Weithin sichtbar schwebt die goldene Barke über dem Unstruttal – das seit 2007 bestehende Besucherzentrum zur Himmelsscheibe von Nebra. Das leuchtende Sonnenschiff erzählt die faszinierende Geschichte der Himmelsscheibe, die 1999 auf dem Mittelberg bei Nebra im südlichen Sachsen-Anhalt von Raubgräbern gefunden wurde. Vor über 3600 Jahren geschmiedet, ist sie die älteste konkrete Darstellung des Kosmos weltweit und ein archäologischer Jahrhundertfund.
In einem Zusammenspiel von wissenschaftlichen Informationen und lebendigen Inszenierungen verbinden sich in der Arche Nebra Archäologie und Astronomie: Virtuelle Figuren geistern durch die Vitrinen, im 3-D-Flug geht es über Himmelsscheibe und Bronzeschwerter, und ein Kasperltheater präsentiert den Krimi rund um die Auffindung der Himmelsscheibe. Großskulpturen gliedern die Präsentation und entfalten ein Informationsspektrum, das die tieferen Dimensionen des rätselhaften Fundes enthüllt. Je nach Betrachterstandpunkt fügen sie sich zu Sonne, Mond und dem Sternbild der Plejaden: Die Himmelsscheibe ist so ständig anwesend, auch wenn das Original abwesend ist. Letzteres wird im Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle präsentiert.
Herzstück des Besucherzentrums ist das Planetarium. Die Show führt auf eine faszinierende Reise in das Universum der Bronzezeit und macht das komplexe astronomische Wissen begreifbar, das auf der Himmelsscheibe verschlüsselt ist. Wer sie „lesen“ kann, ist Herrscher über die Zeit: Schon vor 3600 Jahren ließen sich mit der Himmelsscheibe Kalendertermine festlegen und der Sonnen- mit dem Mondkalender verbinden.
Den Fundort der Himmelsscheibe auf dem Mittelberg markiert ein „Himmelsauge“: Es spiegelt das Firmament wider und verbindet Himmel und Erde an der Stelle, wo 3600 Jahre lang ein Bild des Himmels im Boden verborgen lag. Ein markanter Aussichtsturm unweit der Fundstelle bietet Ausblicke wie zur Bronzezeit. 30 Meter hoch und um 10 Grad geneigt, ist er Zeiger einer überdimensionalen Sonnenuhr. Ein senkrechter Schnitt teilt das Bauwerk und markiert die Sichtachse zum Brocken: Hier ging die Sonne zur Sommersonnenwende unter, hier ließ sich die Himmelsscheibe ausrichten und als Sonnenkalender benutzen. Etwa 3,5 Kilometer vom Besucherzentrum entfernt, mitten im Naturpark Saale-Unstrut-Triasland gelegen, ist der Fundort zu Fuß, per Fahrrad oder mit dem Shuttlebus erreichbar.
Führungen und Aktionen werden angeboten. Darüber hinaus bietet die Arche Nebra exklusive Räumlichkeiten für Tagungen, Firmen- oder private Veranstaltungen bis hin zur standesamtlichen Trauung, die im Planetarium möglich ist.
Der Fundort der Himmelsscheibe von Nebra und das Besucherzentrum Arche Nebra sind Teil der Himmelswege, einer touristischen Route, die sensationelle archäologische Entdeckungen im südlichen Sachsen-Anhalt verbindet. Drei weitere Stationen erzählen von der Astronomie unserer Vorfahren und archäologischen Spuren jahrtausendealten Wissens: Goseck mit dem 7000 Jahre alten Sonnenobservatorium, Langeneichstädt mit einer jungsteinzeitlichen Grabkammer mit Dolmengöttin sowie das Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle an der Saale.
Seit der Gründung des Rupertinum hat sich die Sammlung des MdM SALZBURG auf das vielfältige Werk von Günter Brus konzentriert. In etlichen Ausstellungen im Haus wurden Teilaspekte des umfassenden künstlerischen Schaffens von Brus vorgestellt. Beginnend mit den seltenen frühen Porträtstudien der 1960er Jahre wird das damals skandalträchtige fotografische Werk von Günter Brus, das seine aktionistischen Auftritte und Performances begleitet, präsentiert. Nach der letzten Aktion von Günter Brus, der „Zerreißprobe“ in München im Jahr 1970, setzt das zeichnerische und dichterische Werk von Brus an dem Punkt an, an dem er seine zerstörerischen Körpervisionen und seine halluzinatorischen Fantasmagorien über die eigene Physis hinaus weiterentwickelt. Die „Häute“, wie Brus seine großformatigen Zeichnungen aus den 1970er und 1980er Jahren nennt, nähern sich mit diesem Impetus einem barocken und überaus pretiös kolorierten Bildgefüge an. Das MdM SALZBURG zeigt komplexe Bild-Text-Kombinationen ebenso wie zahlreiche Einzelblätter sowie ganze radierte oder lithografierte Zyklen. Zeugnis für die jahrelange Zusammenarbeit mit dem Künstler sind die von Brus für das Rupertinum gefertigten Entwürfe der Einladungskarten und Plakate seiner Ausstellungen.
