. Er wurde bestverdienender Schauspieler, musste aber damit fertig werden, dass seine geliebte jüdische Frau nach Budapest und seine Tochter nach Buenos Aires flüchten mussten. Er hatte enormen Erfolg, wurde von den Massen geliebt, verkörperte das minimal widerständige Österreich und war doch einsam und unglücklich.
Ich sehe in Hans Moser eine große Kulminationsfigur des 20. Jahrhunderts. An ihm lassen sich Hoffnungen und Ängste, Couragiertheit und Durchlavieren zeigen, Macht und Ohnmacht des Einzelnen in den Mühlen der Geschichte. So wie er die kleinen Spielräume seiner festgeschriebenen Rollen nützte, extemp- orierte, ist er noch immer Sinnbild für die Freiheit auf österreichisch." Franzobel
Regie: Peter Wittenberg
Bühnenbild und Kostüme: Florian Parbs
Musik: Roland Neuwirth & Extremschrammeln
Alter Moser: Erwin Steinhauer
Junger Moser, sein unangenehmes Alter Ego: Florian Teichtmeister
Blanca Moser, seine Frau: Sandra Cervik
Paul, Schauspieler: Martin Zauner
Theaterdirektor / Hitler / Maskenbildner: Hubsi Kramar
Wackel, Spitzel, Hitlers Adjutant: Alexander Pschill
In einer apokalyptischen Nachkriegswelt wird ein neuer Typ Mensch geboren: der Androide. Als eine Gruppe vom Mars illegal auf die Erde gelangt, erhält Rick Deckard, ein Blade Runner, den Auftrag, sie zu finden und zu exekutieren. Ein Empathietest soll ihm Gewissheit verschaffen. Doch bald verschwimmen die Grenzen zwischen Mensch und Replikant. Wer ist ein echtes Imitat und wer ein falsches Original?
Regie: Judith Wille
Ausstattung: Martina Zirngast
Mit Schauspielern des Ensembles
Für ihre Tat, einen Mordversuch an ihrem Mann, wird man Thérèse zur Rechenschaft ziehen. Sie selbst versucht sich ihr Handeln zu erklären. An einem Abend nach Motiven aus François Mauriacs Roman Thérèse Desqueyroux spielt Verena Lercher die Angeklagte wie auch jene Menschen, denen Thérèse vertraut hat und vor denen sie schuldig geworden ist. Sie wird die Vergangenheit dieser Frau heraufbeschwören bis schließlich alle Personen, die Thérèses Ringen um Identität miterlebt und ausgemacht haben, vor ihr stehen. Aber diese Schatten fordern Thérèse jetzt zum Kampf um ihr Leben heraus. Sie muss entscheiden, ob sie so noch leben will und kann.
Mit: Verena Lercher
Regie: Manuel Czerny
Ausstattung: Katharina Harden
INSEKTARIUM
Greift man ins Insektarium, Jonkes Dramolettsammlung, so bekommt man Elvira die Stubenfliege zu fassen. Außerdem die Vertraute eines Schriftsteller, die von ihrem Heimattal erzählt, das sich von der Welt zu verstecken scheint. Als sie den Namen jenes Tals aussprechen möchte, ertönt nur ein Jaulen oder ein hohlvergrunztes Verstottern. Das Tal flieht aus der Sprache und so aus dem Gedächtnis der Talbewohner.
Einrichtung: Manuel Czerny, Florian Lüftner
Ausstattung: Martina Zirngast
Mit Katharina Klar, Claudius Körber, Franz Solar
Wessely, ein erfolgreicher Bordellbesitzer, hält die Fäden, an denen sein geschäftliches und privates Imperium hängt, fest in den Händen.
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