Von B, der darüber den Verstand verliert, dass er sich mit Verstand über die Grenzen seines Verstandenen hinausbewegt, über E, die in ihrer unbeGREIFflichen Schönheit nichts ist, als Projektionsfläche für andere, bis zu P, dem ziegenfickenden Altbauern, verdichtet Schwab Merkmale zu Figurenskizzen. Er reflektiert an seinem Menschenmaterial die Modalitäten des Humanen, um einen Buchstaben nach dem anderen wieder auszuscheiden, buchstäblich hinzurichten. In der KasinoBar schlachtet sich eine Autorenschaft von 3 Schauspielern an Schwab heran.
Die vier Dramen der "York-Tetralogie" (also die drei Heinrich VI.-Dramen und Richard III.) in einer Fassung für einen Abend - mit achtzehn Schauspielern in über sechzig Rollen und sieben Stunden Spieldauer. Im Mittelpunkt des Dramenkomplexes über die Ablösung und Ermordung Heinrichs VI. aus dem Hause Lancaster durch die Familie der Yorks, die Machtergreifung Richards III. und dessen Ende, das zur Beilegung des Bürgerkrieges unter der Herrschaft der Tudors führt, steht die Frage: "Wie regiert werden, durch wen, bis zu welchem Punkt, zu welchen Zwecken und mit welchen Methoden?" In der Literatur des sechzehnten Jahrhunderts wird ein Bild vom politischen Herrscher und selbstbewussten Individuum entworfen, das bis heute gilt: körperlich fit, geistig rege, nur sich selbst verantwortlich, kämpferisch, kreativ, kontrolliert. Diesem Bild entsprechen die beiden zentralen Figuren der Rosenkriege Heinrich und Richard auf unterschiedliche Weise nicht - sie sind Grenzgänger. Heinrich VI. wird als Nachfolger des früh verstorbenen und aufgrund seiner militärischen Erfolge heroisierten Heinrich V. bereits im Kleinkindalter gekrönt, während der spätere Richard III. als verkrüppelter jüngster Sohn einer Familien-Linie, die noch nie einen König gestellt hat, seine Karriere an einem hierarchisch denkbar machtfernen Punkt beginnt. Während der ins Zentrum der Macht geborene Heinrich zeit seines Lebens um Souveränität jenseits der gängigen Herrschaftsvorstellungen kämpft und politisch scheitert, ist Richard, der self-made man, der ohne Skrupel die Macht erobert, in dem Augenblick am Ende, in dem er sein Ziel erreicht hat. Beide Figuren und ihr Scheitern müssen als Kritik am männlichen Vollständigkeits-Ideal aufgefasst werden, an dem sie gemessen werden. Beide überschreiten dieses Ideal: Heinrich in der Verweigerung, Richard in der spielerischen Indienstnahme für die eigenen Zwecke. Im Bürgerkrieg, in dem die Väter und die Söhne einander gegenseitig erschlagen, ist die Perversion des männlich-hierarchischen Prinzips beständig präsent.
Die Heinrich-Dramen werden in der Neu-Übersetzung von Albert Ostermaier aufgeführt, Richard III. in der Übersetzung von Thomas Brasch.
Die Situation wird dadurch besonders prekär, dass er mit der Klage über seine Tochter mitten in die Hochzeitsvorbereitungen des Fürsten von Athen mit der besiegten Amazonenkönigin Hippolyta platzt und sich auf ein Gesetz berufen kann, das für ungehorsame Töchter die Todesstrafe oder wenigstens den Weg ins Kloster vorsieht.
Aber Hermia ist unbeugsam und beschließt, mit ihrem Geliebten Lysander aus dem Geltungsbereich des Gesetzes zu fliehen. Demetrius, der verschmähte Liebhaber, folgt ihnen, weil er von Helena, die in ihn verliebt ist, über den Fluchtplan in Kenntnis gesetzt wurde. Helena folgt ihrerseits Demetrius, weil sie hofft, dass er sich für ihren Verrat dankbar zeigen könnte.
Die Außerkraftsetzung der höfischen, zivilisierten Ordnung, die der Wald als Rückzugsort zu versprechen scheint, findet nicht statt. Die Gewalt, die in den Hierarchien, den Geschlechterbeziehungen, in der Mechanik von Anziehung, Abstoßung und Unterwerfung liegt, tritt in der "langen" Nacht im Wald nur
desto schroffer zutage. Der Zwist zwischen dem Elfenkönig Oberon und seiner Gattin Titania, in dessen Turbulenzen die durch den Wald irrende Athener Jugend hineingezogen wird, scheint sehr ähnlichen Gesetzen zu gehorchen wie die Konflikte zwischen Theseus und Hippolyta bei der Hochzeit, die in Athen geplant ist. Die wechselhaften Liebesbeziehungen zwischen den Athenern werden zwar von dem wunderbaren Liebeselixier ausgelöst, das der Waldgeist Puck entweder in die "richtigen" oder die "falschen"Augen träufelt - aber alsbald weiß nicht nur er nicht mehr zu sagen, welches nun die "wahre" Liebe sei, wenn Begehren und Liebeswunsch so schnell mit Hass und Abscheu zu wechseln vermögen.
