Ausstellung

Museen, Galerien, Führungen, Architektur, Fotografie, Vernissagen
A. R. Penck, Der Übergang, 1963Bernhard Heisig, Unterm Hakenkreuz, 1973Gundula Schulze Eldowy, Ohne Titel (Gartenzwerge), 1988

Kunst und Kalter Krieg – deutsche Positionen 1945–1989

Am 23. Mai 2009 feiert die Bundesrepublik Deutschland den 60. Jahrestag ihrer Gründung. Aus diesem Anlass eröffnet das Germanische Nationalmuseum eine Retrospektive, die einem zentralen Kapitel der Moderne in Deutschland gewidmet ist.
Kartäusergasse 1, D-90402 Nürnberg

Die Ausstellung zeigt rund 320 Werke der Malerei, Skulptur, Grafik, Fotografie und Installationskunst aus der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik, darunter Werke von Joseph Beuys, Bernhard Heisig, Jörg Immendorff, Anselm Kiefer, Via Lewandowsky, Wolfgang Mattheuer, A. R. Penck, Gerhard Richter, Willi Sitte, Werner Tübke und Wolf Vostell. Sie sind als Ausdruck einer umfassenden Auseinandersetzung um konkurrierende Menschenbilder und ideologische Konzepte während des Kalten Kriegs. Begleitet werden die Werke aus europäischen und amerikanischen Museen sowie Privatsammlungen von Film-, Foto- und weiteren zeithistorischen Dokumenten.
Die Retrospektive stellt die Frage, wie tragbar die ideologischen Denkmuster des Kalten Kriegs heute noch sind, um deutsche Kunst nach 1945 in Ost und West zu umschreiben. Stichwörter wie „Abstraktion“ oder „Realismus“ und deren pauschale Zuweisung an die eine oder andere Seite werden kritisch beleuchtet. Dabei treten Verdrängungsmechanismen beider deutschen Staaten in Erscheinung, die auf die neue politische Situation unterschiedlich reagierten: in der Bundesrepublik Deutschland durch die Flucht in eine „affirmative Moderne“, in der DDR durch einen plakativen „Antifaschismus“. Darüber hinaus zeigt die Ausstellung damals nicht wahrgenommene und auch heute noch weitgehend unbekannte Dialoge von Künstlern aus Ost und West sowie die Auseinandersetzung mit einer gemeinsamen, verdrängten Vergangenheit.
Die Präsentation hat vier chronologisch gegliederte Abschnitte und einen Epilog, der die ersten Reaktionen der Künstler auf den Fall der Mauer zeigt. Sie beginnt mit einer Reihe von Selbstporträts von Künstlern, die aus dem Exil, aus der Kriegsgefangenschaft oder dem Konzentrationslager in das zerstörte und in verschiedene Besatzungszonen geteilte Deutschland zurückgekehrt sind. Der zweite Abschnitt zeigt, wie der Kalte Krieg auch die bildende Kunst erfasst. Den anfänglichen Pluralismus der Kunstauffassungen lösen die Schlagwörter Realismus und Abstraktion ab, mit denen Ostkunst gegen Westkunst ausgespielt wird. Die Konfrontation mit der Vergangenheit in beiden deutschen Staaten thematisiert der dritte Bereich, während der nächste einer neuen Generation von Künstlern gewidmet ist, welche die Mauer nicht mehr ignoriert, sondern ganz selbstverständlich in ihre Kunst integriert.
Die Ausstellung wird in Kooperation mit dem Los Angeles County Museum of Art und der Kulturprojekte Berlin GmbH realisiert. Sie wird von der Nürnberger Versicherungsgruppe und der BMW-Niederlassung Nürnberg unterstützt. Ab 3. Oktober 2009 ist sie im Deutschen Historischen Museum in Berlin zu sehen.

28. Mai bis 6. September 2009

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Hieronymus Bosch, Das Jüngste Gericht (1504–08) Mitteltafel © Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste WienLucas Cranach der Ältere, Lucretia (1532 datiert) © Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste WienDierc Bouts, Marienkrönung (um 1450)© Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste Wien Hieronymus Bosch, Das Jüngste Gericht, Detail (um 1504-08 entstanden)© Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste Wien