Mit Stefan Löffelhardt (geb. 1959 in Biberach an der Riß, lebt und arbeitet in Düsseldorf) ist in der Galerie im Taxispalais ein deutscher Bildhauer zu Gast, der in den letzten Jahren konsequent ein künstlerisches Oeuvre entwickelt hat, das sich auf besondere Weise mit dem tradierten kunsthistorischen Sujet der Landschaft auseinandersetzt. Und zwar im Sinne einer Ideen- oder Seelenlandschaft, die er als kommunikative Landschaft unserer Gesellschaft interpretiert. Architektonisch anmutende autonome Skulpturen setzt Löffelhardt – als Synonyme für konstruierten Raum – offenen, unübersichtlich anmutenden Strukturen gegenüber, die er in Installationen zu einer heterogenen Einheit verbindet. Im Widerspiel von horizontalen und vertikalen Elementen, die wie Gedankenfragmente wirken, entwickeln sich innerbildliche Dialoge. Seine Landschaftsarrangements führen dem Betrachter stets auch Bilder von Vergeblichkeiten, von Neuanfängen und Momenten des Scheiterns vor Augen.
Für die Galerie im Taxispalais hat Stefan Löffelhardt eine raumgreifende Installation entworfen, die sich über zwei Etagen erstreckt. Unter dem Titel Tal Grund – The Valley Floor ist ein multiperspektivisches, begehbares Landschaftsbild entstanden, das in fließenden Formen und Farben über das Verhältnis zwischen Mensch, Natur und Kultur nachdenkt und zugleich auf die geografische Lage des Ausstellungsortes Bezug nimmt. Wie immer bei Löffelhardt kommen dabei banale, schäbige, recycelte Materialien wie Baufolien, Tannenbäume oder Watte, aber auch lebende Pflanzen zum Einsatz, die in ihrer ungewöhnlichen Kombination poetische Kraft entfalten. Seine Auseinandersetzung mit dem sehnsuchtsvollen Gedankengut der Romantik im Widerspruch zum Pragmatismus der Moderne versetzt die malerische Installation in eine Landschaft voller Bruchstücke und Unwägbarkeiten. Töne eines übenden Geigenspielers tauchen die Installation in eine melancholische Atmosphäre. Wolkenskulpturen verdeutlichen das Interesse des Künstlers an der Frage, wie man ungreifbare Elemente und flüchtige Erscheinungen in eine gültige Form bringen kann.
Die Geschichte des Theaters ist auch eine Geschichte von Licht und Beleuchtung, von körperlosen Schatten und Schatten werfenden Körpern als Instrument der Interpretation einer mehr als 2000-jährigen Kulturgeschichte.
Peter Brandlmayr hat KünstlerInnen und WissenschaftsforscherInnen eingeladen, sich mit den heute in den Medien präsenten Darstellungen von WissenschaftlerInnen auseinanderzusetzen.
Die Erwartungen der Gesellschaft an Wissenschaft und die damit verbundenen Hoffnungen und Ängste drücken sich in Zuschreibungen an die Person des Forschers bzw. der Forscherin aus: Ist er/sie HeldIn oder Scharlatan, RetterIn oder ZerstörerIn? Fragen wie diese finden ihren Niederschlag in literarischen oder filmischen Figuren. Sei es in Form des Wissenschaftlers bei seinem erfolgreichen Kampf gegen das tödliche Virus oder in Form der Forscherin, die in letzter Minute die große Springflut vorhersagt. Solchen HeldInnenfiguren steht das Bild des (männlichen) „mad scientist“ gegenüber, der mit seiner Forschung die Welt gefährdet oder an den für die Gesellschaft wesentlichen Fragestellungen vorbeimanövriert.
