Ausstellung

Museen, Galerien, Führungen, Architektur, Fotografie, Vernissagen
Foto: BäuerinFoto: Tag der Ernte

Eine Reise in die Vergangenheit

Das LVR-Freilichtmuseum Kommern zeigt historische Baudenkmäler, historisches Handwerk, gespielte Geschichte und vieles mehr.
Auf dem Kahlenbusch, D-53894 Mechernich-Kommern

Erinnern Sie sich noch an den Duft und den Geschmack von Brot, das in einem mit Holz befeuerten Ofen gebacken wurde? Oder wissen Sie noch, wie in einer Schmiede gearbeitet wurde? Im Rheinischen Freilichtmuseum Kommern können Sie mit allen Sinnen erleben, wie früher im Rheinland gelebt und gearbeitet wurde. Auf dem 90 Hektar großen Gelände mit seinen derzeit 65 historischen Gebäuden aus der ehemaligen preußischen Rheinprovinz wird Vergangenheit lebendig. Unterhalten Sie sich mit Anna Ippendorf, einer Bäuerin, die in einem Haus aus Kessenich im Jahr 1871 lebt, oder mit Johann Nepomuk von Schwerz, der Anfang des 19. Jahrhunderts als Agrarökonom die Rheinprovinz bereist.

Schwerpunktthema 2009: Holz
Das Jahr 2009 steht im Zeichen von Holz. Vielfältige Veranstaltungen und Ausstellungen beleuchten die unterschiedlichsten Facetten. In Kursen und Projekten können Sie selbst die Besonderheiten dieses Materials kennenlernen.

Besondere Veranstaltungen 2009
Auch in diesem Jahr gibt es wieder viele große Veranstaltungen. Die Sommersaison beginnt im März mit dem „Jahrmarkt anno dazumal mit Kirmes der Kaiserzeit“ mit Karussells, Schaustellungen, Artistik und Krammarkt. Im Mai wird ein Holzkohlenmeiler abgebrannt, am internationalen Mühlentag werden sich die Museumsmühlen drehen, und Sie können einen Blick hinter die Kulissen des Museums werfen. Im August können Sie mit der „Zeitblende“ in das Jahr 1959 eintauchen und ein Museumsfest der Erinnerungen erleben.
Im September ziehen bei „Nach der Ernte“ Pferde- und Ochsengespanne, alte Traktoren und Landmaschinen durch das Museum, zeigen Kaltblüter ihr Können beim Holzrücken, lädt ein Bauernmarkt zum Bummeln ein. Hoch beladene Erntewagen bringen Getreide von den Feldern in die Dörfer, wo mit Flegeln und Dreschkästen gedroschen wird. Im Dezember klingt das Jahr mit dem Advent für alle Sinne aus. Märchenerzähler, Weihnachtslieder, selbst gebackene Plätzchen, Glühwein und Laternenführungen garantieren einen stimmungsvollen Tag.

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Foto: Franz BernhardFoto: Große BüsteFoto: Liegende Figu

Franz Bernhard. Anthropomorphe Zeichen

Die Ausstellung im Museum Pfalzgalerie zum 75. Geburtstag des Künstlers entsteht in Zusammenarbeit mit dem Edwin-Scharff-Museum in Neu-Ulm und der Galerie Ruppert.
Museumsplatz 1, D-67657 Kaiserslautern

Der am 17. Januar 1934 in Neuhäuser/ Nové Chalupy im Böhmerwald geborene und in Jockgrim in der Pfalz lebende Bildhauer und Pfalzpreisträger für Plastik Franz Bernhard entwickelte im Lauf der Jahre eine Formensprache, der im Bereich der anthropomorphen Gestaltfindung eine wegweisende Rolle von internationaler Bedeutung zukommt. Bereits in seinem Frühwerk zeigen sich wesentliche Form-, Kompositions-, Material- und Inhaltsaspekte, die sich in einem Prozess kontinuierlicher stringenter Fortführung zu einer schlüssigen Gesamtaussage steigern und verdichten. Hauptthema des Künstlers ist der Mensch in verschiedenen Facetten seiner existenziellen Befindlichkeit. Die körperliche Präsenz und geistig-emotionale Ausstrahlungskraft der plastischen und grafischen Arbeiten, die sich zwischen Figuration und Abstraktion bewegen, bestimmen die künstlerische Aussage gleichermaßen und führen auf eindrucksvolle Art und Weise die Auseinandersetzung mit Schwere und Leichtigkeit, Lasten und Schweben, Stabilität und Instabilität vor Augen.
Die Ausstellung zeigt einen Querschnitt aus dem umfangreichen Œuvre Franz Bernhards. Dabei konzentriert sie sich auf die Werkgruppe der 1977 bis 2005 geschaffenen Reliefcollagen aus diversen Materialien, wie zum Beispiel Papier, Karton, Holz, Leim, Sägespäne, Schnur und Nägel, sowie eine Auswahl an zum Teil großformatigen, meist aus Holz und Eisen gefertigten Plastiken, die über einen Zeitraum von nahezu 40 Jahren von 1969 bis heute entstanden sind. Darunter befinden sich zwei „Köpfe“ aus Cortenstahl im Außenbereich des Museums, die, 2007 und 2008 datiert, der jüngsten Schaffensphase Bernhards angehören. Zahlreiche Arbeiten sind erstmals in einem musealen Kontext zu sehen.
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit Texten von Britta E. Buhlmann, Helga Gutbrod, Annette Reich und Peter Anselm Riedl.

