Musikalische Leitung: Siegfried Heinrich
Inszenierungen: Arnold Schrem
Die Premiere der „Cavalleria Rusticana“ 1890 in Rom wurde zu einem triumphalen Erfolg des jungen Mascagni - und zum operngeschichtlichen Ereignis: zur Geburtsstunde des „Verismo“.
Mit dem Thema der sizilianischen Bauernehre zog die Gegenwart, zog das Dorfleben mit seinen christlichen Feiern und archaischen Bräuchen in die Oper ein. Bei der Rückkehr vom Militärdienst findet der Bauernsohn Turiddu seine Braut mit dem Fuhrmann verheiratet. Er tröstet sich mit einer anderen — mit Santuzza —‚ verbringt aber doch eine Nacht bei seiner alten Liebe. Santuzza, verraten und verschmäht, klärt den Fuhrmann auf. Der fordert Turiddu zum tödlichen „duello rusticale“, zum rituellen Messer-Zweikampf.Der Osterfrieden, den das berühmte „Intermezzo sinfonico“ ausstrahlt, die Messe hinter der Kirchentür, vor der sich die Konflikte ballen und entladen, geben der blutigen Geschichte eine Authentizität, die heute genau so ergreift wie am Uraufführungstag.
Mascagnis Welterfolg ließ den sechs Jahre älteren Ruggiero Leoncavallo nicht ruhen: „Ich schloß mich in mein Haus ein; und innerhalb von fünf Monaten schrieb ich Dichtung und Musik von ‚Pagliacci’ “.
Wieder stehen vier Personen in einer tödlichen Liebes- und Eifersuchtskonstellation — drei davon Mitglieder einer Wanderbühne. Der bucklige Toni macht Nedda, der Frau des Prinzipals, Avancen. Zurückgewiesen, hinterbringt er dem Chef, daß Nedda mit einem Bauernburschen durchbrennen will. Der Mord auf offener Bühne, dem Nedda und ihr Liebhaber zum Opfer fallen, geschieht mitten in einer Commedia-dell‘arte-Aufführung — unter der Bajazzo-Schminke ist der Prinzipal ein leidenschaftszerrissener Mensch, dessen Spiel, während die Zuschauer es noch belachen, schon in blutigen Ernst umgeschlagen ist.
Das Spiel im Spiel, schon in dem berühmten „Lache, Bajazzo“ des Prologs angedeutet, gibt Leoncavallos Meisterwerk eine eigene Doppelbödigkeit und den Facettenreichtum der Moderne.