Ausstellung

Museen, Galerien, Führungen, Architektur, Fotografie, Vernissagen
Meister von Flémalle (vermutlich identisch mit Robert Campin; um 1375–1444), Mérode-Triptychon (Mitteltafel), Eichenholz New YorMeister von Flémalle (vermutlich identisch mit Robert Campin) (um 1375-1444) Geburt Christi Eichenholz, 85,7 x 72 cm Dijon, MuséMeister von Flémalle (vermutlich identisch mit Robert Campin) (um 1375-1444) Madonna mit Kind Eichenholz, 160 x 68 cm Frankfurt Rogier van der Weyden (1399/1400-1464) Medici-Madonna Eichenholz, 61,7 x 46,1 cm Frankfurt am Main, Städel Museum Foto: Artothek

Der Meister von Flémalle und Rogier van der Weyden

Der Meister von Flémalle alias Robert Campin und Rogier van der Weyden zählen zu den bedeutendsten und innovativsten europäischen Künstlern des 15. Jahrhunderts. Etwa 50 Meisterwerke beider Künstler werden ab 21. November im Städel gezeigt.
Schaumainkai 63, D-60596 Frankfurt am Main

Für das Städel Museum, das selbst eine der bedeutendsten Altniederländersammlungen der Welt besitzt, bedeutet diese Ausstellung einen Meilenstein innerhalb der Altniederländerforschung, die am Haus seit vielen Jahren intensiv betrieben wird.
Neben dem Brüderpaar Hubert und Jan van Eyck sind es vor allem der „Meister von Flémalle“, vielfach mit dem Tournaiser Maler Robert Campin gleichgesetzt, und sein zeitweiliger Mitarbeiter, der spätere Brüssler Stadtmaler Rogier van der Weyden, die für die Entstehung und frühe Entwicklung der altniederländischen Malerei von zentraler Bedeutung sind. Sie stehen für die Entdeckung der sichtbaren Welt, die dank einer raffinierten neuen Maltechnik, der Ölmalerei, in bis dahin ungesehener detailrealistischer Manier geschildert wird: ein kostbarer Brokatstoff oder die Träne auf der Wange einer trauernden Madonna, die Altersspuren im Gesicht einer alten Frau oder die am fernen Horizont sichtbaren schneebedeckten Alpengipfel – die niederländischen Maler des 15. Jahrhunderts machen Motive bildwürdig, welche die europäische Malerei zuvor nicht gekannt hatte. Zugleich werden diese augentäuschend genau wiedergegebenen Details der sichtbaren Welt genutzt, um auf eine transzendente Wirklichkeit jenseits der banalen Alltagsrealität hinzuweisen, ist die Vorstellungswelt der Zeit doch noch zutiefst von religiösen Ideen geprägt.
Auch wenn der „Meister von Flémalle“ alias Robert Campin und Rogier van der Weyden zu den bedeutendsten und innovativsten europäischen Künstlern des 15. Jahrhunderts zählen, auch wenn ihre Gemälde wie der Mérode-Altar aus dem Metropolitan Museum of Art, The Cloisters, oder der Marienaltar aus der Gemäldegalerie in Berlin zu den schönsten und populärsten Werken spätmittelalterlicher Kunst gehören – beide Werke werden in Frankfurt zu sehen sein –, so hat es bis heute doch noch keine monografische Ausstellung gegeben, die sich diesen beiden Malern und ihrem Werk gewidmet hat. Doch der direkte Vergleich der beiden Œuvres – gerade in Fragen der Stilkritik – ist in diesem Fall von besonde-
rer Wichtigkeit. Denn ebenso, wie die Gleichsetzung des Meisters von Flémalle mit Campin bis heute umstritten ist, ist auch sein Œuvre in der Abgrenzung zu dem Rogier van der Weydens Gegenstand der Kontroverse. Allein vier monumentale Buchmonografien sind den beiden Künstlern in den letzten Jahren gewidmet worden, die zu teilweise drastisch divergierenden Antworten auf diese Frage kommen.
In dieser Situation bietet eine Ausstellung, welche die Werke beider Künstler zum Teil seit Jahrhunderten erstmals wiedervereint, die große Chance, auf der Basis des direkten Vergleichs zu neuen überzeugenden Lösungsvorschlägen zu gelangen. Etwa 50 Meisterwerke beider Künstler werden aus diesem Anlass in der Ausstellung Der Meister von Flémalle und Rogier van der Weyden zusammengeführt werden. Sie kommen aus den bedeutendsten Museen der Welt, darunter das Museum voor Schone Kunsten in Antwerpen, die Gemäldegalerie in Berlin, das Groeningemuseum in Brügge, das Art Institute of Chicago, das Cleveland Museum of Art, das Musée des Beaux-Arts in Dijon, das Museum der bildenden Künste in Leipzig, das Museu Calouste Gulbenkian in Lissabon, die National Gallery in London, das J. Paul Getty Museum in Los Angeles, das Museo del Prado in Madrid, das Museo Thyssen-Bornemisza in Madrid, das Metropolitan Museum of Art in New York, das Musée du Louvre in Paris, die Staatliche Eremitage in Sankt Petersburg, die National Gallery of Art in Washington, D. C., und das Kunsthistorische Museum in Wien. Eine Ausstellung des Städel Museums, Frankfurt, und der Gemäldegalerie der Staatlichen Museen zu Berlin.
21. November 2008 bis 22. Februar 2009