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Ernst Ludwig Kirchner, Zwei Badende, Moritzburg, 1909, Farbholzschnitt, Privatbesitz Bild: Badende Frauen zwischen weißen Steinen OldenburgBild: Waldfriedhof

Ernst Ludwig Kirchner. Farbige Druckgraphik

Zum 70. Todestag des Künstlers zeigen die Kunstsammlungen Böttcherstraße in Zusammenarbeit mit dem Brücke-Museum Berlin mehr als 80 farbige Druckgrafiken von Ernst Ludwig Kirchner.
Böttcherstraße 6-10, D-28195 Bremen

Mit unvergleichlicher künstlerischer und technischer Virtuosität hat Ernst Ludwig Kirchner im Laufe seines Lebens etwa 2000 Holzschnitte, Lithografien und Radierungen geschaffen, davon zirka 200 in Farbe.
Unermüdlich experimentierte er mit verschiedenen Techniken und dem Einsatz von Farbe, um unterschiedliche Wirkungen zu erreichen. Zahlreiche Farbdrucke sind nicht von einer Platte entstanden, sondern die Ergebnisse aufeinanderfolgender Arbeitsgänge, in denen die verschiedenen Farben von mehreren Platten übereinander gedruckt wurden. Farbvarianten derselben Motive ermöglichten ihm das eingehende Studium der daraus resultierenden unterschiedlichen Wirkung der Grafiken.
Das Prinzip der Serie von Farbvariationen derselben Grafik wurde in den 1970er-Jahren von Andy Warhol aufgegriffen und in seinen Siebdrucken systematisch ausgebaut. Doch anders als Warhol war es Kirchner wichtig, nicht nur die Druckträger selbst herzustellen, sondern auch jeden Druck eigenhändig abzuziehen. So konnte er die Ergebnisse von Blatt zu Blatt und noch während des Druckens individuell beeinflussen und ausschließlich Unikate schaffen. Außerdem war er der Überzeugung, dass nur solche Drucke das Recht hatten, als Originalgrafik bezeichnet zu werden.
Die Ausstellung bietet die Gelegenheit, die unterschiedlichen Farbwirkungen ein und desselben Motivs im direkten Vergleich nebeneinander zu betrachten.
In den frühen Holzschnitten ab 1904 zeugen dekorativ geschwungene Umrisslinien und ein oft ornamenthafter Bildaufbau noch vom Einfluss des Jugendstils. Ein luftiger Farbauftrag lässt außerdem die Nachwirkung der impressionistischen Schule erkennen. Ab 1910 werden die Formen freier, die Konturen kantiger, der Stil wird „härter“. Die Geometrisierung der Formen geht auf Kirchners Faszination für die Kunst der Naturvölker zurück, die er im Dresdner Völkerkundemuseum gesehen hatte.
Die Lithografien wirken größtenteils unruhiger als die Holzschnitte, was durch einen skizzenhaften Strich und durch weniger gleichmäßige Farbflächen hervorgerufen wird. Die Technik des Steindrucks ermöglichte ihm noch größere experimentelle Freiheit als die des Holzschnitts. Er erfand sogar ein eigenes Verfahren, das es ihm ermöglichte, Farbdrucke von einem Stein mithilfe beliebig vieler Farbplatten herzustellen. Dieses Vorgehen entsprach für ihn dem der Malerei. Dabei spielte die Linie für Kirchner eine wichtige Rolle. Er versuchte, sie mit der Farbe zu verschmelzen, die Form aus der Farbe entstehen zu lassen. Teilweise druckte er die Umrisslinien farbig, oder er verzichtete auf
die Zeichnungsplatte. So gelang es ihm, zeichnerische mit malerischen Elementen zu vereinen.
Kirchner hat sich nie ganz von der figürlichen Darstellung gelöst. In den späteren Blättern wird der Strich allerdings freier, die Wirkung abstrakter, indem das Gegenständliche zugunsten farbiger Formen zurückgedrängt wird.
Kirchners intensive und experimentelle Auseinandersetzung mit der Druckgrafik zeigt, welch hohen Stellenwert dieses Medium in seinem Gesamtwerk einnimmt. Die mehr als 80 farbigen Blätter, die in der Ausstellung im Paula Modersohn-Becker Museum versammelt sind, geben dem Besucher die Gelegenheit, Kirchner als virtuosen Künstler und Meister der Druckgrafik zu entdecken. Denn wie schon 1920 Kirchner selbst unter seinem Pseudonym Louis de Marsalle sagte: „Nirgends lernt man einen Künstler besser kennen als in seiner Graphik.“

