Farbenfrohe Bilder aus dem Inneren des Menschen zieren noch bis 20. Dezember 2009 die Wände im lebensspuren.museum in Wels. Die Idee und das Bildmaterial zur Sonderausstellung Der durchschaute Mensch – Bilder aus Deinem Innersten stammen von Prim. Univ.-Prof. Dr. Franz Fellner, Institutsvorstand des Zentralen Radiologischen Instituts des Allgemeinen Krankenhauses der Stadt Linz. Das Team des Trodat-Privatmuseums hat das Material didaktisch aufbereitet und in drei Räumen der denkmalgeschützten Museumsvilla künstlerisch ansprechend in Szene gesetzt.
Es ist die Natur selbst, welche die faszinierendsten Kunstwerke hervorbringt
Diese Erkenntnis hat Franz Fellner veranlasst, seinen scheinbar kunstfernen Beruf kreativ zu nutzen. Als Werkzeuge dienen dem Linzer Mediziner aber nicht Pinsel und Farbe, sondern moderne Hochleistungsgeräte, wie sie in der medizinisch-radiologischen Diagnostik eingesetzt werden: digitales Röntgen, Computertomografie, Magnetresonanztomografie, überarbeitet und teils verfremdet mit speziellen Computerprogrammen.
Die Aufnahmen, die mittels dieser modernsten technischen bildgebenden Verfahren hergestellt wurden, sind nicht nur lehrreich, sie üben auf den Betrachter auch einen hohen ästhetischen Reiz aus. Die meist großformatigen Kunstwerke gewähren Einblicke in Welten und Dimensionen, die für das menschliche Auge unsichtbar bleiben. Die einzigartigen Formen der menschlichen Organe, die Netze von Adern, Venen oder die Windungen des Gehirns rufen beim Betrachter Staunen hervor – mit viel Platz für die Fantasie. Die oft symmetrischen und harmonischen Formen bilden Muster von vollendeter Schönheit – vieles scheint von Designerhand geschaffen. Die Farben zur Interpretation der Bilder lassen den Betrachter in kaleidoskopartige Welten eintauchen. Die Wiederholungen und seriellen Ansätze betonen den Rhythmus menschlicher Formen. Fellner ist sich sicher: „Die Bilder haben ihre eigene Kraft!“ Er rät dem Besucher der neuen Ausstellung im lebensspuren.museum: „Lassen Sie die Gedanken zu, die dabei in Ihnen entstehen. Denn nichts ist faszinierender als das Leben.“
Informationen
Sonderausstellung Der durchschaute Mensch – Bilder aus Deinem Innersten
bis 20. Dezember 2009
lebensspuren.museum
Pollheimerstraße 4, A-4600 Wels
Di–Fr 10–16 Uhr, Sa, So und Fei 12–18 Uhr,
Mo (auch Fei) geschlossen
Tel. (+43-72 42) 70 6 49
Zur Sonderausstellung werden individuelle Führungen und Vermittlungsprogramme für Erwachsene, Kinder und Jugendliche inner- und außerhalb des Klassenverbands angeboten. Infos und Anmeldungen:
Tel. (+43-72 42) 70 6 49
[email protected]
www.lebensspuren.at
Lyonel Feininger wurde 1919 von Walter Gropius als erster Lehrer an das Staatliche Bauhaus in Weimar berufen. Noch im selben Jahr entwarf er mit dem Holzschnitt Kathedrale den Titel für das Bauhaus-Manifest, der die Verbindung des Bauhaus-Gedankens mit den mittelalterlichen Dombauhütten sowie die Einheit von Kunst und Architektur versinnbildlichte. Von 1921 bis 1925 leitete Feininger nach seiner Ernennung zum Formmeister die druckgrafische Werkstatt des Bauhauses. Unter seiner Betreuung wurden die wichtigen grafischen Editionen der Schule hergestellt.
Als erste eigene Publikation veröffentlichte Feininger bereits Ende 1920 die Mappe Zwölf Holzschnitte von Lyonel Feininger. Zwei weitere Holzschnittmappen erschienen an späteren Wendepunkten seines Lebens: 1926 publizierte der Berliner Euphorion-Verlag mit Umzug des Bauhauses nach Dessau die Mappe Zehn Holzschnitte von Lyonel Feininger, und aus Anlass der Rückkehr Feiningers nach Amerika im Jahr 1937 gab die New Yorker Buchholz Gallery 1941 die Mappe Ten woodcuts by Lyonel Feininger heraus. Wie die anderen Mappen zeigen auch diese zwischen 1918 und 1924 entstandenen Holzschnitte Motive aus der „Old World“ in Deutschland: Architektur und Kirchen, Küsten und Schiffe sowie Viadukte und Eisenbahnen.
