Thomas Ruff. Oberflächen, Tiefen
Thomas Ruff. Oberflächen, Tiefen präsentiert einen Fotografen, der zu den wichtigsten der Gegenwart gehört. In seinem Werk lenkt er den Blick auf so unterschiedliche Themen wie den Menschen, die Architektur, den Kosmos, das Internet. Mit einer umfangreichen Einzelausstellung, bestehend aus 11 Werkgruppen mit insgesamt rund 150 Einzelwerken, ermöglicht die Kunsthalle wien erstmals in Österreich einen umfassenden Einblick in das vielfältige Schaffen des Künstlers. Die Serie von großformatigen Porträts beispielsweise, an der Ruff bereits seit 1986 arbeitet und für die er international bekannt wurde, imponiert durch die beharrliche Emotionslosigkeit, mit der die ihm meist nahestehenden Modelle festgehalten sind. Diese Herangehensweise verhilft Ruff zu einem hyperpräzisen, chirurgischen Blick, der alles bis ins kleinste Detail gleichwertig wiedergibt. Von Stereoskopien des Städtebaumythos Brasilia über antiessayistisch anmutende und auf Handlungsanweisungen beruhende Architekturaufnahmen von Herzog & de Meuron bis hin zur aktuellsten Serie Cassini, der die digitale Verarbeitungen von auf der NASA-Website frei verfügbaren Bildern des Planeten Saturn zugrunde liegt, untersucht der Künstler die Begriffe des Exemplarischen, der Objektivität, der Realität und des Zeitgeists.
21. Mai bis 13. September 2009, Halle 1
Das Porträt. Fotografie als Bühne
Das Porträt. Fotografie als Bühne erzählt eine Geschichte des fotografischen Porträts von den 1980er-Jahren bis heute, die das Verhältnis von Fotografen und Fotografierten in seinen vielfältigen Erscheinungsformen untersucht. Dabei geht es ebenso um die Selbstdarstellung des Aufgenommenen vor der Kamera wie seine Inszenierung durch den Aufnehmenden hinter der Kamera. Thematische Schwerpunkte wie Glamour und Verismus, Schnappschuss und Inszenierung, Anonymität und Intimität, Star und Gesellschaft offenbaren stilistische und ikonografische Stränge, die auf unterschiedliche Zugangsweisen, das Menschenbild festzuhalten, zurückgehen. Die Linse der Kamera ist das Brennglas, das Maskierung wie Entlarvung gleichermaßen produziert. Gezeigt werden Künstlerstars von Nan Goldin bis Robert Mapplethorpe.
3. Juli bis 18. Oktober 2009, Halle 2
1989. Ende der Geschichte oder Beginn der Zukunft?
Im Herbst 2009 widmet sich die Kunsthalle wien mit 1989. Ende der Geschichte oder Beginn der Zukunft? dem Fall der Berliner Mauer. Die Öffnung des Eisernen Vorhangs bedeutet einen Epochenbruch, eine realpolitische und geschichts-philosophische Wasserscheide, die das Ende des Kalten Kriegs einleitete und eine völlig neue geostrategische und massenpsychologische Situation schuf. Die Ausstellung versucht keine sozialhistorische Einordnung jener 20 Jahre seit dem Ende der bipolaren Welt, sondern spürt den Metaphern nach, die mit dem Verfall eines Systems und einem politischen Umbruch verbunden sind: Es geht nicht um die Dokumentation alltäglicher Realitäten oder historischer Analyse, sondern um Begrifflichkeiten wie Bürokratie, Überwachung, Melancholie und Ironie, die mit den Mitteln der Kunst auf ihre Tauglichkeit zur gesellschaftlichen Selbstanalyse hin untersucht werden. Ilja Kabakow, der sublime Kritiker sowjetischer Alltagsverhältnisse, ist ebenso in der Ausstellung vertreten wie Sophie Calle, die sich mit den Transformationen von öffentlichen und politischen Zeichensystemen am Beispiel Berlins auseinandersetzt.
9. Oktober 2009 bis 7. Februar 2010, Halle 1
Das Bauhaus wird 90! Die Kunsthalle Erfurt widmet die Ausstellung KunstLichtSpiele diesem Jubiläum. Im Zentrum der umfangreichen Präsentation steht die Licht-Kunst-Bewegung des frühen 20. Jahrhunderts.
Spätestens seit der Weltausstellung von 1900 ist das elektrische Licht ein Sinnbild für Modernität, seine Erfindung revolutionierte das Leben. Jetzt konnte die Nacht zum Tag werden: Lichtspielhäuser entstanden, Leuchtreklamen prangten von den Fassaden, Straßen, Plätze und Schaufenster erstrahlten in neuer Helligkeit.
