Der Kunstverein in Jena wurde für die Mehrzahl der Bauhaus-Meister zu einem der wichtigsten Ausstellungsorte in der Region. Jenaer Bürger, Intellektuelle und Industrielle zeigten sich offen für die künstlerische und geistige Moderne und waren so für die Bauhaus-Künstler auch als Sammler, Auftraggeber und Bauherren interessant.
Der alte Jenaer Kunstverein bot zwischen 1903 und 1933 konsequent an der Gegenwart orientierte Ausstellungen. In den ersten Jahren nach seiner Gründung waren es die Expressionisten wie Emil Nolde und Ernst Ludwig Kirchner, die hier gefördert wurden. Der Ausstellungsleiter, Walter Dexel, konnte nach dem Ende des Ersten Weltkrieg daran anknüpfen und richtete den meisten Bauhaus-Meistern Ausstellungen aus. Daneben bestanden zahlreiche private Beziehungen; man diskutierte, suchte Austausch und Befruchtung. In der Folge wurden in Jena drei Bauwerke unter direkter Leitung von Walter Gropius realisiert, wobei dem Umbau des Städtischen Theaters, Gropius’ erstem Bauauftrag in Thüringen, besondere Bedeutung zukam und als Leistungsschau des Bauhauses verstanden wurde. Im Jenaer Stadttheater feierte die erste Aufführung der Bühnenwerkstatt Premiere mit Kurt Schmidts Mechanischem Ballett. Neben dem Stadttheater entstanden die privaten Wohnhäuser Haus Auerbach (1924) und Haus Zuckerkandl (1928).
Auch die Schüler des Weimarer und Dessauer Bauhauses fanden in Jena einen interessierten Kreis. Die Bemühungen Gropius’, mit den Schott-Glaswerken in Kontakt zu treten, fruchteten 1926 in dem ersten Industrieprodukt, das mit der Gestaltung des Bauhaus-Meisters Gerhard Marcks berühmt wurde: der Sintrax-Kaffeemaschine. Auch Marcks’ Teekanne ging in Serie, allerdings sollte sie erst in einer überarbeiteten Form des Bauhaus-Schülers Wilhelm Wagenfeld Eingang in den modernen Haushalt finden. Die Werbegrafik für die Produkte der Jenaer Glaswerke gestaltete der Künstler und Werbegrafiker László Moholy-Nagy und schrieb mit seinen Entwürfen ebenfalls Designgeschichte.
In der Ausstellung In nachbarlicher Nähe – Bauhaus in Jena wird eine Bilanz gezogen, die all das darstellen wird, was im Zusammenhang mit dem Bauhaus in Jena steht. Die Ausstellung zeigt das geistig regsame kulturelle Binnenklima in der deutschen Provinz und seine kulturhistorische Perspektive, welche die Bedeutung Jenas für die Entwicklung der Moderne in Deutschland bezeugt, und damit wird sie einen bisher nicht untersuchten Aspekt der Jenaer Kunst- und Kulturgeschichte aufarbeiten und vorstellen.
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bis 7. Juni 2009, Kunstsammlung Jena
Sie leuchten in majestätischem Rot, ihre farbenfrohen Muster fesseln unseren Blick, die kunstvoll applizierten Symbole geben uns Rätsel auf: zarte, handgewebte Stoffe aus dem Königreich Bhutan. Für seine kostbaren Webwaren, meist an einfachen Webstühlen hergestellt, ist das geheimnisvolle „Land des Donnerdrachen“ weltberühmt geworden. Die Textilkunst spiegelt den hohen Stellenwert von Tradition wider und führt direkt zu einer Kultur, die tief durchdrungen ist von Mythologie und buddhistischer Religion.
Zu den Preziosen zählen Kronen aus Seide und Damast, festliche Gewänder und silberner Schmuck, aber auch traditionell gewebte Gürtel, Schals und Mäntel, welche die landestypische Tracht der bhutanischen Bevölkerung von heute ausmachen. Religiöse Objekte in einem Raum der Besinnung vergegenwärtigen das Zeremoniell des buddhistisch geprägten Landes.
Die Tradition der Webkunst wurde in Bhutan über mehrere Jahrhunderte entwickelt, ihre hoch geschätzten Kenntnisse von Generation zu Generation weitergegeben. So sind sie bis heute erhalten. Ökonomisch bedeutsam spielt die Webkunst, eines der 13 traditionellen Handwerke in Bhutan, auch eine zentrale Rolle für die kulturelle Identität der Bhutaner. Einzigartig sind Gestaltungsweise und Vielzahl an Webmustern. Die floralen Ornamente und Glückssymbole auf den kunstvollen Webwaren und Schmuckstücken veranschaulichen die enge Verflechtung von Religion, Mythos und Natur in der bhutanischen Kultur.
