Voll Eifer nimmt er Eliza bei sich auf und beginnt, sie nach seinen Vorstellungen zu einem perfekt integrierten Wesen der Upper Class zu formen.
Von George Bernard Shaw.
Mit Tobias Artner, Caroline Baas, Tim Breyvogel, Marthe Lola Deutschmann, Julia Kreusch, Laura Laufenberg, Michael Scherff, Julian Tzschentke
Inszenierung: Ruth Brauer-Kvam
Bühne und Kostüme: Monika Rovan
Musik: Kyrre Kvam
Dramaturgie: Julia Engelmayer
Aus heutiger Sicht liest sich „Pygmalion“ als Manifestierung des Diktums von Simone de Beauvoir, dass man nicht als Frau zur Welt kommt, sondern dazu gemacht wird, wobei das Stück die Geschlechterfrage mit Fragen von Klassenbewusstsein verbindet. Dieses „Gemachtwerden“ ist auch Kern des dem Stück zugrunde liegenden Mythos aus Ovids „Metamorphosen“: Ein Künstler schafft aus Marmor die Statue einer Frau, der er verfällt, und die von der Göttin Venus zum Leben erweckt wird.
George Bernard Shaws Parabel über sexistische Erwartungen an Frauen und über die Verachtung der oberen für die unteren Klassen wurde 1913 im Wiener Burgtheater uraufgeführt. Popkulturell verewigt und um eine Liebesgeschichte ergänzt, wird das Stück in den 1950er-Jahren durch das Musical „My Fair Lady“ neu erzählt.
Die Regisseurin Ruth Brauer-Kvam kehrt nach ihren gefeierten Inszenierungen „Molières Schule der Frauen“ und „Herr Puntila und sein Knecht Matti“ ans Landestheater zurück. Lustvoll und zugleich provokant wird sie in ihrer musikalisch-theatralen Version die patriarchale Welt aus den Angeln heben und den Mythos für das 21. Jahrhundert deuten.