Feininger hatte sich seit 1906 mit dem Medium der Lithografie und der Radierung beschäftigt. Auf einer Harzreise im Jahr 1918 entdeckte er den Holzschnitt für sich, den er am Bauhaus intensiv weiterentwickelte. Entsprechend seiner seriellen Arbeitsweise, hatte er viele seiner Holzschnittkompositionen dabei bereits in frühen Zeichnungen angelegt und nahm sie in den Gemälden und Aquarellen der Weimarer Zeit sowie in den Ölbildern der späten New Yorker Phase ab 1940 erneut auf.
Im Jahr 1920 begann Feininger, Holzschnittkompositionen in Öl zu übertragen. Die in der Auseinandersetzung mit dem Holzschnitt geforderte strenge Linearität eröffnete ihm auch in seiner Malerei die neue Flächigkeit und Monumentalität, die er im Kubismus vergeblich gesucht hatte. Durch das halb transparente Druckverfahren seiner Holzschnitte entwickelte er überdies eine transparente Lichtmalerei, die sich durch die Durchdringung von verschiedenen Malschichten auszeichnete. Die Sonderstellung Feiningers am Bauhaus, der sich gegen die Einheit von Kunst und Technik wehrte, resultiert nicht zuletzt aus dieser metaphysischen Zweckgebundenheit seiner Kunst.
Mit der Ausstellung Feininger und das Bauhaus. Weimar – Dessau – New York steht zum ersten Mal die wichtige Phase der Bauhaus-Zeit Feiningers im Mittelpunkt der Auseinandersetzung. Ausgehend von den berühmten Holzschnittmotiven, spannt die Ausstellung mit Werken aus der Zeit von 1908 bis 1953 einen Bogen von den frühen Zeichnungen bis hin zu den Gemälden der Spätzeit und gewährt einen Einblick in die Genealogie der Motivwelt und die Methode des seriellen Arbeitens bei Feininger. Gezeigt werden 130 Arbeiten aus renommierten internationalen Sammlungen wie dem Museum of Modern Art, dem Solomon R. Guggenheim Museum in New York und der Phillips Collection in Washington, D. C.
Informationen
bis 20. Dezember 2009
Di–So 10–18 Uhr, Mo nach telefonischer Vereinbarung
Führungen nach telefonischer Voranmeldung
Kunsthaus Apolda Avantgarde
Bahnhofstraße 42, D-99510 Apolda
Tel. (+49-36 44) 51 53 64
[email protected]
www.kunsthausapolda.de
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Die Zeiten, in denen die Kakaobohne ihr Dasein als einfache Tafelschokolade fristen musste, sind längst vorbei. Moderne Pharma- und Kosmetikkonzerne machen sich die anregenden und wohltuenden Kräfte der kleinen Bohne zu eigen. Die pflegenden Substanzen der Kakaobutter finden sich in Körperlotionen, Seifen oder Lippenstiften und zaubern ein seidig-weiches Gefühl auf die Haut. Peelings aus zerriebenen Kakaoschalen rubbeln Hautschüppchen ab, und Kakaobutterbalsam soll Verspannungen lösen. Aber nicht nur die Kosmetikindustrie profitiert, auch im medizinischen Bereich macht der Kakao viel her. Besonders die Schutzwirkung der in der Schokolade enthaltenen Flavonoide beschäftigte die Wissenschaft in den letzten Jahren. Hierbei erregte der Bitterstoff Epicatechin vermehrt das Interesse der Medizin, da ihm nachgesagt wird, dass er die vier häufigsten Krankheiten der westlichen Welt (Hirnschlag, Herzinfarkt, Krebs und Diabetes) auf weniger als zehn Prozent senken kann. Wer jetzt in Versuchung gerät, sich zu Hause mit einer täglichen Pralinendosis selbst zu therapieren, sei aber gewarnt: Die gesundheitsfördernden Stoffe in der Kakaobohne sind Untersuchungsgegenstand aktueller Forschungen und somit noch nicht der Wahrheit letzter Schluss. Daher erspart die Schokolade zwar nicht den Gang zum Arzt, versüßt aber bittere Medizin.