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Henri Matisse Mademoiselle H.D. Frau mit Schleier, 1927 Öl auf Leinwand, The Museum of Modern Art, New York, The William S. PaleHenri Matisse, Die grüne Bluse, 1936, Öl auf Leinwand, 
Statens Museum for Kunst, Kopenhagen
 © Succession Henri Matisse, VG BilHenri Matisse, Pianistin und Damespieler, 1924, Öl auf Leinwand, National Gallery of Art, Washington, Sammlung Mr. und Mrs. PaulHenri Matisse, Selbstbildnis. Das Matrosenhemd, 1906, Öl auf Leinwand, Statens Museum for Kunst, Kopenhagen, © Succession Henri Henri Matisse, Der Violonist, 1918, Kohle auf Leinwand, Musée départemental Matisse, Le Cateau-Cambrésis © Succession Henri Mati

Menschen Masken Modelle

Die Staatsgalerie Stuttgart zeigt noch bis 11. Januar 2009 unter dem Titel Matisse – Menschen Masken Modelle Porträts des französischen Künstlers Henri Matisse (1869–1954), der als einer der Begründer der modernen Bildauffassung gilt. Durch eine repräsentative Auswahl von 110 Werken, darunter Gemälde, Skulpturen, Zeichnungen und Druckgrafiken aus allen Schaffensphasen, wird Matisse’ Porträtkunst mit ihrem faszinierenden Ausdrucksspektrum erlebbar.
Konrad-Adenauer-Straße 30-32, D-70173 Stuttgart

Der Titel der Ausstellung, Menschen Masken Modelle, deutet bereits an, auf welch faszinierende Weise Matisse die traditionelle Porträtauffassung verändert. Das Treffen der Ähnlichkeit, um das es bislang im Bildnis eines Menschen zuallererst ging, stand nun nicht mehr im Vordergrund. Errungenschaften der modernen Malerei wie die Abstraktion und die Freiheit von Form und Farbe rüttelten an den Grundsätzen der Gattung Porträt. Für Matisse war es nicht in erster Linie die äußere Erscheinung eines Menschen, die er in seinen Bildern festhalten wollte. In zahllosen Sitzungen entwickelte er häufig eine tief empfundene Beziehung zum Gegenüber, welche die Grundlage für seine Porträts bildete. In ersten Entwürfen ging der Künstler meist von einer naturalistischen Abbildung seiner Modelle aus, die er dann immer stärker abstrahierte. Die Gesichtszüge des Dargestellten wurden dabei oft zur zeichenhaften Maske. Durch die Präsentation mehrerer Zeichnungen und Entwürfe zu ausgestellten Werken wird dieser Prozess eindrücklich vor Augen geführt.
Da die Menschen, die Henri Matisse porträtierte, häufig eine wichtige Rolle in seinem Leben spielten – so arbeiteten einige seiner Modelle viele Jahre lang für den Künstler und hatten engen Familienanschluss –, zeigt die Ausstellung den Künstler auf einer sehr persönlichen Ebene. Neueste Erkenntnisse zu Matisse’ Familienverhältnissen, seinen Beziehungen zu Künstlerkollegen, Sammlern und Berufsmodellen werden wesentlich mit einbezogen.
Beginnend mit frühen Selbstporträts um 1900 bis hin zu den späten Maskenbildern und Entwürfen zur Rosenkranzkapelle in Vence wird das ganze Spektrum von Matisse’ Porträtkunst angesprochen. Sein berühmtes, 1906 entstandenes Selbstbildnis im Matrosenhemd aus dem Statens Museum for Kunst in Kopenhagen wird mit den Porträts seiner Malerfreunde André Derain und Albert Marquet gezeigt. Diese Bildgruppe zeugt von der ersten und einzigen Gruppenzugehörigkeit des Künstlers – die Rede ist von den „Fauves“, den „wilden Tieren“, die seinerzeit so viel Aufsehen erregten und als deren Anführer Matisse galt. Es folgen weitere Selbstbildnisse sowie liebevolle Darstellungen der Tochter Marguerite und anderer Familienmitglieder und Freunde. Die enge Beziehung zu seinen Sammlern unterstreicht das ikonenhafte Bildnispaar von Sarah und Michael Stein aus dem San Francisco Museum of Modern Art oder auch die ausdrucksstarke Zeichnung des Russen Sergej Iwanowitsch Schtschukin.
Einen Höhepunkt der Ausstellung bildet die Gruppe der farbreduzierten, strengen Porträts, die um 1914 entstanden und die Auseinandersetzung mit dem Kubismus widerspiegeln, darunter Mademoiselle Yvonne Landsberg und Kopf in Weiß und Rosa. Marguerite Matisse.

