Richard Wagner und Meiningen – ein unendliches Kapitel. Hans von Bülow, einer der bedeutendsten Wagner-Dirigenten seiner Zeit (Uraufführungen von Tristan und Isolde und Die Meistersinger von Nürnberg), wurde von Herzog Georg II. von Sachsen-Meiningen zum Leiter der Hofkapelle ernannt, ein Amt, das er von 1880 bis 1885 ausübte. Orchestermusiker und Bühnen- und Kostümbildner (Brüder Brückner) waren unverzichtbarer Bestandteil der zu Wagners Lebzeiten abgehaltenen ersten Bayreuther Festspiele. All die Jahre des vorigen Jahrhunderts blieben die Werke Richard Wagners wesentlicher Bestandteil der Meininger Spielpläne. In der Zeit nach der Wiedervereinigung verdienen es zwei Projekte, wegen ihrer überregionalen Ausstrahlung besonders hervorgehoben zu werden: Die Meistersinger von Nürnberg in der Inszenierung von August Everding und Der Ring des Nibelungen in der Inszenierung von Christine Mielitz. Der komplette Zyklus an vier aufeinanderfolgenden Tagen erreichte weit über Deutschland hinaus großen Zuspruch.
Das Meininger Theater wagte sich nun erstmals in seiner langen Theatergeschichte an eine szenische Umsetzung des letzten Werks Richard Wagners, seines Bühnenweihfestspiels Parsifal. Für die Inszenierung konnte der renommierte Regisseur Gerd Heinz gewonnen werden, für den dieses Werk – wie auch für den Großteil der Sänger – eine erste szenische Umsetzung auf der Bühne bedeutet. Mit wenigen Ausnahmen (so zum Beispiel hat Anna Maria Dur die Rolle der Kundry bereits mehrmals gestaltet) gilt dies auch für Dirigent Hans Urbanek und die Interpreten der wichtigsten Rollen des Werks. Gerd Heinz legt in seiner Arbeit großen Wert auf die Umsetzung des Mythos. Den Ausstattern, Rudolf Rischer als Bühnenbildner und Monika Frenzel als Kostümbildnerin, ist eine zeitlose, nicht gewaltsam aktualisierte Umsetzung dieses Themas wichtig.
Parsifal ist das letzte Werk im Schaffen Richard Wagners. Mehr als 40 Jahre hat er sich mit diesem Thema befasst. Erst nach der Fertigstellung des Rings und mit der Errichtung des Bayreuther Festspielhauses ging er an die Realisierung dieses Stoffs, der in seiner Behandlung etwas ganz anderes als die Bühnenwerke seiner Zeit werden sollte und wofür er den Titel „Bühnenweihfestspiel“ prägte. Nach Wagners Intentionen sollte Parsifal ausschließlich in Bayreuth gespielt werden, nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist hat es bald die großen Bühnen der Opernwelt erobert.
Mit Cavalleria Rusticana von Pietro Mascagni und Bajazzo von Ruggiero Leoncavallo stehen am ersten Premierenabend (5. August 2009, 20.30 Uhr) zwei absolute Opern-Highlights auf dem Spielplan. Die beiden Einakter wurden 1890 in Rom beziehungsweise 1892 in Mailand uraufgeführt und gelten seither neben den Opern Giacomo Puccinis als bedeutendste Werke des sogenannten italienischen Verismo, als dessen Vorläufer auch die in diesem Jahr aufgeführte Traviata gelten kann.
Im Mittelpunkt der Werke stehen einfache Menschen vom Land, deren Liebe, deren Leidenschaften und tragischer Tod den realistischen Hintergrund der Opern bilden. Kunstvoll wird im Bajazzo das Thema Theater auf die Bühne gebracht, indem sich reales Leben und Theaterspiel gegenseitig durchdringen. Der Premierenabend steht unter der musikalischen Leitung von Prof. Siegfried Heinrich, der parallel zur Oper zum 49. Mal die Festspielkonzerte verantwortet.
Englisches Theater und deutsche Romantik gehen am zweiten Premierenabend (6. August 2009, 20.30 Uhr) eine wundervolle Synthese ein: Auf dem Programm steht dann die Oper Die lustigen Weiber von Windsor, eines der herrlichsten, tiefsinnigsten und deftigsten Stücke des großen William Shakespeare in der Vertonung von Otto Nicolai. Nicolai, 1810 in Königsberg geboren und acht Wochen nach der Premiere der Lustigen Weiber 1849 in Berlin früh verstorben, hat in diesem seinem wichtigsten Werk die Spieloper Albert Lortzings zur Vollendung gebracht. In Wien gründete er die Philharmoniker und gehört mit diesen beiden bedeutenden Leistungen zu den prägendsten Musikern im Vorfeld der Hoch- und Spätromantik.
