Im Oktober 2002 stürmen tschetschenische Rebellen während einer Vorstellung des patriotischen Musicals "Nordost" das Theater an der Dubrowka in Moskau, nehmen 850 Menschen als Geiseln und drohen, das Theater in die Luft zu sprengen, wenn sich die russischen Truppen nicht binnen kürzester Zeit aus ihrem Heimatland zurückziehen. Russische Sicherheitstruppen beenden das Geiseldrama blutig mit einem Gasangriff, bei dem 129 Geiseln und sämtliche Geiselnehmer ums Leben kommen, und beweisen, dass Russland nicht in die Knie gezwungen werden kann, wie Präsident Putin später in einer Fernsehansprache verkündet.
Die ungeheuerliche Begebenheit wird aus drei verschiedenen Perspektiven geschildert: Zura ist eine der tschetschenischen schwarzen Witwen, die die Freiheit ihres Volkes einfordern wird. Olga ist glücklich, mit ihrer Familie endlich in eine der Vorstellungen zu gehen. Die Ärztin Tamara hat eine Nachtschicht im Krankenwagen übernommen und weiß noch nicht, dass ihre Tochter unter den Geiseln ist.
Torsten Buchsteiner spürt unter der Wucht der existentiellen Bedrohung, der sich die drei Frauen ausgesetzt sehen, der Frage nach, wie Staatsräson, Hass und Ohnmacht zum Motor einer menschenfressenden Maschine werden, die nicht über Leben und Sterben verhandelt.
Paul Sheldon, ein berühmter Serienkrimiautor, hat sich nach einer Buchpreisverleihung ins Auto gesetzt und ist ohne bestimmtes Ziel losgefahren. Er hatte einen Unfall gehabt, einen schweren Unfall, und SIE hatte ihn gerettet. SIE wohnt in einer von allen Menschen verlassenen Gegend und scheint eine ganz normale Krankenschwester zu sein. SIE ist Pauls "allergrößter Fan". SIE heißt Annie Wilkes und hat alle Misery-Bücher von Sheldon gelesen - bis auf das letzte. Der Autor hatte Misery inzwischen "sterben" lassen und wollte eine gänzlich neue Stilrichtung eingeschlagen. Annie kann das nicht akzeptieren und hält den hilfsbedürftigen und mittlerweile durch Annies "Pflege" drogensüchtig gewordenen Paul in ihrer Gewalt. Annies Forderung: Misery soll wieder auferstehen, Paul ein neues Misery-Buch ganz für sie allein schreiben.
Wird Paul Sheldon in Gefangenschaft ein gutes Buch gelingen? Wie viele Misery-Folgen werden nötig sein, bis Annies Bedürfnisse befriedigt sind? Kann er von dem furchtbaren Ort fliehen oder wird er gar gerettet? Die Antworten wird ein schaurig-spannender und nervenaufreibender Theaterabend geben.
Regie: Lars Wernecke
Bühnenbild & Kostüme: Susanne Thaler
Dramaturgie: Dr. Dirk Olaf Hanke
Paul Sheldon: Michael Jeske
Annie Wilkes: Christine Zart
Das erfolgreiche und im Wohlstand lebende Paar Marie und Jo verfolgt ehrgeizig all das, was die Gesellschaft von ihnen als Konsumenten fordert.
Acht Jünger des Meisters kommen von ihrer Pilgerfahrt aus Graceland, Tennessee, zurück und treffen sich in ihrem Fan-Clubheim in Meiningen, wo der Hausmeister und das Publikum bereits auf sie warten. Hier schildert jeder seine ganz persönliche Geschichte mit dem Propheten des Rock’n’Roll. Die wichtigste Rolle dabei spielen natürlich seine unsterblichen Songs, denen sich jeder auf der Bühne - und im Publikum - auf ganz eigene Weise nähern kann. Der singende Lastwagenfahrer Elvis Aaron Presley löste Mitte der Fünfziger Jahre eine Kulturrevolution aus, wie sie die Welt nie zuvor erlebt hatte. Reihenweise fielen vor allem die weiblichen Fans bei seinem Anblick und beim Ertönen seiner Stimme in Ohnmacht. Und doch war und ist Elvis Presley mehr als der personifizierte Hüftschwung: Der Rock’n’Roll veränderte die Welt, er mündete in die gesellschaftlichen Umbrüche der späten Sechziger und ist seitdem aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken. In seiner Musik spiegelt sich das Lebensgefühl einer ganzen Generation, der die Elvis-Songs bis heute Trost spenden und Mut machen.