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  Foto: Brosche

Art déco – Schmuck und Accessoires der 20er-Jahre

Der Zeitgeist der „goldenen 20er Jahre“ brachte zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts ein extravagantes Schmuckdesign hervor, das die Identität der emanzipierten Frau unterstrich. Strenges Raffinement und eine reduzierte Formensprache waren der neue Imperativ.
Jahnstraße 42, D-75173 Pforzheim

Großer Beliebtheit erfreuten sich dabei dekorative Gestaltungselemente aus Ägypten, Japan oder China und dort typische Materialien. Die großen Juweliere in Frankreich wie Boucheron, Cartier und Chaumet kombinierten Saphir, Smaragd und Amethyst mit mattiertem Bergkristall, setzten, an die ägyptische Antike erinnernd, farbige Steine wie Karneol oder Lapislazuli in Szene oder kreierten Schmuckstücke in geometrischen Formen, die mit weißen Diamanten ausgefasst waren. Japanischer Lack und Email, oft in Kombination mit Diamanten, waren typisch für Accessoires wie Dosen und Minaudièren. Zugleich wurde Modeschmuck salonfähig, denn nach den Kriegsjahren bewegte der Wunsch nach einem Hauch von Luxus alle Schichten. Die Ausstellung, die im Rahmen des 20er-Jahre-Kulturfestivals der Stadt Pforzheim stattfindet, zeigt Juwelenschmuck, Accessoires und Modeschmuck des Art déco aus Frankreich und Deutschland.
In Frankreich, dem Zentrum dieser Stilrichtung, war das 1858 gegründete Haus Boucheron vor allem für seine neuen Materialkombinationen bekannt. Charakteristisch an den Kreationen sind die betörende Couleur und die blumige Formgebung. „Zu den Stücken, die Louis Boucheron berühmt machten, gehörten Ketten, diamantbesetzte Broschen und Colliers mit wertvollen Steinen“, schreibt Christianne Weber-Stöber in Art-Déco-Schmuck. Zur Kollektion gehörten zudem Accessoires wie Zigarettenspitzen oder Puderdosen mit Eierschalendekor.
Die herausragenden Stücke der 1920er und 1930er Jahre von Cartier, einem der „Könige der Juweliere“, brachten dem Haus internationales Ansehen ein, nicht zuletzt wegen der hervorragenden Entwerfer dieser Zeit. Beispielsweise ließ sich Charles Jacqueau des Öfteren von Originalen fremdländischer Kulturen im Louvre inspirieren.
Neben diesen Kreationen aus kostbaren Juwelen war Modeschmuck ein Phänomen der Zeit. Er wurde dadurch gesellschaftsfähig, dass die Pariser Modeschöpferin Coco Chanel den passenden „künstlichen Schmuck“ zu ihren Kollektionen entwarf und in ihren Kreisen einführte.
In Deutschland haben die Schmuckkunst der kurzen Epoche zwischen den beiden Weltkriegen vor allem einzelne Goldschmiedepersönlichkeiten geprägt. Daneben leisteten einige größere Werkstätten und Schmuckfabriken, die Modeschmuck herstellten, einen wesentlichen Beitrag. Dazu zählt die Firma Jakob Bengel aus Idar-Oberstein. Dort entstanden unzählige Varianten mondäner Ketten, vielfach aus Chrom und Kunststoff. In Pforzheim machte die Firma Gustav Braendle, Th. Fahrner Nachfolger Furore. Braendle traf genau die Bedürfnisse der Gesellschaft, die mehr und mehr auf serielle Fertigung setzte, ohne Abstriche bei der Gestaltung machen zu wollen.

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Zwei Dosen von Suchard © Schokolademuseum KölnSchokolade-Nikolaus © Schokolademuseum KölnOlmekischer Würdenträger,  Ausstellungsebene »Kultschokoladen« © Schokolademuseum KölnSpass für Jung und Alt © Schokolademuseum KölnDie interessante und vielfältige »Welt der Schokolade« © Schokolademuseum KölnSo einen hätte wohl jeder gern zu Hause: der Schokoladenbrunnen © Schokolademuseum KölnSelber ein Schmuckkästchen: das Schokolademuseum © Schokolademuseum Köln

Seit 15 Jahren eine süße Verführung

Als erster Neubau im Rheinauhafen, einem Schiff aus Glas und Metall gleich, liegt das Schokoladenmuseum an der Spitze des neuen Stadtquartiers, das einen städtebaulichen Höhepunkt der Rheinmetropole bildet. Das Museum, das am 31. Oktober 1993 eröffnet wurde, behandelt aktuelle Entwicklungen im Themenbereich „Schokolade und Kakao“. Das Sammeln, Bewahren und Forschen gehören hier ebenso zum Aufgabenbereich wie die Präsentation attraktiver Ausstellungen. 690000 Schokoladenfans besuchten 2007 das Museum, und somit gehört es zu den zehn meistbesuchten Museen Deutschlands.
Am Schokoladenmuseum 1a, D-50678 Köln