Himmel und Hölle

Die frühen Tafelbilder der Gemäldegalerie.
Schillerplatz 3, A-1010 Wien

Die Gemäldegalerie der Wiener Akademie der bildenden Künste konzentriert sich in ihrer aktuellen Ausstellung auf ihre selten gezeigten Bestände an frühen Tafelbildern. Präsentiert wird diese exklusive Zusammenstellung in den soeben neu adaptierten Ausstellungsräumen im ersten Stock des Akademiegebäudes auf dem Schillerplatz – denn die angestammten Museumsräumlichkeiten werden zurzeit modernisiert und sind geschlossen. Tizian, Rubens, Rembrandt und Co und sollen ab Frühjahr 2010 im klima- und sicherheitstechnisch aktualisierten Museumsambiente wieder zu sehen sein.
Die Ausstellung Himmel und Hölle zeigt Werke aus den altniederländischen, altdeutschen und italienischen Schulen, der Bogen spannt sich von der Spätgotik bis in die Renaissance. Inhaltlich befassen sich die Bilder vor allem mit häufig noch in der spätmittelalterlichen Vorstellungswelt verwurzelten Darstellungen von ewiger Glückseligkeit und Verdammnis, himmlischen Sphären und irdischem Leid.
Im Zentrum der Ausstellung steht eines der bedeutendsten Kunstwerke der Sammlung, das Jüngste Gericht von Hieronymus Bosch. Der Betrachter des dreiteiligen Flügelaltars wird von phantasmagorischen Visionen vom Schicksal einer Menschheit in Bann gezogen, die zur Gänze ihren Lastern verfallen ist und vor dem Hintergrund feurig leuchtender Höllenlandschaften zur Strafe für ihre Sünden von Teufelswesen und Monstern gequält wird. Dem himmlischen Paradies als möglichem Ort des ewigen Glücks gibt Hieronymus Bosch in seiner pessimistischen Sicht der Menschheit allerdings nur sehr wenig Raum.
Umso mehr himmlisches Licht vermitteln die schimmernden Goldgründe der Madonnenbilder aus dem Florenz des 15. Jahrhunderts, von denen die Gemäldegalerie als einzige unter den Wiener Sammlungen einige rare Beispiele besitzt. In himmlische Sphären entführt auch die Marienkrönung von Hand des aus der – heute belgischen – Stadt Löwen stammenden Dierc Bouts. Das um 1450 entstandene Bild zählt zu den Hauptwerken der flämischen Malerei des 15. Jahrhunderts. Die Dierc Bouts und seinen Zeitgenossen eigene Virtuosität in der realistischen Darstellung der Gegenstandswelt manifestiert sich hier etwa in der gekonnten Wiedergabe des reinen, durchscheinenden Bergkristalls der Weltkugel in der Hand Gottes ebenso wie in den Filigranspitzen der Goldkrone der Jungfrau und in den feinst gefiederten bunten Schwingen der Engelschöre.
Die gegen 1500 zunehmende Einbindung der Heilsgeschichte in die irdischen Sphären und in die Erlebniswelt der Gläubigen zeigen Werke wie Die Heilige Familie im Grünen von Hans Baldung Grien, Die Heilige Familie von Jost van Cleve oder Marientod von Ambrosius Holbein.
Ergänzt werden die Tafelbilder sakralen Inhalts durch eine Reihe von Gemälden mit profaner Thematik, wie sie die grazile Lucretia darstellt, eines der bekanntesten Werke aus dem beachtlichen Bestand an Bildern von Lucas Cranach dem Älteren in der Gemäldegalerie, sowie durch bürgerliche und aristokratische Renaissanceporträts.
bis 31. Juli 2009, Di–So 10–18 Uhr

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Olaf Holzapfel, Aufenthalt, 2007 Courtesy Johnen-Galerie, BerlinOlaf Holzapfel, Nakano Sakaue, 2007/08, Courtesy Johnen Galerie, BerlinHans Weigand, Panorama (Detail), 2009, mixed media auf Lwd., Courtesy Gabriele Senn GalerieHans Weigand, Welle der 1000 Madams, 2009, mixed media auf Lwd., Courtesy Gabriele Senn Galerie

Holzapfel & Weigand

Unter der neuen Direktion von Beate Ermacora zeigt die Galerie im Taxispalais vom Frühjahr bis zum Herbst des Jahres 2009 zwei internationale Einzelpositionen sowie die Ausstellung zum 31. Österreichischen Grafikwettbewerb.
Maria Theresien Straße 45, A-6020 Innsbruck

Das nomadische Kriterium
In seiner ersten Präsentation in Österreich zeigt der in Berlin lebende Künstler Olaf Holzapfel Installationen, Skulpturen und Fotografien einer sich in beständigem Aufbruch befindlichen Lebenswelt. Olaf Holzapfel gehört zu einer neuen Generation von bildenden Künstlern, die diese Räume des Übergangs entdecken und nach dem Substanziellen im Alltag des transformatorischen Lebens suchen. Wie bewegt man sich durch architektonische Räume in Megastädten, wie navigiert man durch den Cyberspace, welche Signale und Zeichen leiten unsere Wahrnehmung?
Olaf Holzapfel bearbeitet diese Themen mit einer eigenwilligen, verdichteten und konzeptionellen Bildsprache. Das Zusammentreffen verschiedener Realitätsebenen findet in seinen Werken in einem bestimmten Zwischenraum der Unschärfe statt und verdeutlicht den fließenden Übergang von einer flachen, zeichenhaften Welt in den Raum und umgekehrt. Holzapfels Skulpturen bestehen aus Acrylglas, Blech oder Weich-PVC und sind mit ihren eingefrorenen Faltungen und Deformationen Zwitterwesen zwischen organischen und geometrischen Strukturen. Seine Installationen aus verschachtelten und verschnürten Hartpappen konstruieren labile Architekturen und Behausungen – eine Auseinandersetzung mit temporären Squatter-Architekturen und räumlichen Matrizes.
25. April bis 14. Juni 2009

Hans Weigand (Innsbruck/Wien/Berlin)
Die Galerie im Taxispalais präsentiert in Zusammenarbeit mit dem Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum eine umfassende Werkschau des Künstlers Hans Weigand. Während im Landesmuseum sein neues, begehbares Panoramarundgemälde mit rund 30 Meter Umfang zu sehen sein wird, zeigt die Galerie im Taxispalais eine Reihe von Werkkomplexen aus dem vielseitigen Œuvre des Künstlers. Weigand konzipiert unter anderem eine große, begehbare Installation mit interaktiven Computeranimationen. Weiters ist eine Auswahl seiner großformatigen Bilder zu sehen, in denen er Sujets aus der Medien- und Popkultur, wie Krieg, Liebe, die Großstadt oder auch die Welt der Surfer zu kaleidoskopischen Panoramen der Gegenwart verschmelzen lässt. Die Verschränkung unterschiedlicher gesellschaftlicher, kultureller und sozialer Bedeutungsebenen, die Weigands Bildfindungen auszeichnet, spiegelt sich auch in seinem formalen Ansatz des Collagierens und der Vermischung verschiedener Bildproduktionstechniken. So konfrontiert er gestische Malweisen spielerisch leicht mit hyperrealistischem, fotografischem Computerdruck und verschränkt Bezüge auf klassische Werke aus der Kunstgeschichte mit neuen Medien und populären Ästhetiken wie Fantasy, Psychedelik und Comic.
26. Juni bis 23. August 2009