Bereits zu Beginn der neuen Sonderausstellung des Landesmuseums Kärnten wird klar, dass Schokolade immer mehr als reiner Genuss gewesen ist. So verwendeten bereits die präkolumbianischen Hochkulturen die Kakaobohnen als Opfergabe an die Götter. Im berühmten Dresden-Kodex findet man zum Beispiel Abbildungen sitzender Mayagötter, die Kakaobohnen in der Hand halten, die als „Götterspeise“ bezeichnet werden. Viele Jahrhunderte später gab der schwedische Naturforscher Carl von Linné dem Kakaobaum genau diesen poetischen Namen, nämlich Theobroma cacao. Verschiedene Darstellungen im Madrid-Kodex heben daneben eine starke symbolische Assoziation zwischen Kakao und menschlichem Blut hervor. Neben dieser religiösen Seite stellt die Bohne aber auch einen absoluten Wirtschaftsfaktor dar. So dienten die Samen der Kakaofrucht als Zahlungsmittel: Der berühmte Aztekenkönig Montezuma hortete rund eine Milliarde davon in seiner Schatzkammer – ein unermessliches Vermögen, wenn man bedenkt, dass man mit nur 100 Kakaobohnen einen Sklaven kaufen konnte
Eine andere Seite der Kakaobohne ist ihr Ruf in Liebesdingen. So wusste der spanische Chronist Bernal Díaz del Castillo von einem gewissen, aus Kakao bereiteten Getränk, „das gut für den Erfolg bei Frauen sei“ zu berichten. Bereits von Kolumbus entdeckt, aber fälschlicherweise für Mandeln gehalten, erkannte erst der spanische Eroberer Hernán Cortés den wahren Wert der Kakaofrucht. Für ihn war das Getränk aus der bitteren Bohne ein wunderbares Stärkungsmittel, das seine Soldaten den ganzen Tag marschieren ließ. Die Spanier verfeinerten das ursprünglich ungesüßte Kakaowasser der Azteken mit Rohrzucker und verschiedenen Gewürzen; so dem erlesenen Gaumen angepasst, eroberte die „heiße Schokolade“, ausgehend von der Iberischen Halbinsel, die gesamte europäische Welt. Der exklusive Charakter sowie die hohen Beschaffungskosten ließen die Schokolade auch hier – so wie in ihrem Ursprungsland – zu einem Luxusgut der gesellschaftlichen Oberschicht werden.
Anders als Kaffee, der durch seine aufmunternde Wirkung vom aufstrebenden Bürgertum geschätzt wurde, ist Schokolade mit dem müßiggängerischen Adel gleichgesetzt worden. Berühmte Schokoladenliebhaber wie Casanova oder der Marquis de Sade trugen zum frivolen Charakter dieses Heißgetränks bei. So soll der berühmteste Liebhaber aus der Serenissima niemals ohne Schokoladenkanne außer Haus gegangen sein, da sich seiner Meinung nach das süße Getränk besser dazu eignete, Frauen zu verführen, als Champagner.
Dieser erotische Beigeschmack sorgte auch in klerikalen Kreisen für heftige Diskussion. Der Wiener Mediziner Johann Michael Haider bezeichnet in seiner „Disputatio medico diaetetica“ Schokolade als „Venusspeise“, daher sollte diese für die im Zölibat lebende Geistlichkeit verboten sein. Diese Aussage sorgte für so großen Unmut, dass es zur Verbrennung der Dissertationsschrift und zur Amtsenthebung des Doktorvaters kam. Aber darf ein tugendsamer Mönch von diesem erhitzenden Getränk kosten? Ist Schokolade überhaupt als Getränk zu werten, oder nährt sie auch den Körper? Rund zweieinhalb Jahrhunderte beschäftigten sich Laien sowie Geistliche mit der Streitfrage. Natürlich waren die Jesuiten aufgrund ihres regen Kakaohandels nicht der Meinung, dass Schokolade das Fasten breche. Die puritanischen Dominikaner als deren Widersacher schlossen sich dieser Meinung selbstverständlich nicht an. Man einigte sich schließlich darauf, dass die Zubereitungsart der Schokolade ausschlaggebend ist. Wenn man der Schokolade, so, wie es in Spanien üblich war, Brotkrumen zufügte, galt sie als Nahrungsmittel, dagegen ging sie nur mit Wasser vermischt als Getränk durch.
Im Lauf des 19. Jahrhunderts verringerten technische Innovationen und billigere Rohstoffe die Kosten der Schokoladenproduktion. Sie wurde so einer breiteren Bevölkerungsschicht zugänglich, zur echten Massenware entwickelte sich die Schokolade aber erst nach dem Zweiten Weltkrieg. Neben dem klassischen Kakaogetränk war Schokolade nun auch in den verschiedensten festen Formen erhältlich. Schokohase und Co sorgten für große Beliebtheit bei Kindern, die bis heute eine wichtige Zielgruppe der Industrie bilden.