Die musikalische Leitung hat erneut Prof. Ekkehard Klemm, der zum dritten Mal eine Opernpremiere in Bad Hersfeld einstudiert. Klemm leitet die Dirigierklasse und das Hochschulsinfonieorchester an der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber in Dresden sowie die dortige Singakademie und war elf Jahre am Staatstheater am Gärtnerplatz in München tätig. Musikerinnen und Musiker aus Tschechien, junge Sängerinnen und Sänger aus Deutschland und aller Welt sowie der Hersfelder Festspielchor werden wieder das Ensemble bilden, das Anfang Juli in Bad Hersfeld Station macht, um ab Anfang August die 17 Abende in der Stiftsruine zum Erlebnis werden zu lassen …
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Genießen Sie die großartige Oper!
Kompositionsstudenten von Gerd Kühr und Pierluigi Billone arbeiten an Projekten, die in ihrer stilistischen Vielfalt die Lebenskraft der Gattung demonstrieren.
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Der Soldat Wozzeck steht ganz unten auf der sozialen Stufenleiter. Seine finanziellen Mittel reichen weder für ihn selbst, noch für Marie und ihr gemeinsames uneheliches Kind. Er verdient sich ein paar Groschen dazu, indem er seinen Hauptmann rasiert und sich dem Doktor für Menschenversuche zur Verfügung stellt. Diesem berichtet er auch von seinen Halluzinationen über Tod und Weltuntergang, die der Doktor mit seinen Versuchen in Zusammenhang bringt. Als Maries Affäre mit dem Tambourmajor auffliegt, stellt Wozzeck sie zur Rede. Marie leugnet, doch blind vor Eifersucht tötet Wozzeck sie und wirft sie in einen Teich. Als das Blut an seinen Händen entdeckt wird, eilt Wozzeck zum Tatort, um das zurückgelassene Messer zu beseitigen und seine Hände zu waschen. Dabei ertrinkt er.
Die Uraufführung fand 1925 unter der musikalischen Leitung Erich Kleibers in Berlin statt. Es folgten zahlreiche Aufführungen auch im Ausland, bis die Oper 1933 verboten wurde. Erst seit 1945 erlebt sie zahlreiche Neuproduktionen, die ihre Rolle als Schlüsselwerk des Musiktheaters des 20. Jahrhunderts betonen.
Chevalier Des Grieux lernt die junge Manon kurz vor dem erzwungenen Eintritt ins Kloster kennen und flieht mit ihr nach Paris. Ein Leben für ihre Liebe ist das Ziel, aber sie bleiben auf der Strecke, weil Des Grieux’ Ressourcen nicht mehr als ein Leben am Rand der Armut ermöglichen. Manon lässt sich von dem wohlhabenden De Brétigny zu einem Leben in Luxus verleiten, als sich abzeichnet, dass Des Grieux von seinem entrüsteten Vater nach Hause geholt werden soll. Manon wird bald zur glanzvollsten Kurtisane von Paris. Als sie jedoch erfährt, dass Des Grieux dabei ist, Priester zu werden, wird ihr chmerzlich klar: Sie liebt ihn. Es gelingt ihr, ihn noch einmal zurückzugewinnen. Doch die Armut lastet weiter auf dem Paar, und Manon nötigt Des Grieux zum Glücksspiel. Neider sorgen dafür, dass Des Grieux’ Glückssträhne in einer Verhaftung endet. Dank der Intervention seines Vaters kommt Des Grieux frei. Aber Manon, die auch verhaftet wurde, wird der Prozess gemacht: Ihr droht die Deportation nach Amerika. Des Grieux gibt sein letztes Geld, um Manon noch einmal sehen zu dürfen. Das Paar schwelgt in Erinnerungen, bevor die im Gefängnis kränklich gewordene Manon in seinen Armen stirbt.
Dass die Geschichte von der Liebe des Chevaliers Des Grieux zu der leichtlebigen Manon Lescaut geradezu nach Musik und Oper schreit, das haben neben Jules Massenet auch andere gemerkt: Vor ihm verliebte sich der Altmeister der Grand Opéra, Daniel François Esprit Auber, und nach ihm der junge Giacomo Puccini in Manon. Massenet stand nach
einer Reihe von Welterfolgen jedoch auf dem Gipfel seiner Kunst und besaß deshalb wie kein anderer die Mittel, um das Porträt einer noch hilflos zwischen tiefen Empfindungen und einem ungestümen Vergnügungsdrang schwankenden Kindfrau zu zeichnen. Die Bezeichnung „opéra-comique“ weist wie bei der wenig älteren Carmen auf turbulente Milieuschilderungen und viel brillante Satire bei den Nebenfiguren hin. Der überbordende Erfolg nach der Uraufführung 1884 ist in den letzten Jahrzehnten zurückgekehrt – nicht zuletzt durch die Fernsehübertragung mit Anna Netrebko in der Titelrolle.
ERSTER AKT
1. Bild
Die Äthiopier, unter der Führung ihres Königs Amonasro, bedrohen aufs neue das ägyptische Reich. Auf Rat der Göttin Isis soll Radames als Feldherr an der Spitze der ägyptischen Krieger gegen die Äthiopier ziehen.
