Ihre 800-jährige Musikgeschichte gleicht einem schier unendlichen Reigen.
Am Anfang stand der legendäre Musenhof Landgraf Hermanns, verwoben mit den berühmten Dichtern und Sängern Wolfram von Eschenbach, dem Schöpfer des Parzival, Walther von der Vogelweide und dem sagenhaften Sängerkrieg.
Weiter ging es vor allem mit geistlicher Musik, Kirchenliedern und Kantaten. Von Martin Luther, dem berühmtesten „Wartburg-Schutzgast“, verfasst und von Johann Sebastian Bach, dem großen Eisenacher Sohn, wunderbar nachhaltig intoniert. Fortgeführt in romantisch-dramatischem Schwung rankte sich der Kreis um Richard Wagner mit seiner erfolgreichsten Oper, Tannhäuser oder der Sängerkrieg auf Wartburg, und um seinen Schwiegervater, Franz Liszt, mit dem Oratorium Die Legende der heiligen Elisabeth.
Auch das 20. Jahrhundert und die wenigen vergangenen Jahre seither haben diesen Reigen nicht abbrechen lassen, sondern immer wieder sowohl traditionelle als auch zeitgemäße musikalische Formate auf der Wartburg zur Aufführung gebracht.
Seit über 50 Jahren sind so die Konzerte von Deutschlandradio Kultur nicht wegzudenkende Tradition. Die Reihe setzt auf renommierte Künstler, erstklassige Musik und klangvolle Stimmung:
343. Wartburgkonzert
Arctia-Klaviertrio (Finnland)
Werke von Edvard Grieg, Felix Mendelssohn Bartholdy und anderen
9. Mai 2009
344. Wartburgkonzert
Duo Ferhan & Ferzan Önder (Türkei)
„Vier Hände und ein Klavier“
30. Mai 2009
345. Wartburgkonzert
Windsbacher Knabenchor
27. Juni 2009
346. Wartburgkonzert
Vokalensemble voces8 (Großbritannien)
25. Juli 2009
347. Wartburgkonzert
Kammerorchester Basel
22. August 2009
348. Wartburgkonzert
19. September 2009
Vocalensemble Rastatt
Seit Beginn seines Bestehens ist für das größte Musikfestival Mitteldeutschlands, den mdr-MUSIKSOMMER, auch die Wartburg traditionsreiche Spielstätte. In diesem Jahr stehen die Konzerte unter dem Motto „Junge Streicher spielen Händel, Haydn und Mendelssohn Bartholdy“.
10., 18. und 31. Juli, 7. und 28. August 2009
Mit dem Wartburg-Festival lädt der weltweit renommierte Piccolotrompeter Otto Sauter seit Jahren Musikfreunde verschiedener Stilrichtungen ein. Höhepunkt in diesem Jahr ist sicher das Konzert am 25. April – „Zauber des Barock“ – mit dem Altus Jochen Kowalski. Hier präsentiert Otto Sauter wiederentdeckte Werke seiner Sammlung für Trompete.
16. und 23. Mai, 13. und 20. Juni 2009
Die Tannhäuser-Aufführungen am authentischen Ort sind nicht nur für Wagner-Freunde ein besonderes Erlebnis. Hier bereits ein Ausblick auf 2010:
Tannhäuser und der Sängerkrieg auf Wartburg
15. und 30. Mai, 13. Juni 2010
Das vollständige Konzerprogramm finden Sie unter www.wartburg.de, oder wir senden Ihnen gern ein Programm auch bereits für 2010 zu.
Samson et Dalila: französische Oper vor einer magischen Kulisse
Macht und Ohnmacht, sinnliches Verlangen und religiöses Pflichtbewusstsein sind die Gegensätze, die Camille Saint-Saëns’ selten gespielte Oper prägen. Inmitten des Religionskriegs zwischen Hebräern und Philistern befinden sich Samson und Dalila, die in ein aufwühlendes Spiel um Liebe und Macht verstrickt sind.