Österreichischer Grafikwettbewerb
Der alle zwei Jahre vom Land Tirol ausgeschriebene Österreichische Grafikwettbewerb zählt zu den traditionsreichsten und begehrtesten Kunstwettbewerben in Österreich. Dabei werden von einer internationalen Jury bis zu 13 Preise vergeben. Die Ausstellung und der Katalog zum Wettbewerb präsentieren die ausgezeichneten Arbeiten. Der Wettbewerb ist offen für alle Künstler(innen) aus Österreich und Südtirol und bietet insbesondere für die jüngere Generation die Möglichkeit, sich in einem umfassenden Vergleich zu beweisen. In der Rückschau wird deutlich, dass viele später in Österreich etablierte Künstler(innen) unter den Preisträger(inne)n aufscheinen, wie Oswald Oberhuber, Maria Lassnig, Arnulf Rainer, Ernst Caramelle oder Elke Krystufek. Die Früherkennung wichtiger Künstlerpersönlichkeiten gilt als eines der wesentlichen Qualitätskriterien des Österreichischen Grafikwettbewerbs, der über die Jahre hinweg zu einer wichtigen „Institution“ in der österreichischen Kunstszene geworden ist.
5. bis 20. September 2009

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Frieder Burda MuseumAugust Macke: Türkisches Café, 1914, Öl auf Holz, © Städtische Galerie im Lenbachhaus, MünchenFranz Marc: Blaues Pferd, 1911, Öl auf Leinwand, © Städtische Galerie im Lenbachhaus, MünchenTiziano Vecellio, gen. Tizian (und Werkstatt) Mars, Venus und AmorDiego Rodríguez de Silva y Velázquez, 1599 Sevilla - 1660 Madrid, Infantin Maria Teresa (1638-1683) um 1652/1653 ,  Kunsthistori

Kunst in der Natur – das Tageslichtmuseum

Als starker Besuchermagnet für Baden-Baden erweist sich das Museum Frieder Burda, das der New Yorker Architekt Richard Meier geplant hat. Seit der Eröffnung im Oktober 2004 besuchten mehr als 800000 Kunstinteressierte das Museum.
Lichtentaler Allee 8b, D-76530 Baden-Baden

Lichtdurchflutet liegt das schneeweiße Bauwerk an der weltberühmten Lichtentaler Allee als direkter Nachbar der vor rund 100 Jahren erbauten Staatlichen Kunsthalle. Das Wechselspiel der Blickachsen von der Natur zur Kunst und aus dem Museum zurück in die Lichtentaler Allee übt eine große Faszination aus.
Nicht weniger attraktiv als die Architektur ist das Ausstellungsprogramm 2009 des noch jungen Museumshauses. Noch bis 14. Juni 2009 zeigt das Museum Frieder Burda Die Künstler der Kaiser: von Dürer bis Tizian, von Rubens bis Velázquez. Mit dieser Ausstellung wird erstmals in Deutschland ein Querschnitt der Habsburger Sammlerdynastie von Kaiser Maximilian I. bis Maria Theresia beleuchtet. Ab 27. Juni bis 11. Oktober 2009 widmet sich das Museum dem „Blauen Reiter“, einer der bedeutendsten Künstlervereinigungen des 20. Jahrhunderts in Deutschland. Zu sehen sind Meisterwerke aus der Städtischen Galerie im Lenbachhaus München, darunter das Blaue Pferd von Franz Marc. Den Abschluss des Jahres bildet vom 24. Oktober 2009 bis 31. Januar 2010 die große Retrospektive Georg Baselitz. Malerei und Plastik mit Gemälden und Skulpturen aus renommierten Privatsammlungen.
Richard Meier, der unter anderem mit dem Museum für angewandte Kunst in Frankfurt am Main, dem Getty Center in Los Angeles und dem Museum für zeitgenössische Kunst in Barcelona bereits mehrere viel beachtete Museumsbauten errichtet hat, vergleicht den Bau mit einer „großen Villa“. Für den Architekten entstand an der berühmten Baden-Badener Lichtentaler Allee ein „Juwel im Park“. Das Museum besticht durch seine klare Struktur sowie den Einsatz von Licht und Glas. Es eröffnet sich eine wechselweise Beziehung von innen nach außen, von der Kunst in die Natur und von der grünen Allee hinein in die Welt der Kunst. So entstand ein sehr anspruchsvolles „Tageslichtmuseum“.
Bauherrin ist die Stiftung Frieder Burda, die 1998 vom Baden-Badener Kunstmäzen gegründet wurde. Wichtigstes Ziel der Stiftung ist es, die international renommierte Sammlung auf Dauer der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Die Kosten in Höhe von rund 20 Millionen Euro wurden in vollem Umfang von der Stiftung Frieder Burda getragen. Öffentliche Mittel kamen nicht zum Einsatz. Dies gilt auch für den laufenden Betrieb des neuen Museums.
Beim Aufsichtspersonal hat sich das Museum Frieder Burda für die WWS-Strube-Unternehmensgruppe entschieden. Der Dienstleister mit Sitz in Lingen stellt das professionelle Aufsichtspersonal. Das Leitmotiv von Strube: Besucher werden wie Gäste behandelt.
Die Sammlung Frieder Burda hat ihre Wurzeln im Expressionismus und umfasst heute mehr als 800 Gemälde, Skulpturen und Arbeiten auf Papier. Schwerpunkte sind die klassische Moderne und die zeitgenössische Kunst. Die Sammlung besitzt mit insgesamt acht Werken einen überzeugenden Werkkomplex des späten Picasso.
Amerikanische Künstler des abstrakten Expressionismus begründeten den Ruhm der New Yorker Schule. Neben Gemälden von Adolph Gottlieb, Willem de Kooning, Jackson Pollock und Mark Rothko enthält die Sammlung ein Hauptwerk von Clyfford Still – eine Seltenheit in der europäischen Museumslandschaft. Herausragend dokumentiert die Sammlung eine Auswahl deutscher Kunst der Nachkriegszeit. Die wichtigsten und umfangreichsten Werkkomplexe bewahrt die Sammlung von Gerhard Richter, Sigmar Polke und Arnulf Rainer.

