Zeitlos schön und stilistisch sicher kleidet sie jeden Titel mit ihrer ausdruckstarken, facettenreichen und völlig eigenständigen Stimme in eine zauberhafte Atmosphäre. Wenn Caecile Norby nun endlich auch ihr längst überfälliges Debüt im Hofapothekenkeller abgibt, dann erleben die Fans eine reife, eigenständige, selbstbewusste und einfühlsame Sängerin, die keinen Vergleich mit großen Namen zu scheuen braucht. Denn die kennt sie längst zur Genüge: In ihrer Karriere nahm sie mit Kollegen wie Randy Brecker, Chick Corea, Nils Petter Molvaer, Dianne Reeves, John Scofield sowie Curtis Stigers auf. Auch die prominent besetzte Begleitband, mit der sie nach Neuburg kommt, unterstreicht die Bedeutung der 45-jährigen Sängerin. Lars Danielsson gilt als einer der wichtigsten Vertreter der neuen Bassisten-Generation. Er sowie Pianist Jacob Karlzon und Drummer Morten Lund bestreiten jeder für sich eigene, höchst erfolgreiche Projekte. Die perfekte Rezeptur für ein intimes Vocaljazz-Traummenü.
Caecile Norby (voc), Lars Danielsson (b), Jacob Karlzon (p), Morten Lund (dr)
Aktuelle CD:
Slow Fruit – Enja 9185-2/edelkultur
Wie Wynton Marsalis stammt Blanchard aus New Orleans und injiziert seiner Musik gerne eine Dosis Philosophie. Allerdings empfand er es zunächst eher als Bürde, 1982 nach seinem Einsteig bei Art Blakeys Jazz Messengers als der „neue Marsalis“ gefeiert zu werden. Er brauchte Jahre, um sich vom Ruch zu befreien, ein Neotraditionalist zu sein. Wie weit sich der dreifache Grammy-Gewinner mittlerweile von seinem Mentor entfernt hat, offenbart seine aktuelle Band. Der Post-Hardbop bildet zwar noch immer das Fundament für Blanchards instrumentale Ausflüge, aber das stilistische Spektrum reicht um ein Vielfaches weiter. Getreu des Mottos seiner neuen CD „Choices“ überlässt er seinem Quintet um den Tenorsaxofonisten Brice Winston, den Pianisten Fabian Almazan, Michael Olatuja und Kendrick Scott die Wahl. Mit einem faszinierenden Ergebnis: Sie treffen immer die richtige Entscheidung.
Terence Blanchard (tp), Brice Winston (ts), Fabian Almazan (p), Michael Olatuja (b), Kendrick Scott (dr)
Aktuelle CD:
Choices – Concord Jazz 0888072317369/Universal
Seine einmalige Karriere umspannt fünf Dekaden und führte ihn mit den Allergrößten zusammen: Dizzy Gillespie, Sonny Rollins, Clark Terry, Quincy Jones, Ernest Ranglin, Barbara Hendricks oder Sly Dunbar. Sie und andere lobten ihn stets in den höchsten Tönen. Les McCann zeigte sich überwältigt von Alexanders Kraft, Feuer und seinem intensiven Kontakt zum Publikum. Er sei „ein Klavierfuchs“ fand Dave Brubeck. Und Frank Sinatra brachte es kurz und bündig auf den Punkt: „Dieser Bursche ist wie Sprengstoff.“ Inzwischen hat es Monty Alexander auf mehr als 70 Platten als Leader gebracht. 2008 leitete er bei Jazz At Lincoln Center in New York die gefeierte Performance von „Lords Of The West Indies“. Richtig wohl fühlt sich der Prinzipal des swingenden Jazzpianos jedoch vor allem im Triokontext. Insofern passen die Koordinaten für das Wiedersehen im „Birdland“ nach über 14 Jahren: Ein beseeltes Publikum, ein edler Flügel, drei grandiose Musiker. Wer den Zauber des Jazz in seiner ganzen Originalität hautnah miterleben möchte, der sollte sich für diesen unvergesslichen Abend so schnell wie möglich Karten reservieren.
