Gertrud, vor ihrer Ehe eine gefeierte Sängerin, verlässt ihren Ehemann auf der Suche nach sich selbst. Nach dem Scheitern ihrer Beziehung zu einem jüngeren Mann ist sie schließlich auf sich selbst verwiesen.
In der Rolle der Gertrud kommt die Theater-, Film- und Fernsehschauspielerin Andrea Eckert an das Landestheater Niederösterreich, die sich auch mit zahlreichen Dokumentationen als Filmemacherin einen Namen gemacht hat. Regie führt Johannes Gleim, der nach Woyzeck, Das Käthchen von Heilbronn und Was ihr wollt nun zum vierten Mal am Landestheater inszeniert.
„Gertrud ist das Drama einer Liebeskatastrophe in einer faszinierend radikalen Umkehrung - es ist nicht das Drama eines betrogenen, zerstörten, gar rachsüchtigen Mannes, sondern ein Plädoyer für die Frau, die sich ohne Umschweife und ängstliche Rücksichten zu ihrem Gefühl bekennt, zu ihrer Spontaneität, zu ihrer Liebe.“ Der Spiegel
Mit: Andrea Eckert, Patrick O. Beck, Paul Matic, Michael Rastl
Regie: Johannes Gleim, Bühne und Kostüme: Daniela Juckel
Ein kleiner Hügel. Mitten in diesem Hügel - Winnie - eingegraben bis zur Taille. Eine gut erhaltene Fünfzigjährige, ein munteres Hütchen auf dem Kopf. Der Alltag ist hart unter der glühenden Sonne, eine Zeit lang schützt ein Sonnenschirm, aber auch der geht in Flammen auf. Winnie, die tapferste Frau des Welttheaters, richtet sich an ihren Mann, der hinter diesem Hügel lebt. Nur selten gibt er Antwort. Man müsste um Winnie bangen, könnte sie nicht etwas, das keine andere Figur von Beckett kann: lächeln.
„Adriana Asti spielt die Winnie in Becketts Oh les beaux jours unter Robert Wilsons Regie. Eine heiße Kombination. Strenge Artifizialität der Bühnenlandschaft und elektronische Geräusche treffen auf eine italienische Schnattertante, welche der geballten Kunst ihr natürliches Temperament aufpfropft. Majestätisch, zeremoniell und mit lustvollem Sinn für die Pose faltet sie ihre Hände zum Gebet, den Madonnenblick gen Himmel gerichtet. Auf solche Allüren verzichtet sie handkehrum, sobald sie ein Taschentuch unter den Ausschnitt wurstelt – die Diva als Hausfrau. Und als italienische Commedia-Figur: Adriana Asti, bei uns bekannt aus Filmen (Viscontis Rocco e i suoi fratelli, Pasolinis Accattone, Bertoluccis Prima della rivoluzione), in ihrer Heimat jedoch eine große Bühnenschauspielerin, zieht die drolligsten Register, wenn ihre Winnie einen ‚glücklichen Tag‘ heraufbeschwört.“ Barbara Villiger Heilig, Neue Zürcher Zeitung
Österreich-Premiere | Gastspiel
Mit: Adriana Asti, Yann de Graval
Regie, Bühnenbild und Lichtkonzept: Robert Wilson
„Die Callas“ macht Schule: Sie hat, ihren Weltruhm im Rücken, Gesangsstudenten auszubilden und das vor einer großen Zuschauerschar. Natürlich kann die bühnenbewährte Diva angesichts dieser Grundszene nicht umhin, eine Rolle zu spielen - und sei es die der einzig ihrer Kunst ergebenen Darstellerin, die das anwesende Publikum zu ignorieren scheint und ihren SchülerInnen mit Zucht und Tadel den Ernst des Lebens beizubringen versucht.
Die Situation hat der amerikanische Autor McNally der Lebensgeschichte von Maria Callas entnommen: Nach ihrer beispiellosen Karriere hatte sie in den frühen siebziger Jahren begonnen, in der New Yorker Juilliard School öffentliche Meisterklassen abzuhalten. Auf amüsante und zugleich bestürzende Weise wird in Meisterklasse das Phänomen eines außerordentlichen Karrierefalls der fünfziger und sechziger Jahre deutlich.
Hinter der Ikone der „Primadonna assoluta“, die die Callas so vollumfänglich ausfüllte, werden nach und nach die lebensbestimmenden wie auch die lebensvernichtenden Zwänge und Opfer sichtbar. So ist Meisterklasse auch ein Drama: über Größe und Grausamkeit der Kunst, die nichts weniger als das Leben kostet.
Ein Gastspiel - mit freundlicher Genehmigung des Volkstheaters Wien.