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Franz West, LiegeEgon Schiele, Tanzendes Paar, 1918Freuds Wartezimmer

Berggasse 19

Seit 1971 befindet sich in der Berggasse 19 in Wiens 9. Bezirk das Sigmund Freud Museum. Hier lebte und arbeitete Sigmund Freud 47 Jahre lang, ehe er 1938 in die Emigration getrieben wurde. Mittlerweile zählt die Adresse zu den bekanntesten der Welt, im Haus Berggasse 19 entstanden nahezu alle Schriften des Begründers der Psychoanalyse. Bahnbrechende Werke wie Die Traumdeutung wurden im Arbeitszimmer der Praxis verfasst. Diese Räume im typisch bürgerlichen Haus aus der Gründerzeit sind heute täglich der Öffentlichkeit zugänglich.
Berggasse 19, A-1090 Wien

Ausstellung über die Entstehung der Psychoanalyse

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Das Franz- Marc- MuseumFranz Marc, Kleine Komposition IV, 1914, Öl auf Leinwand, PrivatbesitzHenri Rousseau, Die Allee im Park von Saint-Cloud, 1907/08, Städel-Museum, Frankfurt am Main © Blauel/Gnamm/Artothek

Kunst im 20. Jahrhundert

Das Franz-Marc-Museum in Kochel am See wurde 1986 gegründet, um Leben und Werk dieses bedeutenden Künstlers des 20. Jahrhunderts, welcher der Landschaft um Kochel zeitlebens verbunden war, zu würdigen.
Franz Marc Park 8-10, D-82431 Kochel am See

Seit der Eröffnung des neuen Franz-Marc-Museums 2008 haben bereits mehr als 80000 Gäste das neue Haus oberhalb des Kochelsees besucht. Die Intimität der Räume, die Qualität der Sammlung, der dialogische Ansatz ihrer Präsentation und die Verbindung von Kunst und Natur in der überwältigenden Landschaft Oberbayerns werden von den Besuchern besonders geschätzt.
Bis zum Beginn von Umbau und Erweiterung wurden im Franz-Marc-Museum mehr als 150 Werke aus dem Nachlass Franz Marcs gezeigt, der durch Leihgaben aus Privat- und Museumsbesitz, durch Neuerwerbungen sowie durch Dokumente zum Leben des Malers ergänzt wurde.
Das neue Museum enthält über diese Bestände hinaus die bedeutende Sammlung der Stiftung Etta und Otto Stangl. Im Kernbestand der neuen Sammlung, die auf den Wuppertaler Sammler und Mäzen Rudolf Ibach zurückgeht, ist neben der Kunst des „Blauen Reiters“ mit besonderem Schwerpunkt auf Franz Marc der „Brücke“-Expressionismus mit wichtigen Werken vertreten. Hinzu kommen herausragende Arbeiten Paul Klees sowie bedeutende Gemälde der Vertreter von „ZEN 49“, der Gruppe abstrakter Maler, die sich nach dem Zweiten Weltkrieg in der Galerie Stangl in München zusammenfand. Auch im neuen Museum steht Franz Marc im Zentrum. Seine Werke werden im Dialog mit jenen seiner Zeitgenossen und Künstlerfreunde präsentiert.

Ausstellung im Sommer 2009:
Der große Widerspruch – Franz Marc zwischen Delaunay und Rousseau
Im Kreis des „Blauen Reiters“, der deutschen Avantgardebewegung um Franz Marc und Wassily Kandinsky, ist das Interesse für Frankreich groß: Man reist nach Paris, trifft dort französische Malerkollegen und setzt sich mit aktuellen Tendenzen auseinander. Franz Marc lernte Robert Delaunay 1912 in Paris kennen und war fasziniert von den „Fensterbildern“, die er in seinem Atelier bewundern konnte. Delaunay inspirierte auch die Freunde Marcs vom „Blauen Reiter“, was auch im gleichnamigen Almanach, der 1912 in München erschien, mit vielen Abbildungen zum Ausdruck kam. Bei der Suche nach Grundlagen für eine „neue“ Kunst erweckte der große Naive Henri Rousseau ebenso tiefe Bewunderung und Faszination. Stand Robert Delaunay im Almanach Der Blaue Reiter für die große Abstraktion, so repräsentierte Rousseau die große Realistik. Der Spannungsbogen zwischen diesen beiden Polen ist Thema der Ausstellung, die sich damit auch einer wichtigen Episode des deutsch-französischen Dialogs im 20. Jahrhundert widmet.
Mit Werken von Robert Delaunay, Henri Rousseau, Franz Marc, Wassily Kandinsky, Alexej Jawlensky, Paul Klee, August Macke, Gabriele Münter, Adolf Erbslöh und anderen.
Zur Ausstellung erscheinen ein Katalog, herausgegeben von der Franz-Marc-Museumsgesellschaft, und ein Begleitheft in deutscher und französischer Sprache, herausgegeben vom Goethe-Institut Nancy, Frankreich. Begleitveranstaltungen zur Ausstellung finden in München und Kochel statt. Die Veranstaltungstermine finden Sie unter www.franz-marc-museum.de.
21. Juni bis 13. September 2009

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Bild: Andy Warhol, Mercedes-Benz Formel-Rennwagen W 125, 1937, 1986, Siebdruck, Acryl auf LeinwandBild: Charlotte Posenenske, 8 Reliefs der Serie C, 1967, Stahlblech, gelb, gekantet, 8 tlg., je 120 x 40 x 40 cm

