Bei Leo Leike landen irrtümlich E-Mails einer ihm unbekannten Emmi Rothner. Aus Höflichkeit antwortet er ihr. Und weil sich Emmi von ihm angezogen fühlt, schreibt sie zurück. Bald scheint es nur noch eine Frage der Zeit zu sein, wann es zum ersten persönlichen Treffen kommt. Aber diese Frage wühlt beide so sehr auf, dass sie die heile virtuelle Welt lieber noch einige Zeit aufrecht erhalten, denn im realen Leben ist Emmi glücklich verheiratet und Leo verdaut gerade eine gescheiterte Beziehung. Und überhaupt: Würden die gesendeten, empfangenen und gespeicherten Liebesgefühle einer Begegnung standhalten? Und was, wenn ja?
Das Stück: Ein unbedeutender Grenzübergang, irgendwo mitten in Europa, zwei Länder, getrennt und verbunden durch eine kleine Brücke im Niemandsland. Ein „unerwünschter“ Ausländer soll abgeschoben werden, ganz freundlich und ohne unnötige Gewalt. Nur die andere Seite will ihn auch nicht haben, sehr bedauerlich, der Pass ist bereits verfallen. Also beginnt für den Abgeschobenen, der übrigens auch einen Namen hat, Hawlicek nämlich, ein mühsames Hin und Her, ein Bizarres Leben im Transit, in dem er nicht nur den typischen abgründigen Horváth-Biedermännern und Frauen begegnet, sondern auch klarstellen muss, dass er ein Mensch und kein Amtsvorgang ist. Da es sich um eine Komödie handelt, gibt es diesmal sogar so etwas wie ein Happy End.
Die Wirklichkeit: 1934, als Horváth bereits von den Nazis aus Deutschland vertrieben ist, bringt er am Zürcher Schauspielhaus diese Komödie heraus, die sich über die eigene Tragödie lustig macht. Kurz vor der Premiere muss er aber noch schnell für einen Tag nach Ungarn, weil er soeben erfahren hat, dass sonst sein Pass und seine Staatsbürgerschaft verfallen wird und man ihn als Staatenlos abschieben wird. Sollte er allerdings ausreisen, würde man ihn vielleicht nicht wieder ins Land lassen, weil im neuen Pass kein Visum… Nur knapp entgeht er dem Schicksal seiner eigenen Hauptfigur…
1939, Polen, Stadttheater Posen. Mitten in den Proben zu "Gestapo", einer Parodie auf Adolf Hitler, werden die Schauspieler von der Besetzung Polens durch die Deutsche Wehrmacht überrascht. Aus Angst vor Provokationen verbietet die polnische Regierung die Inszenierung und setzt stattdessen "Hamlet" auf den Spielplan. Josef Tura freut sich, auf der Bühne wieder als Hamlet glänzen zu können. Doch eigenartig ist, dass immer in seinem wichtigsten Monolog bei den Worten "Sein oder Nichtsein" ein junger Fliegerleutnant den Saal verlässt. Bald schwant Tura, dass dieser junge Mann zu seiner Frau Maria in die Garderobe eilt. Fliegerleutnant Stasnik ist jedoch nicht nur der geborene Charmeur, sondern auch aktiver Kämpfer im polnischen Untergrund. Mit Ausbruch des 2. Weltkrieges wird das Posener Stadttheater Keimzelle einer Widerstandsgruppe. Als die deutsche SS im Theater spioniert, um Widerstandskämpfer aufzuspüren, erweisen sich die Nazi-Kostüme und das Talent der Schauspieler als überaus nützliche Waffe. Ein wirklicher Kampf um "Sein oder Nichtsein" beginnt und lässt die Schauspieler über sich selbst hinauswachsen.
Die unterschiedlichsten Menschen treffen in der Suite aufeinander: Es gibt die smarte New Yorker Journalistin, die mit ihrem nach Kalifornien "ausgewanderten" Ehemann um das Sorgerecht für die gemeinsame Tochter streitet, es gibt den biederen Ehemann, der am Morgen eine völlig betrunkene Blondine in seinem Hotelbett findet und von seiner Frau überrascht wird, es gibt die für den Oscar nominierte Schauspielerin, die extra angereist ist, um ihn entgegenzunehmen, und die beiden befreundeten Ehepaare, die sich am Ende einer gemeinsamen Urlaubsreise nicht mehr ertragen und auch vor tätlichen Angriffen nicht zurückschrecken.
Brillante, witzige Dialoge und umwerfend komische Situationen zeigen diese Menschen in all ihren liebenswerten Schwächen und lassen den Zuschauer mit ihnen fühlen, aber auch Tränen über sie lachen.
Neil Simon ist Autor zahlreicher weltweit erfolgreicher Gesellschaftskomödien, die später in Starbesetzungen verfilmt wurden, so auch California Suite 1978 mit Jane Fonda, Michael Caine und Walter Matthau in den Hauptrollen.
Lette hat bisher ein unaufgeregtes Leben - bis er einen Starkstromstecker erfindet und diesen bei einem Kongress natürlich auch selbst vorstellen will. Doch an diesem Punkt wird Lette von seinem Chef knallhart mit der Realität konfrontiert - er sei unglaublich hässlich. Also wird ein Kollege zum Kongress geschickt und Lette fragt sich, warum ihm seine Hässlichkeit bisher noch nicht aufgefallen sei. Seine Frau fand ihn übrigens auch schon immer hässlich, aber das mache ihr nichts aus. Also wählt Lette schließlich den Weg der Schönheits-OP, und siehe da ...