Von der großen Faszination, die von diesem künstlich erzeugten Licht ausging, ließen sich auch bedeutende Künstler der klassischen Avantgarde inspirieren. Einige der interessantesten Ansätze zeigt diese Ausstellung: Lyonel Feininger, Robert Delaunay und Erich Heckel setzten in ihren Bildern die Erscheinungen des Lichts malerisch um. Herausragende Fotografen, unter ihnen Albert Renger-Patzsch, Raoul Hausmann, Ernst Schwitters und Christian Schad, experimentierten ebenso mit Licht wie die Pionieren des experimentellen Films Man Ray, Walter Ruttmann und Hans Richter. Zeichnungen und Modelle, entwickelt von Hans Scharoun, Wenzel Hablik sowie Bruno Taut, präsentieren die lichtdurchfluteten Architekturutopien des Expressionismus. Nicht zu vergessen die legendären Designentwürfe des Bauhauses für industriell gefertigte Lampen, allen voran die Ikone von Wilhelm Wagenfeld.
Höhepunkt der Ausstellung – mit Weltpremierencharakter – ist der „Raum der Gegenwart“ mit dem Licht-Raum-Modulator von László Moholy-Nagy. Beflügelt vom technischen Fortschritt, konzentrierte sich der ungarische Künstler, 1923 als Formmeister an das Bauhaus in Weimar berufen, ganz auf die Innovationskraft der modernen Kunst. Für ihn stand die Zukunft ganz im Zeichen der Gestaltung von Licht, Bewegung und Raum. Auf dem Höhepunkt seines künstlerischen Schaffens wurde er 1930 durch den fortschrittlichen Museumskustos Alexander Dorner beauftragt, im Provinzialmuseum Hannover einen Raum der Gegenwartskunst zu entwerfen. Er sollte einen Einblick in die Kunst der Zukunft gewähren, die nach dem Willen Moholy-Nagys gänzlich auf das handwerklich gemalte, statische Bild verzichtet, wohingegen die „neuen Medien“ Fotografie und Film dominieren – zentral die farbigen Lichtprojektionen seines Licht-Raum-Modulators.
Der 1930 von Moholy-Nagy konzipierte, aber bis heute nicht realisierte Raum ist erstmals in Erfurt nach seinen Entwürfen im Maßstab 1:1gebaut worden – Licht ist auch in ihm der Hauptakteur.
bis 24. Mai 2009
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Modigliani, 1884 in Livorno geboren, war Maler, Zeichner und Bildhauer. Seine wichtigsten Sujets waren Porträts und Akte. Daneben schuf er einige wenige Landschaftsszenen. Unübersehbar in seinen Werken sind die Bezüge zur Formensprache der Renaissance und des Manierismus. Er vereint expressionistische, kubistische und symbolistische Elemente, greift aber auch Formen aus der zu seiner Zeit populären afrikanischen Skulptur auf, die ihn aufgrund ihrer Idolhaftigkeit faszinierte. Er lässt sich keiner zeitgenössischen Stilrichtung wie dem Kubismus oder dem Fauvismus zuordnen. Seine Werke belegen die lustvolle, unruhige Lebensweise eines Künstlers, der sich seiner Verletzbarkeit und Endlichkeit von Kindesbeinen an bewusst war und der die Euphorie des Rausches brauchte, um zu leben und zu arbeiten.
Modigliani gelangen höchst individuelle, oft melancholisch stimmende Porträts, deren Kraft man sich kaum entziehen kann. Die Ausstellung orientiert sich eng am Lebensweg des Künstlers und spiegelt wichtige Einschnitte wider. Die Zusammenstellung von etwa 40 Gemälden, 80 Zeichnungen und einigen Skulpturen illustriert nahezu komplett die kurze, aber äußerst intensive Schaffenszeit des Künstlers in den Jahren 1900 bis 1919.
Modiglianis Leben war von Krankheiten, Ausschweifungen, Schwermut und Zweifel geprägt. Er starb 35-jährig in Paris an Tuberkulose, und die Kenntnisse über sein Leben beruhen auf nur wenigen verbürgten Dokumenten. Gemessen an seiner heutigen Popularität und Anerkennung, war sein Erfolg zu Lebzeiten bescheiden. Seine künstlerische Bedeutung sollte erst von der Nachwelt erkannt werden.