Ab 1. November 2008 präsentiert das Haus vier neu gestaltete Ausstellungsräume. Hier stehen Anbau und Ernte von Kakao, die Kakaoherkunftsländer, der Handel mit Kakao und die Wirkung von Schokolade auf Körper und Seele im Vordergrund.
Die Besucher erhalten Informationen sehr schnell und knapp über Bilder und Kurztexte, ganz bequem an Hörstationen, intensiv an Computerterminals und kindgerecht an Riechstationen, Schiebepuzzles und Spielen mit und ohne Computer, und das 10 Meter hohe Tropenhaus versetzt die Besucher in den Regenwald. Mit den neuen Räumen, welche die Museumsbesucher vom Kakaobaum bis hin zur Frage, ob Schokolade glücklich macht, führen, und der Ebene „Kultschokoladen“ wurden innerhalb von zwei Jahren große Bereiche des Museums modernisiert und erneuert.
Die „Schatzkammer“ des Hauses präsentiert das präkolumbische Mittelamerika mit der Kultur der Olmeken, Maya und Azteken, für die Kakao ein echter „Göttertrank“ war. Seltene Exponate machen deutlich, welchen Stellenwert Kakao bei diesen Völkern hatte und wie er zubereitet wurde.
Eigens hergestellte Schokoladenservice aus Porzellan und Silber belegen den feudalen Gebrauch der Luxusware an den europäischen Höfen im 17. und 18. Jahrhundert und geben ein Stimmungsbild des Lebens der damaligen Adelsgesellschaft.
Auf amüsante Weise zeigen alte Werbespots, wie sich Zeitgeist und Mode verändert haben. Noch vor 70 Jahren wurde beispielsweise der hohe Kaloriengehalt der Schokolade als Vorteil gepriesen. Beim nostalgischen Streifzug durch die Schokoladenwerbung des beginnenden 20. Jahrhunderts gibt es viele schöne Werbeideen, wie liebevoll gestaltete Blechdosen, fantasievolle Warenautomaten, die den Tafelschokoladen zum Durchbruch verhalfen, oder die bis heute begehrten Emailschilder der Schokoladenfirmen zu entdecken. In der dritten Ebene dreht sich alles um „Kultschokoladen“. Im Zentrum der Ausstellung stehen der Lindt-Goldhase, Mars, Ritter Sport, das Überraschungsei, die Mozartkugel, Sarotti, die Halloren-Kugel, Milka, Nutella und viele mehr.
Und nicht zu vergessen ist die gläserne Schokoladenfabrik. Die Maschinen mit Sichtfenstern ermöglichen Einblicke in die heutige Herstellung von Schokoladentafeln, Hohlfiguren oder Pralinen. Rund 400 Kilogramm Schokolade werden in dieser maßstabsgetreu verkleinerten Miniproduktionsanlage täglich hergestellt, und am drei Meter hohen Schokoladenbrunnen, dem Wahrzeichen des Hauses, kann jeder probieren.

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Foto: Marlene Dietrich ,1960Foto: Helene Weigel, 1950Foto: Joseph Beuys, 1967

Liselotte Strelow

Sie wäre in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden – Liselotte Strelow, eine der teuersten Fotografinnen Deutschlands während der 40er-, 50er- und 60er-Jahre. Aus diesem Anlass widmet ihr das Rheinische LandesMuseum Bonn eine Retrospektive und versammelt somit das Who’s who der jungen Bundesrepublik Deutschland an seinen Wänden.
Colmantstraße 14-16, D-53115 Bonn