Regie: Matthias Kniesbeck
Musikalische Leitung: Rudolf Hild
Bühnenbild: Helge Ullmann
Kostüme: Bente Matthiessen
Dramaturgie: Dr. Dirk Olaf Hanke
Susi: Rosemarie Blumenstein
Martin: Renatus Scheibe
Elvira: Josephine Fabian
Tobi: Harald Schröpfer
Johnny: Michael Jeske
Desiree: Sophie Lochmann
Bernadette: Christine Zart
Sylvester: Matthias Herold
Luzius: Roman Weltzien
Der Staatsschauspieler Bruscon – laut eigener Aussage der größte Staatsschauspieler aller Zeiten – tingelt mit seiner Frau und den beiden erwachsenen Kindern von Ort zu Ort. Frau und Kinder haben unter dem Despoten stark zu leiden, denn er fordert bedingungslosen Gehorsam.
Heute soll er im Gasthof „Zum schwarzen Hirsch“ in Utzbach sein selbst verfasstes Drama „Das Rad der Geschichte“, in dem historische Persönlichkeiten von Caesar bis Hitler auftreten, spielen. Doch in Utzbach sind die Zustände niederschmetternd für den Theatermacher: Die Schweine im nahe gelegenen Schweinestall drohen die Vorstellung zu zergrunzen, das die Vorstellung störende Notlicht kann nicht abgeschaltet werden; zu allem Unglück ist heute auch noch Blutwursttag und Wirt und Wirtin anderweitig beschäftigt…
Regie: Thomas Lange
Bühnenbild & Kostüme: Helge Ullmann
Dramaturgie: Gerda Binder
Bruscon, Theatermacher: Hans-Joachim Rodewald
Frau Bruscon, Theatermacherin: Rosemarie Blumenstein
Ferruccio, deren Sohn: Benjamin Krüger
Sarah, deren Tochter: Josephine Fabian
Der Wirt: Ulrich Kunze
Die Wirtin: Evelyn Fuchs
Erna, deren Tochter: Maria Meier
So hört das altgeliebte Sofa von vergangenen Abenteuern und Amouren, von Missverständnissen und Dreistigkeiten, von Träumereien und Wünschen, von Sehnsüchten und höchstem Glück, von Treue und Einsamkeit.
Oft unverschämt direkt, meist launig temperamentvoll, gelegentlich zart säuselnd oder herausfordernd lachend. Aber nie ohne Stil.
Frei verlautbart aus süßem Munde, musiziert nach beredter Note und zitiert aus verbriefter Quelle, wie das Leben so spielt.
Alle hat das Sofa gehabt: Schöne Augen, blonde Haare, bewegte Nächte. Wer wäre ihm nicht erlegen: Die schöne "Blume von Hawaii", der unermüdliche "Boccaccio", die feurige "Giuditta", der teuflische "Paganini", die sinnliche "Marietta", großspurig "Der Favorit" und herzallerliebst die "Clivia".
Bekanntes und Beliebtes in überraschender Gewandung und spritziger musikalischer Adaption. Berühmtes wie Begehrtes vom Hohen Lied Salomons bis zum Kamasutra. Belustigendes als auch Belauschenswertes von Tucholsky bis Ringelnatz.
Zu hören ist von der wilden Jagd nach der Lust, wie von den Träumereien der Frauen im Frühling, von gierigen Blicken und vibrierenden Stimmen, von leuchtend roten Vorhängen und dämmrig lüsternen Straßen, über nackte Schultern und edle Früchte, von der stückweisen Entledigung der Kleider und den verschiedenen Naturen des Kusses, von den Pobacken der Mädchen und edlen Früchten, von Bissen unterm Lindenbaum und aphrodisiernden Wurzeln, von heißen Lippen und schwebenden Füßen. An diesem Abend ist Entspannung angesagt. Es sei denn, die Dämmerstunde trägt wilde Früchte.
Mit Ute Dähne, Rudolf Hild und Albert R. Pasch
Regie: Albert R. Pasch
Musikalische Leitung: Rudolf Hild
Bühnenbild & Kostüme: Helge Ullmann
KZ Sachsenhausen 1940/41: Der jüdische Gefangene Benjamin (Nr. 1793) überlebt, indem er die Uhren der Nazi-Opfer repariert. Eines Tages wird ihm ein weiterer Häftling zur Seite gestellt: Hans (Nr. 9355), der behauptet hat, sich im Uhrmachergeschäft auszukennen. Er trägt nicht das gelbe Dreieck sondern den rosa Winkel des Homosexuellen. Die gegenseitige Abneigung des ungleichen Paares scheint unüberwindbar. Bis Benjamin entdeckt, dass Hans vielleicht an Informationen über das Schicksal seiner Familie herankommen kann. Und dass sie bei aller Unterschiedlichkeit auch gemeinsame Interessen haben.
Eine vielschichtige Beziehung beginnt sich zwischen den beiden Gefangenen zu entwickeln. Benjamin klammert sich verzweifelt an jede Information, die Hans ihm bietet - und sichert dafür das Überleben des anderen. Zwischen echter Zuneigung und erkennbarer Manipulation meistern die beiden die Hölle des Lageralltags. Bis eine unerwartete Wende eintritt.