Kunst aus 100 Jahren 1908–2008. Highlights der Daimler Kunst Sammlung

Die 1977 gegründete Daimler Kunst Sammlung ist nicht nur eine der ältesten, sondern auch eine bedeutendsten deutschen Unternehmenssammlungen von internationalem Renommee.
Johannisplatz 3, D-73525 Schwäbisch Gmünd

Der bis heute auf rund 1800 Werke von mehr als 600 Künstlern angewachsene Bestand erlaubt einen einmaligen Überblick über bedeutende Entwicklungen und Stile der internationalen Kunst des 20. Jahrhunderts bis in die Gegenwart. Die Highlights der Daimler Kunst Sammlung konzentriert das Museum und Galerie im Prediger vom 15. Mai bis 13. September und zeigt dazu rund 100 Werke aus 100 Jahren. Das Spektrum reicht von der klassischen Moderne und Nachkriegsavantgarde über europäisches Zero und Minimalismus bis zu Auftragswerken und internationaler zeitgenössischer Kunst.
Klassische Moderne – von Josef Albers zur Nachkriegsavantgarde
Mit engem Bezug zum südwestdeutschen Raum liefert der Werkkomplex der klassischen Moderne ein hervorragendes Bild der Kunstentwicklung bis in die 1960er-Jahre. Stellvertretend dafür stehen in der Ausstellung Namen wie Josef Albers, Johannes Itten, Oskar Schlemmer, Willi Baumeister, Adolf Fleischmann, Jean Arp und Richard Paul Lohse.

Europäisches Zero – Minimalismus in Europa und Amerika
Arbeiten von Heinz Mack, Herbert Oehm, Enrico Castellani und Dadamaino rich-
ten ein besonders Augenmerk auf Zero als europäische Bewegung. Die Verbindung einer europäischen strukturell-konstruktiven Malerei mit amerikanischen Tendenzen – Minimal Art, Farbfeldmalerei, Hard Edge, Op-Art – lassen beispielhaft Werke von Charlotte Posenenske, Franz Erhard Walther und Hanne Darboven ablesen. Als Referenzwerk reduktionistischer amerikanischer Malerei steht ein 1969 entstandenes Bild von Robert Ryman.

Internationale zeitgenössische Kunst
Aus gattungsübergreifenden Auffassungen speisen sich die Arbeiten so bedeutender Konzeptkünstler wie John M. Armleder und Gerwald Rockenschaub. In Neo-Geo-Bildern, Objekten und Skulpturen, Poster- und Videoarbeiten lassen sie den Stilkanon der Moderne aus der Distanz der Pop- und Fluxusgeneration gleichsam Revue passieren, kritisch die Utopien der Moderne reflektierend. Internationale Minimalismustendenzen werden weitergedacht, unter anderem im Werk von Liam Gillick, Gail Hastings und Mathieu Mercier. Substanzielle Recherchen im Bereich neuer Bildmedien betreiben Jane Alexander, Are You Meaning Company, Sylvie Fleury, Philippe Parreno, Andrea Fräser, Guy Tillim, Vincent Szarek und Heimo Zobernig, die alle mit herausragenden Werken vertreten sind.
Car-related – Auftragswerke
Werke der Pop-Art-Leitfigur Andy Warhol aus seiner Serie Cars und des New Yorker Künstlers Robert Longo aus der Reihe Cars From Above stehen ganz im Zeichen des Themas Automobil. Beide Werkgruppen entstanden aus Auftragsvergaben für die Daimler Kunst Sammlung und bilden Glanzpunkte der Präsentation. Die Arbeiten von Warhol und Longo ergänzen Skulpturen und Bildobjekte, deren lackglänzende Oberflächen an Design und Ästhetik des Automobils anknüpfen, sowie von Videoarbeiten mit Referenzen an das Automobil.

Tradition und Aktualität
In der Zusammenschau ermöglicht die Ausstellung nicht nur einen lebendigen und facettenreichen Blick auf klassische Traditionen abstrakter Kunst. Über eine Präsentation von Skulpturen und Videos führt sie mit den Themen Automobil, Readymade und neue Medien zu multimedialen Werken von Künstlern aus Australien, Brasilien, Japan, Südafrika und den USA und eröffnet ein Bild aktueller Diskussionen und Tendenzen in der zeitgenössischen Kunst.
15. Mai bis 13. September 2009

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Francke-DenkmalGlücksbringer von Findelkindern, The Foundling Museum London Foto: Richard BryantHistorische Bibliothek Foto: Ingo Gottlieb 

Kinder, Krätze, Karitas. Waisenhausgeschichte in den Franckeschen Stiftungen

Das von August Hermann Francke 1698 gegründete hallesche Waisenhaus und seine weltweiten Ausstrahlungen stehen im Mittelpunkt der Gesamtschau einer überaus wechselvollen Geschichte der Waisenfürsorge vom Mittelalter bis zur Gegenwart.
Franckeplatz 1, Haus 37, D-06110 Halle/Saale