Lebensnahe Inszenierungen mit rund 150 Exponaten aus dem Heinrich-Harrer-Museum in Hüttenberg, dem Staatlichen Museum für Völkerkunde in München und aus diversem Privatbesitz berichten zudem über das von Einfachheit, Naturnähe und Handwerk geprägte Leben der bhutanischen Bevölkerung.
Nachdem sich das Land über mehrere Jahrhunderte streng gegen Einflüsse aus anderen Ländern gewehrt hatte, öffnete es sich in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zunehmend, neuerdings auch dem Tourismus. Seither versucht Bhutan den Spagat zwischen Erhalt der Traditionen und vorsichtiger Modernisierung. 1999 beispielsweise wurde erst das Fernsehen eingeführt, seit 2003 gibt es Mobiltelefone. Obwohl per Gesetz das Tragen der Nationaltracht gilt, zeigen sich die Jugendlichen in unbeobachteten Momenten gern in Jeans und mit Baseballkappe. Heute regiert Jigme Khesar Namgyal Wangchuck als fünfter König einer konstitutionellen Monarchie.
Eine Ausstellung des Textile Museum Thimphu, Bhutan, und der Royal Textile Academy of Bhutan in Zusammenarbeit mit der Stadt Rosenheim/Städtische Galerie.
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bis 28. Juni 2009, Di–So 10–17 Uhr
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Das Zusammenspiel zweier Pole, die sich gegenseitig ergänzen, findet sich auch in den weitläufigen Sammlungs- und Ausstellungsräumen des Neuen Museums wieder. Hier paaren sich sowohl alte und neue Architektur als auch Kunst und Design auf über 3000 Quadratmetern. Die gleichgewichtige Präsentation von Kunst und Design der Gegenwart in einem Museum ist etwas ganz Besonderes.
Die Kunstsammlung des Neuen Museums bietet vielfältige Einblicke in die Entwicklung der Kunst seit den 60er-Jahren. Von Zero, Fluxus und der Konzeptkunst spannt sich der Bogen bis in die Gegenwart, in der sich Kunst weniger denn je in Stilbegriffe fassen lässt und die Künstler parallel zu unterschiedlichsten Medien greifen. Neben Malerei und Plastik treten Fotografie, Videokunst und Installationen. Den Grundstock der Sammlung Kunst bildet die seit 1967 entstandene Sammlung internationaler zeitgenössischer Kunst der Stadt Nürnberg, inzwischen erweitert durch umfangreiche Neuerwerbungen des Museums sowie durch verschiedene private Stiftungen und Leihgaben.
Für den Bereich Design besteht eine Kooperation mit der Neuen Sammlung – The International Design Museum Munich. Die Neue Sammlung ist heute mit rund 75000 Objekten der Bereiche Industrial Design, Graphic Design und Kunsthandwerk eines der weltweit führenden Museen für angewandte Kunst des 20. Jahrhunderts. Die Sammlungspräsentation im Neuen Museum umfasst ausgewählte Beispiele des internationalen Designs von 1945 bis heute aus den Beständen der Neuen Sammlung.
Bei der Präsentation in den Sammlungsräumen ist die Sicht auf Kunst und Design eng verschränkt, um die Unterschiede, aber auch die parallelen Entwicklungen beider Bereiche aufzeigen zu können. Zu den wichtigsten Aufgaben des Neuen Museums zählen die Vermittlung von Wissen und Verständnis, sowie das Fördern von Aufgeschlossenheit und Begeisterung für zeitgenössische Kunst und Design. Das Haus bietet daher eine Fülle unterschiedlicher Führungen an, engagiert sich stark in der Vermittlungsarbeit mit Kindern und Jugendlichen und rundet sein Programm mit Vorträgen und Veranstaltungen ab. Verschiedenste Aktivitäten im kulturellen Bereich, wie Filmnächte auf dem Klarissenplatz oder Konzerte zeitgenössischer Musik, tragen auch andere Disziplinen in das Museum.
Architektur und Inhalt machen das Neue Museum zu einem Ort der Überraschungen, der Offenheit und der Inspiration, dessen Besuch bei einem Nürnbergaufenthalt keinesfalls fehlen sollte!
