Die Geschichte vom Glück und Ende des Jaromir Edler von Eynhuf: Aus patriotischer Gesinnung beschließt der Sekretär des k&k Hoftrommeldepots, seinem Landesvater zu dessen Regierungsjubiläum seine Milchzahnsammlung zu verehren, zu deren Vervollständigung ihm nur noch ein Zahn fehlt. Doch genau die Beschaffung dieses Zahns bereitet Jaromir größte Sorgen, trägt er sich doch mit dem Gedanken, die gefeierte Bühnenschönheit Höllteufel um ein solches Zähnchen zu bitten. Die aber hat Biss und verstrickt den patriotischen Sekretär in eine erotische Höllenfahrt, an deren Ende viele gebrochene Herzen das Straßenpflaster Wiens säumen...
Auf seinen waghalsigen Unternehmungen trifft er unter anderem auf den Hofzwerg Zisch, die Hofmetzgerswitwe Beischl, Frau Paradeyser, Herrn Krischiwoprd, Herrn Zwertkarsch, Bischof Chrysostomus Schoisgruber, Herrn Würstl, Direktor Großkopf, Herrn Czwaczek und auf viele andere merkwürdige Gestalten.
Fritz Ritter von Herzmanovsky-Orlando (1877 - 1954), studierte Architektur, ging als solcher zwar nicht in die Architekturgeschichte ein, beeindruckte dafür mit literarisch - waghalsigen Konstruktionen, durch die sich „der geniale Dilettant" den Ruf als „Fabulierer absurdester und skurrilster Anekdoten" sicherte. Seine Geschichten und Bilder lassen die altösterreichische Seele mit ihren böhmisch-slovakischen Fassetten auferstehen, die in jedem Ostösterreicher - meistens in Form einer Urgroßmutter - allzu tief verankert ist.
Das Künstlerdrama rund um den Familientyrannen Bruscon spielt im trostlosen Tanzsaal im Gasthof "Schwarzer Hirsch" in Utzbach. Bruscon und seine Schauspielerfamilie - seine hustende, lungenkranke Frau, sein unbegabter Sohn Ferrucio und die nicht seinen Ansprüchen entsprechende Tochter - bereiten die Komödie „Das Rad der Geschichte" vor. Bruscon nörgelt und schimpft und kritisiert und klagt den ganzen Nachmittag.
Als dann das Stück beginnen kann, verscheucht ein fürchterliches Gewitter und ein dadurch ausgelöster Brand das Publikum. Bruscon im Kostüm des Napoleons, sinkt erschöpft auf einem Stuhl zusammen.
Zur selben Zeit in der österreichischen Provinz: Eine Gruppe von jüdischen Häftlingen wird auf ihrem erzwungenen Fußmarsch Richtung Mauthausen in einen Stadel eingesperrt. Sie sind am Ende ihrer Kräfte, der Hunger und die Kälte setzen ihnen noch weiter zu.
In dieser Situation beschließt ein Häftling, ein Operettensänger aus Budapest, gemeinsam mit seinen Leidensgenossen und ein paar Bewohnern des nahegelegenen Dorfes, die ihnen unter Lebensgefahr Essbares in den Stadel bringen, die Operette „Wiener Blut“ einzustudieren. Es fehlt ihnen an allem, an Instrumenten, an Kostümen, an Kraft.
Das Stück erzählt den komischen, lächerlichen, berührenden Versuch, mit der Idee der Kunst zu überleben. Und es beschäftigt sich mit einem weithin verdrängten Kapitel österreichischer Geschichte: den Todesmärschen von Juden durch die österreichische Provinz im Frühjahr 1945. Diese Todesmärsche waren begleitet von größter Brutalität seitens der bäuerlichen Bevölkerung gegenüber den Juden und vom Gegenteil: Es gibt Zeugnisse größter Hilfsbereitschaft. Unter dem riesigen Schatten des Holocaust, den monströsen Verbrechen des Nationalsozialismus, wollte sich Jahrzehnte lang niemand - von einer neuen Generation junger Historiker abgesehen - mit dieser in Österreich stattfindenden Tragödie in den letzten Kriegstagen und in den ersten Friedenstagen beschäftigen.
In einer Textilfabrik in Wien arbeiten die Näherinnen Liesl, Kathi und Hanni. Für eine Präsenation vor den Vertretern der NGOs berichten sie über ihre Arbeit.
Liesl, Kathi und Hanni schlafen wenig, arbeitern gern. Sie singen Volkslieder zu dem Klang der Nähmaschienen und sind rumdum glücklich. Oder scheinen es zu sein. Die schöne Fassade bekommt nach und nach Risse, und die Präsentation gerät etwas aus dem Ruder. Und sie beginnen plötzlich zu erzählen... über sich, ihr Leben, ihre Sehnsüchtwe und Wünsche, ihre Existenzangst, ihr Überleben in einer Welt der Ausbeutung und Austauschbarkeit.
Volker Schmidt entwirft einen schwerelosen und bitterbösen Abgesang, vermischt beklemmende Zukunftsvision und groteske Tragikomödie zur Lage der globalisierten Wirtschaft und der Mechanismen unserer Zeit.
Eine Produktion des Max Reinhardt-Seminars.
Von Lida Winiewicz.
Eine Eigenproduktion des stadtTheater walfischgasse.
"Angeblich gibt es Geheimclubs, da lassen wildfremde Menschen sämtliche Hüllen fallen.
Wären Sie gern dabei? Ambiente à la „Traumnovelle“? Vergessen Sie Schnitzler und Kubrick! Fahren Sie mit der Straßenbahn!