Monty Alexander (p), Hassan Shakur (b), Herlin Riley (dr)
Aktuelle CD:
The Good Life (The Music Of Tony Bennett) – Chesky HR 340/Inakustik
Barney Kessel, Charlie Byrd, Herb Ellis, Tal Farlow, Bucky Pizarelli, Howard Alden, John Pisano, Mundell Lowe: Ein Sammelsurium von Legenden, die seit 1993 unter dem Gütesiegel „The Great Guitars“ ihre Visitenkarte im Neuburger „Birdland“ abgeben. Der Zahn der Zeit bedingte, dass die Besetzungen der Allstarformation bei den ersten fünf Gastspielen im Hofapothekenkeller regelmäßig wechselten. Kessel, Byrd, Ellis und Farlow konzertieren längst vor himmlischem Publikum, von der alten Garde ist 2009 lediglich Lowe, immerhin auch schon 86 Jahre jung, dabei. Seine melodischen Soli mit den kleinen, disharmonischen Rändern und überraschend boppigen Wendungen stehen im krassen Gegensatz zu Mike Magnelli, dessen matt schimmernde Solominiaturen wie ein sprudelnder Quell voll melodischer Leichtigkeit anmuten. Wie im vergangenen Jahr gehen sie mit einer deutschen Rhythmsection auf Tournee. Schlagzeuger Hajo von Hadeln und Thomas Stabenow (der meist gebuchte Bassist in der Clubgeschichte), beide erprobte Komplizen im Trio La Haze, liefern den Untergrund für einen duftigen, federleichten Abend. Kein Altherrenjazz, sondern zeitlose Extraklasse. Frische, entspannte Laid-back-Atmosphäre, bei der vor allem die jüngeren Gitarrenfreaks ihre Blicke kaum von den 20 Zauberfingern abwenden können.
Mundell Lowe (g), Mike Magnelli (g), Hajo von Hadeln (dr), Thomas Stabenow (b)
Aktuelle CD:
Return Of The Great Guitars – Concord CCD 4715/Universal
Bis vor kurzem galten diese Leute noch als Ewiggestrige und der von ihnen so Verehrte trotz einer Latte von CDs, trotz Engagements bei Horace Silver, Dizzy Gillespie, Dexter Gordon sowie Wynton und Branford Marsalis als Geheimtipp. Es mag wohl am veränderten Zeitgeist liegen, dass der Wahl-Schweizer mit 59 plötzlich ins Rampenlicht rückt, dass ihn der Ende 2007 verstorbene Oscar Peterson und Bennie Wallace in ihre Bands holten und er mit einer absoluten Traumformation eine kraftstrotzende, unwiderstehlich groovende Liebeserklärung an den Hardbop abliefert. Altsaxofonist Jesse Davis, Trompeter Joe Magnarelli, Dan Trudell an einer richtig schönen, fetten Hammond B3 sowie der wieselflinke Adam Rafferty an der Gitarre: Das ist geballte Kompetenz, die nichts altbacken klingen lässt. Und wer noch Zweifel hegt, der wage das Abenteuer, komme in den Hofapothekenkeller und öffne die Ohren. Niemand treibt eine Uptempo-Nummer so dynamisch vor sich her, niemand schaufelt unter Balladen so viel Gänsehautnährboden, wie dieser Queen. He will rock you – jede Wette!