Mit dem Bau eines Waisenhauses legte der Theologe August Hermann Francke (1663–1727) den Grundstein für sein Lebenswerk. Was 1698 als Armen- und Waisenanstalt vor den Toren Halles begann, entwickelte sich innerhalb von 30 Jahren zu einer einzigartigen Schulstadt mit mehreren Schulen – für Waisen bis zum adeligen Zögling –, Druckerei, Buchhandlung, Apotheke, Handwerksbetrieben, Gärten, einem Krankenhaus sowie wissenschaftlichen Instituten. Die Schulstadt, deren pädagogische und religiöse Reformen den Ruf Halles durch ganz Europa und bis nach Übersee trugen, galt Zeitzeugen als das „neue Jerusalem“. Während ihrer Blütezeit lebten und arbeiteten hier bis zu 3000 Menschen.
Das bis heute erhalten gebliebene und weltweit einmalige Bauensemble der Franckeschen Stiftungen steht auf der Vorschlagsliste der UNESCO. Der Lindenhof mit dem längsten Fachwerkhaus Europas oder die beeindruckende Historische Bibliothek von 1728 faszinieren ebenso wie die barocke Kunst- und Naturalienkammer im ehemaligen Schlafsaal des Waisenhauses. Ursprünglich für den anschaulich-praktischen Schulunterricht angelegt, gehört sie zu den wenigen noch erhaltenen Vorläufern des modernen Museums und gilt als einzige vollständig erhaltene Kuriositätenkammer Europas, die den ganzen Wissenskosmos des 18. Jahrhunderts umfasst.
Eingebettet in die Geschichte der Waisenfürsorge vom Mittelalter bis zur Gegenwart, illustriert die Jahresausstellung im Historischen Waisenhaus mit über 400 Objekten die Kraft und Wirkungen der von Halle ausgehenden Reformen. Im Gegensatz zur gängigen Arbeitserziehung von Waisenkindern war der Alltag in Halle von christlicher Erziehung und einem aufgeklärten pädagogischen Konzept geprägt, sollten Franckes Schüler doch später dessen Ideen in die Welt tragen. Schon im 18. Jahrhundert wurden in Europa, Nordamerika oder Südindien Einrichtungen getreu dem berühmten halleschen Vorbild gegründet. Auch die Diakonie, die Realschule in Deutschland, die erste protestantische Mission und Millionen deutschsprachiger Volksbibeln haben ihren Ausgangspunkt in den Franckeschen Stiftungen.
Die Eröffnung der Jahresausstellung krönt ein ganz besonderes Ereignis: Georg Friedrich Händel gehörte zu den Förderern des 1739 gegründeten Foundling Hospital in London. Sein erstes Benefizkonzert für das Waisenhaus (in Anwesenheit des Prinzen und der Prinzessin von Wales) bot ein opulentes Programm mit Auszügen aus Werken, die heute zu den bekanntesten von Händel zählen, sowie das extra für diesen Anlass komponierte „Foundling Hospital Anthem“. Dieses außergewöhnliche Konzert erklingt in historischer Aufführungspraxis im Waisenhaus Franckes und in Händels Geburtsstadt Halle authentisch wieder.

Informationen
Kinder, Krätze, Karitas. Waisenhäuser in der frühen Neuzeit
Jahresausstellung 2009
17. Mai bis 4. Oktober 2009
Historisches Waisenhaus

Vorschau 2010
Gebaute Utopien. Jahresausstellung 2010
Mai bis Oktober 2010, Historisches Waisenhaus

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Bild: Gerda Lepke, In der Sächsischen Schweiz, 2006 Bild: Keine Gewalt! – Revolution in Dresden 1989, ab Juli im Stadtmuseum  Dresden

Einzigartiges Zusammenspiel von Kunst, Geschichte, Literatur, Musik und Technik

Insgesamt acht Häuser laden unter dem gemeinsamen Dach „Museen der Stadt Dresden“ zu einem Besuch ein – vom Carl-Maria-von-Weber-Museum über die Städtische Galerie Dresden bis hin zu den Technischen Sammlungen Dresden.

Carl-Maria-von-Weber-Museum
Dresdner Straße 44, das einzige Museum, das Carl Maria von Webers Leben und Werk gewidmet ist. Hier entstanden unter anderem die Opern Der Freischütz, Euryanthe und Oberon sowie die Aufforderung zum Tanz. Jedes Jahr locken das Elbhangfest (27. und 28. Juni), die Museumssommernacht (11. Juli) sowie ein Weinfest (27. September) viele Besucher hinaus zu Webers idyllischem Sommersitz.

Das Kraszewski-Museum
Nordstraße 28, ist dem polnischen Literaten Józef Ignacy Kraszewski (1812–1887) gewidmet. Das Museum gibt einen umfangreichen Einblick in das Leben dieses vielseitigen Schriftstellers. Ferner erinnert es an die vielfältigen kulturellen und politischen Beziehungen zwischen Sachsen und Polen. Am 17. Mai findet hier ein „Fest der Sprache“ statt, und vom 16. bis 20. September gibt es erstmals die „Polnischen Kulturtage“.

Das Kügelgenhaus – Museum der Dresdner Romantik
Hauptstraße 13, gehört zu einem Ensemble beachtlicher Bürgerhäuser, die aus der Zeit Augusts des Starken erhalten geblieben sind. Der Porträt- und Historienmaler Gerhard von Kügelgen (1772–1820) bewohnte mit seiner Familie das zweite Obergeschoss des Hauses. In neun thematisch gestalteten Räumen wird ein bedeutsamer Teil der Dresdner Kultur- und Geistesgeschichte des 18. und 19. Jahrhunderts wieder lebendig.

Heimat- und Palitzsch-Museum Prohlis
Im Heimat- und Palitzsch-Museum Prohlis, Gamigstraße 24, wird noch bis 31. Juli die einzigartige Sonderausstellung Kometenfieber gezeigt. Im Zentrum der Ausstellung steht der Bauerngelehrte Johann Georg Palitzsch, der vor 250 Jahren als Erster die Wiederkehr des Halley’schen Kometen beobachtete. Leihgaben zur Astronomiegeschichte aus europäischen Sammlungen spannen einen Bogen von 10000 Jahren.

Das Schillerhäuschen
Dresdens kleinstes Museum, das Schillerhäuschen, Schillerstraße 19, begeistert die Dresdner und ihre Gäste schon seit mehr als 150 Jahren. Friedrich Schiller arbeitete hier am Manuskript des Don Carlos und vollendete die Ode „An die Freude“. Ab April bis September ist das Museum jeweils samstags und sonntags von 10 bis 17 Uhr geöffnet.