Sie müssen sich nicht maskieren, keinen schwarzen Domino kaufen, kein Losungswort auswendig lernen, Fahrschein genügt, eins achtzig, entwerten nicht vergessen, und schon setzt´s Enthüllungen, die hätten sich Kidman und Cruise nicht einmal träumen lassen! Gute Unterhaltung!"
Lida Winiewicz
Mit:
Helmut Berger
Konstanze Breitebner
Nicolaus Hagg
Emilia Reif
Roswitha Szyszkowitz
Bühne und Regie: Niko Büchel
SANFTWUT ODER DER OHRENMASCHINIST
Der ertaubte Beethoven plant, seine große Hammerklaviersonate selbst in einem Konzertsaal zu spielen. Sein Adlatus, wissend, dass Beethoven durch seine Taubheit jede Beherrschung des Klaviers verloren hat, versucht, ihn aufzuhalten. Dieser hat aber nicht vor, das Instrument zu bedienen – er will selbst zu seiner Sonate werden und diese als Klanglebewesen hörbar machen.
Mit: Gerhard Balluch
Der 14-jährige Billy ist ein Einzelgänger. Oft zieht er sich zum Angeln und zum Tagebuchschreiben an ein tristes Flussufer zurück. Auch Adele kommt immer wieder hierher. Vor einem Jahr wurde Rachel, ein Mädchen in ihrem Alter, hier umgebracht. Adele möchte wissen, was passiert ist. Charlie, Billys Vater, war Zeuge und hat damals die Polizei informiert. Doch Charlie spricht mit seinem Sohn nie über den Vorfall. Stattdessen reden sie über Schularbeiten, Pünktlichkeit, verpasste Jobs, schmutzige Hemden und Fischreiher. Dabei hätte auch Billy von Wichtigerem zu erzählen – von Scott und seiner Gang beispielsweise, und deren Rachegelüsten und Gewaltübergriffen, die Billys Leben zur Hölle machen. Immer mehr spitzt sich die Situation zu, doch auch Adele kann ihm nicht weiter helfen.
Regie: Anja Sczilinski
Bühne und Kostüme: Peter N. Schultze
Dramaturgie: Andreas Karlaganis
Mit: Walpurga Friedl, Gjon Gjergji, Kastriot Gjergji, Verena Graf, Pedro Gross, Matthias Gruber, Mehmet Gürel, Dyveke Jansen, Anais Lange, Alexander Maitz, Mercy Doreas Otieno, Michaela Purgstaller, Martina Schiefer, Sven Tomac und Ensemblemitglied Markus Schneider
Industriemagnat Joh Fredersen regiert Metropolis, Stadt der Zukunft, Stadt der Ausbeuter und Ausgebeuteten. Die Reichen vergnügen sich in den paradiesischen Gärten der Oberstadt, während die Arbeiter unterirdisch ein erbärmliches Dasein fristen. Fredersens Sohn Freder verliebt sich in Maria, eine Arbeiter-Aktivistin aus der unterirdischen Stadt, die den Arbeitern Befreiung aus der Versklavung predigt. Sie führt ihn in die Unterwelt, wo er die Arbeiterbewegung unterstützt. Um den Arbeitern den Glauben an Maria zu nehmen, lässt Freders Vater von Wissenschaftler Rotwang eine mechanische Doppelgängerin Marias konstruieren. Rotwang aber programmiert den ersten weiblichen Androiden so, dass dieser seinem eigenen zerstörerischen Plan dient …
Regie: Claudia Bauer
Bühne und Kostüme: Hendrik Scheel
Dramaturgie: Regula Schröter
mit: Franz Solar, Franz Josef Strohmeier, Katharina Klar
Die Schädeldecke platzt auf, wenn man sich eine Axt hineinrammt. Genauso der Kopf einer Katze, wenn man sie in einen Sack steckt und gegen die Wand schleudert. Aufplatzen kann auch ein Kürbis. Ein meditativer Diaabend, an dem gesungen, getanzt und selbstverständlich getrunken wird - alles ist überlagert von einer bedingungslosen Liebe zum Rabtal.
Konzeption und Schauspiel: Die Rabtaldirdln (Barbara Carli, Rosi Degen, Bea Dermond, Gudrun Maier, Gerda Strobl)
Fotografie: Franz Sattler
Dramaturgie: Monika Klengel
Ein Volksstück von Ödön von Horváth
Auf dem Münchner Oktoberfest geht die Beziehung zwischen dem Chauffeur Kasimir, der arbeitslos geworden ist, und der Sekretärin Karoline endgültig entzwei. Verloren irren die beiden zwischen Jahrmarktsbuden und Bierzelten herum. Kasimir gerät an ein Ganovenpärchen, den Merkel Franz und seine Erna. Und während er schließlich mit Erna weiterzieht, begibt sich die zaghaft lebenshungrige Karoline mit dem Zuschneider Schürzinger auf den Weg ins vermeintliche Glück.
Horváth stellte sein Stück unter das Motto „…denn die Liebe höret nimmer auf“, doch Karoline „kehrt zurück mit gebrochenen Flügeln, und das Leben geht weiter, als wär man nie dabeigewesen“.
Ein Gastspiel des Landestheater Niederösterreich.
Regie: Thomas Richter
Bühne: Christian Weißenberger
Besetzung:
Antje Hochholdinger / Christine Jirku / Julia Schranz // Roland Düringer / Hannes Gastinger / Klaus Haberl / Oliver Rosskopf / Dietrich Siegl / Helmut Wiesinger