17. April bis 30. August 2009
Tschechische Fotografie des
20. Jahrhunderts
Ob Surrealismus oder andere Formen der Avantgardefotografie, Realismus oder klassische Bildreportage – in allen Richtungen waren und sind tschechische Fotografen führend vertreten. Erstmals in Deutschland präsentiert die Ausstellung die Geschichte und Entwicklung der tschechischen Fotografie vom Jahr 1900 bis zur Jahrtausendwende: vom Piktorialismus über die Avantgardefotografie und die Fotomontagen der 1920er- bis1940er-Jahre über Fotografie, die durch den ideologischen Druck während des Zweiten Weltkriegs, der stalinistischen Ära der 1950er-Jahre und der kommunistischen „Normalisierungs“-Periode nach der Okkupation der Tschechoslowakei 1968 beeinflusst wurde, bis zum weiten Spektrum zeitgenössischer Trends.
Anhand von über 440 Fotografien sowie Alben, Videos und Beispielen wichtiger Fotografiepublikationen in Buchform, Magazinen oder Katalogen stellt die Ausstellung alle großen Tendenzen, Künstler und Werke der tschechischen Fotografie vor. Natürlich legt die Ausstellung Schwerpunkte auf Schlüsselfiguren der tschechischen Fotografiegeschichte wie Frantisˇek Drtikol, Josef Sudek, Jaroslav Rössler, Jaromír Funke, Jindrˇich Sˇtyrsky´, Josef Koudelka, Emila Medková, Jindrˇich Sˇtreit, Viktor Kolárˇ, Antonín Kratochvíl, Jan Saudek und andere, die den internationalen Rang der tschechischen Fotografie begründeten. Doch darüber hinaus werden weniger bekannte Werke hoher Qualität von mehr als 180 anderen Fotografen gezeigt. In Erinnerung gerufen werden auch die Foto- und Fotomontagearbeiten deutscher Fotografen, die in der Tschechoslowakei zwischen dem Ersten und Zweiten Weltkrieg lebten oder Asyl fanden.
Die Ausstellung entstand in Zusammenarbeit mit dem Museum für angewandte Kunst in Prag. Sie steht unter der Schirmherrschaft der Gattin des tschechischen Staatspräsidenten, Frau Livia Klausová, und der Gattin des deutschen Bundespräsidenten, Frau Eva Luise Köhler.
bis 26. Juli 2009
Gipfeltreffen der Moderne
Das Kunstmuseum Winterthur
Die großen Sammlungen
Wie ein Who’s who liest sich die Liste der Künstler, deren Werke sich zu einem wahren Gipfeltreffen der Moderne versammeln: Arp, Artschwager, Beckmann, Bill, Bonnard, Brancusi, Braque, Calder, Cézanne, de Chirico, Delacroix, Delaunay, Dégas, Ernst, Fontana, Giacometti, van Gogh, Guston, Hamilton, Hodler, Kandinsky, Kelly, Kokoschka, Kounellis, Léger, Lehmbruck, Magritte, Maillol, Merz, Miró, Mondrian, Monet, Morandi, Penone, Picasso, Renoir, Richter, Rodin, Schlemmer, Sisley, Tanguy, Tàpies, Vallotton, Zeniuk …
Die überwältigende und geschlossene Sammlung des Kunstmuseums Winterthur – von einem der weltweit angesehensten lebenden Künstler, Gerhard Richter, als sein Lieblingsmuseum bezeichnet – entstand vor über 100 Jahren durch das Engagement von kunstbegeisterten Privatpersonen und wird bis heute von ihm getragen. Sie muss den Vergleich mit international berühmten Museen wie dem Museum of Modern Art oder dem Guggenheim Museum nicht scheuen.
Die 246 Gemälde, Skulpturen und Zeichnungen von 96 renommierten Künstlern bieten nicht allein einen Augenschmaus. Ein Kunstspaziergang entlang dieser Werke erhellt mit geradezu beiläufiger Selbstverständlichkeit die Entwicklung von Impressionismus über Kubismus, Abstraktion, Konstruktivismus, Surrealismus und die Nachkriegskunst bis hin zur neuesten internationalen Gegenwartskunst. Auf vielfältige Weise wird deutlich, wo und wie die Werke der Europäer – und ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts auch der Amerikaner – zusammenhängen, sich gegenseitig ergänzen oder voneinander lernen. Die Kunst der größten Maler der Moderne verbindet sich hier zu einem orchestralen Gesamtklang.
24. April bis 23. August 2009
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Entscheidend für die Entwicklung der modernen Kunst in Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg war das Bauhaus, die bahnbrechende Kunstschule, die – zunächst in Weimar, dann in Dessau angesiedelt – progressive Kräfte aus Deutschland und weit darüber hinaus versammelte und ihre Impulse letztlich in die ganze Welt sandte.