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In faszinierender Weise verbindet das Benediktinerstift Admont Kultur und Natur miteinander. Im ältesten Kloster der Steiermark können sich Besucher seit 29. März 2009 auch im Museum des Stiftes intensiv mit dem Thema Natur und der Schöpfung beschäftigen. Nicht zuletzt aufgrund der herrlichen Lage des Stiftes am Eingang zum Nationalpark Gesäuse gab es bereits im 17. Jahrhundert ein „Naturalien-Cabinet“. Ein Fresko an der Decke der berühmten weltgrößten Klosterbibliothek versinnbildlicht ebenfalls die Bedeutung der Naturwissenschaften im Stift Admont. Fortgesetzt wird diese lange Tradition in Form einer künstlerischen Auseinandersetzung mit der Natur. Unter dem Motto „Natur – Die Schöpfung ist nicht vollendet“ geht es in der Saison 2009 in verschiedenen Ausstellungen um die Beziehung des Menschen zur Natur sowie um die Folgen eines Fehlumgangs mit ihr.
Denkanstöße geben zum Beispiel die riesigen Insektenscherenschnitte der Künstlerin Lisa Huber, die an die permanente Ausstellung im Naturhistorischen Museum mit rund 252000 Insekten anknüpft. Thomas Baumann stellt in einer Vitrine einen echten Eisberg aus, der zur Vergänglichkeit der Materie hinführt. Christoph Lingg stimmt die Besucher mit der Lebensfeindlichkeit seiner Aufnahmen von ehemaligen Industriearealen nachdenklich. Edgar Lissel versucht, den Besuchern Veränderungsprozesse vor Augen zu führen, die in der Natur kaum wahrnehmbar sind. Auf diese Weise sind ganz neue Einblicke in Bakterienkulturen oder in einen Wassertropfen möglich. Dass heute viele Menschen in der Natur vor allem Spaß haben, hat wohl die beiden Künstler David Moises und Klaus Dieter Zimmer zu ihrer kritischen Betrachtung veranlasst. Beide unternehmen Exkursionen in die Natur, bei denen der Fun-Faktor große Bedeutung hat. Der eine fliegt mit einem umschnallbaren Minihubschrauber, der andere ist mit dem Hightech-Downhill-Rad in der Natur unterwegs.
Dr. Michael Braunsteiner, Kurator der Sammlung Gegenwartskunst, dazu: „Wir werden 2009 mit Sicherheit keine biedere Landschaftsmalerei zeigen. Künstler präsentieren kritische Positionen zum Thema Natur, vor allem im Hinblick auf die Folgen eines Fehlumgangs mit der Natur!“
Ab 30. Mai 2009 folgt der zweite Themenschwerpunkt dieser Saison, nämlich die Sammlung Prinzhorn. Hans Prinzhorn (1886–1933) war deutscher Psychiater und Kunsthistoriker und sammelte Kunstwerke von Patienten aus psychiatrischen Anstalten, deren geachtete Arbeiten wesentlichen Einfluss auf die nachfolgende zeitgenössische Kunst nahmen. Eine Auswahl der Prinzhorn-Sammlung ist bis 8. November 2009 im Museum für Gegenwartskunst zu sehen. In dieser Form erstmals in Österreich gezeigt, gewähren diese Zeichnungen und Gemälde einen tiefen Einblick in die menschliche Seele, und es bahnen sich beim Betrachten dieser Kunstwerke Überlegungen an, die fernab gewohnter Schienen liegen. Worin sind sich Menschen ähnlich, und wie unterscheiden sie sich? Weiters wird die Frage geklärt, warum Pablo Picasso so malte, wie er gemalt hat.