Am 11. September 1908 wurde „die Strelow“ in Redel (Pommern) geboren und begann 16 Jahre später ihre Ausbildung zur Landwirtin. Doch kaum war diese beendet, zog es sie nach Berlin, um an Fotokursen der Schule des Lette-Vereins teilzunehmen – wohl die richtige Entscheidung, wenn man bedenkt, dass Liselotte Strelow von Politik bis Theater alles mit Rang und Namen im jungen Nachkriegsdeutschland vor ihrer Linse gehabt hat.
Den Grundstein für ihre Karriere legte sie durch die Mitarbeit im Studio der jüdischen Fotografin Suse Byk. Als die Lehrmeisterin während des Zweiten Weltkriegs fliehen musste, übernahm Strelow auf ihre Bitten hin das Studio und gelangte zu großem Ansehen. Mit dem Namen Byk konnte sie selbstredend nicht mehr werben, das Studio aber leitete sie bis zu seiner kompletten Zerstörung kurze Zeit später erfolgreich weiter.
Auf der „Kö“ in Düsseldorf eröffnete sie schließlich 1950 ihr eigenes Studio und spezialisierte sich auf Porträt- und Theaterfotografie. Schon um sich von den übrigen Fotografen abzuheben, verlangte die „Grande Dame der Fotografie“ 100 D-Mark pro Bild, kurz nachdem alle Deutschen mit 40 D-Mark und einer Nachzahlung von 20 D-Mark anno 1948 in eine neue Zeit starteten.
„Porträt, wie ich es verstehe, heißt: in einem Bilde so viele von hundert verschiedenen Charakterzügen, Wesenszügen eines Menschen zu sammeln wie möglich“, sagte die Fotografin einst und hat es sogar geschafft, mit vielen ihrer Bilder die kollektive Erinnerung an Persönlichkeiten wie Theodor Heuss oder Marlene Dietrich zu prägen. Neben Aufnahmen von der Autorin Ingeborg Bachmann, dem Kanzler Konrad Adenauer, dem Künstler Joseph Beuys oder dem sündhaft-weiblichen Gegenstück zur prüden Wirtschaftswunderzeit, Hildegard Knef, um nur einige von 250 „Prominenten“ zu nennen, öffnet die Retrospektive im LandesMuseum einen Blick in die Werkstatt der Künstlerin. Sie präsentiert neben Zustandsdrucken und Kontaktbogen auch viele bislang nicht veröffentlichte Porträtaufnahmen, welche die Gesellschaft Photo Archiv e. V. für das Museum zusammengetragen hat.
Die Ausstellung zeigt aber nicht nur die Werke der Strelow, die alles andere als Schnappschüsse sind – im Gegenteil, ihre Bilder sind minutiös geplante Aufnahmen, die sie im Labor penibel mit Tusche und Skalpell nachbearbeitet hat –, sondern ist darüber hinaus gleichzeitig das Porträt einer Generation, „die das Schauspielern gelernt hat, der man ihre Vergangenheit nicht ansieht“, so Klaus Honnef, der Ausstellungsleiter.
Ein Kapitel der Schau heißt beispielsweise „Architekten des Wiederaufbaus“ und stellt Architekten wie Hans Scharoun oder Hans Schwippert politischen „Baumeistern“ wie Konrad Adenauer oder Kurt Schumacher gegenüber. Aber auch Protagonisten der Publizistik von Rudolf Augstein bis Axel Springer oder der Kultur wie Gustaf Gründgens und Günter Grass werden hier wieder lebendig. Der Besucher steht im Angesicht mit den Begründern der Bundesrepublik Deutschland.
Liselotte Strelow (1908–1981) – Retrospektive

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Foto: BäuerinFoto: Tag der Ernte

Eine Reise in die Vergangenheit

Das LVR-Freilichtmuseum Kommern zeigt historische Baudenkmäler, historisches Handwerk, gespielte Geschichte und vieles mehr.
Auf dem Kahlenbusch, D-53894 Mechernich-Kommern

Erinnern Sie sich noch an den Duft und den Geschmack von Brot, das in einem mit Holz befeuerten Ofen gebacken wurde? Oder wissen Sie noch, wie in einer Schmiede gearbeitet wurde? Im Rheinischen Freilichtmuseum Kommern können Sie mit allen Sinnen erleben, wie früher im Rheinland gelebt und gearbeitet wurde. Auf dem 90 Hektar großen Gelände mit seinen derzeit 65 historischen Gebäuden aus der ehemaligen preußischen Rheinprovinz wird Vergangenheit lebendig. Unterhalten Sie sich mit Anna Ippendorf, einer Bäuerin, die in einem Haus aus Kessenich im Jahr 1871 lebt, oder mit Johann Nepomuk von Schwerz, der Anfang des 19. Jahrhunderts als Agrarökonom die Rheinprovinz bereist.

Schwerpunktthema 2009: Holz
Das Jahr 2009 steht im Zeichen von Holz. Vielfältige Veranstaltungen und Ausstellungen beleuchten die unterschiedlichsten Facetten. In Kursen und Projekten können Sie selbst die Besonderheiten dieses Materials kennenlernen.

Besondere Veranstaltungen 2009
Auch in diesem Jahr gibt es wieder viele große Veranstaltungen. Die Sommersaison beginnt im März mit dem „Jahrmarkt anno dazumal mit Kirmes der Kaiserzeit“ mit Karussells, Schaustellungen, Artistik und Krammarkt. Im Mai wird ein Holzkohlenmeiler abgebrannt, am internationalen Mühlentag werden sich die Museumsmühlen drehen, und Sie können einen Blick hinter die Kulissen des Museums werfen. Im August können Sie mit der „Zeitblende“ in das Jahr 1959 eintauchen und ein Museumsfest der Erinnerungen erleben.
Im September ziehen bei „Nach der Ernte“ Pferde- und Ochsengespanne, alte Traktoren und Landmaschinen durch das Museum, zeigen Kaltblüter ihr Können beim Holzrücken, lädt ein Bauernmarkt zum Bummeln ein. Hoch beladene Erntewagen bringen Getreide von den Feldern in die Dörfer, wo mit Flegeln und Dreschkästen gedroschen wird. Im Dezember klingt das Jahr mit dem Advent für alle Sinne aus. Märchenerzähler, Weihnachtslieder, selbst gebackene Plätzchen, Glühwein und Laternenführungen garantieren einen stimmungsvollen Tag.

