Während seiner Ausbildung an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Mannheim und an der Deutschen Schauspieler Akademie in München wirkte Garlik auch als Trompeter und Vokalist im BundesJugendJazzOrchester unter der Leitung von Peter Herbolzheimer. In dieser Eigenschaft nahm er eine Reihe von CD auf, tourte mit Dusko Goykovich, Aki Takase oder Maria Joao und erhielt ein Stipendium für das renommierte Berklee College Of Music in Boston. Mit einer eingespielten Band um den Pianisten Jens Magdeburg, den Bassisten Gunther Rissman und den Drummer Uwe Hitschfel wagt Garlik nun im Hofpaothekenkeller ein spannendes Experiment. Rund 15 Sängerinnen und Sänger unterschiedlichen Alters, die er in der Musikschule Neuburg unterrichtet, bieten Jazzstandards von Swing bis Latin dar. Die Gesangsklasse sorgte bisher vor allem durch Auftritte bei Musicals und Opern für Furore. Der Jazz bedeutet für sie eine neue Erfahrung und, da ist sich ihr Mentor sicher, ab diesem Abend unter Garantie auch eine neue Leidenschaft.
Franz Garlik (tp, voc), Jens Magdeburg (p), Gunther Rissmann (b), Uwe Hitschfel (dr), Sängerinnen und Sänger der Musikschule Neuburg
Eine brodelnde, energetische Mischung aus Avantgarde, Improvisationskultur und politischem Bewusstsein. Noch nie zuvor traten Sunny Murray, Charles Gayle und Juini Booth, jeder eine Legende des Freejazz, in dieser Besetzung auf. Murray gilt als „Godfather“ des modernen Schlagzeugspiels. Kein Drummer im klassischen Sinn, sondern ein Konstrukteur von Rhythmen, Melodien und Emotionen. Den unglaublichen Saxofonisten Gayle bezeichnen Kritiker als Reinkarnation von Albert Ayler, John Coltrane und Eric Dolphy. Seine Karriere begann erst anfangs der 1990er Jahre in den U-Bahn-Schächten von New York, wo er mit scheinbar grenzenloser Energie gegen den Großstadtlärm und die fahrenden Züge anblies. Bassist Booth, ein in den Bands von Art Blakey, Sun Ra und McCoy Tyner geadelter, fantasievoller Pulsgeber, komplettiert das Trio der Superlative, dessen Gastspiel selbst in dem für seine außergewöhnlichen Ereignisse bekannten Keller der Hofapotheke unter Garantie neue Maßstäbe setzen wird.
Sunny Murray (dr), Charles Gayle (ts, bcl), Juini Booth (b)
Nun kehrt der langjährige Begleiter von Oscar Peterson mit noch relativ unbekannten, aber nicht minder brillanten Partnern ins „Birdland“ zurück: Das AMC Trio aus der Slowakei, benannt nach den Initialen der Bandmitglieder, existiert seit 1993. Damals lernten sich der Pianist Peter Adamkovič, der Bassist Martin Marinčák und der Drummer Stano Cvanciger bei einem Jazzwettbewerb in ihrer Heimat kennen. Im Laufe harter Proben- und intensiver Konzertjahre entwickelte das AMC Trio einen markanten Personalstil, mit dem es immer häufiger den Rahmen des klassischen Jazz sprengte und sich aus den Quellen des Pop sowie der ostslowakischen Volksmusik nährte. Wie schon der basisdemokratische Name der Band verrät, gibt es keinen echter Leader, sondern vielmehr drei gleichberechtigte Instrumentalisten, die selbst einen großen Namen wie Ulf Wakenius ohne Probleme in ihre klangfarbenprächtige harmonische Einheit zu integrieren verstehen.
Ulf Wakenius (g), Peter Adamkovič (p), Martin Marinčák (b), Stano Cvanciger (dr)
Aktuelle CD:
Soul To The Mountain – Hevhatia/www.hevhatia.sk
Sonor-warm tönte sie bis vor einigen Jahren aus dem Äther, wickelte sich kontemplativ um die dargereichte Musik, und erläuterte profund Zusammenhänge. Wer den BR-Moderator Joe Kienemann nicht kannte, der durfte sich kaum zur Spezies der jazzinteressierten Freistaatbürger zählen. Die Stammgäste des Neuburger „Birdlands“ gehörten nie dazu. Sie wissen nach zahlreichen Keller-Gastspielen, dass Kienemann ausschließlich als Pianist um Anerkennung warb. Spätestens seit seiner Pensionierung im Hörfunk tut er dies noch intensiver als je zuvor. Ein Tastendrücker mit bemerkenswerten Fähigkeiten, einer, der Musik zelebriert; fein, genuss- und ideenreich. Wenn sich Kienemann nun mit dem grandiosen Regensburger Gitarristen Helmut Nieberle und dem geschmackssicheren Bassisten Sava Medan auf eine unorthodoxe schlagzeuglose Trioform einlässt, dann geschieht dies aus dem sicheren Gefühl heraus, das stets Richtige zu tun. Die Drei greifen sich einfach schöne Melodien und formen daraus Jazz reinsten Wassers: Komponierte und improvisierte Kammermusik, die an Intellekt und Emotion gleichermaßen appelliert. Das charmant-markante Organ gibt es während der Ansagen noch als Dreingabe.
