Dem Alten Testament ist die Geschichte von Nebukadnezar, dem König der Babylonier, entnommen: Nabucco hat Jerusalem eingenommen, den Tempel zerstört und das Volk Israel nach Babylonien deportieren lassen. In seinem Machtrausch und aus Selbstüberhebung ruft sich Nabucco zum Gott aus. Da schleudert Jehova einen rächenden Blitzstrahl herab und straft Nabucco mit Wahnsinn. Nun glaubt Abigail, die für Nabuccos Erstgeborene gehalten wird, die aber tatsächlich nur die Tochter einer Sklavin ist, ihre Stunde sei gekommen, denn sie greift nach der Herrscherkrone und lässt Nabucco verhaften. Sie zwingt Nabucco, das Todesurteil über ihre Halbschwester Fenena und die Hebräer zu verhängen. Da wendet sich Nabucco verzweifelt an Jehova, der ihm den Verstand zurückgibt und das Götzenbild der Babylonier zerstört. Nabucco entlässt die Hebräer in die Freiheit.
Es finden sich 3 Sänger auf der Bühne wieder, alle in dem Bewusstsein, ein Soloprogramm zu gestalten. Aus der Eigendynamik dieser absurden Grundsituation entwickelt sich ein Feuerwerk von humoristischen und musikalischen Überraschungen, wobei die 25 wichtigsten Operetten dabei in nur 2 Stunden auf die Bühne gestellt werden. Ob Musikkabarett, ein quietschender Klavierhocker, Medleys, a cappella Ensembles, sing a long oder ein ganzer Operettenabend in zehn Minuten, ....
Die Oper basiert auf Witold Gombrowiczs gleichnamigem Stück und zeigt eine Hofgesellschaft, die durch die Verlobung des Prinzen mit dem Mädchen Yvonne völlig aus dem Gleichgewicht gerät. Yvonnes Anderssein löst allgemeine Verstörung aus. Dieser unerträgliche Zustand kann nur durch den gewaltsamen Tod Yvonnes beendet werden.
Über Yvonne schreibt der einflussreiche Literaturkritiker François Bondy, der entscheidend zur Entdeckung des polnischen Autors beigetragen hat, im Vorwort: „Yvonne ist die Parodie eines Shakespeareschen Königsdramas, doch so, wie Gombrowicz von sich sagte, er sei die Parodie einer Person, sein Geist die Parodie eines Geistes. Parodie hat nichts mit Kabarett, mit Satire, mit Witzigkeit zu tun, sondern mit einem bewußteren Verhältnis des Menschen zu sich als Rollenspieler, der nicht nur ist, sondern sich vortäuscht.“
Bereits mit seiner legendären Theaterinszenierung von Yvonne 1980 am Schauspiel Köln trug Luc Bondy maßgeblich zur späten Anerkennung von Gombrowicz (1904-1969) im deutschsprachigen Raum bei. Zu seiner Komposition sagt Boesmans: „Einmal klingt es wie Offenbach, dann wie Wiener Operette, manchmal nach imitierten Zigeunermelodien. Genauso gibt es Momente der Stille oder der Verrücktheit.“ Bei den Festwochen 2005 war Luc Bondys Uraufführungsinszenierung von Boesmans’ Oper Julie zu sehen.
Las puertas del Cielo / Die Türen zum Himmel
„Am 12. September 1998 steigt der 27-jährige Mohamed Hajjami im Hafen von Casablanca heimlich in einen Transportcontainer der Firma Transpor-Fat. Für die illegale Überfahrt nach Marseille zahlt er 11 500 Dirham – ein Vermögen.“ Die Türen zum Himmel bleiben ihm – wie so vielen anderen täglich auch – verschlossen. Im Container des katalanischen Theaters La Invenció werden die Zuschauer zu „Clandestinos“ (Flüchtlingen): auf der Suche nach einem besseren Leben, auf der Flucht vor dem sicheren Tod. Abgeschlossen von der Welt, auf der Reise in das imaginierte Paradies Europa überlagern sich Angst und Wut. Man sucht Antworten auf die Frage: Wer hat wo und wie das Recht auf Leben?