Mit: Claudia Emà Camie, Abdul Candao, Andrea Eckert, Ottokar Prochazka, Eva Steinsky
Regie: Arie Zinger
Auf dem Münchner Oktoberfest kracht die Beziehung des arbeitslosen Chauffeurs Kasimir und seiner Karoline, die sich amüsieren möchte, auseinander. Karoline gerät an den Zuschneider Schürzinger, trudelt weiter in die Arme des Kommerzienrats Rauch, „hat halt so eine Sehnsucht in sich“ und „kehrt zurück mit gebrochenen Flügeln“. Kasimir schließt sich dem Kleinkriminellen Merkel Franz und seiner Erna an und bleibt nach dessen Festnahme an Ernas Seite. Karolines Suche nach einem besseren Leben in schwierigen Zeiten endet bei Schürzinger.
Auch in dieser Spielzeit ist der Kabarettist und Schauspieler Roland Düringer, der in "Was ihr wollt" den Sir Tobias Rülp gab, am Landestheater Niederösterreich zu sehen. Als Kasimir trifft er auf den Merkel Franz, dargestellt von Dietrich Siegl, bekannt aus zahlreichen TV- und Filmproduktionen wie Soko Donau, Um Himmels Willen.
„Ich habe nur zwei Dinge gegen die ich schreibe, das ist die Dummheit und die Lüge. Und zwei wofür ich eintrete, das ist die Vernunft und die Aufrichtigkeit.“ Ödön von Horváth
Mit: Anna Maria Eder, Antje Hochholdinger, Christine Jirku, Julia Schranz, Katharina von Harsdorf / Roland Düringer, Hannes Gastinger, Klaus Haberl, Oliver Rosskopf, Dietrich Siegl, Jürgen Weisert, Helmut Wiesinger
Regie: Thomas Richter
Es geht um einen älteren Mann, umgeben von Bergen von Holzstämmen. Er zerlegt sie fachmännisch und sorgfältig, und der Rhythmus seiner Arbeit bringt ihn zum Reden. Darüber, was er getan hat, bevor er anfing, Holz zu hacken. Arbeit ist Arbeit. Und wenn er sie macht, will er sie gut machen. Ein verstörender Monolog über die Routine der grausamen Vernichtungsmaschinerie des Nationalsozialismus und über den Umgang mit der Vergangenheit und der Schuld.
Hans Münch (1911–2001) arbeitete von 1943 bis 1945 als Arzt im KZ Auschwitz. 1947 erhielt er als einziger von 40 Angeklagten im Krakauer Auschwitz-Prozess einen Freispruch. Bis Ende der 80er Jahre praktizierte er als Landarzt im Allgäu. Der Ausgang des Prozesses begründete Münchs Legende vom „guten Mensch von Auschwitz“. Er trat als Zeuge der Anklage auf, in nachfolgenden Verfahren sogar als Sachverständiger. Münchs Darstellung, er habe als einziger SS-Arzt die Beteiligung an den Selektionen auf der Rampe von Auschwitz-Birkenau verweigert, fand Eingang in die Literatur. Noch als fast Neunzigjähriger schwärmte er von den großartigen Arbeitsbedingungen in Auschwitz: „Ich konnte an Menschen Versuche machen, das war wichtig für die Wissenschaft.“
Josef Bierbichler spielte u.a. an den Münchner Kammerspielen, am Burgtheater und an der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz. In der Schaubühne am Lehniner Platz wirkte er jüngst in den Produktionen Die Katze auf dem heißen Blechdach, John Gabriel Borkmann, Augenlicht und Die Kopien mit. Dreimal wurde er von Theater heute als Schauspieler des Jahres ausgezeichnet.
2007 erhielt er den Europäischen Filmpreis, 2008 den renommierten Berliner Theaterpreis.
Österreich-Premiere | Gastspiel – Schaubühne am Lehniner Platz, Berlin.
Martin und Maria, beide gebrannte Kinder in Sachen Beziehungen und Ehen, lernen einander bei einer Vernissage kennen. Im Gegensatz zu Andreas, Martins bestem Freund, der sich ebenfalls in einer frauenabstinenten Phase seines Lebens befindet, wirft Martin all seine Bedenken und Vorsätze über Bord und wagt den Schritt aus der „Sicherheitszone” hinaus in den freien Fall der Liebe. Auch Maria, die von ihrer besten Freundin Clarabella nachdrücklich an vergangene „Beziehungsschlachten” erinnert wird, will es noch einmal wissen. Warum soll es nicht möglich sein, einmal in diesem Leben eine Beziehung von Anfang an auf gleichberechtigter, partnerschaftlicher Ebene zu führen?
Im Zentrum des Stückes steht eine Perücke, die dem Barbiergesellen Titus Feuerfuchs geschenkt wird. Diese Perücke wird dem wegen seiner roten Haare geächteten Außenseiter zum Talisman. Titus erlebt den Aufstieg vom Vagabunden zum Gärtner, zum Jäger und schließlich zum Sekretär, wobei jede Stufe durch die Sympathie einer anderen Frau – durch die Gärtnerin, die Kammerfrau, und die adelige Frau von Cypressenburg – sowie durch die Kleidung, die er von den jeweils verstorbenen Gatten übernimmt, gekennzeichnet ist.