Joe Kienemann (p), Helmut Nieberle (g), Sava Medean (b)
Aktuelle CD:
Liedgut – yvp music 3095/Fenn Music Service
Schon traditionell sorgt das munter Oktett am Faschingssamstag in den Katakomben der Hofapotheke für die passende Stimmung und garantiert einmal mehr diese unverwechselbare, herrlich entspannte, leichte Atmosphäre. Die Mannen um Leon Stromski, Wigg Eder und Christian Hackner kehren immer wieder gerne zu ihrer „Birdland“-Keimzelle zurück, die bei ihren Gastspielen regelmäßig aus allen Nähten platzt. 1985 als Hausband des gerade wiederbelebten Jazzclubs gegründet, hat die Combo inzwischen zahlreiche Stürme und Umbesetzungen wie jüngst mit Eduard Israelov (Piano) und Klaus Hofmann (Kontrabass) ohne Substanzverlust überstanden. Der Sound des Ensembles transportiert nach wie vor jene unbeschwerte Fröhlichkeit des traditionellen Jazz, der den „Dauerbrenner“ in den Rang eines der wichtigsten musikalischen Botschafter der Region erhoben hat. Und sie brennen wirklich noch lichterloh bei jedem einzelnen Konzert, selbst in ihrem 25. Jubiläumsjahr. Jeder sollte sich selbst davon überzeugen. Und dabei wird er unter Garantie das perfekte Wort für dieses Phänomen finden: Einfach nur „Kult“!
Charlie Gutsche (cl, fl, as), Leon Stromski (tb, as), Georg Kremietz (tp), Eduard Israelov (p), Wigg Eder (dr), Klaus Hofmann (b), Wastl Biswanger (acc), Christian Hackner (bj, voc)
Während Superlative im Popbereich fast schon zur Tagesordnung gehören, hält sich der Jazz mit solchen extremen Ausschlägen der nach oben offenen Gefühlsskala meist angenehm zurück. Doch im Falle der Reunion des Full Moon Trios scheint es durchaus geboten, tiefer in die rhetorische Trickkiste zu greifen. Immerhin spielten die drei Bandmitglieder, die jeder für sich auf ihrem Instrument zu den Allerbesten in Deutschland zählen, im Dezember 2000 hier im Neuburger „Birdland“ ihre bislang einzige CD ein. Ein übersprudelndes Elixier aus atemberaubenden Klangschattierungen, solistischer Kreativität und improvisatorischer Finesse, bei dem jeder die Stärken des anderen absorbierte, um selbst noch ein Stückchen in die Höhe zu wachsen und eine wundersame Leichtigkeit aufzubauen, die die Gesetze der Schwerkraft des populistischen Mainstream außer Kraft setzte. Nach einer kreativen Pause und erfolgreichen eigenen Projekten kehren Walter Lang, Wolfgang Lackerschmid und Stephan Holstein nun an den Ort ihrer einstigen Großtat zurück. Drei dezente, unscheinbare Abenteurer und Romantiker. Denn in der kunstvollen Reibung der Extreme, im Gegeneinander von Harmonie und Dissonanz, Dur und Moll, Struktur und Offenheit treten erst die wirklich unverfälschten Gefühle zutage.
Walter Lang (p), Wolfgang Lackerschmid (vib), Stephan Holstein (cl)
Aktuelle CD:
Live At Birdland – BN 009/An der Kasse erhältlich
Dabei geht es ganz offenbar um die Kämpfe, die der 52-jährige Gitarrist aus Paris mit seinem Instrument in Mandolinenform austrägt, das Anrennen gegen die Windmühlen der Konvention, sowohl der Jazz- und Klassikgeschichte als auch des Rock und Funk. Ducret, der sich zunächst von John Scofield beeinflussen ließ, dann aber rasch seinen eigenen Stil entwickelte, gilt in der Szene längst als Person gewordene Pluralität der musikalischen Möglichkeiten. Sein autodidaktisch erworbener Stil umfasst humorvolle Avantgarde, philosophische Entrückung, tritonische Tontreppen, fisteliges Gezirpe, liebevolle Bob Dylan-Zitate und martialische Attitüde. Seinen Schliff holte er sich bei Kollegen wie Joachim Kühn, Enrico Rava, Django Bates, Joey Baron, Michel Godard, Tim Berne, Bobby Previte, Louis Sclavis, Michel Portal, Martial Solal oder Tony Malaby. Das organische Zusammenspiel mit Bassist Bruno Chevillon und Schlagzeuger Eric Echampard gerät zu einem extrem spannenden Prozess mit völlig offenem Ausgang. Wer wissen will, was zurzeit im Jazzumfeld mit der Gitarre alles möglich und reizvoll ist, der kommt an Marc Ducrets Trio nicht vorbei.