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bis 8. November 2009, täglich 9–17 Uhr
Juli und August Fr bis 20 Uhr, außerhalb der Saison auf Anfrage
Benediktinerstift Admont
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„Die Arbeit des guten Bildersammlers ist Detektivarbeit, anstrengend, aber spannend, die Unterhaltung des Bilderliebhabers seit vielen Jahrhunderten. Der gute Sammler hat keine Eile, seine Gabe zwingt ihn zur Ruhe, zur Beschäftigung mit den Bildern von Jungen, von Alten, von Unbekannten, von Toten, mit Bildern, die kein Modejournal gedruckt, kein Kritiker gelobt hat.“ So schreibt Josef Mikl in dem 1991 entstandenen Text „Vom guten Bildersammler“. Monsignore Dr. Alfred Sammer hatte keine Eile: Er sammelte seit seiner Gymnasialzeit Kunst vom Barock bis in die unmittelbare Gegenwart. Dabei unterwarf er sich nie dem Diktat einer strikten Sammlungsstrategie – er kaufte, was ihm gefiel. Trotzdem ist seine Sammlung nicht planlos. Unschwer lassen sich thematische Vorlieben erkennen, die in größeren Werkblöcken ihren Niederschlag finden. Blätter religiösen Inhalts nehmen in der Sammlung naturgemäß eine wichtige Stellung ein. Die Grafiken des „Kremser“ Schmidt, der seine eigenen großformatigen Gemälde virtuos in das Medium der Radierung zu übersetzen vermochte, bilden hier zusammen mit einigen barocken Meisterzeichnungen den Ausgangspunkt. Das 20. Jahrhundert bietet viele unterschiedliche Zugänge zum Thema – die Ausstellung regt zum Vergleichen an: Alfred Hagel und Paul Meinke als Vertreter des Art déco um 1920 zeigen sich noch stark dem Symbolismus verpflichtet. Künstler des Expressionismus finden zu kraftvollen Formulierungen religiöser Themen, etwa Herwig Zens mit seinen expressiven Neuinterpretationen des mittelalterlichen Totentanzthemas. Einen eigenen Weg geht Peter Atanasov mit seinem Apostelmartyrium, das ohne menschliche Figuren auskommt.
Überrascht wird man etwa feststellen, wie wichtig das Symbol „Kreuz“ in der modernen Kunst ist.
Landschaft und Stadtvedute sind durch mehrere meisterhafte Beispiele vertreten. Besonders hervorzuheben sind hier die duftigen Aquarelle von Ernst Huber, Gustav Hessing und Hans Wulz. Die Begeisterung des Sammlers für die Kunstschätze Italiens spiegelt sich in mehreren Arbeiten. Den Baudenkmälern Venedigs begegnen wir auf mehreren Blättern von Lois Egg, Karl Kreutzberger und Franz Elsner, dem antiken und barocken Rom auf Arbeiten von Rudolf Hradil, Gerhard Gutruf, Ernst Schrom und anderen. Auch Wien, die Heimatstadt des Sammlers, ist auf zahlreichen Arbeiten präsent. Ein kraftvoll-monumentaler Stephansdom ist auf einem Holzschnitt von Johannes Wanke einer blutroten Sonne gegenübergestellt. Wehmütig stimmt das Aquarell von Ernst Schrom, das die barocke Rauchfangkehrerkirche auf der Wiedner Hauptstraße wenige Wochen vor ihrem Abbruch im Jahr 1965 festgehalten hat.
Die zahlreichen Figurenstudien, die einen eigenen großen Werkblock innerhalb der Sammlung bilden, entspringen dem Interesse des Sammlers für den Akademiebetrieb und dessen Geschichte. So ergibt sich ein faszinierender Blick auf die künstlerische Beschäftigung mit dem menschlichen Körper, ausgehend von Proportionsstudien aus einem französischen Zeichenlehrbuch des 18. Jahrhunderts zu den Studienköpfen eines Jakob Matthias Schmutzer, einer Antikenstudie von Leopold Kupelwieser und einer Charakterstudie von Peter Fendi bis zu Künstlern, die den menschlichen Körper studierten und skizzierten, um ihn letztlich auf seine geometrischen Grundformen zu reduzieren: Cornelius Kolig, Fritz Wotruba und Joannis Avramidis.
Die Beschäftigung mit antiker Mythologie in verschiedensten Stilrichtungen lässt sich in Arbeiten von Josef von Führich, Alexander Rothaug und Daniel Friedemann nachvollziehen.
Maximilian Melcher und Walter Eckert sind zwei Künstler, die jahrzehntelang an der Wiener Akademie lehrten und aus deren Klassen zahlreiche prominente Vertreter der österreichischen Gegenwartskunst hervorgegangen sind, deren eigene künstlerische Arbeiten aber kaum bekannt sind. Hier werden nun Arbeiten dieser verdienstvollen Lehrer denen ihrer Schüler gegenübergestellt.
Zum Plakatmotiv auserkoren wurde eines der formatmäßig größten und kraftvollsten Blätter der Sammlung. Senatus consultum von Markus Prachensky verbindet Kenntnis und Liebe der antiken Architektur Roms mit der impulsiven Kraft des abstrakten Expressionismus und steht programmatisch für die Sammeltätigkeit Alfred Sammers: in den Traditionen der Vergangenheit verwurzelt und doch ganz stark am Heute orientiert.