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Ana Kapor, Der geheime Garten, 2005, Öl auf Leinwand auf Karton, PrivatbesitzVladimir Pajevic´, Allee der Erinnerungen, 2002, Mischtechnik auf Papier, Sammlung Merzi, Brescia

Ana Kapor & Vladimir Pajevic´ – Geheime Refugien

Still, verlassen und geheimnisvoll muten die Landschaften an, die in satten Grüntönen in magisch-intime Orte entführen oder aber in lichten Farben endlose Weltlandschaften entfalten.
Am Schlachtberg 9, D-06567 Bad Frankenhausen

Ana Kapor (1964) und Vladimir Pajevic´ (1948), geboren in Belgrad und tätig in Rom, sind Maler, und zwar ganz im Sinn der Alten. Sie arbeiten gegenständlich und in klassischer Technik mit Öl und Acryl auf Leinwand, Holz oder Papier. Mehr noch: Dem Anschein nach sind sie beide überzeugte Traditionalisten mit jeweils eigenen kunstgeschichtlichen Bezügen, die von der Renaissance bis zur Romantik reichen, ohne sich auch nur im Entferntesten in bloßer Nachfolge zu erschöpfen. Zugleich aber ist das Vorbild der Natur als Ausgangsbasis ihres künstlerischen Tuns stets unmittelbar gegenwärtig. Beide halten als Maler am Prinzip der Widerspiegelung, an sinnlicher Wahrnehmung wie geistiger Repräsentanz und Bedeutsamkeit der Darstellung fest, und sie bekennen sich zu ihren Grundlagen: dem Paradigma der alten Meister wie der alles bestimmenden Inspirationskraft der Natur in der unerschöpflichen Fülle ihrer Erscheinungen, ihrer Formen, Farben und Strukturen, ihrer Wesenheiten.
Die Landschaft wird zum alleinigen Träger der Aussage, in ihr verdichten sich Urbilder individuellen wie existenziellen Empfindens. Kapors endlose Weltlandschaften wie Pajevic´s magisch-intime Orte sind Topoi des Verlangens nach Rückzugsräumen, nach Bewahrung von Mysterium und Geheimnis, ja nach Wiedergewinn einer ursprünglichen Unschuld, damit aber nach einer neuen Sinnstiftung der Schöpfung, nach Heilung der Welt und dem Ausgleich der Gegensätze in einer harmonisierten Einheit, nach einem Transzendieren des Realen und seiner Aufhebung in einem Gefühl von Geborgenheit in der Welt, in der Unendlichkeit. Zugleich aber geht von diesen Bildern auch ein Hauch von Unbehagen aus, ein sanfter Schauder des Unfassbaren, der Ahnung einer Nachtseite, wie sie sich am Übergang von der Wirklichkeit zum Traum oder auch im Angesicht des Todes zeigt. Das Düstere indes erscheint sublimiert, selbst wenn das Paradies längst verloren und unerreichbar geworden ist.
Ihre Malerei ist das Resultat einer bildhaften Phänomenologie der Innerlichkeit. Sie wirkt still, fast lyrisch, besonnen oder auch instinktsicher komponiert, dabei empfindungstief, doch ohne den leisesten Anflug von Sentimentalität. Es ist eine in hohem Grad ernste, reflektierte, geistige Kunst, gegründet auf die Möglichkeit des Ausdrucks von Subjektivität und Innerlichkeit im Bild der äußeren Erscheinungswelt.