Der Glaubenskrieg zwischen Hebräern und Philistern hat einen ersten Höhepunkt erreicht: Der Hebräer Samson, an Stärke unübertroffen, tötet den Philister Abimélech. Die Lager der Hebräer und Philister sind daraufhin gespalten wie nie zuvor. Als die reizende Dalila die Szene betritt, ist Samson wie gebannt von ihrer Schönheit. Dalila macht Samson Liebesversprechungen – nicht ohne Berechnung: Sie möchte das Geheimnis von Samsons Stärke ergründen, um ihn dann den lauernden Philistern auszuliefern. Samson verfällt ihren Verführungskünsten und wird von den Philistern gefangen genommen. In diesem Augenblick der größten Not erhält Samson seine einstige Stärke zurück und erschüttert die Säulen des Tempels, bis dieser einstürzt und alle unter sich begräbt.
Saint-Saëns’ Oper bietet groß angelegte Chorszenen im Stil Händels, gefühlvolle Solopassagen und aufwendige Tanzszenen. Regisseur Stefano Vizioli, der aufgrund seiner musikalischen Regiesprache internationales Ansehen genießt, hat sich dieses französischen Opernklassikers im Rahmen der St.Galler Festspiele gemeinsam mit Bühnenbildner Ferdinand Wögerbauer angenommen und sich dafür das einzigartige Ambiente des Klosterhofs zunutze gemacht. Der Klosterhof vor der zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärten St.Galler Kathedrale wird einmal mehr zum magischen Schauplatz unter freiem Himmel.
26., 27. und 30. Juni 2009; 3., 4., 8. und 10. Juli 2009,
jeweils um 20.30 Uhr, Klosterhof St.Gallen
Im Fokus der Festspiele: der französische Komponist Camille Saint-Saëns
Camille Saint-Saëns war zweifellos das, was man ein Wunderkind nennt. Nicht umsonst brachten ihm seine ersten Kompositionen den Ruf ein, ein neuer Mozart zu sein. Saint-Saëns hinterließ ein unglaublich vielseitiges Œuvre. Bei den diesjährigen St.Galler Festspielen steht die Musik Saint-Saëns’ gleich zweimal im Mittelpunkt: Auf der Opernbühne gelangt Samson et Dalila zur Aufführung, und im Rahmen des Konzertprogramms erklingt seine Kammer- und Orchestermusik.
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Das 1991 errichtete Globe Theatre ist eine maßstabsgerechte Verkleinerung des Originals, fasst ein rund 500-köpfiges Publikum und ist fast immer bis auf den letzten Platz besetzt, wenn alljährlich im Festspielsommer die unvergänglichen Stücke des Dichters aus Stratford-upon-Avon zur Aufführung gelangen.
Das Erlebnis ist tatsächlich ein „globales“, denn das zwölfeckige Gebäude mit seinen dicht im Halbrund angeordneten Sitzreihen rückt die Zuschauer hautnah an das Geschehen: Auf mehreren Ebenen kann man die Aktionen verfolgen, die vom intimen Kammerspiel bis zu veritablen Massenszenen, vom englischen Urtext und der klassischen Inszenierung bis zu fernöstlichen Idiomen reichen.
Den diesjährigen Auftakt bildet das Gastspiel der Bayerischen Theaterakademie August Everding, die den Sommernachtstraum des großen britischen Dichters gleich in zweifacher Ausgabe träumt – einmal in Gestalt des Shakespeare’schen Originals, dann aber auch in Gestalt der herrlichen Fairy Queen, die Henry Purcell 1692 auf die Bühne brachte.
Shakespeare und Partner werden mit dem Historiendrama von König Heinrich VIII. eine Neusser Premiere bieten, während sich die von Anfang an mit dem Festival verbundene bremer shakespeare company in diesem Sommer für die ebenfalls relativ selten gespielte Komödie Maß für Maß entschieden hat.
Eine musikalisch authentische Atmosphäre verbreitet die exzellente Gambistin Hille Perl mit ihrem Ensemble, wenn sie das musikalische chiaroscuro des großen elisabethanischen Komponisten John Dowland zum Leben erweckt.