Während früher „Wissenschaftler-Sein“ als Lebenseinstellung verstanden wurde, als Berufung, die im Wesentlichen dem Mann vorbehalten war, gilt Wissenschaft heute als Beruf, den grundsätzlich Frauen gleichermaßen ausüben können wie Männer. Und: WissenschaftlerInnen werden nicht mehr primär nur als WissensträgerInnen gesehen, sondern als erwerbstätige Personen, die sich ihren Lebensunterhalt in der Wissenschaft verdienen.
Mit den veränderten Gegebenheiten für Wissenschaft heute sowie ihrer medialen Präsentation in der Öffentlichkeit setzen sich vor allem die für „Konturen“ eingeladenen WissenschaftlerInnen auseinander. An der Schnittstelle von Wissenschaft und Kunst bewegen sich Projekte, die die Kommunikation zwischen KünstlerInnen und Wissenschaftstreibenden thematisieren. Gegenstand der gezeigten künstlerischen Positionen sind Figuren der Wissenschaftsgeschichte und deren Rezeption, die Frage nach der Methodik von Wissenschaft sowie das Bild von WissenschaftlerInnen.
Durch Imitation, Überspitzung oder Störung wird dabei versucht, gängige Klischeevorstellungen zu brechen. Greifbar gemacht wird das klassische Bild des Wissenschaftlers beispielsweise anhand eines großen Lesetisches, der die Funktion einer Bibliothek übernimmt. Die BesucherInnen sind eingeladen, in Romanen, Biografien und anderen Dokumenten zu unterschiedlichen historischen und literarischen Figuren aus der Wissenschaft nachzulesen und so, am Lesetisch sitzend, die tradierte Position des Wissenschaftlers einzunehmen, selbst zu recherchieren und nachzuforschen.
Im Kunstraum Niederoesterreich teilen sich für diese Ausstellung Kunst und Wissenschaft gleichsam einen „Themen-Raum“. Im Sinne einer Laborsituation bleibt es dabei den BesucherInnen überlassen, nach möglichen Unterschieden zwischen künstlerischen und wissenschaftlichen Beiträgen zu suchen und festzustellen, ob bzw. inwieweit Kunst und Wissenschaft einander in ihrer Auseinandersetzung mit einem konkreten Thema ergänzen können.
KünstlerInnen: C.I.Brom, Thomas Feuerstein, Nikolaus Gansterer, Ulrike Königshofer, Susanne Kriemann, Marko Lipuš, Elena Peytchinska, Markus Proschek, Gernot Wieland.
WissenschaftlerInnen: ADAM, Milena Bister, Martina Erlemann, Ursula Fischl, Karen Kastenhofer.
Fahrstuhl zum Schafott siedelt sich in der existentiellen „Twilight Zone“ an, wo Lüge und Wahrheit, Verbrechen und Gerechtigkeit, sexueller Exzess und bürgerliche Moral ausfransen und sich zu neuen gesellschaftlichen Paralleluniversen organisieren. Die Ausstellung ist der Versuch, den Komplex Noir in seinen Widersprüchen und seinem fatalen Verführungszauber in den Genres Kunst (Banks Violette, Weegee), Literatur (Dashiell Hammett), Film (John Huston) und Musik (Miles Davis) auszuloten.
Der junge New Yorker Künstler und Kurator der Ausstellung Banks Violette greift in seinen skulpturalen und installativen Arbeiten Aspekte der Noir-Tradition auf. Er verschiebt sie jedoch ins Milieu schwarzromantischer Jugendkulturen der letzten zwanzig Jahre wie Black Metal oder Neo Goth und thematisiert die Ästhetisierung des „Bösen“ als Teil eines zutiefst amerikanischen und bis heute wirksamen kulturellen Phänomens.
Künstler: Banks Violette & Miles Davis, Dashiell Hammett, John Huston, Weegee
In der Ausstellung SENSAI werden historische japanische Druckgraphiken und zeitgenössische Papierkunst Japans einander gegenübergestellt.
Die so genannten „Ukiyo-e“ sind Farbholzschnitte, die vorwiegend aus der späten Edo-Zeit stammen und – in ihrer Leichtigkeit und Verspieltheit – Bilder der alltäglichen, vergänglichen Welt darstellen. Zu den hervorragenden Meistern dieser Zeit, die in Europa zu großer Beliebtheit gelangten, zählen u.a Hokusai, Hokkei und Hiroshige. Es waren vor allem ihre Arbeiten, die den zum Teil enormen Einfluss japanischer Kunst in Europa, vor allem auf die Holzschnitt- und Dekorationskunst des Jugendstils und weit in die Kunst des Beginnenden 20. Jahrhunderts begründeten.
