Der Nachttopf war eigentlich nur als Übergangslösung gedacht - aber seit ihrer Hochzeit leben der Fischer und seine Ilsebill nun schon darin, er zufrieden, sie nicht so: Das wird offensichtlich, als er einen Zauberfisch fängt, der zur Wunscherfüllungsmaschine mutiert.
Die Erde: verwüstet. Die Menschheit: verschwunden. Nur eine Hasenkolonie hat in ihrem Bau überlebt – und mit ihnen ein Mann, der glaubt, einer der ihren zu sein. Psychoterror, Sex, Mord packt der Großmeister des Figurentheaters, Neville Tranter, in seine düstere, groteske Fabel, in der Hasen und Mensch ständig Rangkämpfe ausfechten.
Seit Jahrhunderten haben Menschen göttliche Worte gehört, haben sie aufgeschrieben und interpretiert. Viele glauben daran, viele hadern damit, viele leiden darunter. Eine kleine Gruppe anonymer Atheisten macht sich daran, das Leben Jesus auf dem Theater nachzuspielen. Jeder aus einem ganz persönlichen Grund und jeder aus einer ganz eigenen Perspektive. Wie eine Herde verlorener Schafe wandeln sie durch die altbekannte Geschichte und lassen dabei auch diejenigen zu Wort kommen, die von der Bibel vergessen wurden, die Frauen, die Gegenstände und die Tiere.
Das Theater am Bahnhof war lange Zeit am Lendplatz 35, also nur einen Katzensprung vom Orpheum entfernt, beheimatet. Im März hieß es aber "Abschied nehmen" von der bisherigen Spielstätte, und das TIB hat für seinen Impro-Montag "MONTAG - die improvisierte Show" ein "neues" Zuhause im Orpheum gefunden.
1934. Eine Gruppe von Bergleuten aus Ashington, Northumberland engagiert einen Professor für Abendkurse im Rahmen der Arbeiterfortbildung. Da für Betriebswirtschaft leider keiner zu bekommen war, gibt es ab sofort Unterricht in Kunstgeschichte und Kunstbetrachtung. Tizian, Leonardo, die großen Meister der Hochrenaissance, die grundsätzliche Spannung zwischen der Innovation des Künstlers und der Tradition, in der er arbeitet, sind jetzt ihre Themen. Doch sehr schnell weicht die Theorie der Praxis: Die Männer beginnen zu malen.
Sie machen Linolschnitte, reden sich die Köpfe heiß über Perspektive und Bildaufbau, was auf die Bilder gehört, was nicht und in welcher Farbe, und überhaupt, was das ist - die Kunst. Die Bergleute fahren nach London, besuchen die Museen und die Tate-Gallery, verlieben sich in die Intensität von van Gogh.
Sie werden erfolgreiche Künstler. Im Laufe weniger Jahre sind sie befreundet mit der Avantgarde ihrer Zeit, herausragende Sammlungen kaufen ihre Werke an - und jeden Tag, so wie immer, fahren sie in die Grube.
Und die Geschichte ist wahr. Es ist die Geschichte der Ashington Group, die ihr Tagwerk - den Abbau von Kohle unter Tage sowie ihre Arbeitswelt und ihren Alltag - zum Sujet ihrer Bilder machte.
Lee Hall, nach Spoonface Steinberg, Kochen mit Elvis und seinem Oscar-nominierten Drehbuch für den Film Billy Elliot - I will dance international gefeierter Autor, hatte mit seinem neuen Stück The Pitmen Painters (Im Zeichen der Kunst) einen durchschlagenden Publikums- und Presseerfolg am National Theatre in London.
Ein Platz in einer nicht weiter benannten Stadt und die Menschen, die ihn überqueren und bewohnen: Frauen, Männer, Normale, Verrückte, Menschen in Gruppen, Menschen alleine. Sie gehen aneinander vorbei, begegnen sich, lösen sich wieder voneinander. Das Allgemeine wird hier zum Besonderen, der Alltag zur Vielfalt. Dabei fällt der Blick auf Dinge, für die man gewöhnlich kein Auge hat. In einem zauberhaften Reigen der Bilder und Töne wird die Welt zum Fest des Augenblicks erklärt.
Nach Kafkas "Das Schloß" und "Alice" nach Lewis Carroll (ausgezeichnet mit dem Nestroy-Theaterpreis 2008) ist es bereits die dritte Arbeit Bodós am Schauspielhaus Graz.