Romeo und Julia gibt es in zwei verschiedenen Inszenierungen: Einmal werden uns die Temperamentsbündel der französischen Compagnie Los Figaros das Stück aus ihrer Sicht vorstellen, und dann kommt mit This Bridge Theater ein junges Ensemble aus Phoenix, Arizona, das sich vorstellt, was wohl geschähe, wenn einige theaterbegeisterte Schüler in einem katholischen Knabeninternat versuchten, die „berühmteste Liebesgeschichte aller Zeiten“ nachzuspielen.
Ein Dauer(b)renner sind die Lectures von Patrick Spottiswoode, der auch in diesem Jahr wieder spielerisch, humorvoll und profund die ganze Welt des William Shakespeare vor seinem Publikum ausbreitet.
Die Globe Touring Company bringt aus London ihre verrückte Comedy of Errors mit, und die köstliche Watermill Propeller Company aus Newbury schlägt – wie bereits vor zwei Jahren – einen komödiantischen Doppelsalto: A Midsummer Night’s Dream und The Merchant of Venice sind zwei starke Inszenierungen, die schon weltweit für Furore sorgten. Die zwei Akteure der Two Gents Productions werden mit dem Lustspiel Zwei Herren aus Verona anreisen, und das Potsdamer Poetenpack setzt mit zwei Vorstellungen der Verlorenen Liebesmüh dem diesjährigen Festival ein denkbar humorvolles Ende.
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Die Oper besticht durch ihr französisches bzw. spanisches Flair, atmet den mythischen Geist von Liebe, Lust und Tod und verfügt in dieser Verschmelzung nach einer Novelle von Prosper Mérimée über eine ungemein packende Opernstory:
Ein Mord unter Arbeiterinnen der Zigarrenfabrik im spanischen Sevilla, das Umgarnen des Sergeanten Don José durch die verdächtige Zigeunerin Carmen, Schmuggler–Romantik in den Bergen bei Sevilla, spanische Straßenszenen vor der Stierkampfarena mit dem Stierfechter Escamillo, das liebende Bauernmädchen Micaëla, die Ungleich liebenden und der daraus resultierende Tod – das sind ebenso opernwirksame, wie zu Herzen gehende Begebenheiten, die Georges Bizet mit einer mitreissenden quirligen Musik auf die Bühne bringt.
Dass Bizet selbst nie einen Fuß auf spanischen Boden gesetzt hat, aber wie kein anderer mit seiner Musik einen tiefen Eindruck von spanischer Folklore vermittelt, ist eine ebenso rührige wie bezeichnende Anekdote.
Große Aufgaben stellt diese Oper nicht nur an die Solisten – neben einem romantisch besetzen Orchester verlangt die sie nach einem großen, klangkräftigen Chor.
Bei ungünstiger Witterung findet die Vorstellung im Theater Chur (www.simskultur.net/graubuenden/chur/theater-chur) statt.
Richard Wagner und Meiningen – ein unendliches Kapitel. Hans von Bülow, einer der bedeutendsten Wagner-Dirigenten seiner Zeit (Uraufführungen von Tristan und Isolde und Die Meistersinger von Nürnberg), wurde von Herzog Georg II. von Sachsen-Meiningen zum Leiter der Hofkapelle ernannt, ein Amt, das er von 1880 bis 1885 ausübte. Orchestermusiker und Bühnen- und Kostümbildner (Brüder Brückner) waren unverzichtbarer Bestandteil der zu Wagners Lebzeiten abgehaltenen ersten Bayreuther Festspiele. All die Jahre des vorigen Jahrhunderts blieben die Werke Richard Wagners wesentlicher Bestandteil der Meininger Spielpläne. In der Zeit nach der Wiedervereinigung verdienen es zwei Projekte, wegen ihrer überregionalen Ausstrahlung besonders hervorgehoben zu werden: Die Meistersinger von Nürnberg in der Inszenierung von August Everding und Der Ring des Nibelungen in der Inszenierung von Christine Mielitz. Der komplette Zyklus an vier aufeinanderfolgenden Tagen erreichte weit über Deutschland hinaus großen Zuspruch.