Der Erfolg stellt sich ein, überrollt ihn förmlich. Er wird zum neuen Zugpferd der Firma, mit so einem Gesicht lasse sich alles verkaufen. Doch bald schon wieder sinkt sein Marktwert, als immer mehr Menschen sich auch so ein perfektes Gesicht schnitzen lassen und zum Duplikat Lettes werden.
Die Amerikaner Adam Long, Daniel Singer und Jess Winfield gründeten 1985 die "Reduced Shakespeare Company", mit der sie zwei Jahre lang zu dritt Hamlet und Romeo und Julia spielten. 1987 zeigten sie am Edinburgh Fringe Festival erstmals The Complete Works Of William Shakespeare (Abridged). Unzählige Bühnen auf der ganzen Welt haben seither diese virtuose Komödie in ihren Spielplan aufgenommen.
Volpone, ein reicher Levantiner, treibt ein kurioses Spiel. Ein Spiel mit dem eigenen Tod, dessen Regeln allein beherrscht werden von Geldgier und Betrug. Das vorgetäuschte, zähe Ringen mit dem Tod wird zur dramaturgisch durchdachten Inszenierung zwischen ihm und den falschen Freunden. Voltore, Corbaccio und Corvino, das Trio der Erbschleicher, warten lange schon auf den Tod des reichen Mannes...
Ein junger charmanter Mann namens Bernhard führt ein gemütliches Familienleben, polygam und häuslich zugleich. Er hat drei Bräute, genau die richtige Anzahl: weniger wäre langweilig, mehr ermüdend. Sie sind Stewardessen und gehören verschiedenen Fluggesellschaften an. Das bestimmt Bernhards Stundenplan. Zugleich wechselt er mit der Nationalität seiner Bräute auch den Speisezettel. Dafür ist seine Haushälterin zuständig. Mit seinem exakt organisierten Liebesleben verblüfft er seinen Schulfreund Robert, der zu Besuch gekommen ist. Robert möchte heiraten und eine Familie gründen. Bernhard lädt Robert ein, eine Woche lang sein System zu studieren. Es funktioniere bestens und berge nur ein ganz geringes Risiko. Doch unvorhergesehene Zwischenfälle im internationalen Flugverkehr lassen eines Tages dieses Risiko Wirklichkeit werden...
In eine psychiatrische Privatklinik in der Nähe von New York wird Mrs. Ethel Savage (Elfriede Ott), eine der reichsten Witwen Amerikas und seit kurzem dank ihrer drei Stiefkinder entmündigt, eingeliefert. Die alte Dame hat sich auch „unmöglich” benommen, wollte sie doch ihr Geld dafür verwenden, die Wunschträume ihrer Mitmenschen zu verwirklichen... Zu dumm nur, dass Ethel 100 Millionen Dollar an einem Ort versteckt hat, den nur sie alleine kennt.
Regie: Helmut Wiesner
Bühne: Peter Loidolt
Premiere: Montag, 6. Juli 2009, 19:30 Uhr
Theater Reichenau, Neuer Spielraum
Die Macht der Gewohnheit behandelt Thomas Bernhards Einstellung gegenüber der Sinnlosigkeit der Kunst wie des Lebens; er demonstriert die Unmöglichkeit, jene Perfektion zu erreichen, die wir ein Leben lang anstreben und erreicht dabei lustspielhafte Dimensionen. Durch seinen Sentenzenstil mit der stehenden Wendung Morgen Augsburg, durch possen- und slapstickhafte Elemente erhält das Stück komisch-absurde Qualität.
Die Handlung spielt im Zirkusmilieu - eine Metapher für Artistik schlechthin. Schauplatz ist der Neue Spielraum, die Arena des von Altersgebrechen und Konzentrationsschwäche geplagten Zirkusdirektors Caribaldi, der verzweifelt bemüht ist, eine perfekte Aufführung von Schuberts "Forellenquintett" zustande zu bringen. Zu diesem Zweck terrorisiert er seit zweiundzwanzig Jahren seine Truppe - den Jongleur, den Spaßmacher, den Dompteur und die seiltanzende Enkelin. Jeden Tag müssen sie proben, kommen aber über das Stimmen der Instrumente kaum hinaus. Es ist zu einem qualvoll dilettantischen Ritual geworden, auf das die Mitspieler mit Disziplinlosigkeit, Aggression, Trunkenheit und Sabotage reagieren. Caribaldi lässt jedoch in seinem Perfektionszwang nicht davon ab, seinen Traum zu verfolgen und übt seine Schreckensherrschaft über die vier ihm ausgelieferten Existenzen aus, die er mit seiner Idee von der hehren Kunst peinigt.
Wolfgang Hübsch bezeichnet diese große Rolle als einen weiteren Meilenstein in seiner Schauspieler-Karriere. Jeder einzelne in diesem Ensemble brennt für Thomas Bernhard und die skurrilen Figuren, die er ihnen mit diesem Stück schenkt