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Bild: Daumier, 2003Zeichnung: Delacroix , 2001 Bild: Gericault, 2004

Géricault – Delacroix – Daumier. Französische Lithografien und Zeichnungen aus Privatbesitz

Aus einer Privatsammlung zeigt das Museum Goch erstmals Meisterwerke der Zeichnung sowie Lithografie aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Mit zirka 150 Werken vereint die Sammlung die bedeutendsten Künstler dieser Zeit. Insbesondere handelt es sich um Werkgruppen von Théodore Géricault, Eugène Delacroix und Honoré Daumier.
Kastellstraße 9, D-47574 Goch

Eugène Delacroix (1798–1863) schuf insbesondere in zwei Zeiträumen seine lithografischen Werke. In den Jahren von 1825 bis 1829 erkennt und verwendet der Künstler die Druckgrafik als eigenständiges Medium völlig selbstständig neben seiner Malerei. Es entstehen die bekannten Faust-Illustrationen und Tierdarstellungen. Nach vierjähriger Pause nahm er das Thema Illustrationen zu Hamlet und Götz von Berlichingen von 1833 bis 1835 wieder auf. Aus all diesen Bereichen werden bedeutende Arbeiten gezeigt. Besonders reizvoll ist dabei, dass zu einigen lithografischen Umsetzungen erstmals die entsprechenden Vorzeichnungen zur Seite gestellt werden können, was einen aufregenden Einblick in die Entstehungsgeschichte sowie die Arbeitsmethode des Künstlers gibt. An dieser Gegenüberstellung wird die Anerkennung
der Lithografie als gleichberechtigter Kunstform neben der Malerei ersichtlich. Es war ein Medium, das es den Malern und Zeichnern erlaubte, den ursprünglichen Charakter der Zeichnung zu bewahren und dennoch ein in sich abgeschlossenes Kunstwerk zu schaffen.
Auch Théodore Géricault (1791 bis 1824) ist mit einer umfangreichen Werkgruppe in dieser Sammlung vertreten. Er gehörte in Frankreich zu den ersten Künstlern, die sich mit der Lithografie als künstlerischem Medium befassten. In den wenigen Jahren seines kurzen Lebens schuf er regelmäßig druckgrafische Arbeiten, die im Rahmen dieser Ausstellung in umfangreicher Zahl gezeigt werden. Seine kraftvollen Pferdedarstellungen zählen zu den Höhepunkten der französischen Lithografie.
Ein weiterer bedeutender Vertreter der französische Lithografie suchte in seinen Werken einen ganz besonderen Blick auf seine Gegenwart. Honoré Daumier (1808–1879) ist als Lithograf überwiegend wegen seiner zahlreichen Karikaturen bekannt. Sowohl politische Ereignisse und Personen wie auch ganze Berufssparten wurden zum Thema in seinem Œuvre. Bedingt durch seine finanzielle Lage, arbeitete er als Zeitungsillustrator bei La Caricature und Le Charivari und schuf so ein unglaubliches Volumen von 4000 Lithografien. Von diesen Karikaturen werden die wichtigsten Arbeiten, besonders aus dem frühen und späten lithografischen Werk, gezeigt.
Zusätzlich ergänzen Künstler aus dem näheren Umfeld dieser drei Hauptvertreter die Privatsammlung. Sowohl Werke von Richard Parkes Bonnington, Paul Gavarni oder Pierre-Paul Prudhon als auch Zeichnungen von Nicolas Charlet, Gustave Doré, Jean-Baptiste Camille Corot und Jean-Jacques Rousseau befinden sich in der Ausstellung.
Die exzellente Auswahl und Fülle von Arbeiten schenkt dem Besucher einen hervorragenden Einblick in die Kunst der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts und ihre wegbahnenden künstlerischen Impulse für die nachfolgenden Generationen.
Ein umfangreicher Katalog zur Ausstellung erscheint im Imhof Verlag, Petersberg.

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Judith Leyster, Stillleben mit Obstkorb, zirka 1635–1640Frans Hals, Bildnis eines Mannes, zirka 1637–1640 Paulus Moreelse, Schäferin, 1617

Private Views. Einblick in eine Privatsammlung

Die hochkarätige Sammlung Kremer, die bis zum 25. Januar 2009 in Schloss Wilhelmshöhe in Kassel zu sehen ist, trifft dort auf eine der bekanntesten Sammlungen niederländischer Kunst des 17. Jahrhunderts in Deutschland, die ebenfalls auf eine Privatsammlung zurückgeht: auf die von Landgraf Wilhelm VIII.
Schlosspark 1, D-34131 Kassel

