Der Mensch ist frei geboren, und überall liegt er in Ketten. Es ist sicher die vornehmste Aufgabe der Phantasie, des Traums und der Dichtung, den Menschen aus seinen irdischen Fesseln zu befreien. In Der Mann von La Mancha sitzt der Dichter Miguel de Cervantes im Gefängnis. Diese traurige Realität bricht er auf durch Szenen seines Romans Don Quixote, eine der größten und komischsten Liebeserklärungen der Weltliteratur an die Kraft der Phantasie überhaupt. Die Geschichte von Alonso Quijana, der sich nach übermäßiger Lektüre mittelmäßiger Ritterromane für den Ritter Don Quixote hält und auszieht, für das Wahre und Gute zu kämpfen - mit dem Wahlspruch: "Tatsachen sind die Feinde der Wahrheit." Auf der Suche nach dem Widersacher, dem "Großen Zauberer", erscheinen ihm dabei Windmühlen als gefährliche Riesen und eine einfache Schenke hält er für ein richtiges Schloss.Während seine Familie nicht weiß, wie sie mit dem Geisteskranken umgehen soll, besteht Quijana darauf, dass für ihn die arme Hure Aldonza die herrliche Dulcinea ist, für die er bis zum bitteren Ende streitet. Unterstützt wird er einzig vom denkbar treuesten Gefährten Sancho Pansa und von Rosinante, dem nicht unbedingt ersten unter den Rössern. Ein Kampf mit der Wirklichkeit auf allen Ebenen, ein Kampf, der nicht gewonnen werden kann und der eben darum den Ritter von der traurigen Gestalt zum wahren Helden macht.
Miguel de Cervantes Saavedra wurde 1547 als Sohn einer stolzen, doch verarmten Familie geboren. Als Soldat wurde er schwer verwundet und gefangen genommen. Er verbrachte fünf Jahre als Sklave in Afrika, wurde daheim exkommuniziert, saß mindestens dreimal im Gefängnis und liebte das Theater über alles. Alt geworden, invalide, ein Fehlschlag in allem, begann er den Don Quixote zu schreiben, um Geld zu verdienen. Er starb zehn Tage nach dem Tode Shakespeares 1616. Seine Grabstätte ist unbekannt.