Alvin Queen (dr), Jesse Davis (as), Joe Magnarelli (tp), Dan Trudell (Hammond B3), Adam Rafferty (g)
Aktuelle CD:
Mighty Long Way – Enja ENJ 9522-2/edelkultur
Meist waren es Trios, mit denen sich der Wiener Grandseigneur des Jazzpianos in den vergangenen Jahren in der Öffentlichkeit zeigte, zuletzt (auch in Neuburg) jenes atemberaubende mit dem Tenorsaxofonisten Johannes Enders und dem Bassisten Thomas Stabenow mit dem Namen Polyphone X. Doch nun will Fritz Pauer mehr. Zurück zu seiner großen Liebe, der klassischen Hardbop-Besetzung: Sax, Trompete, Rhythmusgruppe. Dies erinnert einen der wichtigsten Jazzmusiker Österreichs an seine Zeit im Quintett des großen Trompeters Art Farmer, aber auch an seine Intermezzi mit Benny Golson, Don Menza, Hans Koller, Sheila Jordan, Johnny Griffin, Dexter Gordon oder Booker Ervin. Pauer, dessen Spiel nie oberflächlich klingt, sich nie in akrobatischen Fingerübungen verliert, wartet diesmal im „Birdland“ neben dem Schweizer Drummer Joris Dudli und dem Bassisten Johannes Strasser mit der Kärntner Trompeten-Entdeckung Daniel Nösig sowie dem exzellenten amerikanischen Tenorsaxofonisten Andy Middleton auf. Die Fünf kredenzen Pauers Originals, aber auch Titel aus dem Repertoire von Art Farmer wie „Cherokee Scetches“ oder „Santana“. Im Quintett, so beschreibt Fritz Pauer, könne er den Sound einer Bigband erreichen, „aber mit viel mehr Raum für Improvisation“.
Fritz Pauer (p), Andy Middleton (ts, ss), Daniel Nösig (tp), Johannes Strasser (b), Joris Dudli (dr)
Aktuelle CD:
Polyphone X; Lightsignals – T&F BSIN01548707
Seit 30 Jahren treffen sie einander regelmäßig als BassDrumBone zu gemeinsamen Konzerten. Ein ungewöhnliches Jubiläum, das mit einer ausgedehnten Tournee gefeiert gehört und zum Glück auch das Neuburger „Birdland“ mit einbezieht. BassDrumBone ist in der Tat mehr als ein Trio in ungewöhnlicher Besetzung mit vielbeschäftigten Musikern. Da wären der Bassist Helias, der Drummer Hemmigway und vor allem der Posaunist Anderson, in Neuburg einer der Künstler mit dem mithin größten Nachhaltigkeitswert aufgrund seiner unvergesslichen Auftritte mit der Pocket Brass Band sowie dem Nonett von Bennie Wallace, der just am Konzertag im Hofapothekenkeller 57 Jahre jung wird. Sie vereinen sich zu einem Kollektiv, das einen unverwechselbaren, einzigartigen Sound gefunden hat. Die Drei verbinden unterschiedlichste Kompositions- und Improvisationsansätze, sie hüpfen, stampfen, marschieren und tanzen leichtfüßig durch alle Stilrichtungen. Dabei entsteht ein atemberaubendes Abbild des Jazz in seiner ganzen traditionellen und modernen Schönheit.
Ray Anderson (tb), Mark Helias (b), Gerry Hemmingway (dr)
Aktuelle CD:
Hence The Reason – Enja ENJ 9322-2/edelkultur
Zu den authentischsten zählt das erlesene Sextett, das Vaché mit viel Fingerspitzengefühl zusammenstellte und das dem Original erstaunlich nahe kommt. Vaché, beheimatet im sonnigen Florida, besticht seit Jahren durch seinen vollen und runden Ton sowie die ungeheurere Intensität seiner Soli. Der 56-Jährige verdiente sich seine Sporen bei Jazzgrößen wie Bobby Hackett, Wild Bill Davidson, Gene Krupa, Dick Hyman, Clark Terry und Bob Wilber. Gitarrist Howard Alden, im „Birdland“ durch seine Auftritte mit den „Great Guitars“ längst eine feste Größe, wirkte unter anderem am Soundtrack des Woody Allen-Films „Sweet And Lowdown“ mit. John Cocuzzi agiert als eine Art Alter Ego Lionel Hamptons, weil er wie der einstige Goodman-Partner als Vibrafonist, Drummer, Pianist und Entertainer brilliert. Die Rhythmusgruppe bilden mit Mike Goetz und Isla Eckinger zwei Legenden der Schweizer Szene, an den Drums perfektioniert der Deutsche Bernard Flegar den wunderbar swingenden Hochgenuss.
