Gewinnträchtig hat Altbauer Ignaz Gödiger seine Felder an eine Einkaufscity verkauft. Und kriegt den Hals immer noch nicht voll. Als ein EU-Kommissar seinen Besuch ankündigt, beschließt man flugs, die neureiche Wohnung in eine urige Bauernstube zu verwandeln und auf Bauer zu machen, um auch noch die Agrarförderungen einzustreichen. Der Kommissar scheint fast überzeugt, da taucht plötzlich der verstoßene Bruder auf und droht das Spiel zu entlarven. Und auch der Knecht trägt ein Geheimnis, das Gödigers Pläne ins Wanken bringt.
Mit: Maxi Blaha, Helmut Fröhlich, Lisa Fuchs, Matthias Hack, Theo Helm, Ferdinand Kopeinig, Karl Ferdinand Kratzl, Judith Richter.
Regie: Harald Gebhartl.
Bühne und Lichtgestaltung: Erich Uiberlacker.
Kostüme: Cornelia Kraske.
Musik: Wolfgang Peidelstein.
Choreographie: Doris Jungbauer.
Video: Bernd Kranebitter, Herbert Gutauer.
Folgendes Werbesujet, das in der jüngeren Vergangenheit von der Volksoper Wien publiziert wurde, stach aus der permanenten Flut diesbezüglicher Informationen einigermaßen stark heraus: Man sieht darauf den Direktor in verschiedensten theatralischen Haltungen – sechs- bis achtmal – vor einer typischen Guckkasse des Hauses anstehen, um bei der dortigen Person, einmal mehr dargestellt durch den Hausherrn persönlich, Karten zu erwerben. Robert Meyer wirbt mit Robert Meyer hoch neun – für ein Programm voller Vielfalt, für Oper, Operette, Musical, Ballett und wer weiß, was sonst noch alles. Einer für alle. Oder besser gesagt: alles! Mutig, keine Frage.
„Ich wünsche mir, dass ich in fünf Jahren das Ensemble und auch das Publikum mit meiner Begeisterung für die Volksoper so mitgerissen habe, dass ich die hoffentlich erfolgreiche Arbeit weiterführen darf“, sagte Meyer bei einer seiner ersten Pressekonferenzen am Beginn seiner direktorlichen Ära. All diese selbst gesteckten Ziele hat er wohl schon etwas früher erreicht, von der Formalität der Verlängerung die (noch) kein offizielles politisches Thema sein kann, abgesehen. Ganz in diesem Sinn präsentiert sich auch das Saisonprogramm: Den (Operetten-)Premierenreigen eröffnete Carl Zellers Klassiker Der Vogelhändler. Darauf folgte Häuptling Abendwind von Jacques Offenbach und Johann Nestroy. Die dritte Operettenpremiere führt mit der Volksopern-Erstaufführung von Paul Abrahams exotisch-revuehafter Blume von Hawaii in die 30er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts.
An Neuproduktionen im Genre Oper bietet die Volksoper in dieser Saison Werke aus vier Jahrhunderten: Wolfgang Amadeus Mozarts Die Entführung aus dem Serail, Giuseppe Verdis Rigoletto, Sergej Prokofjews Die Liebe zu den drei Orangen und die Uraufführung der Popoper für Kinder und Erwachsene Antonia und der Reißteufel von Christian Kolonovits.
Die Erfolgsproduktion des Musicals
My Fair Lady kehrt zurück (bis Mitte Juni 2010), die Publikumslieblinge Direktor himself als Doktor Dolittle, Herbert Föttinger, seines Zeichens Direktor der Josefstadt, als gestrenger und unnahbarer Professor Higgins und der Burg-Schauspieler Peter Matic als Grandseigneur Pickering versprechen bei jeder Vorstellung ein ausverkauf-tes Haus. Als nächsten Musicalleckerbissen zeigt das Haus konzertant South Pacific von Rodgers & Hammerstein in Starbesetzung. Das Ballettprogramm beinhaltet eine Neuproduktion von Carmen sowie die „Ballett-Gala“ zum Saisonabschluss.
Nach 33 Jahren Ensemblemitgliedschaft am Wiener Burgtheater und unzähligen erfolgreichen Rollen hat der komplett „eingewienerte“ Bayer Robert Meyer nun die wohl bedeutsamste und bestinterpretierte Rolle seines Lebens inne: die des Direktors der Volksoper Wien.
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Als einziges Kind eines Dachdeckermeisters mit florierendem Betrieb und immerhin rund 50 Mitarbeitern schien der Weg des Sprosses Ende klar vorgegeben. „Nach der Schule stellte sich für mich die Frage: Studieren oder in den väterlichen Betrieb einsteigen, selbst Meister werden und das Lebenswerk des Vaters fortführen oder …?“ Michael, ein heute kraftvoller Mann mit einer sanften Ausstrahlung und höchst lebendigen Augen, entschied sich – zur Freude seiner Eltern – für das Zweite.