Zu den von Gründungsdirektor Walter Gropius berufenen künstlerischen Lehrkräften gehörten der Amerikaner Lyonel Feininger (New York 1871–1956 New York), seit 1919 als Formmeister Leiter der Druckereiwerkstatt, und Paul Klee (Münchenbuchsee bei Bern 1879–1956 Locarno), der 1921 seine Lehrtätigkeit dort aufnahm und mit seinen Beiträgen zur bildnerischen Formlehre eine eigene Gestaltungstheorie begründete, die eine große Schülerschar anzog.
Am Bauhaus in Weimar sind beide Künstler einander vermutlich Ende November 1920 erstmals persönlich begegnet, auch wenn sie das Werk des jeweils anderen bereits früher durch Ausstellungen gekannt haben dürften. Beide Künstler verband über den Kontakt in der Lehre hinaus eine enge Freundschaft, die sich in Bildertausch und Korrespondenz dokumentiert, jedoch hat es lange Zeit keine vergleichende Gegenüberstellung beider Werk gegeben, sieht man von Doppelausstellungen zu Lebzeiten der Künstler einmal ab. Die beiden Maler vis-à-vis zu präsentieren ist das Anliegen der oben genannten Ausstellung, die im Gustav-Lübcke-Museum Hamm konzipiert und nach Westfalen mit Würzburg ihre einzige süddeutsche Station hat. Kuratiert wurde die Bilderschau durch Dr. Uta Gerlach-Laxner, eine ausgewiesene Kennerin der Kunst der klassischen Moderne, die mit zahlreichen Publikationen, insbesondere zu Paul Klee, hervorgetreten ist.
Lyonel Feininger und Paul Klee stehen in der gleichen künstlerischen Tradition und schöpfen aus den gleichen bildnerischen Quellen, um zu ihrer eigenen Bildsprache zu gelangen. Die Präsentation Malerfreunde am Bauhaus beleuchtet Gemeinsames und Trennendes im Schaffen der beiden Malerfreunde, deren künstlerische Begegnung keine direkte wechselseitige Beeinflussung zur Folge hatte, sondern als kontinuierlicher Dialog die jeweils andere Arbeit anregte.
Bei beiden Künstlern spielen Architekturdarstellungen eine große Rolle, bei Lyonel Feininger treten häufig Meereslandschaften hinzu, während bei Paul Klee ein insgesamt breites Motivspektrum anzutreffen ist, das zwischen poetischer Ausstrahlung und nahezu naturwissenschaftlicher Strenge oszilliert. Wo Lyonel Feininger in seinen kristallinen Formerkundungen immer dem Gegenstand verbunden bleibt, ist Paul Klees Bildverfahren im eigentlichen Sinn abstrakt, ohne den Bezug zur Natur aufzugeben. Verbindend ist die ungewöhnliche grafische Begabung beider Künstler. Auch teilt Klee mit Feininger die Freude an Schiffsmodellen.
Nach Ausstellungen zum Würzburger Maler Hans Reichel im Gegenüber mit Paul Klee und Projekten wie Das Bauhaus und die Esoterik setzt das Museum im Kulturspeicher mit der oben genannten Ausstellung seine profilierten Projekte zur klassischen Moderne rund um das Bauhaus fort.
18. Juni bis 6. September 2009
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Der hohe Rang der Sammlungen und ihre Vielfalt sind zum Großteil das Resultat der Vorlieben und Interessen von Persönlichkeiten aus dem Hause Habsburg, unter ihnen Kaiser Rudolf II. und Erzherzog Leopold Wilhelm. Das monumentale Gebäude an der Wiener Ringstraße entstand als Denkmal habsburgischen Mäzenatentums und gilt als begehbares Gesamtkunstwerk.
Die Sammlungen umfassen Objekte aus dem alten Ägypten, der Antike, dem Mittelalter, der Renaissance und dem Barock bis etwa zum Jahr 1800.
Von herausragender Bedeutung ist die Gemäldegalerie, die auf einigen Gebieten der Malerei einen Reichtum aufweist, der weltweit seinesgleichen sucht. Sie umfasst mehr als 8000 Bilder, darunter Hauptwerke von Pieter Bruegel dem Älteren, Albrecht Dürer, Peter Paul Rubens, Johannes Vermeer, Rembrandt, Tizian, Raffael, Tintoretto, Veronese, Caravaggio, Diego Velázquez und anderen.
Raum im Bild
Neben den umfangreichen Präsentationen in den Schausammlungen ist bis 12. Juli 2009 die Sonderausstellung Raum im Bild zur Interieurmalerei von 1500 bis 1900 zu sehen. Die Interieurmalerei erzählt vom privaten Milieu, der Arbeitswelt oder der häuslichen Intimität des Menschen. Sein Leben wird in realer Drastik, in ironischer Brechung oder als moralische Ermahnung dargestellt. Dabei ist die jeweilige Beleuchtungssituation für den Maler die besondere künstlerische Herausforderung.