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26. April bis 16. November 2009
Stift Klosterneuburg, Stiftsmuseum
täglich 9–18 Uhr
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Die historische Volksarchitektur mit ihren Höfen und Stadeln, den Keuschen und Getreidekästen sowie den Kapellen oder Handwerksbauten übt heute wieder eine besondere Anziehung aus. Ihr „menschlicher Maßstab“ im Gegensatz zum metrischen Perfektionismus lässt eine Geborgenheit und Zugänglichkeit entstehen, die als Ausgleich zur technischen Exaktheit empfunden werden. Verbunden mit einem abgeschiedenen Waldtal, das als Naturschutzgebiet das natürliche Umfeld der Zeitzeugen aus vergangenen Jahrhunderten bildet, entsteht ein harmonisches, lebendiges Bild einer entschwundenen Zeit, das Jung und Alt die Gelegenheit bietet, Nachschau zu halten, wie die Lebensatmosphäre unserer Vorfahren einst gewirkt haben mag – was es an gutem Altem zu entdecken gibt, das als gutes Neues auch heute für unsere Gesellschaft von Bedeutung sein kann.
Das Österreichische Freilichtmuseum in Stübing bewahrt mit rund 100 originalen historischen Bauwerken aus ganz Österreich ein besonders buntes, vielfältiges und daher wertvolles und abwechslungsreiches Bild, das von originalgetreu eingerichteten Bauwerken aus sechs Jahrhunderten geprägt wird. Historische Gärten, Ackerwirtschaft, Tiere auf den Weiden, Alltagsarbeiten aus dem Bauernhaus von einst, traditionelles Handwerk und Brauchtum lassen Leben in diesem musealen Bild entstehen, ohne ein falsches Klischee von der „guten alten Zeit“ zu fördern. Auf der rund zwei- bis dreistündigen Wanderung vom burgenländischen Berglerhaus bis auf die Alpe im Bregenzer Wald erfährt man von der Entwicklung der unterschiedlichen Hofformen durch die Einflüsse des natürlichen Umfelds, von der Wohnkultur und den alltäglichen Herausforderungen.
Die Sonderausstellung Bürgerin, Bäuerin, Kuchldirn – Frauenalltag zur Zeit Erzherzog Johanns versucht ab 1. Mai 2009, den Alltag der Frauen im Vergleich von ländlichem und bürgerlichem Leben darzustellen. Weitere Ausstellungen zu Brauchtum oder Arbeitsgeräten und -techniken geleiten den interessierten Besucher tiefer in die bäuerliche Welt. Veranstaltungen wie etwa der Erlebnistag Ende September führen durch den Jahreslauf. Vermittlungsangebote von klassischen Führungen bis zu Schulprojekten, aber auch Handwerkskurse sollen den Zugang zum Wissen unserer Vorfahren auf einer unmittelbaren Erlebnisebene zugänglich erhalten.
Neu im Österreichischen Freilichtmuseum ist der soeben fertiggestellte Eingangsbereich, der das alte Verwaltungsgebäude mit den dringend nötigen Erweiterungen verbindet. Ein Besucherzentrum soll dem Gast die Annehmlichkeiten eines modernen touristischen Betriebs bieten, während mit erweiterten Depoträumen, museumspädagogischen Räumlichkeiten, modernisierter Werkstatt und Infrastruktur sichergestellt wird, dass das historische Kulturerbe unseres Landes nach modernen museologischen Gesichtspunkten bewahrt und gepflegt werden kann. So soll sich die Qualität der historischen Bauten von Stübing, das zu den bedeutendsten zentralen Freilichtmuseen Europas zählt, auch in einem zeitgemäßen Umgang mit den musealen Aufgaben widerspiegeln, die auch in den kommenden Jahren die Begegnung mit der ländlich-bäuerlichen Kultur bei einem Spaziergang durch das Tal der Bauernhöfe zu einer erlebnisreichen Entdeckungsreise für Alt und Jung werden lassen.
bis 31. Oktober 2009, 9–17 Uhr (Einlass bis 16 Uhr)
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Dieser ersten Ausstellung, die Backers Werk gewidmet ist, gingen jahrelange Forschungen zu Backers Gesamtwerk voraus. Sie ist noch bis 7. Juni 2009 in Aachen zu sehen.