Er erlernte das Handwerk von der Pike auf, erwarb selbst den Meisterbrief und schnupperte in die Gesetzmäßigkeiten der Betriebsführung hinein; verbrachte so nach dem Abitur gut und gern knapp zehn Jahre seines Lebens. Rein zum Hobby sang er in diversen Bands, ein bisschen Jazz ein bisschen Rock, ein bisschen irgendwas. „Ich hatte keinerlei professionelle Ambitionen“, erinnert er sich heute. „Trotzdem begann ich dann recht bald in Hannover einen Vorbereitungskurs für die Aufnahmeprüfung zum Gesangsstudium. Er dauerte ein Jahr, in dem ich oftmals dachte: ‚Ach du grüne Neune, wie soll das gehen? Klavierspiel, Harmonielehre und vieles mehr, wovon du überhaupt keine Ahnung hast.‘“
Michael Ende bestand 27-jährig die Aufnahmeprüfung und musste seinem Vater erklären, dass er sich entschlossen hatte, die sichere Zukunftsaussicht als Inhaber eines florierenden Dachdeckerbetriebs gegen die vage Chance beziehungsweise Hoffnung einzutauschen, einmal erfolgreich auf den Brettern zu stehen, welche die Welt bedeuten. „Das war alles andere als lustig“, erinnert er sich. „Mein Vater hat drei Jahre lang kein einziges Wort mit mir gesprochen!“
Doch dann ging es schnell. Bereits während des Studiums erhielt Michael Ende diverse Gastverträge, im Jahr 2000 wurde er an das Theater Aachen fest engagiert. Hier baute er sein Repertoire aus und lieferte zahlreiche Rollendebüts im Zuge von Neuproduktionen. Konzerte und Gastverträge in Hannover, Wuppertal, Münster, Leipzig sowie bei den Haydn-Festspielen folgten. 2005/06 konnte er sein Repertoire durch Leosˇ Janácˇeks Tagebuch eines Verschollenen und Benjamin Brittens Peter Grimes erweitern. Danach folgten viele weitere schöne Rollen.
Sein bisher schönstes Engagement – und das sagt Michael Ende, man glaubt es ihm, bestimmt nicht nur, weil er jetzt gerade mittendrin steckt – ist das jetzige an der Volksoper Wien. Die Rolle des Cavaradossi in der Tosca und einiges mehr steht unmittelbar bevor. Michael Ende ist ein Mann der Praxis. Ein Mann der Tat, mit einem klaren Blick in der Herangehensweise an eine neue künstlerische Herausforderung, wie er ihn dereinst bei einer Vielzahl von Häusern angewendet hatte. Beim Herantasten an eine neue Rolle richtet sich Endes Blick zunächst auf die thematischen Inhalte: „Ich überlege mir erst mal, wie ich mich als Mensch in dieser Szene verhalten würde. An der Volksoper werden viele ursprünglich auf Italienisch oder Französisch geschriebenen Werke in deutscher Sprache gebracht, was mir als Alternative extrem gut gefällt. Dies stellt mich jedoch vor mehrere Probleme. Zum einen geht die deutsche Sprechstimme mit der deutschen Gesangsstimme nicht zusammen, zum anderen ist die deutsche Sprache viel sperriger als andere. Ich versuche mir den Zugang durch die Vokalfarben zum Beispiel des Italienischen zu legen, ohne die deutsche Klangfarbe da-bei zu verleugnen. Ich versuche also, die deutsche Sprache belcantistisch zu interpretieren.“
Der theoretischen Versuchung, sich als Deutscher zu schnell in das dramatische Fach drängen zu lassen, konnte Michael Ende bisher mühelos widerstehen. „In vier, fünf Jahren“, so meint er, könnte dieses Genre ein Thema werden.
Die Kraft, das weiß Ende, die er sich in knapp zehn Jahren harter körperlicher Arbeit als Junior im Betrieb seines Vaters erworben hat, kommt ihm beim Gesang sehr zugute. Seine Eltern, Mutter wie Vater, sind mittlerweile nicht nur „allgemeine“ Opernfans. Der ehemalige Familienbetrieb wurde aufgrund der „Abtrünnigkeit“ des Nachfolgers „in der Hochkonjunkturphase bestens verkauft“.
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"Möglicherweise begleiten Sie uns in unbekannte Weiten des Universums – oder auch nicht.
Möglicherweise stürzen Sie mit uns in den tiefsten Abgrund – oder auch nicht.
Möglicherweise erkennen Sie eine Ihnen bekannte Person im Spiel – oder auch nicht.
Möglicherweise strapazieren wir Ihre Lachmuskeln – oder auch nicht.