Das Meininger Theater wagte sich nun erstmals in seiner langen Theatergeschichte an eine szenische Umsetzung des letzten Werks Richard Wagners, seines Bühnenweihfestspiels Parsifal. Für die Inszenierung konnte der renommierte Regisseur Gerd Heinz gewonnen werden, für den dieses Werk – wie auch für den Großteil der Sänger – eine erste szenische Umsetzung auf der Bühne bedeutet. Mit wenigen Ausnahmen (so zum Beispiel hat Anna Maria Dur die Rolle der Kundry bereits mehrmals gestaltet) gilt dies auch für Dirigent Hans Urbanek und die Interpreten der wichtigsten Rollen des Werks. Gerd Heinz legt in seiner Arbeit großen Wert auf die Umsetzung des Mythos. Den Ausstattern, Rudolf Rischer als Bühnenbildner und Monika Frenzel als Kostümbildnerin, ist eine zeitlose, nicht gewaltsam aktualisierte Umsetzung dieses Themas wichtig.
Parsifal ist das letzte Werk im Schaffen Richard Wagners. Mehr als 40 Jahre hat er sich mit diesem Thema befasst. Erst nach der Fertigstellung des Rings und mit der Errichtung des Bayreuther Festspielhauses ging er an die Realisierung dieses Stoffs, der in seiner Behandlung etwas ganz anderes als die Bühnenwerke seiner Zeit werden sollte und wofür er den Titel „Bühnenweihfestspiel“ prägte. Nach Wagners Intentionen sollte Parsifal ausschließlich in Bayreuth gespielt werden, nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist hat es bald die großen Bühnen der Opernwelt erobert.
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Mit Cavalleria Rusticana von Pietro Mascagni und Bajazzo von Ruggiero Leoncavallo stehen am ersten Premierenabend (5. August 2009, 20.30 Uhr) zwei absolute Opern-Highlights auf dem Spielplan. Die beiden Einakter wurden 1890 in Rom beziehungsweise 1892 in Mailand uraufgeführt und gelten seither neben den Opern Giacomo Puccinis als bedeutendste Werke des sogenannten italienischen Verismo, als dessen Vorläufer auch die in diesem Jahr aufgeführte Traviata gelten kann.
Im Mittelpunkt der Werke stehen einfache Menschen vom Land, deren Liebe, deren Leidenschaften und tragischer Tod den realistischen Hintergrund der Opern bilden. Kunstvoll wird im Bajazzo das Thema Theater auf die Bühne gebracht, indem sich reales Leben und Theaterspiel gegenseitig durchdringen. Der Premierenabend steht unter der musikalischen Leitung von Prof. Siegfried Heinrich, der parallel zur Oper zum 49. Mal die Festspielkonzerte verantwortet.
Englisches Theater und deutsche Romantik gehen am zweiten Premierenabend (6. August 2009, 20.30 Uhr) eine wundervolle Synthese ein: Auf dem Programm steht dann die Oper Die lustigen Weiber von Windsor, eines der herrlichsten, tiefsinnigsten und deftigsten Stücke des großen William Shakespeare in der Vertonung von Otto Nicolai. Nicolai, 1810 in Königsberg geboren und acht Wochen nach der Premiere der Lustigen Weiber 1849 in Berlin früh verstorben, hat in diesem seinem wichtigsten Werk die Spieloper Albert Lortzings zur Vollendung gebracht. In Wien gründete er die Philharmoniker und gehört mit diesen beiden bedeutenden Leistungen zu den prägendsten Musikern im Vorfeld der Hoch- und Spätromantik.
Die musikalische Leitung hat erneut Prof. Ekkehard Klemm, der zum dritten Mal eine Opernpremiere in Bad Hersfeld einstudiert. Klemm leitet die Dirigierklasse und das Hochschulsinfonieorchester an der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber in Dresden sowie die dortige Singakademie und war elf Jahre am Staatstheater am Gärtnerplatz in München tätig. Musikerinnen und Musiker aus Tschechien, junge Sängerinnen und Sänger aus Deutschland und aller Welt sowie der Hersfelder Festspielchor werden wieder das Ensemble bilden, das Anfang Juli in Bad Hersfeld Station macht, um ab Anfang August die 17 Abende in der Stiftsruine zum Erlebnis werden zu lassen …
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Genießen Sie die großartige Oper!