Der bemerkenswerte Realitätssinn der Niederländer ließ im 16. Jahrhundert eine reiche Vielfalt von Markt-, Küchen- und Wirtshausbildern entstehen: Die Werke Pieter Aertsens und Maerten van Cleves’ bilden damit einen lebhaften Gegenpart zur „hohen“ Kunst der Historienmalerei – ihre Stärke liegt in ungeschminktem Realismus. Im 17. Jahrhundert erfasst die Interieurmalerei schließlich nahezu alle Bereiche des sich im Inneren abspielenden Lebens: Pieter de Hooch schildert den stattlichen Bürgerhaushalt, Adriaen van Ostade und David Teniers stellen das bescheidene Leben der Bauern und ihre einfachen Freizeitvergnügungen dar.
Der Blick in die Paläste kam dem Repräsentationsbedürfnis städtischer Bürger entgegen, die damit das Ambiente und die Lebensführung des Adels nachahmen wollten. Mit den Bildern von Johannes Vermeer erreicht das niederländische Interieur seinen klassischen Höhepunkt.
In der Malerei des 19. Jahrhunderts erlebt das Genre eine weitere Blüte: Am Beginn steht die karge Strenge Caspar David Friedrichs. Später erlebt man die biedermeierliche Zufriedenheit bei Jakob Alt oder wird Zeuge aristokratischer Wiener Wohnkultur in den „Zimmerbildern“ Rudolf von Alts.
Eine besonders reizvolle Sonderform des Interieurs bilden Atelierbilder, in denen Künstler ihre eigene Umgebung – und damit auch den damit verbundenen Anspruch an Geltung und Bedeutung ihres Tuns – darstellen: Sie reichen von der Malkunst des Johannes Vermeer über die Staffelei Jakob Alts am offenen Fenster, die Schilderung der alten Wiener Kunstakademie in der Annagasse bis zum secessionistischen Arbeitszimmer Carl Molls.
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Noch heute verbindet sich die gängige Vorstellung vom Bauhaus mit der Ära der Schule nach 1925, mit dem Bauhaus-Gebäude in Dessau, einer Inkunabel der modernen Architektur, mit Designklassikern wie dem Wassily Chair von Marcel Breuer, mit angeblich rein weißer Architektur und der Vorherrschaft des rechten Winkels. Insbesondere die Frühzeit des Bauhauses in Weimar ist nach wie vor im öffentlichen Bewusstsein weniger präsent, trotz maßgeblicher Ausstellungen zu diesem Thema, von denen eine bereits 1994 in Weimar in der ehemaligen Kunsthalle auf dem Theaterplatz, dem heutigen Bauhaus-Museum Weimar, stattgefunden hat.
Wenig bekannt sind auch die vielen Bezüge, die das Bauhaus zum Ort seiner Gründung knüpfen sollte. Walter Gropius selbst schrieb am 14. April 1919 in einem Brief an den damaligen Intendanten des Weimarer Nationaltheaters, Ernst Hardt: „Ich glaube bestimmt, dass Weimar gerade um seiner Weltbekanntheit willen der geeignetste Boden ist, um dort den Grundstein einer Republik der Geister zu legen. Schaffen wir doch zunächst eine Idee, die wir mit allen Mitteln in der Öffentlichkeit propagieren, so wird die Ausführung nach und nach folgen. […]“ Weder Berlin noch eine andere große Stadt waren für Gropius der angemessene Ort, wo er seine Vorstellung von einer Schule realisieren wollte, deren Lehrprogramm die Zusammenführung aller Künste unter den „großen Flügeln der neuen Architektur“ beinhaltete. Es war vielmehr Weimar als Stadt des Geists, der Literatur und der Künste, eine Stadt, die gemäß den Vorstellungen der Avantgarde jener Zeit gerade deshalb ideengeschichtlich ausgezeichnet war, weil ihre Kulturgeschichte nationale wie europäische Dimensionen aufwies. Weimar war für die Avantgarde zu Beginn des 20. Jahrhunderts vor allem die Stadt, in der wichtige Protagonisten der Moderne wie Franz Liszt, Friedrich Nietzsche, Harry Graf Kessler oder Henry van de Velde gelebt und gewirkt hatten. Weimar als Sitz der Nationalversammlung, als Ort neuen demokratischen Bewusstseins, war darüber hinaus auch insofern für einen Neubeginn kulturellen Lebens nach dem Ersten Weltkrieg prädestiniert, als die Vorstellungen der damaligen Avantgarde nicht nur in Richtung auf eine Reform der Künste, sondern umfassend auch auf eine Reform der Gesellschaft zielten. Bald jedoch sollte auch Gropius erkennen, dass sich in Weimar insbesondere ein traditionelles, bildungsbürgerliches Verständnis von Klassik und eine neue Sichtweise auf kulturelle Entwicklungen unversöhnt gegenüberstanden. Es herrsche ein „Kampf zwischen der alten zerbröckelnden klassischen Bildung, für die Weimar ein Hauptbollwerk ist, mit der eruptiv neu aufbrechenden, sagen
wir neuen gotischen Weltanschauung“, schrieb Gropius am 13. Januar 1920 an Edwin Redslob.
