Der wirkliche Grund für seinen lädierten Fuß und das zerschundene Gesicht ist die Folge eines Missbrauchs, den er in der Nacht zuvor begangen hat: Die junge Eve in deren Zimmer bedrängend, wird er überrascht von ihrem Ver-lobten Ruprecht und verletzt sich beim flüchtenden Sprung durchs Fenster. Obendrein geht dabei ein Krug entzwei. Mit diesem zieht Eves Mutter Marthe nun vor Gericht und bezichtigt Ruprecht des nächtlichen Übergriffs. Jener widerspricht heftig, während Eve von Adam erpresst wird und schweigt. Dies alles im Beisein von Schreiber Licht, der klüger und mitwissender ist, als er es zeigt, sowie unter den Augen der neuen Gerichtsrätin Walter, die zur Prüfung und Revision der Justiz angereist ist. In aller Öffentlichkeit macht Adam sich demnach selbst den Prozess, wobei sein Ziel offensichtlich ist: Ruprecht als Täter verurteilen und den Fall schnell zu den Akten legen.
Heinrich von Kleist - Lustspiel in drei Aufzügen (1808, rev. 1811)
Fassung von Anne Lenk und David Heiligers (2021)
Was Kleists Drama von 1811 zur Komödie macht, ist vor allem die Dreistigkeit, mit der hier vom Patriarchat Macht ausgeübt wird, Positionen gesichert und Verhältnisse zementiert werden. Die Wahrheit zählt dabei nicht im Geringsten; stattdessen gilt es, unverfroren und skrupellos jede Verantwortung von sich zu schieben, gestützt von einer Gesellschaft, die scheinheilig mitspielt und sich vormacht, es würde sie die Gerechtigkeit interessieren.
Adam, Dorfrichter Ulrich Matthes
Licht, Schreiber Jeremy Mockridge
Walter, Gerichtsrätin Lorena Handschin
Frau Marthe Rull Franziska Machens
Eve Rull, ihre Tochter Lisa Hrdina
Ruprecht Tümpel Tamer Tahan
Frau Brigitte Julia Windischbauer
Inszenierung Anne Lenk
Bühne Judith Oswald
Kostüme Sibylle Wallum
Musik Lenny Mockridge
Licht Cornelia Gloth
Dramaturgie David Heiligers