Jacob Backer war ein gefeierter Amsterdamer Porträtmaler, der aufgrund der ihm eigenen brillanten Maltechnik schon bei seinen Zeitgenossen großes Ansehen genoss. So rühmt der Maler Joachim von Sandrart Backers monumentales Schützenstück von 1642 für die Amsterdamer Kloveniersdoelen, für die auch Rembrandt seine berühmte Nachtwache malte. Backers Porträts beeindrucken durch die schnelle, treffsichere Art des Malens und zählen
zu den Höhepunkten der holländischen Porträtkunst des 17. Jahrhunderts.
Als Historienmaler nahm Backer eine Vorreiterrolle ein: Er war der große Wegbereiter des Amsterdamer Klassizismus. Mit seinen spektakulären Historiengemälden zu Themen aus der Mythologie und der pastoralen Dichtung war er seiner Zeit weit voraus. Backer brilliert als Kolorist sowie als Maler verführerischer Frauenakte und großformatiger Darstellungen. Der Maler und Künstlerbiograf Arnold Houbraken nennt ihn daher auch einen „ausgezeichneten Maler von Großformaten“. Die klare Farbgebung, der lockere, präzise Pinselstrich und ein ausgezeichnetes Gefühl für Plastizität geben seinen Historienbildern einen für die damalige Zeit völlig neuen Schwung.
Grandeur und Eleganz seines Werks bescherten Backer bis zu seinem frühen Tod 1651 Aufträge vom Hof des Statthalters sowie einen Kundenkreis, zu dem mächtige Amsterdamer Regenten und wohlhabende Kaufleute zählten. Auch als Zeichner wurde Backer von seinen Zeitgenossen mit höchstem Lob bedacht. Vor allem seine gelungenen Aktstudien fanden bei den Sammlern großen Anklang.
Zur Ausstellung erscheint ein reich illustrierter Katalog, in dem die jüngsten Forschungsergebnisse vorgestellt werden. Der ausführlichen Biografie des Künstlers von Jaap van der Veen folgt ein fundier-ter Überblick zu Backers Entwicklung als Maler und Zeichner von Peter van den Brink. Ebenfalls aufgenommen ist ein Werkverzeichnis der Gemälde. So wird diese Monografie zweifellos auch nach Ablauf der Ausstellung ein unverzichtbares Standardwerk bleiben.
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bis 7. Juni 2009
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Am 20. Juni 1909 legte Kaiser Franz Joseph den Grundstein des heutigen Technischen Museums Wien. 2009 feiert das Museum die 100. Wiederkehr dieses Ereignisses und blickt zugleich auf das erste Jahrzehnt seit der Wiedereröffnung nach der Generalsanierung und Neugestaltung des Museums in den 1990er-Jahren zurück.
In den 100 Jahren des Bestehens haben sich die Institution Museum und ihre Aufgaben rasant in Verständnis und Ausprägung verändert. Museen haben sich von elitären, in sich abgeschlossenen Institutionen zu gesellschaftspolitischen Foren der Bildungspolitik und Freizeitgestaltung für eine breite Bevölkerungsschicht gewandelt. Ebenso ist die Technik einem permanenten Veränderungsprozess unterworfen, der das Museum vor immer neue Herausforderungen stellt. Was wird für künftige Generationen gesammelt, welche Themen werden in unseren Ausstellungen aufgegriffen? Wie vermitteln wir schwierige technische oder naturwissenschaftliche Inhalte, und wie ist immer wieder der Bezug zu den historisch gewachsenen Sammlungen herzustellen? Welchen besonderen Platz nimmt ein technisches Museum in unserer Gesellschaft ein?
Bei all den Fragen steht eines fest: Ein Museum lebt von jenen Menschen, die es mitprägen und -gestalten. Objekte in ihren Museumsräumen und Depots sind de facto wertlos ohne ein mit ihnen „kommunizierendes“ Gegenüber. Nur in einem bewussten, dynamischen Dialog aller Beteiligten kann ein Museum heute bestehen.
Vom 13. März bis 21. Juni 2009 – also 100 Tage lang – sind verschiedenste Programmpunkte Katalysatoren für das Jubiläum: In der Ausstellung Quergeblickt, die auf mehreren Flächen das gesamte Museum bespielt, werden Rück-, Ein- und Ausblicke auf die Geschichte, den Alltag und die Zukunft des Museums gezeigt. Ergänzend bringen neun Künstler(innen) mit ihren eigens konzipierten Arbeiten eine wichtige Außenperspektive auf das Museum ein.