Nichts ist wie es scheint. Realitäten verschieben sich, aus Klein wird Groß und Groß wird Klein. Carrolls Erzählung über das Wunderland ist mehr als ein Klassiker der Kinderliteratur. Es ist ein farbenfrohes Manifest gegen die Allmacht der Vernunft in einer durchrationalisierten Welt. Die Systeme, derer man sich im Alltag so sicher ist, fallen wie Kartenhäuser in sich zusammen: Sprache verselbstständigt sich, herkömmliche Logik wird ad absurdum geführt, auf Erfahrung, Erziehung oder gesunden Menschenverstand ist kein Verlass. Erlernte Schemata bieten keine Orientierung in dieser Welt, die nach eigenen, unberechenbaren Regeln funktioniert. Alice, in den Grundfesten ihrer Identität erschüttert, wird vor die Frage gestellt: Was macht mich eigentlich aus?
in junger Mann erwacht eines Morgens neben einer schönen Unbekannten. Er erinnert sich an nichts. Sie scheint jedoch mehr zu wissen.
Nach vergeblicher Wahrheitssuche über die Geschehnisse der letzten Nacht besiegeln sie einen Pakt: Sie soll neun Nächte wiederkommen und er spielt Saxophon für sie.
Was wie ein Boulevardstück beginnt, entwickelt sich zu einer turbulenten Liebesgeschichte.
ER und SIE tauchen ein in die Fantasie des anderen und gelangen nach und nach in eine Welt, in der ihre Gedanken und Gefühle sich manifestieren: Sie schenkt ihm ein unsichtbares Tier, das sich mit seinem Herzschlag paart und ihn mit Haut und Haaren vereinnahmt, bis nichts mehr von ihm übrig bleibt als eine Stimme im Nirgendwo.
Ein rätselhaftes Spiel über Traum, Sein und Liebe, das ein überraschendes Ende nimmt.
Ein großer gedeckter Tisch, an dem ein Familienfest gefeiert wird: der 60. Geburtstag des Familienoberhaupts, des angesehenen Geschäftsmanns Helge. Zu diesem Zweck reisen alle Verwandten und auch die inzwischen in alle Winde verstreut lebenden Kinder mit ihren jeweiligen Lebens- oder Ehepartnern an. Helges älteste Tochter Linda hat vor kurzem Selbstmord begangen, doch das tut der Stimmung keinen Abbruch. Bis ihr Zwillingsbruder Christian bei Tisch aufsteht und eine Rede hält. Sie handelt von einem Vater, der seine Kinder mißbraucht. Alle versuchen, die Vorwürfe zu ignorieren und nichts scheint zu geschehen…
„Das Stück ist ein schmerzhafter Diskurs über das Tabuthema Kindesmißbrauch und erzählt auf direkte und eindringliche Weise eine Familiengeschichte über den Willen des Vaters und den verlorenen Sohn, die Nähe des Todes und die Ferne der Lebenden, die Bande des Bluts und darüber, wie es ist, seines Bruders Hüter zu sein, über Liebe, Eifersucht und Fremdenangst, über den kühlen Charme der Bourgeoisie und die warmen Arme der Stubenmädchen“. (Thomas Vinterberg)
»Der Herr Karl« ist Angestellter in einem Feinkostgeschäft und verbreitet einem imaginären Gesprächspartner gegenüber seine ganz persönlichen Ansichten von »Gott und der Welt« ...
Walter Gellert geht in seiner Interpretation einen anderen Weg: sie nimmt die Figur des Herrn Karl ernst und verzichtet auf kabarettistische Überzeichnung. Und wenn der Herr Karl in dieser Aufführung allen Sehgewohnheiten zum Trotz schlank ist, dann hat das auch seine Berechtigung: denn eines der beiden realen Vorbilder für die Bühnenfigur des Herrn Karl war ein „mageres Männchen mit Schnurrbart“ - nachzulesen in den Anmerkungen des 1995 im Wiener Deuticke – Verlag erschienenen Bandes „Helmut Qualtinger – Der Herr Karl und andere Texte fürs Theater“.
Walter Gellert war viele Jahre eine der markantesten Stimmen im ORF Radio und leitete zuletzt bis Herbst 2003 die Ö 1 Kulturredaktion, wo er unter anderem ab 2000 auch die Ö 1 Interview-Reihe „Im Künstlerzimmer“ gestaltete. Der renommierte Wiener Kulturjournalist ist ausgebildeter Schauspieler, er schreibt Lyrik und Erzählungen und tritt seit 2000 wieder regelmäßig mit Lesungen und seit 2006 auch in Theaterproduktionen an die Öffentlichkeit.