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Foto: Franz BernhardFoto: Große BüsteFoto: Liegende Figu

Franz Bernhard. Anthropomorphe Zeichen

Die Ausstellung im Museum Pfalzgalerie zum 75. Geburtstag des Künstlers entsteht in Zusammenarbeit mit dem Edwin-Scharff-Museum in Neu-Ulm und der Galerie Ruppert.
Museumsplatz 1, D-67657 Kaiserslautern

Der am 17. Januar 1934 in Neuhäuser/ Nové Chalupy im Böhmerwald geborene und in Jockgrim in der Pfalz lebende Bildhauer und Pfalzpreisträger für Plastik Franz Bernhard entwickelte im Lauf der Jahre eine Formensprache, der im Bereich der anthropomorphen Gestaltfindung eine wegweisende Rolle von internationaler Bedeutung zukommt. Bereits in seinem Frühwerk zeigen sich wesentliche Form-, Kompositions-, Material- und Inhaltsaspekte, die sich in einem Prozess kontinuierlicher stringenter Fortführung zu einer schlüssigen Gesamtaussage steigern und verdichten. Hauptthema des Künstlers ist der Mensch in verschiedenen Facetten seiner existenziellen Befindlichkeit. Die körperliche Präsenz und geistig-emotionale Ausstrahlungskraft der plastischen und grafischen Arbeiten, die sich zwischen Figuration und Abstraktion bewegen, bestimmen die künstlerische Aussage gleichermaßen und führen auf eindrucksvolle Art und Weise die Auseinandersetzung mit Schwere und Leichtigkeit, Lasten und Schweben, Stabilität und Instabilität vor Augen.
Die Ausstellung zeigt einen Querschnitt aus dem umfangreichen Œuvre Franz Bernhards. Dabei konzentriert sie sich auf die Werkgruppe der 1977 bis 2005 geschaffenen Reliefcollagen aus diversen Materialien, wie zum Beispiel Papier, Karton, Holz, Leim, Sägespäne, Schnur und Nägel, sowie eine Auswahl an zum Teil großformatigen, meist aus Holz und Eisen gefertigten Plastiken, die über einen Zeitraum von nahezu 40 Jahren von 1969 bis heute entstanden sind. Darunter befinden sich zwei „Köpfe“ aus Cortenstahl im Außenbereich des Museums, die, 2007 und 2008 datiert, der jüngsten Schaffensphase Bernhards angehören. Zahlreiche Arbeiten sind erstmals in einem musealen Kontext zu sehen.
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit Texten von Britta E. Buhlmann, Helga Gutbrod, Annette Reich und Peter Anselm Riedl.

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Ernst Ludwig Kirchner, Zwei Badende, Moritzburg, 1909, Farbholzschnitt, Privatbesitz Bild: Badende Frauen zwischen weißen Steinen OldenburgBild: Waldfriedhof

Ernst Ludwig Kirchner. Farbige Druckgraphik

Zum 70. Todestag des Künstlers zeigen die Kunstsammlungen Böttcherstraße in Zusammenarbeit mit dem Brücke-Museum Berlin mehr als 80 farbige Druckgrafiken von Ernst Ludwig Kirchner.
Böttcherstraße 6-10, D-28195 Bremen