In nur 13 Jahren trug das Ehepaar George und Ilone Kremer eine Sammlung holländischer und flämischer Malerei zusammen, die derzeit 48 Meisterwerke umfasst. Die Tatsache, dass auch heute noch bedeutende Bilder von Rembrandt und seinen Zeitgenossen auf den Kunstmarkt kommen, faszinierte die beiden und bildete den Ausgangspunkt für den Aufbau ihrer beeindruckenden Sammlung. Fachkenntnis allein ist dafür mitunter nicht ausreichend, es gehört auch ein wenig Glück dazu. Das erfuhren die Kremers beim Kauf „ihres“ Rembrandts. Das Bild war zunächst Jacques des Rousseaux, einem Schüler Rembrandts, zugeschrieben. Erst die Restaurierung des Bildes brachte die Signatur „RHL“ zutage. Aus diesem Einzelstück entwickelten die Kremers einen ersten Schwerpunkt in ihrer Sammlung: Rembrandt und seine Schule. So sind in der Ausstellung drei Kupferplatten, die Rembrandt zum Druck seiner Grafiken dienten, zu sehen. Unter den Arbeiten der Schüler sticht unter anderem ein Selbstbildnis von Gerrit Dou hervor, dem Begründer der „Leidener Feinmaler“.
Einen weiteren Schwerpunkt der Sammlung bilden Gemälde aus dem Kreis der Utrechter Caravaggisten. Die von Abraham Bloemaert ausgebildeten Künstler verbrachten nach ihrer Ausbildung einige Jahre in Italien, wo sie von der Malerei Michelangelo Caravaggios beeinflusst wurden. Nach ihrer Rückkehr brachten die jungen Holländer den von lebensgroßen Figuren und extremen Hell-dunkel-Kontrasten geprägten Stil des Italieners in ihre Heimat. Aus diesem Künstlerkreis sind in der Ausstellung Arbeiten des Lehrers wie auch typische Werke seiner Schüler zu sehen.
Bemerkenswert sind die Porträts der Sammlung. Hier sind vor allem Frans Hals und sein Umkreis präsent. Neben den klassischen Schulen und Gattungen stechen insbesondere Einzelpositionen der Sammlung Kremer hervor: So ist in der Ausstellung das einzige erhaltene Stillleben der Haarlemerin Judith Leyster zu sehen, das letzte Selbstbildnis des Den Haager Porträtisten Adriaen Hanneman sowie eine bezaubernde Schäferin von Paulus Moreelse, die erste halbfigurige Darstellung einer Schäfergestalt in der niederländischen Malerei.
Die Kremers legen großen Wert darauf, ihre Sammlung der Öffentlichkeit und der Forschung zugänglich zu machen. So ist ein Großteil der Sammlung normalerweise im Mauritshuis in Den Haag ausgestellt, wo die Arbeiten auch wissenschaftlich und restauratorisch betreut werden. Mit der jetzigen Präsentation, die zuvor im Wallraf-Richartz-Museum in Köln zu sehen war und im Anschluss ins Frans-Hals-Museum nach Haarlem geht, ist erstmals nahezu der komplette Bestand in einer Ausstellung versammelt.

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Andreas Gursky, Bahrain I, 2005Haïdée Henry, Bergeranette, 2007, Federn, Schaumstoff, Ast

Andreas Gursky. Werke 1981–2008

Der deutsche Fotograf Andreas Gursky ist der Kaiserringträger 2008 der Stadt Goslar. Aus Anlass dieser Ehrung zeigt das Mönchehaus Museum Goslar in einer Übersichtsschau großartige Werke des Künstlers.
Mönchestraße 1, D-38640 Goslar

Kein Fotokünstler der Gegenwart ist so bekannt wie der 1955 in Leipzig geborene Andreas Gursky. Das hat nicht zuletzt mit den Superlativen zu tun, die sich an sein Werk heften. Er ist der erste deutsche Fotograf, dem das Museum of Modern Art in New York eine Einzelausstellung ausgerichtet hat.
Ein Abzug seines Diptychons 99 cent wurde 2007 für 3,3 Millionen Dollar verkauft und damit zur teuersten Fotografie aller Zeiten. Auch bei der Wahl seiner Formate bevorzugt der Fotograf den Superlativ: Sechs Quadratmeter große Bilder sind keine Seltenheit in seinem Werk. Solche Dimensionen streben ins Erhabene und überwältigen durch schiere Präsenz. Die Aufnahmen des Künstlers sind von außergewöhnlicher Tiefenschärfe und zeigen aus der Nähe wie aus der Ferne Wirkung.
Andreas Gursky ist der Kaiserringträger 2008 der Stadt Goslar. Aus Anlass dieser Ehrung stellt das Mönchehaus Museum Goslar sein Schaffen in einer Art Übersichtsschau vor. Für sie hat der renommierte Künstler etwa 60 seiner früheren Fotografien im Tafelbildformat (zirka 50 ¥ 70 Zentimeter) ausdrucken lassen. Die Bilder stellen in gewisser Weise ein Archiv der Aufnahmen des Fotografen dar und werden als Fries präsentiert.
Im Vergleich mit ihnen geben die Großaufnahmen in der Ausstellung den sinnlichen Eindruck der originalen Werke wieder und vermitteln dem Betrachter eine genaue Vorstellung davon, wie grandios und einmalig Andreas Gursky Welt und Wirklichkeit in seinen Fotografien zu inszenieren weiß.