Welche Schritte notwendig sind, um aus der einfachen Kakaobohne eine erlesene Praline oder einen Schokonikolo zu fertigen, erfährt der Besucher im zweiten Teil der Ausstellung, und spätestens hier sollte Groß und Klein das Wasser im Mund zusammenlaufen. Im Zuge diverser Veranstaltungen gibt es deswegen die Möglichkeit, exklusive Schokolade gleich vor Ort zu verkosten.
In diesem Sinn: Lassen Sie sich die Ausstellung auf der Zunge zergehen …
Informationen
bis 10. Januar 2010
Neu! Schokoshop im Landesmuseum Rudolfinum
Landesmuseum Kärnten, Museumgasse 2
A-9021 Klagenfurt am Wörthersee
Tel. (+43) 050 536-30599
Di–Fr 10–18 Uhr, Do 10–20 Uhr,
Sa, So, Fei 10–17 Uhr
[email protected]
www.landesmuseum-ktn.at
www.kultur.kaernten.at
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Der Titel dieser Ausstellung des 1943 geborenen amerikanischen Künstlers James Turrell lässt Großes erahnen. Im Mittelpunkt steht eine Raum-in-Raum-Konstruktion in der Tradition der Ganzfeld Pieces, die sich auf 700 Quadratmetern bis unter die verglaste Museumsdecke ausdehnt. In den zwei ineinander übergehenden Räumen – beide vollkommen leer und erstmals vollständig mit sich langsam änderndem, diffusem Farblicht ausgeflutet – offenbart sich das Licht selbst. Im homogenen Sehfeld heben sich alle architektonischen Gegebenheiten auf und lassen den Betrachter mit all seinen Sinnen in ein „sublimes Lichtbad“ eintauchen. Der Künstler selbst nennt diese Erfahrung „mit den Augen fühlen“.
Das Wolfsburg Project spiegelt die Struktur eines noch viel größeren Projekts des Künstlers wider: des künstlerischen Lichtobservatoriums Roden Crater. 1972 entdeckte der leidenschaftliche Pilot in der Wüste Arizonas bei Flagstaff den 150 Meter aus der Colorado-Hochebene ragenden erloschenen Vulkanberg. Seit 1974 baut Turrell dort an einem komplexen unterirdischen System aus Gängen, fernrohrartigen Tunneln und meditativen Kammern. Durch astronomisch genau berechnete Öffnungen dringt das Licht ins Vulkaninnere. Dort wird es in gestalteten Hohlräumen, den sogenannten Skyspaces, aufgefangen und in seinen verschiedenartigen Qualitäten, in seiner puren Totalität und reinen Erhabenheit gestaltet und wahrnehmbar gemacht.
Wenn der Roden Crater den Himmel auf die Erde holt, so kehrt das Wolfsburg Project im Museumsbau den zum Himmel hin geöffneten Roden Crater gleichsam in einen unendlichen Innenraum oder, wie Rilke sagen würde, in den „Weltinnenraum“ um. Auch die Verbindung „Wolfsburg–Arizona“ handelt von rationaler Technikbegeisterung und mystischer Naturerkenntnis. Mit der vielschichtigen Verknüpfung von Naturwissenschaft, Philosophie, Kunst und Technik knüpft das Wolfsburg Project an das Generalthema des Museums an, das sich „der Zukunft der Moderne im 21. Jahrhundert“ widmet. Die Stadt Wolfsburg selbst, die erst vor gut 70 Jahren in der niedersächsischen Ebene gegründet wurde und einen innovativen Weltkonzern beherbergt, ist ein Modellfall der Moderne, die durch die Globalisierung heute neue Impulse erhält.