Die Ausstellung der Klassik Stiftung Weimar wird sich ausführlich diesen Kontinuitäten und Brüchen in der Geschichte des Bauhauses in Weimar widmen, dabei aber auch Ausblicke auf die Entwicklungen in Dessau geben.
Das Bauhaus kommt aus Weimar bis 5. Juli 2009
Eine Ausstellung im Bauhaus-Museum, im Neuen Museum Weimar, im Schiller-Museum, im Goethe-Nationalmuseum und im Haus am Horn
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Die spannende Geschichte des Keltenjungen Tabico gibt es jetzt auch als Hörspiel im Keltenmuseum. Gesprochen von Kindern der Volksschule Adnet und hinterlegt mit einer eigens für das Hörspiel komponierten Musik, lädt die CD zu einer akustischen Reise zu den Kelten am Dürrnberg vor 2500 Jahren ein. Besonders gelungen sind die Naturatmosphären sowie die Tiergeräusche, eine Mischung aus echten Tieraufnahmen und von den Kindern nachgestellten Grunz-, Gacker- und Vogelgeräuschen. Trommeln, Pfeifen, Dudelsäcke und viele weitere folkloristische Instrumente begleiten die Zuhörer durch die bewegte Geschichte. Ein Kindertanz rundet das gut 42 Minuten dauernde Hörspiel ab. Erhältlich ist die CD im Keltenmuseum, in der Keltenbuchhandlung und bei Spielwaren Ödl in Hallein.
Das Keltenmuseum Hallein
Das Keltenmuseum Hallein präsentiert auf drei Ebenen den Salzabbau am Dürrnberg, beginnend mit den ersten keltischen Siedlern vor 2500 Jahren bis zur Einstellung der Saline im Jahr 1989. Die Besucher(innen) lernen die Lebens- und Arbeitsbedingungen der keltischen Bergleute kennen, bekommen Einblicke in deren Totenkult und können über den durch das Salz erlangten Reichtum der Kelten staunen. Vor allem die wertvollen eingetauschten Materialien und die handwerkliche Geschicklichkeit zeugen auch vom Kunstsinn dieser Menschen.
Über 500 Jahre besiedelten die Kelten den Dürrnberg und schlugen die Stollen immer tiefer in den Berg. In den Grä-
berfeldern, die sie hinterlassen haben, fin-
den sich immer noch atemberaubende Schmuckstücke, kunstvoll verzierte Waffen sowie aufwendig geformte Gefäße aus Keramik und Bronze.
Spätestens mit der Ankunft der Römer endete jedoch der Salzabbau für lange Zeit. Über 1200 Jahre sollte es dauern, bis das Salz des Dürrnbergs wiederentdeckt wurde, diesmal als Grundlage für den Reichtum der Erzbischöfe Salzburgs. Im obersten Stockwerk des Museums werden neben den Fürstenzimmern Arbeitsgeräte, Modelle und Dokumente aus dieser bewegten Zeit gezeigt.
Ein nachgebauter Streitwagen, ein kleines Bergwerk, Schaugräber und vieles mehr laden auch Kinder zu einer abwechslungsreichen Entdeckungsreise ein.
Mit Eltern, Geschwistern und Freunden ins Keltenmuseum Hallein
Auch für die ganze Familie bietet sich ein Besuch des Keltenmuseums an. Es gibt nicht nur vieles zu entdecken und zu bestaunen, sondern es kann auch selbst geforscht, gebastelt und gemeinsam gespielt werden. Informationen zu unseren Kinderateliers und Workshops erhalten sie telefonisch unter (+43-62 45) 80 7 83-15 oder per E-Mail an keltenmuseum@kelten museum.at.