Am Ende können sie von Glück sagen, wenn es ihnen gelungen sein wird, eine Realität zu schaffen, in der es sich wird leben lassen können. Gefeiert wird dieser Kompromiss mit einer Theateraufführung, in der eine Handwerkertruppe die Wirklichkeit des Spiels und der Liebe so ernst nimmt, dass beides grandiosscheitern muss.
In einer musikdurchwirkten biografischen Bilderfolge erzählt Autor Michael Korth vom ereignisreichen Aufstieg des berühmten Komponisten Joseph Haydn an den Hof von Esterházy. Er begegnet blasierten Baronen und schöngeistigen Gräfinnen, berechnenden Friseurtöchtern und schamlosen Schwiegereltern, souveränen Fürsten und aufreizenden Sängerinnen. Dazwischen mischen sich ein verrückter Schädelräuber und ein gewisser Herr Beethoven in die Geschichte. So gelingt eine verehrende wie humorvolle Verbeugung vor Herz, Seele, Kopf und Kunst des Joseph Haydn.
Günter Franzmeier verkörpert die Titelfigur, Intendant Wolfgang Böck ist in einer Doppelrolle als Haydns Schwiegervater und als Fürst Esterházy zu erleben.
Rose und Walsh sind einfach das perfekte Paar: Sie führen heftige Eifersuchtsdebatten, lieben und streiten sich, sind frech und verspielt wie am ersten Tag - nur dass Walsh tot ist, tot und begraben, und das seit fünf Jahren. Nur Rose erscheint er nach wie vor täglich...
Schwierig wird es erst, als Walsh beschließt, für immer zu gehen: Denn Rose ist pleite, sie kann ihr geliebtes Sommerhaus in Montauk nicht länger halten. Doch Walsh kann ihr helfen. Im Haus liegt gut versteckt sein letzter unvollendeter Roman. Aber wer schreibt ihn fertig? Walsh empfiehlt den jungen und zum Glück noch lebenden Autor Clancy. Mit ihm kommt Bewegung ins Haus...
In Schauspielworkshops, die mehrmals monatlich im Theater Phönix oder in Schulräumen stattfinden, erarbeiten die Theaterpädagogin, Regisseurin und Autorin Michaela Obertscheider, die Co-Trainerin Sina Heiss und Jugendliche aller Klassen des Europagymnasiums Auhof eine Performance, die Ende Mai öffentlich präsentiert wird. Die Arbeit ist prozessorientiert, d.h. der Text und das Stück entstehen im Laufe der Proben mit den SchülerInnen. Geplant ist eine multimediale, musikalische Installation, die mehrere Schulräume einbezieht und wie eine „Theater-Messe“ funktioniert, auf der unterschiedliche Aspekte des Themas und Herangehensweisen präsentiert werden.
Religionskriege, Wirtschaftskrise, Selbstmordattentate, Terror, Börsenkrach. Wo Recht zu Unrecht wird, ist Widerstand Pflicht! Ist Gewalt dabei tabu? Oder ist sie das einzige Mittel, das wirklich hilft? Gibt es einen Gott, der Gewalt ge- oder verbietet? Und wo sitzt eigentlich der Feind?
Die Schauspielerin Judith Richter lädt zu einem Gastmahl, um mit dem Publikum der Frage von Fressen und gefressen werden nachzuschmecken.
Die Tafel wird zum Schlachtfeld, auf dem Friedrich Schillers „Jungfrau von Orleans“ den Tod verbreitet, zum unbarmherzig umkämpften Fleischmarkt, auf dem Bertolt Brechts „Heilige Johanna der Schlachthöfe“ zu Vernunft und Menschlichkeit in einem System der Unmenschlichkeit aufruft. Und zum Gerichtsstand, in dem die historische Jeanne d´Arc berichtet, wie sie, ein Bauernmädchen, mit 17 Jahren auf Geheiß heiliger Stimmen auszog, Krieg zu führen gegen die Engländer. Übernimmt sie in diesem Prozess die Verantwortung für ihre Taten, lebt sie. Beharrt sie auf einem göttlichen Auftrag, muss sie brennen...