Die Goslarer Kaiserringstipendiatin des Jahres 2008
Die Goslarer Kaiserringstipendiatin des Jahres 2008 heißt Haïdée Henry. Die 1978 in Frankreich geborene Künstlerin hat bei Annette Messager studiert und 2006 die École Nationale Supérieure des Beaux-Arts in Paris als Jahrgangsbeste abgeschlossen.
Seitdem arbeitet sie in Zeichnungen und Installationen an der Entwicklung eines theatralisch sich präsentierenden, mythopoetischen Weltbilds, in dem wie in Fabel und Märchen die Dinge belebt sind und die Tiere zu Stellvertretern des Menschen werden. Dabei geht es hinter der zauberhaften Inszenierung um existenzielle Grundfragen, um Macht und Durchsetzung, Liebe und Sexualität.
Ihre durch Motoren bewegten Höl-
zer (2006) prügeln in archaischer Wut aufeinander ein. Sie sind Metonymien menschlicher Aggression. Der Wolf (2007) liegt wie im Märchen vom Rotkäppchen im Bett und zeigt libidinöse Gelüste, sobald sich ein Besucher zu ihm setzt. Die Venus (2005) ist ein furchterregendes Augentier und das gefiederte Mädchen in Autre ment (2007) ein ambivalentes Trugbild.
Die Doppelnatur des Menschen, schwankend zwischen Gefühl und Verstand, Trieb und Regeln, Pflicht und Neigung, veranschaulicht Henry in einer Reihe hinreißender Zeichnungen (2006). Deren Protagonisten sind Kinder, dargestellt im Stil des 19. Jahrhunderts. Bis zur Hüfte sind sie artige, bekleidete Wesen. Ihr nackter Unterleib indes gefällt sich in wilden Kopulationen und Perversionen.

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Yue Minjun, Sunflowers, 2003, Öl auf LeinwandDuan Jianwei, Boy in red, 1998, Öl auf LeinwandYue Minjun, Big Parrots, 2003, Öl auf Leinwand

China’s ReVision – Fokus Beijing

Die Ausstellung fasst neuere Positionen der chinesischen Kunstszene zusammen – nicht unter Verzicht auf international bekannte Künstler wie Yue Minjun, dessen breit grinsende Menschen gleichermaßen humorig wie auch gesellschaftskritisch zu interpretieren sind.
Danziger Freiheit 1, D-56068 Koblenz

Die Kunstszene und der Kunstmarkt in China boomen, und auch die Ergebnisse namhafter Auktionshäuser lassen die chinesische Kunst immer deutlicher in den Vordergrund treten. Die Sammlung Ludwig ist mit einer bedeutenden Schenkung im Jahr 1996 an das National Museum of China (NAMOC) in Peking schon lange als Dialogpartner für die chinesischen Künstler präsent.
Seit dieser Zeit sind zahlreiche Kooperationen mit den unterschiedlichsten Ludwig-Museen erfolgt, und die Kontakte wurden kontinuierlich ausgebaut.
Die Ausstellung China’s ReVision – Fokus Beijing wird mit einer Auswahl von 15 Künstlern vor allem die Umwandlungen innerhalb der chinesischen Kunst und Gesellschaft reflektieren, da die erste Orientierungsphase seit der Öffnung vorbei ist und damit andere Themen in den Fokus der Kunst rücken.
Die meisten der in dieser Ausstellung vorgestellten Künstler kreisen inhaltlich immer wieder um existenzielle Fragen, die in erster Linie die gewaltigen Reformen und Neuerungen Chinas in sich aufnehmen, die eine neue Verortung innerhalb der kulturellen Traditionslinien suchen und die Zerrissenheit in den Automatismen einer sich globalisierenden Welt auszuhalten wünschen. Um die Radikalität dessen zu Ende zu denken, was um sie selbst herum passiert, kann dies nicht anders sein als auf dem Umweg der Imagination und der Konfrontation. Letztere bringt den visuellen Schock, Erste hingegen den Mut, die Dinge beim (häufig doppel- oder mehrdeutigen) Namen zu nennen.
China hat aufgehört zu träumen, es hat begonnen, über sich selbst nachzudenken – eine Revision vorzunehmen, die dort ansetzt, wo sie die bis jetzt gewonnenen Erkenntnisse und Neuerungen nicht nur als ein spektakuläres Novum feiert, sondern selbstkritisch mit sich selbst zu Felde zieht und die „Spreu vom Weizen“ trennen will. Es ist das Betrachten seiner selbst, der eigenen Wirklichkeit, die nach zahlreichen Neuerungen wieder mehr im Jetzt als in der Zukunft angekommen ist. Das liefert Zeit – zum Nachdenken, zum neuen, zutiefst reflektierten Sehen.
Die teilnehmenden Künstler sind Chen Wenju, Fang Lijun, Gao Lei, Ji Dachun, Jiang Dahai, Liu Xiaodong, Mu Boyan, Shi Chong, Wang Guangle, Xia Xiaowan, Xu Bin, Yan Peiming, Yang Qi, Yue Minjun, Zhang Xiaogang.
Der Katalog erscheint im Prestel-Verlag, München, mit Künstlerinterviews und Beiträgen von Beate Reifenscheid und Li Xianting sowie einem Vorwort von Fan Dian, Direktor des National Museum of China in Peking (NAMOC), wo die Ausstellung im Anschluss unter anderem 2009 zu sehen sein wird.