Regie: Ansgar Haag
Bühnenbild & Kostüme: Kerstin Jacobssen
Dramaturgie: Igor Holland-Moritz
Die Schweiz zu Beginn des 14. Jahrhunderts: Hermann Geßler, der Reichsvogt des habsburgischen Königs in Schwyz und Uri, zwingt die Bevölkerung zum Frondienst. Um seine Macht zu dokumentieren, hat er einen Hut auf einer Stange aufstellen lassen, dem seine Untertanen die gleiche Ehre bezeugen müssen, wie dem Vogt selber. Wer dies verweigert, wird mit dem Tod bestraft. In einem nächtlichen Treffen auf dem Rütli beschließen die Vertreter der Kantone Uri, Schwyz und Unterwalden die Vertreibung der Landvögte und die Loslösung von Österreich. Als Wilhelm Tell, der an diesem Schwur nicht teilgenommen hat, achtlos an dem aufgestellten Hut vorbeigeht, verlangt Geßler von ihm, dass er aus acht Schritt Entfernung seinem Sohn einen Apfel vom Kopf schießt. Zwar gelingt dieser Schuss, doch Geßler lässt Tell verhaften und auf ein Schiff bringen. Doch Tell kann fliehen und schließt sich den Aufständischen an. Er erwartet Geßler in der "hohlen Gasse" bei Küssnacht und tötet ihn. Seine Tat löst den Aufstand aus. Unterdessen ist der König von seinem Neffen, Herzog Johann von Schwaben, ermordet worden. Dieser flieht und bittet Tell um Schutz, der ihm aber den Weg nach Italien weist, wo er sich dem Papst zu Füßen werfen soll. Die Schweiz ist frei, die Nation begründet und Tell, der Freiheitskämpfer, wird als ihr Erretter gefeiert.
Regie: Matthias Brenner
Musikalische Leitung/Komposition: Sebastian Undisz
Bühnenbild & Kostüme: Helge Ullmann / Nicolaus-Johannes Heyse
Dramaturgie: Dr. Dirk Olaf Hanke
Hermann Gessler: Roman Weltzien
Werner, Freiherr von Attinghausen: Max Reimann
Urlrich von Rudenz, seine Neffe: Benjamin Krüger
Werner Stauffacher: Michael Jeske
Itel Reding: Albert R. Pasch
Walter Fürst: Hans-Joachim Rodewald
Wilhelm Tell: Harald Schröpfer
Rösselmann, der Pfarrer: Peer Roggendorf
Kuoni, der Hirte: Albert R. Pasch
Werni, der Jäger: Peer Roggendorf
Ruodi, der Fischer: Max Reimann
Arnold vom Melchtal: Florian Beyer
Konrad Baumgarten: Reinhard Bock
Gertrud, Stauffachers Gattin: Marianne Thielmann
Hedwig, Tells Gattin, Fürsts Tochter: Evelyn Fuchs
Bertra von Bruneck, eine reiche Erbin: Felicitas Breest
Armgard: Marianne Thielmann
Mechthild: Evelyn Fuchs
Elsbeth: Felicitas Breest
Tells Knabe, Walther: / Lorenz Korbien / Jasper Quarré / Moritz Sternberger
Tells Knabe, Wilhelm: Ephraim Matthes
Friesshardt: Renatus Scheibe
Mit Groupie bezeichnet man einen weiblichen Fan und das ist Matty auch. Sie ist Ende fünfzig und lebt allein in einer kleinen Stadt in der Nähe von London. Sie verehrt Mark Gorman einen berühmten Maler. Die beiden haben also nicht viel gemeinsam. In seiner Autobiografie entdeckt sie, dass sie beide aus demselben Ort stammen. Sie überwindet ihre Scheu vor dem berühmten Künstler und schreibt ihm. Nach einigen Wochen erhält sie zu ihrer großen Überraschung eine Antwort. Matty ist überglücklich und schließlich will sie ihn persönlich kennenlernen, und sie beschließt Mark zu besuchen. Doch was sie dort erwartet, entspricht so gar nicht ihrem Bild von einem großen Künstler...
Regie: Anselm Lipgens
Bühne: Hans Kudlich
Kostüme: Erika Navas
mit Johanna Mertinz u.a.
In der für Ploder typischen Sprache zwischen Volksnähe und Poetik schildert er das Leben einer Familie im Zeitraum von einem Jahr, die sich selten durch Nähe, als vielmehr durch Sehnsucht, Kälte und Distanz begegnen. Gelebt und gehandelt wird in einem Zwischen- beziehungsweise Endzustand, in dem Liebe allein als Wort noch existieren kann.
Arnulf Ploder, der im Jahr 1986 das Ernst-Willner-Stipendium beim Bachmannpreis gewann, stellt sich damit auf berührende Weise dem Publikum als dramatischer Autor vor.
Es spielen: Clemens Berndorff, Franz Robert Ceeh, Eva-Maria Kapser, Isabella Wolf
Regie: Manfred Lukas-Luderer
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