Möglicherweise erfahren Sie eine neue Sichtweise auf das Leben und dessen Dinge …
Ob Sie nun mit uns lachen oder weinen, frohlocken oder scheitern -
entscheiden Sie mit!"
Romeo und Julia aus der Sicht einer Bediensteten, der herrschaftliche „Kamplmamsell“ Maria Anna, genannt Nannerl. Sie ist mitten im Geschehen, von den Ereignissen unmittelbar betroffen und begegnet dem Publikum als begnadete Erzählerin, die alle Ereignisse nochmals auf Ihre ganz eigene Art durchlebt.
Ausgangspunkt ist das Antiquariat von Amalie Nowotny, einem ältliches Fräulein mit besonderer Vorliebe für das Romantische. Als sie eines Tages, völlig unerwartet, eine Schachtel mit alten Briefen erhält, taucht sie während des Lesens in ein lang vergangenes Geschehen ein, das es für sie „sonst nur in Büchern“ gibt.
Text, Bühne, Ausstattung, Spiel: Heide Rohringer
Regie, Licht: Roman Wuketich
Die Darsteller A, B und C bewegen sich sprachlich und szenisch zwischen Gartenparty in Hollywood und Endzeitszenario: zwischen Liebesszene und politischer Diskussion, zwischen Politikteil und ‚Vermischtes‘. Die Geschichte von dem Tag, an dem Brad Pitt Paranoia bekam, erzählt auf kluge und absurd komische Weise von ausweglosen „Metahöllen der Selbstreflektion“, vermeintlich kosmischen Katastrophen und der Unfähigkeit, im Chaos das Richtige zu tun.
Christian Lollike, geboren 1973 in Dänemark, entwirft in seinem Theatertext eine sich mehrfach überlagernde Schleife von Fiktionsebenen. Er lässt drei Darsteller in unterschiedliche Spielhaltungen und Situationen schlüpfen und versteht es allein durch die Kraft der Sprache spannende Szenen entstehen zu lassen.
Österreich-Premiere
Mit: Pippa Galli, Klaus Haberl, Hendrik Winkler
Regie: Hans-Peter Kellner
Lulu: Ich greife in den Himmel und stecke mir die Sterne ins Haar.
Sie ist der erotische Komet, an der alle verbrennen, die ihre Bahn kreuzen: Liebhaber, Ehemänner, die lesbische Geliebte. Lulu ist sprichwörtliche Kindfrau, Luder und femme fatale, Unschuld und Mörderin, Ikone und lebendige Figur, Projektionsfläche für alle männlichen Sehsüchte und Begierden. Lulu ist für jeden etwas anderes und immer sie selbst. Sie ist „das schöne, das wilde Tier“ ohne Rücksicht auf bürgerliche Moral, zugleich Täterin und Opfer. Sie entzieht sich den männlichen Besitzansprüchen und macht eben deshalb die Männer verrückt.
Inszenierung: Bruno Max
Kostüme: Alexandra Fitzinger
Musik: Fritz Rainer
Maske: Margit Sanders
Regieassistenz: Noni Leitgeb
Mit: Barbara Braun, Florian Graf, Karl Maria Kinsky, Max Mayerhofer, Roger Murbach, Alexander Rossi, Christina Saginth, Markus Schramm, Franz Weichenberger.
Lina Loos (1882-1950) war von 1902 bis 1905 mit Adolf Loos verheiratet. Sie gehörte zum Kreis von Peter Altenberg, Karl Kraus und Egon Friedell. Lina Loos begann ab 1904 zu schreiben. Das Stück "Wie man wird, was man ist" wurde in ihrem Nachlass gefunden: ein Schlüsselstück über den unglücklichen Verlauf ihrer Ehe mit dem dominierenden Adolf Loos, ein früher Versuch über die Emanzipation der Frau...
DIE RASENDE KAISERIN von Helmut Korherr.
Mit Claudia Androsch, Kurt Hexmann und Franz Suhrada
Regie: Adele Kobald
Kostüme: Babsi Langbein
1000 österreichische Kleinanleger haben ihr Erspartes in erfolgversprechende Geschäfte investiert in der Hoffnung nach 10 Jahren eine schöne Rendite zu erhalten. Doch nach dem unerwarteten Konkurs ist alles Geld verloren, die Verantwortlichen fühlen sich nicht verantwortlich, die gerichtliche Verfolgung wird jahrelang verschleppt…Zwei Betroffene geben nicht auf und wenden sich schließlich an den einflussreichen Anwalt Dr. Widrich, der mit einer ehrgeizigen Staatsanwältin liiert ist…
Besetzung: Anita Kolbert, Birgit Wolf, Johannes Kaiser, Sascha Buczolich, Johannes Wolf.
Regie: Michaela Ehrenstein
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