„Ein Treffen dreier Menschen. Man teilte einst vieles. Man teilte eine Adoleszenz. Und ein bisschen bemüht ideologische Ideen. Nun trifft man sich wieder. Einige Jahre später. Und über diesem Treffen steht der Verlust der Nähe von damals. Weniges hat man sich noch zu sagen, aber in den Köpfen wird es ganz laut. Im Laufe einer Nacht bestimmt man einmal so richtig seinen Standort. Man zieht Bilanz. Man lotet alte Nähe aus. Man lässt die Körper aufeinanderprallen und die Hirne lärmen. Und am nächsten Morgen besteigt man einen Berg. Und es gibt auch was zu feiern. Weil es wird da wer heiraten. - Wohnst du noch, oder lebst du schon? Die Frage nach dem Wohnen wird hier zur Frage nach deiner Seinsweise überhaupt. Wenn du tatsächlich in einer gänzlich postideologischen Zeit angelangt bist, dann scheint dein Wohnen trotzdem immer noch darüber Aufschluss zu geben, ob du erfolgreich bist oder nicht - beruflich wie privat, finanziell wie emotional.“
„Man wähnte sich einmal als Teil einer Generation, die vielleicht Epochales tragen können würde. Nun ist der Glaube an diese Potenz der eigenen Generation dem Wissen gewichen, dass sich aus dem Vorfindbaren nichts Neues wird ausfalten können. So wartet man auf das Kommen des Anderen, des Ereignisses, das wie ein Messias kommen muss oder wie eine Flutwelle. Und bis dorthin wohnt man einfach. Unter Glas. Und manchmal besteigt man einen Berg.“
Ewald Palmetshofer
Früher waren sie eine Clique. Babsi, Jeani und Max. Sie teilten eine Wohnung und die politische Ideologie. Und gelegentlich das Bett. Nun treffen sie einander nach Jahren wieder, um ein gemeinsames Wochenende in einem Hotel zu verbringen. Schon an der anfänglichen Frage, wer mit wem in einem Zimmer schläft, entzünden sich alten Rivalitäten und Zuneigungen. „Im Laufe einer Nacht bestimmt man einmal so richtig seinen Standort. Man zieht Bilanz. Man lotet alte Nähe aus. Man lässt die Körper aufeinanderprallen und die Hirne lärmen.“ Für kurze Zeit wäre vieles möglich. Doch über das Möglichkeitsstadium kommt man nicht hinaus.
Das Wiedersehen der drei Freunde wird zum Spiegel einer Gesellschaft, in der es wenig soziale Zwänge und keinen höheren Sinnzusammenhang gibt. Die Heilsversprechen von Markt und Politik gelten dem Glück des Einzelnen. Wen das Glück nicht einholt, der ist offenbar selber schuld. Also wartet man darauf, richtet sich in diesem Warten ein, wohnt im Provisorium. Wo es keine Entscheidungen gibt, fehlen aber auch Höhen und Tiefen. Metapher für diese Seinsweise ist der „Coitus interruptus“, der Babsi, Max und Jeani eine Zeit lang verbunden hat.
Skrupellos hat sich Präsident von Walter am Hofe eines deutschen Fürsten heraufgearbeitet, und natürlich soll Sohn Ferdinand in seine Fußstapfen treten. Durch die Verheiratung mit Lady Milford, der Geliebten seines Herzogs, will er nicht nur Ferdinand befördern, sondern auch den eigenen Einfluss sicherstellen. Umso größer ist sein Entsetzen, als er erfährt, dass Ferdinand die Hofwelt ablehnt und sich stattdessen in die bürgerliche Luise Miller verliebt hat, der er zu allem Überfluss auch noch die Ehe versprochen hat. Um dies zu verhindern, scheut der Präsident weder List noch Skrupel, und tatsächlich scheint die Intrige aufzugehen...
Das Leben des jungen Leutnants Carl Joseph Trotta steht im Zeichen einer längst vergangenen Heldentat. Sein Großvater rettete in der Schlacht bei Solferino dem Kaiser Franz Joseph das Leben. Die Tat ging in die Geschichte ein – und die nachfolgenden Generationen können sich dem Mythos des vorbildhaften Märtyrers nicht entziehen. Doch die Zeiten für Helden scheinen gezählt. Carl Josephs Gemüt ist gekennzeichnet von Melancholie und Stagnation. Nachdem sein Freund Doktor Demant in einem Duell zu Tode gekommen ist, lässt sich Carl Joseph in eine Grenzstadt am östlichen Rand der Monarchie versetzen. Während im Innern des habsburgischen Reichs noch Normalität behauptet wird, stehen an der Grenze die Zeichen auf Untergang. Längst tanzt man hier einen Totentanz, der auf direktem Weg in die Schrecken des Ersten Weltkriegs mündet. Mit dem Tod des Kaisers und dem Auseinanderfall der Donaumonarchie nimmt auch die Saga der Familie Trotta ein Ende.