Die Ausstellung The Wolfsburg Project
im Ganzen bespricht punktuell über das Hauptwerk hinaus die Werkentwicklung des Lichtvirtuosen. Die ersten Lichtarbeiten, die sogenannten Projection Pieces, die in Form von Druckgrafiken aus der Serie First Light repräsentiert sind, bilden den inhaltlichen Auftakt der Ausstellung. Über eine spezifisch für Wolfsburg entstandene technische Weiterentwicklung der spektralen Keilarbeiten (Wedgeworks) spannt sie den Bogen zu dem 2007 entstandenen Werk Spinther aus der jüngsten Werkgruppe der Tall Glass Pieces. Diese sind großformatige, mit elektrisch gesteuerten Leuchtdioden hinterlegte Glasbilder, deren programmierte Kleinstlichter sich in subtilem Farbverlauf ändern und gleichsam den Himmel über dem majestätisch emporragenden Vulkanberg in den Ausstellungsraum holen.
bis 5. April 2010
The Making of
Der Bau und die Präsentation der Turrell-Arbeiten im Kunstmuseum haben von den Mitarbeitern des Museums und seinen Partnerfirmen erneut Höchstleistungen gefordert. Zum einen sind die technischen und handwerklichen Anforderungen dieser Lichtinstallationen überdurchschnittlich anspruchsvoll, zum anderen ist auch für die Besucher in einem Kunstwerk, das in den Menschen unmittelbar die verschiedensten Reaktionen auslöst, eine sehr umsichtige Begleitung notwendig. Diese besondere Art der Besucherbetreuung und -beaufsichtigung erbringt für das Museum die WWS Kurt Strube GmbH, ein Partner des Kunstmuseum Wolfsburg seit 1994.
Informationen
Kunstmuseum Wolfsburg
Hollerplatz 1, D-38440 Wolfsburg
Tel. (+49-53 61) 26 6 90
Mi–So 11–18 Uhr, Di 11–20 Uhr, Mo geschlossen
[email protected]
www.kunstmuseum-wolfsburg.de
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Eine menschlichere und zeitgenössische Gesellschaft war das große Projekt der Moderne seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts. Neue Wohnformen sollten geschaffen werden, und den Städten sollte ein neues Gesicht gegeben werden. Die Ausstellung im Kunstmuseum Liechtenstein geht der Frage nach, was aus dieser großen Utopie geworden ist.
Die Moderne als Ruine lädt ein, sich dem Thema einer besseren Gesellschaft auch in Bezug auf deren Nachhaltigkeit nicht auf der technisch-praktischen, sondern auf einer intellektuell-künstlerischen Ebene zu nähern. Die amerikanischen Künstler Robert Smithson und Gordon Matta-Clark thematisieren bereits Anfang der 1970er-Jahre unter anderem die Auswirkungen des Kapitalismus auf die Stadt- und Gesellschaftsstruktur. Sie bearbeiten vor allem komplexe ökologische und soziale Zusammenhänge im Kontext der explosionsartigen Architekturentwicklung der Großstädte Amerikas, die sich nach dem Aufschwung der 1960er-Jahre vielerorts in verfallene Orte der Antiutopie, in Siedlungsgettos und problematische Vorstädte verwandelten.
Der von Robert Smithson aus den Naturwissenschaften eingebrachte Begriff „Entropie“, der irreversible Wandel, die Entformung, wird zu einem zentralen Bezugspunkt zahlreicher Werke der Ausstellung. Während sowohl Bau- als auch Verfallsprozesse thematisiert werden, bleiben zugleich manchmal noch Momente des Kristallinen, der Struktur erhalten.
Der Architekt und Visionär Yona Friedman etwa verweist auf die prekäre Lage der modernen Gesellschaft, auf die Ausbeutung der Rohstoffressourcen. In Ville spatiale baut er modellhaft eine Stadt aus Abfallmaterialien, während Rob Voerman Hybridbauten zwischen Höhle, Maschine und Sakralraum schafft, als wären sie eine Vision für die Welt nach der Apokalypse. In ihrem Film Bantar Gebang zeigen Jeroen de Rijke und Willem de Rooij einen anderen Aspekt der Auswirkungen des Kapitalismus in der Moderne: Ein idyllischer Sonnenaufgang wird vom Sujet einer Siedlung konterkariert, die auf einer Müllhalde errichtet wurde.
Die Ausstellung beinhaltet Werke von Yona Friedman, Giuseppe Gabellone, Cyprien Gaillard, Isa Genzken, Dan Graham, Gordon Matta-Clark, Florian Pumhösl, Jeroen de Rijke/Willem de Rooij, Robert Smithson, Rob Voerman und Stephen Willats. Sie ist eine Produktion der Generali Foundation, Wien, kuratiert von Sabine Folie.