Mit unvergleichlicher künstlerischer und technischer Virtuosität hat Ernst Ludwig Kirchner im Laufe seines Lebens etwa 2000 Holzschnitte, Lithografien und Radierungen geschaffen, davon zirka 200 in Farbe.
Unermüdlich experimentierte er mit verschiedenen Techniken und dem Einsatz von Farbe, um unterschiedliche Wirkungen zu erreichen. Zahlreiche Farbdrucke sind nicht von einer Platte entstanden, sondern die Ergebnisse aufeinanderfolgender Arbeitsgänge, in denen die verschiedenen Farben von mehreren Platten übereinander gedruckt wurden. Farbvarianten derselben Motive ermöglichten ihm das eingehende Studium der daraus resultierenden unterschiedlichen Wirkung der Grafiken.
Das Prinzip der Serie von Farbvariationen derselben Grafik wurde in den 1970er-Jahren von Andy Warhol aufgegriffen und in seinen Siebdrucken systematisch ausgebaut. Doch anders als Warhol war es Kirchner wichtig, nicht nur die Druckträger selbst herzustellen, sondern auch jeden Druck eigenhändig abzuziehen. So konnte er die Ergebnisse von Blatt zu Blatt und noch während des Druckens individuell beeinflussen und ausschließlich Unikate schaffen. Außerdem war er der Überzeugung, dass nur solche Drucke das Recht hatten, als Originalgrafik bezeichnet zu werden.
Die Ausstellung bietet die Gelegenheit, die unterschiedlichen Farbwirkungen ein und desselben Motivs im direkten Vergleich nebeneinander zu betrachten.
In den frühen Holzschnitten ab 1904 zeugen dekorativ geschwungene Umrisslinien und ein oft ornamenthafter Bildaufbau noch vom Einfluss des Jugendstils. Ein luftiger Farbauftrag lässt außerdem die Nachwirkung der impressionistischen Schule erkennen. Ab 1910 werden die Formen freier, die Konturen kantiger, der Stil wird „härter“. Die Geometrisierung der Formen geht auf Kirchners Faszination für die Kunst der Naturvölker zurück, die er im Dresdner Völkerkundemuseum gesehen hatte.
Die Lithografien wirken größtenteils unruhiger als die Holzschnitte, was durch einen skizzenhaften Strich und durch weniger gleichmäßige Farbflächen hervorgerufen wird. Die Technik des Steindrucks ermöglichte ihm noch größere experimentelle Freiheit als die des Holzschnitts. Er erfand sogar ein eigenes Verfahren, das es ihm ermöglichte, Farbdrucke von einem Stein mithilfe beliebig vieler Farbplatten herzustellen. Dieses Vorgehen entsprach für ihn dem der Malerei. Dabei spielte die Linie für Kirchner eine wichtige Rolle. Er versuchte, sie mit der Farbe zu verschmelzen, die Form aus der Farbe entstehen zu lassen. Teilweise druckte er die Umrisslinien farbig, oder er verzichtete auf
die Zeichnungsplatte. So gelang es ihm, zeichnerische mit malerischen Elementen zu vereinen.
Kirchner hat sich nie ganz von der figürlichen Darstellung gelöst. In den späteren Blättern wird der Strich allerdings freier, die Wirkung abstrakter, indem das Gegenständliche zugunsten farbiger Formen zurückgedrängt wird.
Kirchners intensive und experimentelle Auseinandersetzung mit der Druckgrafik zeigt, welch hohen Stellenwert dieses Medium in seinem Gesamtwerk einnimmt. Die mehr als 80 farbigen Blätter, die in der Ausstellung im Paula Modersohn-Becker Museum versammelt sind, geben dem Besucher die Gelegenheit, Kirchner als virtuosen Künstler und Meister der Druckgrafik zu entdecken. Denn wie schon 1920 Kirchner selbst unter seinem Pseudonym Louis de Marsalle sagte: „Nirgends lernt man einen Künstler besser kennen als in seiner Graphik.“

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Ana Kapor, Der geheime Garten, 2005, Öl auf Leinwand auf Karton, PrivatbesitzVladimir Pajevic´, Allee der Erinnerungen, 2002, Mischtechnik auf Papier, Sammlung Merzi, Brescia

Ana Kapor & Vladimir Pajevic´ – Geheime Refugien

Still, verlassen und geheimnisvoll muten die Landschaften an, die in satten Grüntönen in magisch-intime Orte entführen oder aber in lichten Farben endlose Weltlandschaften entfalten.
Am Schlachtberg 9, D-06567 Bad Frankenhausen

Ana Kapor (1964) und Vladimir Pajevic´ (1948), geboren in Belgrad und tätig in Rom, sind Maler, und zwar ganz im Sinn der Alten. Sie arbeiten gegenständlich und in klassischer Technik mit Öl und Acryl auf Leinwand, Holz oder Papier. Mehr noch: Dem Anschein nach sind sie beide überzeugte Traditionalisten mit jeweils eigenen kunstgeschichtlichen Bezügen, die von der Renaissance bis zur Romantik reichen, ohne sich auch nur im Entferntesten in bloßer Nachfolge zu erschöpfen. Zugleich aber ist das Vorbild der Natur als Ausgangsbasis ihres künstlerischen Tuns stets unmittelbar gegenwärtig. Beide halten als Maler am Prinzip der Widerspiegelung, an sinnlicher Wahrnehmung wie geistiger Repräsentanz und Bedeutsamkeit der Darstellung fest, und sie bekennen sich zu ihren Grundlagen: dem Paradigma der alten Meister wie der alles bestimmenden Inspirationskraft der Natur in der unerschöpflichen Fülle ihrer Erscheinungen, ihrer Formen, Farben und Strukturen, ihrer Wesenheiten.
Die Landschaft wird zum alleinigen Träger der Aussage, in ihr verdichten sich Urbilder individuellen wie existenziellen Empfindens. Kapors endlose Weltlandschaften wie Pajevic´s magisch-intime Orte sind Topoi des Verlangens nach Rückzugsräumen, nach Bewahrung von Mysterium und Geheimnis, ja nach Wiedergewinn einer ursprünglichen Unschuld, damit aber nach einer neuen Sinnstiftung der Schöpfung, nach Heilung der Welt und dem Ausgleich der Gegensätze in einer harmonisierten Einheit, nach einem Transzendieren des Realen und seiner Aufhebung in einem Gefühl von Geborgenheit in der Welt, in der Unendlichkeit. Zugleich aber geht von diesen Bildern auch ein Hauch von Unbehagen aus, ein sanfter Schauder des Unfassbaren, der Ahnung einer Nachtseite, wie sie sich am Übergang von der Wirklichkeit zum Traum oder auch im Angesicht des Todes zeigt. Das Düstere indes erscheint sublimiert, selbst wenn das Paradies längst verloren und unerreichbar geworden ist.
Ihre Malerei ist das Resultat einer bildhaften Phänomenologie der Innerlichkeit. Sie wirkt still, fast lyrisch, besonnen oder auch instinktsicher komponiert, dabei empfindungstief, doch ohne den leisesten Anflug von Sentimentalität. Es ist eine in hohem Grad ernste, reflektierte, geistige Kunst, gegründet auf die Möglichkeit des Ausdrucks von Subjektivität und Innerlichkeit im Bild der äußeren Erscheinungswelt.

