Was sind das für Geschichten, die uns nahe gehen, in denen wir aber überhaupt nicht mehr vorkommen? Und was ist das für ein abgegriffener Authentizitätsbegriff, der einem ständig im Weg steht? Beruht nicht alle Verständigung letztlich auf rassistischen und sexistischen Bildern, die allein deshalb lesbar sind, weil sie dem Konsens entsprechen?
Das sind Fragestellungen, die der Autor und Regisseur René Pollesch zum Ausgangspunkt seiner Theaterarbeit macht. Pollesch, der mittlerweile an die 150 Stücke verfasst hat und pro Jahr bis zu sieben Abende auf die Bühne bringt, ist kein Autor, der seine Texte als „ewig gültige Wahrheiten“ verstanden wissen will. Er sieht sie als Material, als eine Art Theorieapparat, den jeder benutzen kann, um sich im eigenen Alltag zu orientieren. Sich mit dem Alltag zu beschäftigen, anstatt mit Alltagsrepräsentation – das ist ein wesentlicher Ausgangspunkt: „Meine Arbeiten leben von einer Kompetenz für das, was meine Probleme sind, von meinem Wunsch, mich zu verorten, mich zu orientieren, und der damit verbundenen Energie.“ Dabei ist Komplexität eine Selbstverständlichkeit und es geht immer von neuem darum, den Diskurs weiterzutreiben, der Normalität als Konstruktion entlarvt und uns täglich dazu auffordert: „Glotzt nicht so authentisch!“ und uns aber auch köstlich zu unterhalten vermag.
Die alte Hauptstadt Bayerns macht wieder Geschichte: Weit über 2000 begeisterte Bürgerinnen und Bürger in originalgetreu gearbeiteten Kostümen setzen die Prunkhochzeit von Herzog Georg dem Reichen mit der polnischen Königstochter Hedwig in Szene. Eine Stadt spielt Mittelalter. Dazu gehören vor Originalkulisse Hochzeitszug, Festspiel, Tanzspiel, historische Musik und der „Ritt über die Planken“, das Turnier der Ritter in ihren aus Stahl geschmiedeten Rennzeugen. Landshut erwartet an den vier Festsonntagen rund eine halbe Million Besucher aus aller Welt.
Gibt es in einer vom Alltag besetzten Wirklichkeit einen besser geschützten Raum für gelebte Sehnsüchte als den virtuellen?
Ein einziger falscher Buchstabe lässt Emmi Rothners Mail irrtümlich bei Leo Leike landen. Leike antwortet, und es beginnt eine nette Plauderei zwischen den beiden. Mit jeder weiteren Mail kommen sich Emmi und Leo näher und schon bald entsteht zwischen den beiden eine ganz besondere Brieffreundschaft. Doch mit der Zeit stellt sich den beiden die Frage: Könnte das, was sich aus ihrer anfänglichen Freundschaft entwickelt hat, auch Verliebtheit oder sogar Liebe sein? Und ist dies angesichts der Tatsache, dass sie sich nie persönlich begegnet sind, überhaupt möglich? Bald scheint es nur noch eine Frage der Zeit zu sein, wann es zum ersten persönlichen Treffen kommt...
Glattauer gelingt es, den Leser gemeinsam mit Leo und Emmi auf jede neue Nachricht warten zu lassen. Das Leiden wird körperlich fühlbar, wenn eine Mail eine Zeit lang ausbleibt, eine Frage nicht sofort beantwortet wird oder nur vage. Beide leiden unter der Ungewissheit, ob sie - bzw. der andere - dem in den Mails entstandenen Bild je entsprechen können. Und beide wissen irgendwann, dass sie aufhören müssen, sich näher zu kommen, doch sie gehen weiter - Schritt um Schritt - wohl wissend, dass jede Annäherung die Sehnsucht immer stärker werden lässt - nach dem, den man nicht kennt und doch so sehr.
„Zu meinem Glück gehören E-Mails von Leo“, schreibt Emmi. Auch Leo lässt sich hinreißen: „ Schreiben Sie mir, Emmi. Schreiben ist wie küssen, nur ohne Lippen. Schreiben ist küssen mit dem Kopf.“
Daniel Glattauer, geboren 1960 in Wien, studierte Pädagogik und Kunstgeschichte und schrieb drei Jahre lang für "Die Presse". Seit 1989 schreibt er unter dem Kürzel "dag" in der Tageszeitung "Der Standard" Kolumnen, Gerichtsreportagen und Feuilletons. "Gut gegen Nordwind" ist seine achte, bisher erfolgreichste Buchveröffentlichung.
Es ist ein Talisman der ganz besonderen Art, den Johann Nestroy vor 169 Jahren auf die Bühne gebracht hat, um die soziale Wirklichkeit im Biedermeier sichtbar zu machen: Eine schwarze Perücke nämlich, mit der sich der junge Titus Feuerfuchs, der wegen seiner brandroten Haare keinen leichten Stand hat im Leben wie im Gewerbe, als schwarzhaariger Gärtner verkleidet. Als solcher ist er bei der heiratslustigen Damenwelt, die zugleich Arbeitgeberwelt ist, sofort ebenso beliebt wie in späterer Verkleidung als blonder Förster - und am Ende gar als „früh ergrauter“ Neffe seines reichen Onkels.