Informationen
bis 17. Januar 2010
Kunstmuseum Liechtenstein
Städtle 32, Postfach 370, FL-9490 Vaduz
Tel. (+423) 235 03 00
[email protected]
www.kunstmuseum.li
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Kunstclips finden von hier aus ihren Weg in die Ausstellungshäuser von New York, Tel Aviv und Neu-Delhi, um nur einige der Destinationen zu nennen, welche die Videorama-Ausstellung übernehmen werden. Alle Arbeiten entstammen dem ursula blickle videoarchiv, das 2007 eröffnet wurde und dessen Fokus auf aktueller österreichischer Kunst ab Mitte der 1990er-Jahre liegt. Es ist ein Kooperationsprojekt der Ursula-Blickle-Stiftung, Deutschland, der Universität für angewandte Kunst Wien und der Kunsthalle wien; ein öffentlich und kostenfrei zugängliches Videokunstarchiv, konzipiert als digitale Mediathek und Ort studentischer, wissenschaftlicher und kuratorischer Praxis. Ebenfalls der jungen österreichischen Kunstszene widmet sich die Ausstellung Lebt und arbeitet in Wien, die bereits zum dritten Mal (Teil I und II waren in den Jahren 2000/01 beziehungsweise 2005 zu sehen) die Wiener Kunstszene repräsentiert.
Videorama. Kunstclips aus Österreich
Das Kerzenlicht von Franz Schuberts Animation leuchtet den Weg in den Bilderdschungel der Ausstellung und lässt dabei an große Kunst von Gerhard Richter und Popkultur von Sonic Youth denken. Videorama präsentiert aktuelle österreichische Video- und Filmarbeiten aus dem ursula blickle videoarchiv. Die Schau versammelt clipartige Werke, Erzählungen in Kurzform und Laufbildkombinationen. Die Künstlerinnen und Künstler von Videorama arbeiten gleichermaßen mit aufwendigen wie einfachen Mitteln. Sie filmen, animieren, dokumentieren und nutzen Referenzsysteme aus Kunst, Leben und Geschichte. Das reicht von den absurden Nonsensproduktionen von Mara Mattuschka & Gabriele Szekatsch und Rainer Ganahl über theatralisch-performative Inszenierungen bei Markus Schinwald bis zum Bilderflackern aus dem Archiv des Alltags, wie es Thomas Draschan und Axel Stockburger vorstellen. Bewegend und bewegt sind die Animationen von Susi Jirkuff, Hubert Sielecki und Veronika Schubert. Mal perfektionistisch, mal trashig, schwimmen die Bilder der Ausstellung dem Strom der Zeit entgegen und beweisen häufig – wie die Arbeiten von Rudolf Polanszky, Anna Jermolaewa und Stermann & Grissemann – Humor, der direkt ins Schwarze trifft.
4. November 2009 bis 10. Januar 2010
Lebt und arbeitet in Wien III
Im Frühjahr 2010 setzt die Kunsthalle wien die Ausstellungsreihe Lebt und arbeitet in Wien in ihrer dritten Auflage fort und lenkt erneut die Aufmerksamkeit auf die vielseitige, eigenwillige, kritikfähige und offene Wiener Kunstszene. Wie bereits in den zwei Ausstellungen davor ist es auch diesmal wieder gelungen, ein internationales Kuratorinnenteam für die Ausstellung zu gewinnen. Gemeinsam mit Xenia Kalpaktsoglou, Gründerin der Athen Biennale, Olga Swiblowa, Direktorin des Moscow House of Photography, und Raphaela Platow, Direktorin des Contemporary Arts Center, Cincinnati (USA), wird auch diesmal die künstlerische Landkarte Wiens neu vermessen.
Die Künstlerinnen und Künstler, die in Wien einen Lebens- und Arbeitsschwerpunkt gefunden haben, zeigen sich als Global Players und Multitasking-Spezialistinnen und -Spezialisten, die in den unterschiedlichsten Medien zu Hause sind. Mit ihren Arbeiten öffnen sie Grenzen zwischen Kunstgattungen, die zwischen Kunst und Populärkultur und häufig zwischen Kunst und Alltagsleben changieren. Zur Kunst und zum Leben gehören kommunikative Plateaus, akustische Designs, visuelle Flashs, Hirnrisse und „Mind Expansion“. Die Kunsthalle wien fungiert mit dieser Ausstellung quasi als Entree zu den Ateliers der Künstlerinnen und Künstler und als verlängerte Werkbank, die das künstlerische Schaffen in seiner vollen Bandbreite sichtbar macht.
5. März bis 30. Mai 2010
Informationen
KUNSTHALLE wien
Museumsplatz 1, A-1070 Wien
Tel. (+43-1) 521 89-0
täglich 10–19 Uhr, Do 10–22 Uhr
[email protected]
www.kunsthallewien.at
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Günter Fritsch, geb. 1943 in Wien, hat sich seit 1982 als Maler der Lebensräume“ profiliert.