Die zeitgenössischen japanischen Papierarbeiten zeigen die formale Aufnahme der feinen und grazilen Linienästhetik der Ukiyo-e, als auch den Rückgriff auf den Einfluss des Zen-Buddhismus der früheren japanischen Kunst.
SENSAI ist ein wichtiges Schlüsselwort in der japanischen Kultur. Der Begriff ist in westliche Sprachen nur schwer zu übersetzen: am ehesten kann SENSAI übersetzt werden mit den Begriffen Kultiviertheit, Verfeinerung oder Vervollkommnung. SENSAI ist das ästhetische Element, das vorwiegend die japanische Kunstform durchzieht.
Die ständige Suche nach der „Einfachheit, Klarheit“ hinter den Dingen – einer gewissen Ausstrahlung von Gelassenheit, Prägnanz und Beseeltheit, die jenseits eines subjektiven und temporären Gefallens liegt, führt uns Menschen der westlichen Zivilisation zur Ästhetik des japanischen Begriffes SENSAI.
In historischer Zeit war dieses Bewusstsein um primäre ästhetische Ideale Bestandteil des alltäglichen Lebens in Japan. Diese Ideale fanden ihren Ausdruck nicht nur im künstlerischen Gestalten von Papier in unterschiedlichsten Qualitäten und Weißnuancen, sondern auch in der Poesie, im Theater, in Tee-Ritualen oder im klassischen japanischen Tanz.
Physikalisch ist Weiß die Summe aller Farben. Weiß steht in der Japanischen Kultur für den Tod, und bleibt dennoch als vollkommendste Farbe in keinem negativen Zusammenhang. Weiß symbolisiert: Licht, Glaube, das Ideale, das Gute, der Anfang, das Neue, Sauberkeit, Unschuld, Bescheidenheit, Wahrheit, die Neutralität, die Klugheit, die Wissenschaft, die Genauigkeit.
Im Rahmen der Europaausstellung 2009 zeigt das Werner Berg Museum die wohl größte Ausstellung der klassischen Moderne Österreichs, welche je in Kärnten präsentiert wurde. Nie zuvor wurden Werke der bedeutendsten österreichischen Künstler des 20. Jahrhunderts (u. a. Alfred Kubin, Egon Schiele, Oskar Kokoschka, Herbert Boeckl, Max Weiler, Arnulf Rainer, Hermann Nitsch Werner Berg, Kiki Kogelnik, Friedensreich Hundertwasser, Maria Lassnig, Arik Brauer, Albin Egger-Lienz, Alfred Hrdlicka, Cornelius Kolig, Fritz Wotruba, Christian Ludwig Attersee, Giselbert Hoke, Hans Staudacher Bruno Gironcoli) in einer Großausstellung präsentiert. Dem kulturinteressierten Kärntenbesucher wird somit ein Ausstellungsniveau geboten, welches sonst nur in den großen Kunstmetropolen der Welt zu finden ist.
Die Fülle der ausgewählten Werke in den verschiedensten Techniken ergibt gleichzeitig einen eindrucksvollen Überblick über die Geschichte der österreichischen Moderne, deren Besonderheit und Eigenart im Kontext der Entwicklung der europäischen Kunst des 20. Jahrhunderts zur Darstellung kommt. Dabei zeigt sich in verblüffender Weise, wie sich alle Künstler - sei es im Zentrum, sei es am Rande ihres Werkes – dem Thema des Göttlichen gestellt haben. Die vertretenen Positionen reichen von vielfältigen – keineswegs nur christlichen – Zeichen des persönlichen Glaubens über das phantastisch Visionäre bis zum ketzerischen sich Wundreiben an einer alten, überbordenden barock-katholischen Bild- und Anschauungstradition. Wie haben die Künstler, jeder einzelne von Ihnen, Göttlichkeit erlebt? Dies wird zur zentralen Frage der Ausstellung.
Sicherlich ist das christliche Gedankengut – und sei es in seiner Ablehnung – im Europa des 20. Jahrhunderts prägend für jede Gottesvision.
Besondere Berücksichtigung erfährt dabei das im Museum sonst beheimatete Werk Werner Bergs, der nach der Zurückweisung seines Altarwerkes von 1933 durch kirchliche Institutionen in der Serie seiner „Betenden“ Göttliches nur mehr in der Form des abwesend Anwesenden darzustellen trachtete.
Erstmals zugänglich wird auch der dem Museum angeschlossene Skulpturengarten mit Meisterwerken zeitgenössischer Bildhauerkunst.