Paradise 2, El sonido incesante de un árbol caído / Das unablässige Geräusch eines gefällten Baumes
Auf der Suche nach dem Paradies: Die junge Spanierin Rosa Casado lädt auf zwei sehr unterschiedliche Reisen ein. Einerseits fährt der Zuschauer mit ihr auf Urlaub nach Mali, andererseits emigriert er gemeinsam mit einem Senegalesen aus Afrika nach Barcelona. Die Performance ermöglicht es, frei die eigene Perspektive im Raum zwischen Europa und Afrika zu suchen. Tourismus und Migration werden zum Muster für Annahmen über Geld und Konsum, Freiheit und Verantwortung. Dabei „entführt“ Rosa Casado die mitreisenden Zuschauer immer wieder auch auf eine Schokoladeninsel. Während sie diese isst, erzählt sie und „erschafft“ die Erde und das gesamte Universum neu.
Ein wundersamer, wunderreicher Abend: Für sein neues, beim Edinburgh Festival 2008 uraufgeführtes Musiktheaterstück "I went to the house but did not enter" vertonte Heiner Goebbels Texte von vier großen Dichtern des 20. Jahrhunderts – Maurice Blanchot, Samuel Beckett, Franz Kafka und T. S. Eliot. So unterschiedlich die Texte sind, haben sie doch Eines im Blick: einem fragmentierten anonymen Ich viele Stimmen und Facetten zu verleihen. Allen Texten ist das Misstrauen gegenüber linearen Erzählformen gemeinsam, auch wenn sie voller Geschichten sind. Der oft paradoxe Sinn erschließt sich durch die Phantasie des Publikums, das bei dieser musikalisch-literarischen Kostbarkeit auf eine faszinierende Reise in drei Zeiten und drei Räume geschickt wird.
Goebbels entwickelte sein „Szenisches Konzert in drei Bildern“ gemeinsam mit dem britischen Hilliard Ensemble und seinem bewährten Team und schuf ein Gesamtkunstwerk subtiler Komplexität zwischen den Genres. Die Umsetzung durch die eindringliche Interpretation und szenische Darstellung der vier herausragenden Vokalsolisten ist einzigartig.
Um eine Schlägerei - wie bei der Aufführung von Hugos Schauspiel 1832 - und ein damit verbundenes Verbot zu vermeiden, forderte die Zensur von Verdi und seinem Librettisten einige Änderungen. So wurde der Schauplatz von Paris nach Mantua verlegt, die historischen Figuren verwandelte man in fiktive, um die Darstellung königlichen Fehlverhaltens zu umgehen, und machte den Hofnarren Rigoletto zur Titelfigur.
Dieser steht in den Diensten des skrupellosen Herzogs von Mantua. Rigolettos ganze Sorge gilt seiner Tochter Gilda, die er vor den Avancen des Herzogs bewahren will. Als er jedoch miterlebt, wie sie dessen berechnenden Liebesschwüren erliegt, schwört er Rache und engagiert den Auftragsmörder Sparafucile. Gilda erfährt von seinem Plan und opfert ihr Leben für ihre Liebe.
Die Musik wechselt effektvoll zwischen Pathos und Einfachheit, musikalischer Virtuosität und Schlichtheit. Dabei wird die Or¬chestersprache differenzierter als in den früheren Opern und die formalen Strukturen erfahren eine Auflösung. Es entsteht ein fließender Übergang zwischen Rezitativ und traditioneller Musiknummer, was den Reiz der Oper ausmacht. Rigoletto, bis heute eine der meistgespielten Opern Verdis, ist die erste der „trilogia populare“ - zusammen mit Il Trovatore und La Traviata -, in denen Außenseiter im Mittelpunkt stehen. Die Premiere 1851 in Venedig wurde enthusiastisch gefeiert und begründete Verdis Weltruhm.
Der souveräne Künstler ist alles, was ihn betrifft, selbst, zumindest ist er für alles selbst verantwortlich. Wenn er krank wird, kann er, anders als normal Sterbliche, nicht fremden Mächten oder gar dem Zufall die Schuld geben, das würde seine Souveränität verletzen. Er kann höchstens Gott die Schuld geben, aber auch das nur dann, wenn er sich vollkommen mit Gott identifiziert. Der französische Kunsttheoretiker Jean Luc Nancy, der vor acht Jahren ein fremdes Herz erhielt, das Herz einer schwarzen Frau, und wenig später an Krebs erkrankte, sagte unlängst: "Ich bin die Krankheit und die Medizin, ich bin die kanzeröse Zelle und das verpflanzte Organ, ich bin die das Immunsystem schwächenden Kräfte und deren Palliative". Damit verweist er nicht nur auf die fließenden Grenzen des Ich in Extremsituationen, sondern auch auf den Souveränitätsanspruch des Künstlers.