Seine Bildzyklen berühmter Bauwerke wie Palmenhaus Schönbrunn, Schloss Belvedere, Prunksaal der Nationalbibliothek Wien, Wiener Stephansdom und die aktuellen Arbeiten aus 2005 bis 2009 sind geprägt von der malerischen Suche nach der 4. Dimension der Perspektive.
Der Künstler Günter Fritsch legt seine Ansichten eines Raumes aus beliebigen Positionen zu unterschiedlichen Zeitpunkten in ein einziges Bild und schafft damit ein besonderes Raumerlebnis.
Der Betrachter ist eingeladen, in den ausgestellten großformatigen Werken die historischen Räume aus der Perspektive der 4. Dimension neu wahrzunehmen.
Bereits im 2. Jahrhundert entstanden Mosaiken und Malereien auf italienischem Gebiet, mit dem Thema der Geburt Christi. Die Darstellungen blieben zunächst zweidimensional, ehe sich erst viel später die Plastik des Themas widmete. Es entstanden Reliefformen, die die Geburtsgruppe darstellten. Aus dieser trat nach und nach die heutige Krippenform mit verstellbaren Figuren heraus.
Bis ins 16. Jahrhundert gibt es keine Kunde über das Auftreten von Hauskrippen. Zögernd, als Vorrecht des Adels, setzten sie erst danach ein, um im 17. Jahrhundert volkstümlich zu werden. Die französische Revolution und die kirchenfeindlichen Erlässe von Kaiser Joseph II, wonach die Aufstellung von Krippen in Kirchen untersagt wurden, verhalfen der Krippe aber zum Durchbruch. Man entfernte die Krippen zwar aus den Kirchen, stellte sie aber in einem benachbarten Haus oder Hof wieder auf, was von der Obrigkeit gar nicht vorgesehen war.
Bald aber erwiesen sich die zumeist großen Figuren der Kirchenkrippen zu voluminös für die Bauern und Bürgerhaushalte. Zudem entwickelte sich, statt der Beschränkung auf die Geburtszene, mehr Figuren aufzustellen. Es entstanden vor allem in waldreichen Gebieten wo die Holzschnitzerei beheimatet war, Figuren zum Hirtenfeld und auch zum Aufzug der Weisen aus dem Morgenland. In manchen Gegenden formte man Figuren aus Ton, die man mit Farben bemalte. Beispiele dafür sind die „Loahmmandln“ aus Nassereith oder Steyr, wie auch die „Santons de Provence“ aus Frankreich.
Nach dem 17. Jahrhundert kamen Papierkrippen auf. Sowohl von Laienmalern, als auch Künstlern gemalt, waren diese Krippen in Relation zu den bis dahin gebräuchlichen Krippen, preiswert. Mit Einsetzen des Druckverfahrens wurde der Preis der Papierkrippen erheblich gesenkt. Papierkrippen haben sich bis in unsere Zeit erhalten.
Die Gegend um Neapel brachte aus Ton geformte, bekleidete Krippenfiguren hervor.
Die Architektur und die Landschaft der Krippen erlebte erst am Ende des 18. Jahrhundert eine Weiterentwicklung. Hatte man ursprünglich das heilige Geschehen in eine Landschaft gesetzt, wie man sie in Bethlehem vermutete, so packte viele Krippenbauer der Drang, sich selbst vom Aussehen dieser Landschaft zu überzeugen. Nach den Pilgerfahrten in Heilige Land konnte man das Gesehene in der Krippe verwerten. Krippenbauer schufen orientalische Häuser mit Kuppeln und Bögen, Ziehbrunnen und Zisternen im passenden Format zur Krippe.
Einige Jahrzehnte später ist eine Gegenbewegung zu erkennen: Das heilige Geschehen wurde nicht mehr inmitten von Zypressen und Palmen angesiedelt und das Volk in den Krippen nicht mehr in den Gewändern des Orients gekleidet. Nach und nach wurden die betenden Hirten in der Tracht der jeweiligen Heimat des Krippenbauers gezeigt. Das Geschehen der heiligen Nacht wurde gleichsam in die eigene Heimat geholt.
Bei der Krippenausstellung im Naturhistorischen Museum sind großteils orientalische Krippen zu sehen. Die Darstellungen sind aus verschiedenen Materialien gearbeitet und gehen von einer großen Dioramakrippe bis hin zur Zinnfigurenkrippe. Papierkrippen, Loahmmandlkrippen, süditalienische Krippenfiguren und auch französische „Santons“ sind Teil der Ausstellung. Zudem zeigt der Krippenverein Wien I seine Vereinskrippen mit Wiener Motiven als heimatliche Krippendarstellungen.