Stabmarionettenführungen für Kinder
ab 4 Jahren
Unsere ganz kleinen Besucher(innen) werden vom Keltenjungen Tabico oder einem seiner Freunde durch das Museum geführt. Jeder davon hat etwas anderes erlebt und zu berichten. Mit Zuhören allein ist es aber nicht getan, denn wer mehr Fragen stellt, hat danach auch selbst mehr zu erzählen. Darüber hinaus warten während des Rundgangs ein paar Überraschungen auf unsere Gäste. Abschließend wird noch das Grabungsleiterspiel gemeinsam gespielt. Wir bitten um rechtzeitige Anmeldung.
www.keltenmuseum.at
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Bayerns Vielfalt entdecken – das kann man am besten in den vielen kleinen und großen Museen und Schlössern, die im Land verstreut sind. Denn über die bekannten Ziele Neuschwanstein, Deutsches Museum und Pinakotheken hinaus lernt man in den über 1250 bayerischen Museen und Schlössern stets Neues über Geschichte, Kunst und Kultur kennen. Auch Archäologie, Technik- und Industriegeschichte oder der bäuerliche Alltag in den zahlreichen Freilicht- und Bauernhofmuseen werden lebendig vermittelt.
Doch wo findet man das richtige Museum für die eigenen Interessen? Wann ist das Haus geöffnet? Welche aktuellen Ausstellungen laufen gerade? Für all diese Fragen rund um die bayerische Museumslandschaft gibt es inzwischen einen Anlaufpunkt. Im geschichtsträchtigen Alten Hof – mitten im Herzen Münchens zwischen Marienplatz und Platzl gelegen – bietet eine deutschlandweit einzigartige Institution Orientierung in der Fülle der kulturellen Sehenswürdigkeiten: der „Infopoint Museen & Schlösser in Bayern“. Die individuelle und persönliche Beratung steht dabei im Zentrum. Infowände mit Prospektmaterial, Katalogen und Publikationen werden von regelmäßig wechselnden Präsentationen bayerischer Museen ergänzt. Computerterminals ermöglichen den interessierten Besuchern, auch selbstständig in der stets aktuell gepflegten Museumsdatenbank zu recherchieren – diese ist über das Internet ebenso von zu Hause aus zugänglich: www.infopoint-museen-bayern.de.
Über den „Infopoint Museen & Schlösser in Bayern“ ist mit dem spätgotischen Gewölbesaal des Alten Hofs der älteste Raum Münchens öffentlich zugänglich. Dessen altes Gemäuer trifft auf multimediale Moderne: Die Münchner Kaiserburg bietet eine ungewöhnliche Multimediashow, die je zur vollen und halben Stunde startet. Sie erzählt von der Entwicklung der ersten Wittelsbacher Residenz in München und schildert die Bedeutung der Person Kaiser Ludwigs des Bayern. Einzelstationen halten weitere Daten und Fakten, Geschichten und Legenden über den Alten Hof und seinen prominentesten Bewohner, Ludwig den Bayern, bereit.
Die Stadtgeschichte Münchens wird facettenreich, aber übersichtlich in einem weiteren Film dargestellt, der in die Wechselbeziehungen zwischen Herrschergeschlecht und Stadt bis zum Ende des Königreichs 1918 einführt. Ein freigelegter Teil der Burgmauer, die zeitgleich mit der Stadtmauer um 1200 errichtet wurde, dokumentiert die Gemeinsamkeit zwischen Bautätigkeit der Wittelsbacher und Wehrmaßnahmen der Bürger auf anschauliche Weise.
Mit der Münchner Kaiserburg bietet sich allen Besuchern – ob Münchnern, einheimischen oder ausländischen Touristen, Schulklassen oder Gruppenreisenden – ein kurzweiliger und einmaliger Einstieg in die bayerische Vergangenheit, während der „Infopoint Museen & Schlösser in Bayern“ ihn in die Gegenwart der bayerischen Museumslandschaft lockt.
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Im Wechselausstellungsbereich werden regelmäßig Künstler aus Kunstgeschichte und Gegenwart präsentiert, die wie Janssen Zeichnung und Druckgrafik ins Zentrum ihrer Arbeit stellen. Im Jahr 2009 ist besonders der Besuch der Sonderausstellung mit großformatigen Siebdrucken von Andy Warhol zu empfehlen. Die große Horst-Janssen-Retrospektive zum 80. Geburtstag ist ein wichtiger Höhepunkt im Ausstellungsjahr.
Andy Warhol – von Marilyn bis Mao
Das Museum zeigt 45 großformatige Siebdrucke von Andy Warhol (1928 bis 1987). Die plakativen, starkfarbigen Motive des Amerikaners gehören wohl zu den bekanntesten Werken der Pop-Art. Der gelernte Werbegrafiker Warhol hat die Kunst der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts nicht nur in den USA maßgeblich beeinflusst.
bis 3. Mai 2009
Thomas Schütte – Radierungen
Thomas Schütte wurde 1954 in Oldenburg geboren. Er zählt zu den international gefeierten Künstlern, bereits dreimal nahm er an der documenta teil. Schütte, der vor allem für seine Plastiken, Architekturmodelle und Keramiken bekannt ist, arbeitet auch kontinuierlich auf Papier. Bei seinen Radierungen handelt es sich um handwerklich perfekte Druckgrafiken, die mit subtiler Ironie gängige Motive, wie Blumen beispielsweise, aufgreifen, um sie zu verfremden. Gezeigt werden der umfangreiche Zyklus Wattwanderung von 2001 und die Radierfolgen Fleurs pour M. Duchamp von 2002 und Frauen von 2006.