Die Städtische Galerie Dresden
Wilsdruffer Straße 2, präsentiert in der Ausstellung Dresdner Meisterwerke einen Streifzug durch die lokale Kunst des letzten Jahrhunderts. Der „Bilderbogen“ spannt sich von Gemälden Gotthardt Kuehls über Werke von Otto Mueller und Otto Dix bis zu Arbeiten von Curt Querner, Willy Wolff und Thomas Scheibitz. Ab 12. Juni wird die Ausstellung hinsehen – Malerei und Zeichnung von Gerda Lepke gezeigt.

Das Stadtmuseum Dresden
Nur wenige Meter von der Dresdner Frauenkirche entfernt befindet sich das Stadtmuseum Dresden, Wilsdruffer Straße 2. Vier Säle, mehr als 1000 Exponate und über 20 Medienstationen schaffen unterschiedliche Möglichkeiten, sich mit 800 Jahren Dresdner Geschichte zu beschäftigen. Ferner zeigt das Museum eine Ausstellung zum Wiederaufbau der Dresdner Frauenkirche. Parallel dazu ist ab Juli die Sonderausstellung Keine Gewalt! – Revolution in Dresden 1989 zu sehen.

Die Technischen Sammlungen Dresden
Junghansstraße 1–3, zeigen wertvolle Objekte sächsischer, deutscher sowie internationaler Industrie- und Technikgeschichte aus den letzten 150 Jahren. Ein besonderes Highlight ist das Erlebnisland Mathematik, das ab 7. April um einen neuen Ausstellungsteil ergänzt wird, das „Epsilon“ – ein Erlebnisland für Kleine.

Information: Museen der Stadt Dresden
Wilsdruffer Strasse 2
01067 Dresden
www.museen-dresden.de

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Ältestes Druckwerk, Gutenberg Bibel, Stift St. PaulStift St. PaulRamsey-Psalter 1300–1310 © Benediktinerstift Sankt Paul 

Macht des Wortes – Benediktinisches Mönchtum im Spiegel Europas

Wenn am 26. April das heuer größte Ausstellungsereignis in Österreich seine Tore öffnet, dann geht der Vorhang zur Geschichte auf. Über 1500 Jahre europäischer Vergangenheit erschließen sich dem Interessierten. Und wer aufmerksam die historischen Gewölbe und Säle durchwandert, wird entdecken, dass es viele Parallelen zwischen gestern und heute gibt.
Hauptstraße 1, A-9470 St. Paul im Lavanttal

In einer Zeit der Hektik und der Allgegenwart des Begriffs Krise suchen die Menschen in ihrem Alltag nach Oasen. Stille ist wieder gefragt, um den Stress der Berufswelt und den Leistungsdruck hinter sich zu lassen. Gerade in Zeiten wie diesen mag man
sich vielleicht die berechtigte Frage stellen: Wozu Ausstellungen und Kulturveranstaltungen?
Macht des Wortes – Benediktinisches Mönchtum im Spiegel Europas nennt sich die Ausstellung im Stift Sankt Paul, die sich der Entwicklung der Klöster widmet. Eine faszinierende Welt! Manches ist der Sprache unserer Zeit fremd. Vieles aber wird als bekannt empfunden und kann Denkanstöße für das eigene Leben vermitteln, vielleicht auch den Optimismus wecken.
Die Wirren der Völkerwanderung hatten in Europa ein Chaos hinterlassen. Kein Stein war auf dem anderen geblieben, und die Machtverhältnisse hatten sich grundlegend verschoben. Es war eine Zeit des Umbruchs – heute würde man es Krise nennen. In dieser Zeit wurde im Jahr 480 in einem kleinen Städtchen Umbriens namens Nursia Benedikt als Sohn wohlhabender Eltern geboren. Zunächst beherrschte eine glänzende Ausbildung das Leben des jungen Benedikt. Er wurde nach Rom geschickt, wo er sich im Studium das Rüstzeug für seine Zukunft erwerben sollte. Benedikt floh aus Rom und zog sich in die Einsamkeit von Enfide zurück. Der Ruf seines heiligmäßigen Lebens verbreitete sich rasch, sodass ihn die Mönche des Klosters von Vicovaro zu ihrem Abt wählten. Allein die Konsequenz und die Strenge Benedikts führten zum Bruch. Nach einem gescheiterten Vergiftungsversuch ging Benedikt nach Subiaco, wo er neuerlich die Einsamkeit suchte. Doch auch hier konnte sein stilles Streben nach den Werten des Lebens nicht verborgen bleiben, und immer mehr junge Männer kamen und schlossen sich ihm an, sodass bald 12 Klöster entstanden, denen Benedikt vorstand. Schließlich war es die Eifersucht des ortsansässigen Priesters Florentius, die Benedikt veranlasste, Subiaco zu verlassen. 529 gründete er das Kloster Montecassino, das zur Keimzelle des abendländischen Mönchtums wurde. Hier verfasste er seine Regula,
die als Lebensfibel Millionen von Mönchen und Nonnen durch viele Jahrhunderte begleiten sollte. Papst Gregor der Große schildert im zweiten Buch der Dialoge die Lebensgeschichte des Heiligen und überlieferte damit die Biografie einer der schillerndsten Persönlichkeiten am Ausgang der Antike. Und was dieser Benedikt von Nursia zu sagen hat, ist heute noch gültig.
Mit großem Aufwand wurde die Kärntner Benediktinerabtei saniert. Die bedeutende Sammlung der Bücher, die Handschriften ab dem 4. Jahrhundert verwahrt, ist in den alten Kellergewölben zu einer beeindruckenden Welt der Literatur zusammengetragen worden.
Herausragende Werke, wie das älteste Buch Österreichs oder das erste Druckwerk Gutenbergs, werden in der Ausstellung ebenso gezeigt wie die berühmten Merseburger Zaubersprüche, die das erste Mal im Original außerhalb Merseburgs zu sehen sein werden. Nicht zuletzt stehen sie als Synonym für das Verbotene. Heute haben die Menschen freien Zugang zu Wissen und geistigen Errungenschaften. Das war nicht immer so.
Alle Kellergewölbe im Westtrakt des Stifts sind nun der Öffentlichkeit zugänglich, und es wird möglich, Architektur von fast 1000 Jahren zu erspüren. Weit ausladende Hallen, kleine Verliese und geheime Gänge … all das gibt es nicht nur
in spannenden Filmen, sondern das wird in Sankt Paul Wirklichkeit. Gewaltige Mauern von drei Meter Stärke, riesige Bogen und mächtige Pfeiler modellieren eine „Landschaft“, die den Atem stocken lässt. Was war hier vor Hunderten von Jahren? Wer hat das alles gebaut?
Außen erahnt man nicht, was sich im Inneren des Klosters verbirgt, und man ist überrascht von der Weitläufigkeit des Ensembles.
Im Blickpunkt der Ausstellung steht die älteste erhaltene Abschrift der Benediktusregel aus Sankt Gallen, um die sich eine Fülle von beeindruckenden Exponaten aus ganz Europa gruppiert. Die berühmte Arche des Willibrord, der Codex Benedictus aus dem Vatikan, das Gandersheimer Evangeliar aus Coburg, die Millstätter Genesis und nicht zuletzt ein von Martin Luther handgeschriebenes Werk sind Glanzlichter dieser Schau. Neben den Kostbarkeiten der Buchkunst zeigt das Stift Sankt Paul in der Europaausstellung aber auch hervorragende Gemälde und Grafiken vieler bedeutender Künstler und Werke aller wichtigen Silber- und Goldschmiede Europas.
In der Ausstellung werden aber nicht ausschließlich spirituelle Themen beleuchtet, sondern es wird deutlich, dass die Benediktiner großen Anteil an der Gestaltung Europas in vielfältigen Bereichen hatten. Die Kultivierung der Landschaft, der Bergbau, Entdeckungen und Erfindungen waren durch einen aufgeschlossenen Geist, der die Klöster über Jahrhunderte durchwehte, möglich. Es gab faszinierende Persönlichkeiten, die ihre Zeit prägten.