Gezeigt werden u. a. zahlreiche maßstabsgetreue Modelle historischer Militärfahrzeuge, Flugzeuge und Schiffe.
Gold, Silber, Seide, Elfenbein, Reliquien – um diese kostbaren Besitztümer wurden das Byzantinische Reich und seine Hauptstadt Konstantinopel im Westen beneidet. Die Ausstellung zeigt viele dieser Herrlichkeiten. Doch die Bedeutung des christlichen Oströmischen Reichs geht weit über seine Schätze hinaus. In Byzanz lebte die Antike ungebrochen bis in das Spätmittelalter fort. Hier bewahrte man antike Tradition und Gelehrsamkeit, hier wurzelt unser Rechtssystem. Byzanz schlug die Brücke vom Altertum in das moderne Europa und verband zugleich Ost und West. Das europäisch geprägte Byzanz hatte Verbindungen in den Nahen Osten und über die Seidenstraße bis nach China. In der orthodoxen Kirche leben byzantinische Rituale bis heute fort.
Aber wie kann man sich das Leben in Byzanz vorstellen? Die Ausstellung führt in eine uns fremde Welt, die doch eine Grundlage für unsere Gegenwart legte. Mehrere Computeranimationen und Kurzfilme bringen uns zu den wichtigsten Plätzen des Byzantinischen Reichs wie Konstantinopel, Ephesos, Thessaloniki, Pergamon, den Simeonsberg bei Aleppo oder das Katharinenkloster auf dem Sinai. Die rund 600 Exponate von Leihgebern aus der ganzen Welt bekommen so eine neue Bedeutung, die über den großen künstlerischen und ästhetischen Wert hinausreicht. Auf diese Weise erscheinen plötzlich das Byzantinische Reich und sein Erbe in einem völlig neuen Licht. Eine Ausstellung der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland, Bonn, in Zusammenarbeit mit dem Römisch-Germanischen Zentralmuseum, Mainz.
26. Februar bis 13. Juni 2010
Weitere Highlights:
Markus Lüpertz – Hauptwege und Nebenwege
Eine Retrospektive. Bilder und Skulpturen von 1963 bis 2009
Markus Lüpertz zählt zu den bekanntesten und einflussreichsten deutschen Künstlern der Gegenwart. In der Folge der großen monografischen Ausstellungen deutscher Maler wie Gerhard Richter, Sigmar Polke und Georg Baselitz präsentiert die Kunst- und Ausstellungshalle auf etwa 2000 Quadratmetern die bislang umfangreichste Retrospektive von Markus Lüpertz. Sie zeigt eine repräsentative Auswahl von etwa 150 Gemälden und Skulpturen des 1941 geborenen Künstlers, der stets mit der Pose des „Enfant terrible“ und des „Malerfürsten“ gespielt hat. Sein Werk umspannt einen Zeitraum von fast 50 Jahren und reicht von der „Antimalerei“ nahe der Pop-Art der 60er-Jahre bis zur Auseinandersetzung mit der klassischen Malerei in den letzten Jahrzehnten.
bis 17. Januar 2010
James Cook und die Entdeckung der Südsee
Wer das authentische Paradies der Südsee entdecken und erleben will, muss jetzt nach Bonn fahren. In unserer lückenlos gescannten Welt ist es schwer, unbekanntes Gelände zu entdecken. Der britische Seefahrer und Entdecker James Cook (1728–1779) hatte es da leichter. Im 18. Jahrhundert gab es noch viele weiße Flecken auf der Landkarte. Cook wurde durch drei Expeditionen in die damals unbekannten Weiten des Pazifischen Ozeans berühmt. Ihm gelang es erstmalig, Neuseeland, Australien und die Inselwelt der Südsee zu kartografieren.
In der Ausstellung kann jeder Besucher den Pazifik auf den Routen Cooks selbst entdecken. Über 500 Exponate – kostbare Federornamente, Holzskulpturen sowie Gemälde der mitreisenden Maler – machen die Kultur der Südsee erlebbar.
bis 28. Februar 2010
Informationen
Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland, Museumsmeile Bonn
Friedrich-Ebert-Allee 4, D-53113 Bonn
Tel. (+49-228) 91 71-200
Di und Mi 10–21 Uhr, Do–So und Fei 10–19 Uhr, Mo (außer Fei) geschlossen
[email protected]
www.bundeskunsthalle.de
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