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Foto: Moritz Bleibtreu, Jim RaketeFoto: Christiane Paul, Jim Rakete

Figuren, Ikonen und vertraute Fremde

Seit Jahren sorgt die Ludwig Galerie mit ungewöhnlichen Ausstellungen für Aufsehen. Hier treffen Grafiken von Munch, Picasso und Warhol auf ungeschminkte Porträts des Starfotografen Jim Rakete.
Konrad-Adenauer-Allee 46, D-46049 Oberhausen

Figuren und Ikonen
Grafik von Munch bis Kirchner,
von Picasso bis Warhol
Das Bild des Menschen hat seit der Moderne eine intensive Verwandlung erfahren. Die Avantgarden setzen sich mit innovativen Darstellungsformen auseinander und gehen neue Wege. Die Ausstellung beleuchtet dieses Phänomen. Beginnend bei Edvard Munchs frühem Meisterwerk Madonna, wird der Bogen bis zu den Popikonen Andy Warhols gespannt.
Die Tanzfiguren Ernst Ludwig Kirchners entwickeln ihre verschlungenen Rhythmen, die Figuren der Brücke-Künstler wie Heckel, Schmidt-Rottluff, Pechstein oder Müller differenzieren Darstellungsformen. Nolde, Kandinsky, Dix und Beckmann führen ebenso in ein verändertes Menschenbild ein wie die lasziven Akte Egon Schieles.
In großer Breite schafft Picasso neue Formen des menschlichen Abbilds, vom kargen Mahl über die Gauklerbilder reichen seine Arbeiten vom prismatischen Duktus des Kubismus über historische Variationen bis zu den experimentellen Weißliniendrucken. Verschiedene Porträts seiner Lebensgefährtinnen geben Einblicke in private Beziehungen.
Die Popikonen Andy Warhols markieren einen künstlerischen Endpunkt bei
der Stilisierung des Menschenbilds im 20. Jahrhundert. Neben Tickets, Blumen und Kühen dominiert die Figur als darstellungswürdiges Kunstobjekt. Warhol hat unseren Blick auf Filmikonen wie Marilyn Monroe, Liz Taylor und Jane Fonda maßgeblich geprägt.
In teils großformatigen farbigen Drucken, Probedrucken und Unikaten führt die Ausstellung die Veränderungen von der Figur zur Ikone in meisterlichen Bildern vor Augen und beeindruckt auf den drei Etagen der Ludwig Galerie mit dem Menschenbild im 20. Jahrhundert.

Jim Rakete. 1/8 sec. – Vertraute Fremde
„Die Achtelsekunde scheint mir wie der Wimpernschlag der klassischen Fotografie zu sein“, sagt der wohl bekannteste deutsche Starfotograf, Jim Rakete, der seine Prominenten mit einer Plattenkamera ablichtet, einer Technik aus der Frühzeit der Fotografie. In seinen eindrücklichen Porträts gibt der 57-jährige Berliner Einblick in die Welt von Film und Musik, von Kunst und Tanz, von Literatur und Politik. Vertraute Fremde zeigt die Bildnisse, deren Namensliste sich wie ein Who’s who des öffentlichen Lebens liest. Dabei ist es Rakete wichtig, seine Protagonisten ungeschminkt und als Menschen im Bild zu bannen. Heino Ferch, locker mit Kaffeetasse, Hannah Herzsprung, verträumt mit Rose, oder Jochen Vogel mit durchdringendem Blick, daneben Helmut Schmidt (mit unvermeidlicher Zigarette) oder Joschka Fischer vor archaischem Baumstamm. Die Musikszene, die Jim Rakete maßgeblich als Manager mitgeprägt hat, ist nicht nur mit Nena und Ulla Meinecke vertreten, sondern auch mit Silbermond und Wir sind Helden. Einige der seltenen Farbaufnahmen, Nadja Auermann und Polina Seminova zeigend, beleuchten diesen Teil seiner Arbeit. Raketes versteckte Vorliebe für Hasen wird nicht nur auf der Rückseite des gleichnamigen Fotografiebuchs sichtbar.