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Bild: Daumier, 2003Zeichnung: Delacroix , 2001 Bild: Gericault, 2004

Géricault – Delacroix – Daumier. Französische Lithografien und Zeichnungen aus Privatbesitz

Aus einer Privatsammlung zeigt das Museum Goch erstmals Meisterwerke der Zeichnung sowie Lithografie aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Mit zirka 150 Werken vereint die Sammlung die bedeutendsten Künstler dieser Zeit. Insbesondere handelt es sich um Werkgruppen von Théodore Géricault, Eugène Delacroix und Honoré Daumier.
Kastellstraße 9, D-47574 Goch

Eugène Delacroix (1798–1863) schuf insbesondere in zwei Zeiträumen seine lithografischen Werke. In den Jahren von 1825 bis 1829 erkennt und verwendet der Künstler die Druckgrafik als eigenständiges Medium völlig selbstständig neben seiner Malerei. Es entstehen die bekannten Faust-Illustrationen und Tierdarstellungen. Nach vierjähriger Pause nahm er das Thema Illustrationen zu Hamlet und Götz von Berlichingen von 1833 bis 1835 wieder auf. Aus all diesen Bereichen werden bedeutende Arbeiten gezeigt. Besonders reizvoll ist dabei, dass zu einigen lithografischen Umsetzungen erstmals die entsprechenden Vorzeichnungen zur Seite gestellt werden können, was einen aufregenden Einblick in die Entstehungsgeschichte sowie die Arbeitsmethode des Künstlers gibt. An dieser Gegenüberstellung wird die Anerkennung
der Lithografie als gleichberechtigter Kunstform neben der Malerei ersichtlich. Es war ein Medium, das es den Malern und Zeichnern erlaubte, den ursprünglichen Charakter der Zeichnung zu bewahren und dennoch ein in sich abgeschlossenes Kunstwerk zu schaffen.
Auch Théodore Géricault (1791 bis 1824) ist mit einer umfangreichen Werkgruppe in dieser Sammlung vertreten. Er gehörte in Frankreich zu den ersten Künstlern, die sich mit der Lithografie als künstlerischem Medium befassten. In den wenigen Jahren seines kurzen Lebens schuf er regelmäßig druckgrafische Arbeiten, die im Rahmen dieser Ausstellung in umfangreicher Zahl gezeigt werden. Seine kraftvollen Pferdedarstellungen zählen zu den Höhepunkten der französischen Lithografie.
Ein weiterer bedeutender Vertreter der französische Lithografie suchte in seinen Werken einen ganz besonderen Blick auf seine Gegenwart. Honoré Daumier (1808–1879) ist als Lithograf überwiegend wegen seiner zahlreichen Karikaturen bekannt. Sowohl politische Ereignisse und Personen wie auch ganze Berufssparten wurden zum Thema in seinem Œuvre. Bedingt durch seine finanzielle Lage, arbeitete er als Zeitungsillustrator bei La Caricature und Le Charivari und schuf so ein unglaubliches Volumen von 4000 Lithografien. Von diesen Karikaturen werden die wichtigsten Arbeiten, besonders aus dem frühen und späten lithografischen Werk, gezeigt.
Zusätzlich ergänzen Künstler aus dem näheren Umfeld dieser drei Hauptvertreter die Privatsammlung. Sowohl Werke von Richard Parkes Bonnington, Paul Gavarni oder Pierre-Paul Prudhon als auch Zeichnungen von Nicolas Charlet, Gustave Doré, Jean-Baptiste Camille Corot und Jean-Jacques Rousseau befinden sich in der Ausstellung.
Die exzellente Auswahl und Fülle von Arbeiten schenkt dem Besucher einen hervorragenden Einblick in die Kunst der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts und ihre wegbahnenden künstlerischen Impulse für die nachfolgenden Generationen.
Ein umfangreicher Katalog zur Ausstellung erscheint im Imhof Verlag, Petersberg.

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