Kristalldom
Die Inszenierung der Schöpfungstage und des Lebens des heiligen Benedikt durch Peter Hans Felzmann in einer atemberaubenden Kellerwelt versetzt den Besucher in Staunen und entführt ihn in eine andere Zeit. Der Kristalldom stellt sich als eines der Highlights der Europaausstellung dar, lädt im Planetarium zum Träumen ein und gebietet Ehrfurcht vor der Virtuosität der Architektur des Mittelalters.

Barockgarten und Kräutergarten
Wer jedoch dem Stress des Alltags entfliehen möchte, kann sich im historischen Barockgarten bei einer Tasse Kaffee im Gartenschlössl Belvedere erholen und den Ausblick und die Ruhe im „Paradies Kärntens“ genießen. Bestimmt ist gegen die Hektik dieser Zeit auch ein Kraut gewachsen, vielleicht findet man dieses sogar im neu angelegten Kräutergarten oder in einem der Tees, die in der eigenen Kräuterapotheke zum Verkauf angeboten werden.

Kinderprogramm
Nicht vergessen hat man im Stift Sankt Paul auf die kleinen Gäste. So begeben sich die Kinder gemeinsam mit dem Klosterkobold Muki auf Entdeckungsreise und können nach erfolgreicher Rätselrallye eine kleine Überraschung im Museumsshop abholen. Und während die Erwachsenen durch die spannende Ausstellung spazieren oder bei einem guten Gläschen Stiftswein im Restaurant entspannen, können sich die ganz Kleinen in der Kinderbetreuungsstätte vergnügen.

Macht des Bildes
Der „Macht des Wortes“ wird im Werner-Berg-Museum in Bleiburg die „Macht des Bildes“, die Fähigkeit der Bilder, in der Erscheinung Sinn und Bedeutung zu schaffen, gegenübergestellt. Herausragende Kunstwerke unserer Zeit bieten eine anschauliche Ergänzung zu den in Sankt Paul behandelten historischen Zeiträumen. Der Besucher erfährt, wie große österreichische Künstler des 20. Jahrhunderts Visionen von Transzendenz und Göttlichkeit in ihren Bildern zu zeigen vermochten. Der Bogen der über 50 ausgewählten Künstler reicht von Alfred Kubin, Egon Schiele und Oskar Kokoschka über Herbert Boeckl, Max Weiler und Arnulf Rainer bis zu Hermann Nitsch. Die Fülle der ausgewählten Werke ergibt gleichzeitig einen eindrucksvollen Überblick über die Geschichte der österreichischen Moderne. Wie haben die Künstler, jeder Einzelne von ihnen, Göttlichkeit erlebt? Dies wird zur zentralen Frage der Ausstellung. Besondere Berücksichtigung erfährt dabei das im Museum sonst beheimatete Werk Werner Bergs.
Erstmals zeigt der neue Skulpturengarten Meisterwerke zeitgenössischer Bildhauerkunst.
Beim Tanzfestival, in dem ein eigens für diesen Zweck geschaffenes Werk von Johann Kresnik und Karlheinz Miklin zur Uraufführung kommt, wird Bleiburg zum Zentrum aktuellster performativer Kunst.
Europafeste sowie kulinarische Kostbarkeiten veredeln das Angebot der Europaausstellung, die auf diesem Weg zwei Regionen miteinander verbindet und den Begriff Europa neu interpretiert.

Informationen
Europaausstellung 2009
26. April bis 8. November 2009
täglich 10–18 Uhr

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