Kompositionsstudenten von Gerd Kühr und Pierluigi Billone arbeiten an Projekten, die in ihrer stilistischen Vielfalt die Lebenskraft der Gattung demonstrieren.
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Der Soldat Wozzeck steht ganz unten auf der sozialen Stufenleiter. Seine finanziellen Mittel reichen weder für ihn selbst, noch für Marie und ihr gemeinsames uneheliches Kind. Er verdient sich ein paar Groschen dazu, indem er seinen Hauptmann rasiert und sich dem Doktor für Menschenversuche zur Verfügung stellt. Diesem berichtet er auch von seinen Halluzinationen über Tod und Weltuntergang, die der Doktor mit seinen Versuchen in Zusammenhang bringt. Als Maries Affäre mit dem Tambourmajor auffliegt, stellt Wozzeck sie zur Rede. Marie leugnet, doch blind vor Eifersucht tötet Wozzeck sie und wirft sie in einen Teich. Als das Blut an seinen Händen entdeckt wird, eilt Wozzeck zum Tatort, um das zurückgelassene Messer zu beseitigen und seine Hände zu waschen. Dabei ertrinkt er.
Die Uraufführung fand 1925 unter der musikalischen Leitung Erich Kleibers in Berlin statt. Es folgten zahlreiche Aufführungen auch im Ausland, bis die Oper 1933 verboten wurde. Erst seit 1945 erlebt sie zahlreiche Neuproduktionen, die ihre Rolle als Schlüsselwerk des Musiktheaters des 20. Jahrhunderts betonen.
Chevalier Des Grieux lernt die junge Manon kurz vor dem erzwungenen Eintritt ins Kloster kennen und flieht mit ihr nach Paris. Ein Leben für ihre Liebe ist das Ziel, aber sie bleiben auf der Strecke, weil Des Grieux’ Ressourcen nicht mehr als ein Leben am Rand der Armut ermöglichen. Manon lässt sich von dem wohlhabenden De Brétigny zu einem Leben in Luxus verleiten, als sich abzeichnet, dass Des Grieux von seinem entrüsteten Vater nach Hause geholt werden soll. Manon wird bald zur glanzvollsten Kurtisane von Paris. Als sie jedoch erfährt, dass Des Grieux dabei ist, Priester zu werden, wird ihr chmerzlich klar: Sie liebt ihn. Es gelingt ihr, ihn noch einmal zurückzugewinnen. Doch die Armut lastet weiter auf dem Paar, und Manon nötigt Des Grieux zum Glücksspiel. Neider sorgen dafür, dass Des Grieux’ Glückssträhne in einer Verhaftung endet. Dank der Intervention seines Vaters kommt Des Grieux frei. Aber Manon, die auch verhaftet wurde, wird der Prozess gemacht: Ihr droht die Deportation nach Amerika. Des Grieux gibt sein letztes Geld, um Manon noch einmal sehen zu dürfen. Das Paar schwelgt in Erinnerungen, bevor die im Gefängnis kränklich gewordene Manon in seinen Armen stirbt.
Dass die Geschichte von der Liebe des Chevaliers Des Grieux zu der leichtlebigen Manon Lescaut geradezu nach Musik und Oper schreit, das haben neben Jules Massenet auch andere gemerkt: Vor ihm verliebte sich der Altmeister der Grand Opéra, Daniel François Esprit Auber, und nach ihm der junge Giacomo Puccini in Manon. Massenet stand nach
einer Reihe von Welterfolgen jedoch auf dem Gipfel seiner Kunst und besaß deshalb wie kein anderer die Mittel, um das Porträt einer noch hilflos zwischen tiefen Empfindungen und einem ungestümen Vergnügungsdrang schwankenden Kindfrau zu zeichnen. Die Bezeichnung „opéra-comique“ weist wie bei der wenig älteren Carmen auf turbulente Milieuschilderungen und viel brillante Satire bei den Nebenfiguren hin. Der überbordende Erfolg nach der Uraufführung 1884 ist in den letzten Jahrzehnten zurückgekehrt – nicht zuletzt durch die Fernsehübertragung mit Anna Netrebko in der Titelrolle.
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