Im Fokus stehen das Leben und die Inbesitznahme öffentlichen Raumes von verschiedenen ethnischen und sozial schwächeren Gruppen in Zusammenhang mit der fehlenden (oder „noch“ nicht greifenden) Sozial- und Integrationspolitik als Mitverursacher politischer Rechtsausrichtung in der Bevölkerung und der daraus resultierenden verstärkten sozialen Konflikte. Realismus versus Idealismus...
Der Abschlussjahrgang der Musicalausbildung PERFORMING ARTS STUDIOS VIENNA präsentiert am 1. und 2. April 2009 im Theater Akzent das Ergebnis seiner dreijährigen Ausbildungszeit. Die Absolventen werden auf ihrem Streifzug durch verschiedenste Musicals vom 2. und 1. Jahrgang unterstützt.
Garantiert ist auf alle Fälle eine abwechslungsreiche Show in Tanz, Gesang und Schauspiel.
Goethes „Reineke Fuchs“ – ein fabelhafter Spaß! Erst kommt das Fressen und dann die Moral – nach diesem Grundsatz lebt und handelt Reineke. Die anderen Tiere schieben die Moral vor, um ans Fressen zu gelangen.
Reineke nützt die Schwächen seiner Widersacher, die Gier des naiven Bären Braun, die Eitelkeit des faulen Katers Hinze, die Unterwürfigkeit des beleidigten Wolfes Isegrim gnadenlos aus. Selbst der mächtige, korrupte Löwe wird von Reineke manipuliert und an der Nase herumgeführt.
Fünf temperamentvolle junge Schauspielerinnen plagen sich und andere mit Hexametern? Nicht im Geringsten! Leichtfüßig und mit beißender Ironie setzen sie sich über alle Geschlechterklischees hinweg.
Kein Mensch kann sich vorstellen, wie lange so eine Woche ist, wenn man etwas tut, das verboten ist.
Mit diesen Worten beschreibt die heute 88-jährige Milli Deutsch die letzten beiden Kriegsjahre in Eisenerz, in denen sie Protagonistin einer historisch lange vernachlässigten Geschichte war: Jener des österreichischen Widerstandes gegen das Hitler-Regime, im Besonderen des „stillen“ Widerstandes, dessen Namen und Gesichter bis heute unbekannt geblieben sind.
Es ist das Jahr 1944, ein Ende des Krieges noch nicht absehbar. Millis Mann kämpft an der Front, sie ist schwanger und lebt allein in ihrer Wohnung in Eisenerz. In ihr für Kriegsverhältnisse relativ geschütztes Leben platzt eines Tages Mitzi, eine ehemalige Schulkollegin, die von der SS gesucht wird, weil sie sich mit der Österreichischen Freiheitsfront solidarisiert hat. Von einem Tag auf den anderen wird Milli zur Widerstandskämpferin wider Willen: Sie nimmt Mitzi auf, und in ihrem Gefolge zwei weitere Partisanen – während die hitlertreuen Schwiegereltern in ihrer Wohnung ein und aus gehen. So lebt sie zwei Jahre in der Gefahr, entdeckt und denunziert zu werden, zwei Jahre in Angst: vor jedem Klingeln an der Tür, vor jedem Uniformierten auf der Straße. Als auch noch eine hochschwangere Bekannte aus Berlin bei ihr Unterschlupf sucht, nimmt das "Versteckspiel" endgültig absurde Züge an…
Georg Schmiedleitner inszeniert die wahre Geschichte der Milli Deutsch, die sich aus Zivilcourage und Menschlichkeit selbst in Lebensgefahr begeben hat, als Spiel zwischen Dokumentarischem Theater und Groteske.
„Mann. Nackt. Hundeleine. Frau. – Covergirl.“ So beschreibt Lynndie England das Foto aus Abu Ghraib, mit dem sie sich ins kollektive Gedächtnis unserer Zeit gebrannt hat. Das eindrückliche Theaterprojekt bietet eine Sektion des „Menschen“ hinter dem „Monster“. Zwischen Dokumentation und Fiktion, zwischen innerem Monolog und Kabarett bewegt sich das Stück, das auf makabre, aber behutsame und sogar humorvolle Weise aus dem Leben der jungen amerikanischen Soldatin erzählt und Antworten auf die Fragen rund um die Vorkommnisse von Abu Ghraib sucht.
Der berühmte Schriftsteller Paul Sheldon hat noch einmal Glück gehabt: Nach einem schweren Autounfall in einer einsamen Gegend wird er von der ehemaligen Krankenschwester Annie Wilkes gefunden. Sie ist sein allergrößter Fan und pflegt ihn fürsorglich in ihrem abgelegenen Haus. Als Annie jedoch den lang ersehnten letzten „Misery"-Roman zu lesen bekommt, ist sie schockiert: Wie konnte Paul seine tapfere Heldin am Ende sterben lassen? Annies liebevolle Fürsorge wandelt sich bald in blanken Terror. Sie zwingt den Autor mit allen Mitteln, ihre Lieblingsheldin Misery in einem neuen Band wieder lebendig werden zu lassen. Paul Sheldon ist in eine scheinbar unentrinnbare Falle geraten und schreibt um sein Leben. Jeden Tag verlangt Annie von ihm ein neues Romankapitel. Und mit jedem Versuch, sich zur Wehr zu setzen, wird es augenscheinlicher: Er befindet sich in den Händen einer Psychopathin...
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