Marc Ducret (g), Bruno Chevillon (b), Eric Echampard (dr)
Aktuelle CD:
Trio Live – MDT001
Der Bezug zum Sport lag bei Lorenzo Petrocca schon immer ziemlich nahe. Der 1964 in süditalienischen Crotone geborene Einwanderersohn überwand den jähen Wechsel in eine völlig unbekannte Kultur, indem er sich zunächst in Deutschland als Boxer versuchte. Mit Erfolg: 1981 holte Petrocca den Baden Württembergischen Landestitel in seiner Gewichtsklasse. Doch auch an der Gitarre, seiner zweiten großen Leidenschaft, sollte sich Lorenzo schon bald zu einem echten Schwergewicht entwickeln. Zunächst tourte er mit seinen Brüdern Davide (Bass) und Franco (Gitarre) durch Deutschland, bis er schließlich zum begehrten Partner von prominenten Kollegen wie Monty Alexander, Scott Hamilton, Herb Ellis, Dusko Goykovich, Bruno de Filippi, Anne-Sophie Mutter, Bill Ramsey oder Paul Kuhn aufstieg. Eine in der Tat rasante Karriere an den sieben halbakustischen Saiten, durch die Lorenzo Petrocca wie ein Kicker der Squadra Azzura dribbelt, immer kontrolliert, mit Überblick, überraschenden Wendungen, dem Gefühl für den tödlichen Pass und unnachahmlichen Vollstreckerqualitäten. Zusammen mit seinen kongenialen Partnern Thilo Wagner, Patrick Manzecchi und Joel Lochner serviert er ein perlend beschwingtes Klangmenü, das allemal das Prädikat „Weltklasse“ verdient.
Lorenzo Petrocca (g), Patrick Manzecchi (dr), Joel Locher (b), Thilo Wagner (p)
Aktuelle CD:
On A Clear Day – Jardis JRCD 20346
Mit einem Sopranoton, der wie feiner Sand durch den Schalltrichter rieselt, und einem lichterloh brennenden Tenorsax spielte sich der Israeli ins Langzeitgedächtnis der Dauerfans, Nun, fast acht Jahre später, kehrt Degibri mit eigener Band zurück. Mit 31 zwar immer noch verdammt jung, aber längst zu einem Reedsplayer von absolutem Weltformat gereift, der unter anderem in Herbie Hancocks Sextett spielte. Im Schlepptau befindet sich in Gestalt von Aaron Goldberg tatsächlich der Pianist von 2002. Die beiden Freunde begannen mit sieben Jahren, studierten mit zahlreichen Stipendien, wobei Goldberg heute vor allem im Trio von Joshua Redman für Aufsehen sorgt. Unterstützt von dem Bassisten Ben Street und dem Schlagzeuger Jonathan Blake erlebt der zeitgenössische Jazz hier eine beseelte, energetische Frischzellenkur.
Eli Degibri (ts), Aaron Goldberg (p), Ben Street (b), Jonathan Blake (dr)
Aktuelle CD:
Live At Louis 649 – Anzic 3001
Noch dazu, wenn eine solche Combo ihr regionales Debüt auf der Bühne im Hofapothekenkeller gibt. Das Trio um den Neuburger Pianisten Oliver Wasilesku formierte sich an der Würzburger Musikhochschule und fand schnell zu einem eigenständigen Klangbewusstsein. Der Bruch mit bewährten Traditionen, so wie ihn viele Formationen der jungen Generation suchen, liegt dem Trio eher fern. Was zählt ist das Zusammenspiel, ein ausgewogener Bandklang, zu dessen Gunsten sich jeder unterordnet und den Mitspielern genügend Raum gibt. Oliver Wasilesku versteht sich zu gleichen Teilen als Pianist und Arrangeur und ist immer wieder neu fasziniert von den klanglichen Möglichkeiten des klassischen akustischen Klaviertrios. Auf dem Programm steht das Beste, was das Great American Songbook zu bieten hat, aber nicht auf die übliche Weise. Denn verboten ist Langeweile jedweder Art. Dieses Credo nehmen sich sowohl Friedrich Betz, der mit vollem und sensiblem Bassklang das tragende Fundament des Trios bildet, als auch Christian Kraus, intelligent und einfühlsam am Schlagzeug, zu Herzen. Man darf also auf ein neues Trio aus Neuburg neugierig sein, welches es sich zur Aufgabe gemacht hat, das Publikum auf hohem Niveau zu unterhalten und ganz nebenbei auch selbst richtig viel Spaß dabei zu haben.
Oliver Wasilesku (p), Friedrich Betz (b), Christian Kraus (dr)
Jazz aus der Region