Diese Komödie gibt uns die Möglichkeit, über uns selbst und über unsere Unvollkommenheit zu lachen.
Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.
Antoine de Saint-Exupérys illustrierte Erzählung, „Der kleine Prinz“ gehört zu den Klassikern der Weltliteratur. Es ist die Geschichte vom kleinen Prinzen, der ganz alleine auf einem einsamen Planeten lebt und sich aufmacht, einen Freund zu finden, um ihm von der stolzen Rose und den drei Vulkanen zu erzählen. Während seiner Reise zu anderen Planeten und deren Bewohnern trifft er auf der Erde auf einen Piloten, der mit seinem Flugzeug in der Sahara notgelandet ist.
Wir befinden uns in London im Jahre 1725: Der Dramatiker Sir John Vanbrugh plant mit dem skandalumwitterten Theaterleiter und Schauspieler Colley Cibber ein Theaterstück über einen der größten Skandale in der Geschichte der Wissenschaft zu schreiben. Ausgehend von dem historischen erbitterten Prioritätsstreit des Mathematikers Sir Isaac Newton gegen seinen Erzfeind Gottfried Wilhelm von Leibniz um die Erfindung der Differentialrechnung, soll ein psychokriminologischer Einblick in die dunkle Seite der von Ehrgeiz besessen Mächtigen einen veritablen Skandal entfachen.
Die junge Schauspielerin Polly Sterling bewirbt sich um ein Engagement. Wird sie Teil des Skandalstückes? Oder verwechselt sie Ehrgeiz und Liebe zum Theater mit der Liebe zum Theaterleiter? In Sir John Vanbrugh, der sein Stück vollendet sehen möchte, glaubt sie einen Unterstützer ihrer eigenen Ziele zu finden. Währenddessen hat Colley Cibber andere Pläne und ist überzeugt die Fäden zu ziehen.Realität und Erfundenes beginnen immer mehr zu verschwimmen, bis Dr. Arbuthnot, ein noch lebendes Mitglied der in den Streit der Wissenschafter seinerzeit involvierten Royal Society, mit einer verblüffenden Eröffnung für eine Überraschung sorgt.
Das Ensemble schlüpft rasant und amüsant in unterschiedlichste Rollen, - manchmal sogar Männer in Frauenkleider und die Frau in Männerkleider - um ihre Skandalgeschichte zu entwickeln.
Heimlichkeiten, fragwürdige Moral und Ethik, übertriebenes Konkurrenzdenken, Liebe und Intrigen — darin unterscheiden sich die Welt der Wissenschaft und die Welt des Theaters nicht. Doch sind Intrigen notwendig um persönliche Ziele zu erreichen? Oder kann man sich dabei doch leicht verrechnen?
Regie: Isabella Gregor
Bühne und Licht: Erich Uiberlacker
Kostüm: Alexandra Burgstaller
aus dem Amerikanischen von Brigitte Auer
nach dem Theaterstück „Calculus“ von Carl Djerassi
Was Friedrich Torberg 1929 in seinem Roman „Der Schüler Gerber“ schrieb, hat für alle folgenden Generationen nichts an Wirkung verloren und ist in einem Atemzug mit "Frühlings Erwachen" von Wedekind und Musils "Die Verwirrungen des Zöglings Törleß" zu nennen, die alle die Suche der Jugend nach Identität beschreiben.
Felix Mitterer hat den Roman sensibel für das Theater bearbeitet und beschreibt analog zu Torberg wie Gerber aufgrund mangelnder Leistungen in Mathematik, dem offenen Konflikt mit dem neuen Klassenvorstand "Gott" Kupfer, der Sorge um den todkranken Vater und der ersten unglücklichen Liebe zur ehemaligen Mitschülerin Lisa Berwald in Verzweiflung, Verwirrung und Zerrissenheit getrieben wird. Gerber ist mit seiner Sensibilität und stolzem Aufbegehren chancenlos gegen den rücksichtslosen Machthunger Kupfers.
Seine Reaktion nach der nicht bestanden geglaubten Reifeprüfung ist die Kapitulation vor einem Leben, für das die Schule ein Paradigma sein kann, ganz gleich ob die Schüler von damals in einer sich verhärtenden Gesellschaft am Vorabend des Nationalsozialismus lebten, oder in einer heutigen Gesellschaft mit ihrem entfachten Konkurrenzdruck und Mobbing bestehen müssen.
REGIE: Marcus Strahl
BÜHNE: Sam Madwar
KOSTÜM: Gaby Weninger
Es spielen – Leila Shalaby, Jenny Thost, Peter Janisch, Willy Klotz, Paul König, Philipp Limbach, Nikolaus Raspotnik, Gerald Schasche und Marcus Strahl