Allan Vaché (cl), Howard Alden (g), John Cocuzzi (vib), Mike Goetz (p), Isla Eckinger (b), Bernard Flegar (dr)
Aktuelle CD:
With Benny In Mind – Arbors Records ARCD 19338
Eine voll auf Attacke ausgerichtete Trompete, wie die des aus New York stammenden Protagonisten, der sich in den Big Bands von Buddy Rich, Lionel Hampton, Mel Lewis und Dizzy Gillespie das nötige Rüstzeug holte und heute als Eckpfeiler der WDR Big Band gilt. Musiker, wie das grandiose New York Allstar Quintet mit dem ungeheuer farbigen Tenorsaxofonisten Grant Stewart, der hinreißend funky tönenden Pianisten Tardo Hammer, dem Bassisten John Goldsby, der bereits bei George Benson und Wynton Marsalis den Ton angab, und dem Drummer Jimmy Wormworth. Sie alle kennen das ganze Repertoire des legendären „Blue Note“-Labels auswendig, sie schätzen Horace Silver, Art Blakey, Lee Morgan sowie Donald Byrd und würden Platten wie „Sidewinder“ oder „Una Mas“ mit auf die einsame Insel nehmen. Fünf Ausnahmekönner, die für Authentizität stehen, diese unmittelbar aus dem Big Apple an die Donau transferieren und um die Bedürfnisse eines jeden echten Jazzfans wissen. Ein besonderes Konzert. Oder: Das bessere Leben live.
John Marshall (tp), Grant Stewart (ts), Tardo Hammer (p), John Goldsby (b), Jimmy Wormworth (dr)
Aktuelle CD:
Theme Of No Repeat – Organic Music 9719
Ein Mann, der lange Jahre bei Sonny Rollins spielte und sich mit Joshua Redman, John Scofield, Benny Golson, Roy Haynes oder Joe Henderson den Ruf eines perfekten Sidemans erwarb. Aber der mittlerweile 41-Jährige frönt keineswegs der kulturellen Monogamie. In seinem neuen Domizil in New Mexico entdeckte der preisgekrönte Tastenkünstler die andere Seite der Musik und beschäftigte sich intensiv mit Klassik, mit Stravinsky, Brahms, Beethoven, Berg, Webern, Schoenberg. Als Resultat dieses Prozesses feiert nun das Migration Trio mit dem Rolling Stones-Saxofonisten Tim Ries, dem Perkussionisten Satoshi Takeishi (Eliane Elias) und der Viola da Gamba-Virtuosin Motomo Iragashi (New Yorker Philharmoniker) bei den Neuburger Barockkonzerten Weltpremiere. Die Vier bescheiden sich nicht mehr mit einer bloßen Berührung von Jazz und Klassik. Sie verweben Originalkompositionen von Bach, Schumann und Paul Hindemith mit haitianischen Voodooweisen, afrikanischer, irischer sowie japanischer Folklore und den Ingredienzien des Jazz. Die einvernehmliche Migration von Kulturen und Stilen. Der mit Abstand modernste Grenzgang zum zehnten Geburtstag der Crossover-Reihe der Barockkonzerte.
Kevin Hays (p, voice), Tim Ries (sax, woodwinds), Satoshi Takeishi (perc); Special Guest: Motomi Iragashi (Viola Da Gamba)
Aktuelle CD:
You’ve Got A Friend – Jazz Eyes 006
Die Veranstaltung im Birdland Jazz Club findet im Rahmen der 62. Neuburger Barockkonzerte statt.