Das Rahmenprogramm spiegelt die Vielgestalt der Möglichkeiten wider, sich mit der Technik und dem Museum auseinanderzusetzen. Unter anderem werden bei Führungen in die Depots, Archive und Restaurierwerkstätten Einblicke hinter die Kulissen geboten. Ein besonderes Signal wird am Schluss der Jubiläumsfeierlichkeiten mit einem 100 Stunden lang geöffneten Museum gesetzt.
100 Stunden Open Museum
Zum krönenden Abschluss der Jubiläumsfeierlichkeiten ist eine besondere Aktion geplant: Das Technische Museum Wien öffnet für 100 Stunden durchgehend seine Tore und offeriert ein rasantes und spektakuläres Programm für jeden Geschmack! In Zusammenarbeit mit befreundeten Institutionen und mit originellen Beiträgen aus dem Museum selbst werden Action und verhaltene Stille, ein nobles Fest sowie eine verrückte Performance geboten – und das rund um die Uhr.
17. Juni 2009, 18 Uhr, bis 21. Juni 2009, 22 Uhr
Quergeblickt
Die Ausstellung zum Jubiläum
Das Technische Museum Wien ist im Jubiläumsjahr 2009 Schauplatz einer unkonventionellen Ausstellung über die Geschichte, den Alltag und die Menschen im Museum. Sie eröffnet neue Blicke auf das Museum: Rückblicke, Einblicke und Ausblicke sind die Leitmotive einer dezentralen Ausstellung, kuratiert von Mitarbeiter(inne)n des Museums, und den Interventionen geladener Künstler(innen).
bis 30. Dezember 2009
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Seit 25 Jahren werden von einem internationalen Forscherteam unter der Leitung von Vinzenz Brinkmann Untersuchungen durchgeführt, aus deren Ergebnissen die Wanderausstellung Bunte Götter hervorgegangen ist. Sie macht in Kassel anhand von über 25 detailreichen farbigen Rekonstruktionen und rund 200 ausgewählten Originalen aus internationalen Sammlungen sowie dem Bestand der Antikensammlung der MHK die Ergebnisse der wissenschaftlichen Polychromieforschung für den Betrachter sichtbar und belegt in beeindruckender Weise die Bedeutung der Farbe für die antike Skulptur.
Die Ausstellung, die rund 800 Quadratmeter Fläche bespielt, gliedert sich in zwei Teile. Die Präsentation im Erdgeschoss von Schloss Wilhelmshöhe widmet sich dem aktuellen Stand der Forschung und den eindrucksvollen Rekonstruktionen der Stiftung Archäologie, darunter das Ostfries des Siphnierschatzhauses in Delphi sowie die berühmte Statue des „Perserreiters“, die erst im vergangenen Jahr rekonstruiert wurde.
Die Ausstellung im zweiten Obergeschoss von Schloss Wilhelmshöhe steht unter dem Titel Die Entdeckung der Farbe. Hier wird die Geschichte der Polychromieforschung erzählt. Der letzte Abschnitt der Präsentation ist durch etwa 50 Exponate aus der Kasseler Antikensammlung bestimmt, darunter griechische Keramik aus dem 4. Jahrhundert vor Christus.
Kontroverse Diskussionen um die Polychromie
Die antiken Marmorskulpturen, die Friedrich II., Landgraf von Hessen-Kassel, während seiner italienischen Reise im Winter 1776/77 für seine Antikensammlung ankaufte, waren strahlend weiß. Man hatte sie, wie damals üblich, nach dem Ausgraben intensiv mithilfe scharfer Säuren gereinigt. Das Bild der Antike wurde damals von dem berühmten deutschen Archäologen und Kunsthistoriker Johann Joachim Winckelmann (1717–1768) und seiner 1764 erschienenen Geschichte der Kunst des Alterthums geprägt. Für Winckelmann, dem farbige Fassungen antiker Kunstwerke bekannt waren, war Farbe nur eine Zutat zur Schönheit, nicht aber das entscheidende Kriterium. Seine Ansichten beeinflussten die Kunst des 19. Jahrhunderts und prägen unsere Vorstellung griechischer und römischer Kunst bis heute. Dabei entdecken bereits zu Anfang des 19. Jahrhunderts Forscher eindeutige Farbreste an zahlreichen Marmorfiguren, doch die farbigen Skulpturen lösten zumeist Verwunderung und Ablehnung aus. Gegen das weiße, klassizistische Ideal der Antike vermochten sich die Forschungen zunächst nicht durchzusetzen. Erst in den 1960er-Jahren begannen Wissenschaftler wieder, die Farbigkeit mit neuen technischen Methoden zu erforschen.