Eine weitere Attraktionen des Bleiburger Teiles der Europaausstellung wird der neu gestaltete „Europaplatz“ rund um die gotische Stadtpfarrkirche, in der Valentin Omans Piraner Kreuzweg gezeigt wird. Bei den Europafesten lädt aktuelle Volksmusik aus Europa zum stimmungsvollen Erleben zeitgemäßer Weiterentwicklungen lokaler Traditionen ein. Beim Tanzfestival, in dem ein eigens für diesen Zweck geschaffenes Werk von Johann Kresnik und Karlheinz Miklin zur Uraufführung kommt, wird Bleiburg zum Zentrum aktuellster performativer Kunst.
Die über 900 Jahre alte Benediktinerabtei St. Paul ist Schauplatz einer Ausstellung, die sich auf die Spuren des europäischen Mönchtums begibt. Es ist erstaunlich, dass vieles, was wir mit dem Begriff Europa in Verbindung bringen, seine Wurzeln in den Klöstern hat.
Phantastische Bücher schildern das Ringen um Wissen, aber auch die Macht, die damit verbunden gewesen ist. Erstmals öffnet das Kloster sein Archiv und holt daraus wertvollste Dokumente europäischer Geschichte hervor; verbotene Bücher, die ganze Mönchsgenerationen in Atem hielten,aber auch Werke, die die Geschichte entscheidend geprägt haben.
Was unter dem Staub der Jahrhunderte verborgen gewesen ist, wird nun sichtbar und erzählt von Glanzzeiten vergangener Epochen. Schätze aus ganz Europa wurden in St. Paul zusammengetragen, um den Besucher in eine Zeit zu entführen, in der Europa erst in den Köpfen einiger genialer Geister verankert gewesen ist.
Der Bücherschatz des Klosters spiegelt ein wahres Feuerwerk literarischer Kostbarkeiten wider und wird durch berühmte Leihgaben aus ganz Europa ergänzt.
Highlights sind das älteste Manuskript außerhalb des Vatikans aus dem 4. Jahrhundert, bemerkenswerte Handschriften der Minnesängerliteratur sowie das älteste gedruckte Buch der Welt von Johannes Gutenberg. Die erste Darstellung Karls des Großen in einer Gesetzeshandschrift aus dem 9. Jahrhundert ist eines der großen Denkmäler der Rechtsgeschichte Europas. Die Merseburger Zaubersprüche und die Geschichte des Lachens von Aristoteles standen auf dem Index der verbotenen Bücher und erschließen die Welt des Geheimnisvollen und Verborgenen. Ein besonderes Glanzstück der Ausstellung ist das älteste Beispiel der gälischen Sprache in einem irischen Gedicht.
Neben den Kostbarkeiten der Buchkunst sind aber auch bedeutende Werke der Gold– und Silberschmiede Europas zu sehen, die durch Meisterwerke namhafter europäischer Maler und Bildhauer zu einer Einheit zusammen geführt werden.
Der Besucher wird in der leeren Architektur des Gebäudes auf jedem Stockwerk mit einem anderen Klangbild von jeweils einer Stunde Dauer konfrontiert. Diese Tonstücke erhalten ihren Klangkörper und skulpturalen Charakter erst durch die Komplexität ihrer Intonation. Sie haben sinfonische Dimension. Eine spezielle Surround- Sound-Technik versetzt den Hörer quasi an den Ort der Ereignisse selbst und lässt ihn die Dramatik und gewaltige Inszenierung Kultur gewordener Natur erleben.
Lothar Baumgarten hat Ende der 1960er-Jahre zusammen mit anderen bedeutenden Künstlern der Zeit wie Joseph Beuys, Walter de Maria oder Robert Smithson die Grenzen der Kunst besonders in der Auseinandersetzung mit der „Natur“ und in der Reflexion über sie entscheidend erweitert. Anders jedoch als seine amerikanischen Kollegen, die sich an der Macht der Realität orientierten, hinterfragte Lothar Baumgarten den eurozentrischen Blick und ließ sich im Wechsel von Recherche und Dokumentation auf die Begegnung mit dem unbekannten „Anderen“ vor Ort ein. Immer wieder hat er durch seine ephemeren, dreidimensional materialisierten Äußerungen, Zeichnungen, Fotografien, Lichtbildprojektionen, Filme und dokumentarischen Tonaufzeichnungen das Phantom der „Natur“ in der Kultur aufgespürt. In langfristig angelegten Projekten entwickelten sich Vorstellungsräume, die sich vor allem mit unterschiedlichen kulturellen Systemen und ihren spezifischen Raum- und Zeitvorstellungen auseinandersetzen.
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