Auch für Christoph Schlingensief, den Künstler, Film-, Theater- und Wagner-Opernregisseur, ist dies ein vertrautes Thema. Seit seiner Parsifal-Inszenierung in Bayreuth 2004 lässt ihn Wagners fragwürdige Gleichung: "Liebe plus Tod gleich Erlösung" nicht mehr los. Nun versucht er in den drei Akten seiner eigenen Oper für sich und das Publikum verschiedene Facetten des Dionysischen zu präsentieren: wirkungslose, krankmachende, erlösende; zwischen Ayurveda-Technologie, magisch-sexueller Voodoo-Entgrenzung und Schlingensiefs eigenem Plan, ein Welten und Zeiten verbindendes Festspielhaus in Afrika zu bauen, wo die aufsteigende schwarze Kultur Afrikas und die absteigende Zivilisation Europas sich verbinden sollen zu einem Spiel der Entgrenzung (und gleichzeitig der Heilung, Bildung, Forschung).
Das Ende der Alltäglichkeit, Läuterung, Schuld und Buße, kleine Dinge und große Verwandlungen markieren die Bewegung der drei Akte dieser Stationenoper, die eine Gruppe schuldlos schuldig gewordener Menschen auf ihrem Weg zur endgültigen Heilung zeigt.
Die besonders komödiantische Operette spielt in einem Bergstädtchen in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Niemand geringerer als Alexander Girardi spielte bei der Uraufführung 1894 im Theater an der Wien die Hauptrolle. MUSIK THEATER SCHÖNBRUNN präsentiert das Werk zweimal in konzertanter Form.
The Infernal Comedy wird nach einer Try Out-Phase in Los Angeles in einer überarbeiteten Fassung im Ronacher aufgeführt. Diese "Confessions of a serial killer" sind ein Musiktheaterprojekt über das Leben von Jack Unterweger, das Buch stammt vom österreichischen, international höchst renommierten Regisseur und Autor Michael Sturminger nach einer Idee von dem ebenfalls österreichischen Dirigenten und Organisten Martin Haselböck, für die Kostüme zeichnet Birgit Hutter verantwortlich.
Hollywood Star John Malkovich präsentiert in der Rolle von Jack Unterweger dessen post mortem geschriebene, also fiktive Autobiographie, in der er erstmalig die angebliche ganze Wahrheit über das Leben und Sterben des Serienmörders erzählt. 2 Sopranistinnen schlüpfen dazu in die Gestalten der Frauen seines Lebens und interpretieren Arien von Vivaldi, Mozart, Haydn und Weber, die allesamt Liebe und Gewalt zum Thema haben.
Die Nacht vor der Hinrichtung verbringt Landfahrer mit den zwei Hunden in der Zelle, ein magerer Strassenköter und der Pudel des verstorbenen Mordechai Meisl. Die Hunde kläffen, während er beten will. Das ärgert ihn und er will einen Bann über die beiden Hunde verhängen. Dazu schreibt er einen magischen Spruch in den Staub. Doch er irrt sich in einem Buchstaben und statt der erwünschten Ruhe kann er nun die Hundesprache verstehen. So hört er, wie der Pudel erzählt, wo der Meisl Geld für den unglücklichen Berl Landfahrer vergraben hätte, das er ihm hätte zeigen sollen, doch kenne er den Landfahrer nicht und hätte es ihm deshalb nicht zeigen können. Berl Landfahrer stellt sich daraufhin dem Pudel vor. Der Pudel freut sich und verspricht, ihm am nächsten Morgen das Versteck zu zeigen. Da eröffnet Landfahrer dem Pudel, dass sie drei am Morgen gehenkt werden sollen. Der Pudel kündigt an, schnell zu entwischen, wenn jemand komme. Am nächsten Morgen kommen aber statt dem Henker zwei vomr Judenrat herein und eröffnen Berl Landfahrer, dass er begnadigt sei. Doch statt sich darüber zu freuen, verzweifelt er, weil der Pudel durch die offnene Tür entwischt ist, bevor er ihm das Versteck hätte zeigen können. Den Rest seines Lebens verbringt er auf der Suche nach dem Pudel. Man sagt deshalb über ihn, in der Nacht vor der Hinrichtung habe er seine Menschenseele verloren.