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Im badischen Gaggenau, wo der Unimog über 50 Jahre produziert wurde, lädt das Unimog-Museum zum Staunen und Erleben ein. Hier wird Technik begreifbar gemacht: durch eine Ausstellung verschiedener Unimog, vom Prototypen bis zur neuen Generation der Geräteträger. Durch Schnittmodelle und Fahrzeugteile, durch Bilder, Filme und Geschichten. Wer will, kann eine Führung buchen, als (Bei-)Fahrer auf dem Parcours die Einzigartigkeit des Unimog selbst erleben oder sich in einem Laufrad mit einem Unimog messen und die eigene Steigfähigkeit erproben.
Das Museum ist eine Hommage an den Unimog und gleichzeitig eine Erinnerungsstätte zur Zeitgeschichte ab 1945, zu Wirtschaft und Arbeitsleben. Mit speziellen Angeboten für Kinder und Jugendliche, Touristinformation „Im Tal der Murg“, Bistro mit Außenterrasse und einem Museumsshop. Auch können die Museumshalle und ein integrierter Veranstaltungsraum für Feierlichkeiten, Tagungen oder Vorträge gebucht werden.
Auslöser für den Bau des Museums war die Produktionsverlagerung des Unimog vom badischen Mercedes-Benz-Werk nach Wörth in Rheinland-Pfalz. Für das privat initiierte Projekt sammelte der Verein Unimog-Museum e. V. Spenden und konnte zahlreiche Sponsoren gewinnen.
Jedes Jahr widmet sich das Unimog-Museum einem besonderen Schwerpunkt aus der Anwendung des Unimog. So lautet das Schwerpunktthema vom 26. April bis 25. Oktober 2009 60 Jahre – Unimog und Landwirtschaft: Im August 1948 wurde der Unimog von der Firma Boehringer, Göppingen, als Universalmotorgerät mit Front- und Heckanbaugeräten auf der DLG-Ausstellung vorgestellt. Die Resonanz auf dieses Fahrzeug war außergewöhnlich positiv, obwohl es als erste Neuentwicklung eines Traktors nach dem Zweiten Weltkrieg völlig anders aussah als ein normaler für die Land- und Forstwirtschaft entwickelter Traktor: Rahmenbauweise, gefederte Achsen, Allradantrieb, gleich große Räder, Fahrerhaus für zwei Personen, eine Hilfsladefläche, drei An- und Aufbauräume, Höchstgeschwindigkeit von über 50 Stundenkilometern et cetera. Inzwischen sind gut 60 Jahre vergangen, Anlass genug für eine Sonderausstellung zum Thema Landwirtschaft im Unimog-Museum.
Gezeigt wird eine größere Anzahl von Unimog, vom Prototyp Nr. 6 (1948) bis hin zu dem jüngsten Produkt innerhalb der Mercedes-Benz-Unimog-Baureihen, dem Unimog U 20 (2008).
Die Vielfalt der Einsatz- und Anwendungsmöglichkeiten des Unimog wird eindrucksvoll durch das Zusammenspiel von Unimog und Geräten aus der Anfangszeit bis hin zur modernen Landtechnik präsentiert.
Gezeigt werden ferner ein Vergleich zwischen einem Standardtraktor und dem Unimog sowie eine Kartoffellegemaschine, die unter wissenschaftlicher Begleitung an der FH Berlin, Bereich Technik und Wissenschaft, von Stefanie Gehrmann restauriert wurde.
Abgerundet wird das Schwerpunktthema durch eine wunderbare Dioramaausstellung von Toon Versnick aus Belgien sowie einer Fotoausstellung mit historischen Bildern des Agrarjournalisten Wolfgang Schiffer in Zusammenarbeit mit dem Landwirtschaftsverlag.
Informationen
Programm-Höhepunkte:
Eröffnung der Sonderausstellung mit Vorträgen, Führungen und der Präsentation von ferngesteuerten Unimog
26. April 2009
Langer Museumsabend bis 20 Uhr anlässlich des Kurparkfests „Licht-Kunst-Lauf“ im benachbarten Kurpark
13. Juni 2009
Bauern- und Kunsthandwerkermarkt im Unimog-Museum
11. Oktober 2009
2. MBtrac-Treffen im und am Museum mit buntem Rahmenprogramm
24. und 25. Oktober 2009
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