17. Mai bis 16. August 2009
Die Horst-Janssen-Retrospektive zum 80. Geburtstag
Am 14. November 2009 würde Horst Janssen 80 Jahre alt. Dieses Datum bietet einen besonderen Anlass für eine breit angelegte Retrospektive mit rund 200 Meisterwerken Janssens aus allen Schaffensphasen: den frühen Holzschnitten, den sogenannten Fleischzeichnungen des „Millionenstrichlers“, seinen Stillleben, Porträts und erotischen Zeichnungen bis hin zu den farbintensiven Aquarellen des 60-Jährigen nach seiner Augenverletzung. Beliebte und bekannte Werke werden ebenso zu sehen sein wie selten ausgestellte Arbeiten aus Privatsammlungen.
30. August bis 15. November 2009
Armin Mueller-Stahl: Zeichnungen, Drehbuchübermalungen, druckgrafische Zyklen
Armin Mueller-Stahl zeichnet und malt seit Jahrzehnten. Mit Sicherheit kann man den begnadeten Schauspieler und studierten Konzertgeiger eine Mehrfachbegabung nennen. Im Zentrum seiner bildnerischen Kunst stehen Porträts und Figuren. Dabei sind vor allem seine Zeichnungen, Grafiken und Drehbuchübermalungen im Horst-Janssen-Museum von Interesse.
29. November 2009 bis 28. Februar 2010
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Besondere Aufmerksamkeit gilt der damaligen Reaktion des Österreichischen Bundesheers auf die Intervention durch Truppen des Warschauer Pakts in der benachbarten Tschechoslowakischen Sozialistischen Republik (CˇSSR).
Vor 40 Jahren, in der Nacht vom 20. auf den 21. August 1968, überquerten Truppen des Warschauer Pakts die Grenze zur CˇSSR und bereiteten so dem „Prager Frühling“, der für einen „Kommunismus mit menschlichem Antlitz“ stand, ein jähes und unerwartetes Ende. Als Nachbarstaat, der gerade in dieser Epoche seine Kontakte zur CˇSSR stark verbessert und intensiviert hatte, musste Österreich die Ereignisse aus der ersten Reihe mitverfolgen. Nicht vergessen darf man dabei die Tatsache, dass die Ereignisse in Ungarn 1956 noch immer nicht aus den Köpfen der heimischen Bevölkerung verschwunden waren. Auch 1968 erwartete die Bevölkerung, dass das Österreichische Bundesheer wieder die Wacht an der Grenze übernehmen würde. Doch es sollte anders kommen. Wie der damalige Bundesheereinsatz im Detail aussah, darüber gibt die neue Schau des Heeresgeschichtlichen Museums Aufschluss.
Höhepunkte der Ausstellung sind das ausgestellte Großgerät, zu dem auch ein Exemplar des Militärflugzeugs Saab J-29F „Tunnan“ zählt, sowie der den 1960er-Jahren nachempfundene Kinosaal, in dem neben Originalaufnahmen aus der CˇSSR auch die Nachrichtensendungen des ORF aus jener Zeit gezeigt werden.
Große Präsentation historischer Militärfahrzeuge
Am 6. und 7. Juni 2009 veranstaltet das Heeresgeschichtliche Museum ein großes Treffen historischer Militärfahrzeuge mit Teilemarkt. Auf dem Freigelände hinter dem Museumsgebäude werden zahlreiche Oldtimer erwartet. Vom Panzer bis zum Fahrrad und vom Jeep bis hin zum Kranwagen wird alles geboten, was die Armeen seinerzeit bewegte. Der Eintritt ins Museum und zum Fahrzeugtreffen ist an diesem Wochenende frei.
Zeitreise & Mittelaltermarkt im Sommer
Am 11. und 12. Juli 2009 machen Feldlager, Artillerievorführungen, Schaukämpfe, Mittelaltermarkt, Kinderprogramm und vieles mehr die Vergangenheit zu einem spannenden Erlebnis. Unter dem Motto „Montur & Pulverdampf“ geht es auf eine spektakuläre Zeitreise durch sieben Jahrhunderte Militärgeschichte.
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