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Ein einzigartiges Zusammenspiel von Kunst, Natur und Architektur

Vor den Toren Düsseldorfs liegt das 2004 eröffnete Kunst- und Ausstellungshaus der Langen Foundation auf der Raketenstation Hombroich, einer ehemaligen NATO-Basis. Das elegante Ausstellungsgebäude ist ein architektonisches Meisterwerk aus Stahl, Glas und Beton, in dem der Besucher faszinierende Licht- und Schattenspiele erlebt.
Raketenstation Hombroich 1, D-41472 Neuss

Als vierter Bau des weltbekannten japanischen Architekten Tadao Ando in Europa zeichnet sich die Langen Foundation als besonderes Highlight unter den jüngeren Museumsbauten aus. Innerhalb von nur vier Jahren ist sie zur festen Pilgerstätte für Architektur- und Kunstliebhaber aus der ganzen Welt geworden.
Neben dem einmaligen Museumsbau bietet das Kunst- und Ausstellungshaus ein vielfältiges und wechselndes Ausstellungsprogramm mit Werken international bekannter Künstler. In Einzel- und Gruppenausstellungen werden Themen mit kunst- und kulturhistorischem Hintergrund beleuchtet. Auch dialogische Ausstellungen, die in der Begegnung zweier Künstler Ausdruck finden und in denen die verbindende Funktion von Kunst thematisiert wird, gehören zum Ausstellungsrepertoire der Langen Foundation.
Aus der umfangreichen Sammlung Viktor und Marianne Langen, die Werke der klassischen Moderne sowie traditionelle japanische Kunst beherbergt, werden immer wieder ausgewählte Werke in Präsentationen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, so auch in der Ausstellung Tradition und Moderne im Dialog. Sammlung Viktor und Marianne Langen, die noch bis einschließlich 18. Januar 2009 zu sehen ist. In einem Querschnitt werden Werke der klassischen Moderne wie Portrait de femme von Pablo Picasso, EM 1 Telephonbild von László Moholy-Nagy und Doo Gee von Kenneth Noland mit Werken der traditionellen japanischen Kunst verknüpft.
Parallel werden in einer zweiten Ausstellung, Das Gottesbild in Ostasien, rund 45 Skulpturen von Göttern und Gottheiten in Bronze und Stein aus der Sammlung Viktor und Marianne Langen gezeigt. Die Repräsentationen der historischen Persönlichkeiten des Buddha und des Mahavira, den Begründern des Buddhismus und des Jainismus, werden in dieser Ausstellung mit Darstellungen des Hinduismus ergänzt. Bis Ende 2008 sind die jahrhundertealten und höchst kunstfertigen Skulpturen aus Asien zu sehen.
Als Ausstellungs-Highlight im Jahr 2009 präsentiert die Langen Foundation in Kooperation mit der Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung München eine Retrospektive des Malers Jean Dubuffet. Unter dem Titel Jean Dubuffet – Ein Leben im Laufschritt werden rund 50 Werke des Franzosen vom 1. Februar bis 24. Mai 2009 in der Langen Foundation zu sehen sein. Die Ausstellung stellt die verschiedenen Werkphasen des Künstlers vor und verdeutlicht anhand ausgewählter Schlüsselwerke die organische Entwicklung, die sein Œuvre von Figuration zur Abstraktion und wieder zurück zur Figuration durchzieht.
Bei einem Besuch der Langen Foundation ist ebenso viel in der Umgebung zu entdecken, denn das Kunst- und Ausstellungshaus ist Teil des Kulturraums Hombroich, ein Ort, in dem Kunst, Kultur, Natur und Wissenschaft eine besondere Synthese bilden. Wenige Minuten von der Langen Foundation entfernt, liegt das Museum Insel Hombroich, das vor rund 20 Jahren von Karl-Heinrich Müller gegründet wurde und den Ausgangspunkt dieser reichen Kulturlandschaft inmitten der Natur südlich und nördlich der Kunstmetropolen Düsseldorf (zirka 20 Minuten) und Köln (zirka 40 Minuten) bildet.

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