Radames träumt von Ehre und Ruhm - und von Aida, die als äthiopische Sklavin der ägyptischen Königstochter Amneris dient. Geheime, innige Liebe verbindet Radames und Aida. Aber auch Amneris begehrt den jungen, tapferen Krieger leidenschaftlich. Plötzlicher Argwohn erwacht in ihr, als sie der Blicke zwischen den Verliebten gewahr wird. Unter Jubel und Zeremonien wird Radames vom König die Feldherrnwürde übertragen. Aida ist verzweifelt: Radames, der Geliebte, wird gegen ihr Volk, ja sogar, was am ägyptischen Königshofe allerdings niemand ahnt, gegen ihren Vater Amonasro kämpfen.
2. Bild
Priester und Priesterinnen beschwören den Gott Ptah, den Ägyptern im Kampfe gegen die Äthiopier beizustehen. Radames erhält vom Oberpriester Ramphis das heilige siegbringende Schwert.
ZWEITER AKT
3. Bild
Das ägyptische Heer hat die Feinde geschlagen. Amneris wird von ihren Sklavinnen für das Siegesfest geschmückt. Sehnsüchtig erwartet sie den begehrten Radames. Aber plötzlich quälen sie wieder Zweifel. Sollte sie wirklich in Aida eine Rivalin haben? Sie muß sich Gewißheit verschaffen. Mit Hilfe einer List gelingt es ihr, Aida das Geständnis ihrer Liebe zu Radames zu entlocken.
4. Bild
Radames wird als Sieger triumphal empfangen. Im Zuge der äthiopischen Gefangenen erblickt Aida ihren Vater. Amonasro verschweigt jedoch seinen Stand, erklärt, daß der äthiopische König im Kampfe gefallen sei, und bittet um Gnade für die Mitgefangenen. Ramphis warnt, aber auch Radames schließt sich dieser Bitte an. Die Gefangenen werden freigelassen. Nur Aida und ihr Vater sollen weiterhin als Geiseln am ägyptischen Hofe bleiben. Als Dank für seinen mutigen Einsatz fürs Vaterland bietet der König Radames die Hand seiner Tochter Amneris und die Thronfolge. Das Volk jubelt; freudentrunken sieht sich Amneris am Ziel ihrer Träume.
DRITTER AKT
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Amneris wird von Ramphis in den Tempel der lsis geführt, um dort die Nacht vor ihrer Vermählung mit Radames zu beten. Aida erwartet Radames. Amonasro, dem die Neigung seiner Tochter zu dem ägyptischen Feldherrn nicht verborgen geblieben ist, ist ihr gefolgt. Unter Beschwörung der Leiden ihres Volkes überredet er sie, Radames zur Preisgabe der ägyptischen Angriffspläne gegen die inzwischen wieder erstarkten Äthiopier zu bewegen. Verzweifelt willigt Aida ein. Amonasro verbirgt sich. Aida gelingt es, Radames zu einer gemeinsamen Flucht zu verleiten und von ihm einen Weg zu erfahren, der vor den ägyptischen Truppen sicher ist. Damit hat Radames aber den Aufmarschplan der Ägypter für den bevorstehenden Kampf verraten. Triumphierend tritt Amonasro aus seinem Versteck hervor und gibt sich als König der Äthiopier zu erkennen. Radames, die Tragweite seines Verrates erkennend stellt sich den Wachen. Amonasro und Aida fliehen.
VIERTER AKT
6. Bild
Radames, des Hochverrats angeklagt, soll zum Tode verurteilt werden. Amneris, die ihn noch immer liebt, versucht, ihn durch Widerruf seines Geständnisses dem bevorstehenden Schicksal zu entreißen. Aber für Radames ist ein Leben ohne Aida sinnlos. Er weist den Antrag von Amneris zurück. Schweigend anerkennt er das Urteil der Priester: Tod durch Einmauerung.
7. Bild
In einem unterirdischen Gewölbe eingeschlossen, erwartet Radames sein Ende. Plötzlich wird er gewahr, daß er nicht alleine ist. Aida hat sich unbemerkt eingeschlichen, bereit, mit dem Geliebten zu sterben. Im Tode erfüllt sich ihre Liebe ...
1. Akt
Vereinsamt, von Todessehnsüchten geplagt, verflucht der alternde Faust all das, woran er sich früher geklammert hatte: Glück, Geduld, Glauben, Wissen, Ruhm und Liebe. Doch jedes Mal, wenn er den Gifttrank mit dem er seinem Leben ein Ende setzen möchte an die Lippen setzt, wird er durch das fröhliche und gottesfürchtige Singen der Menge, das von außen in die Studierstube dringt, vom Selbstmord abgehalten. In seiner Verzweiflung ruft Faust schließlich nach Satan, der ihm in der Gestalt von Méphistophélès sogleich erscheint. Für den Preis seiner Seele, verspricht ihm dieser "den Schatz, der alles enthält" - die entschwundene Jugend. Fausts anfängliches Zögern, den Pakt anzunehmen, überwindet Méphistophélès, indem er Faust in einer Vision die schöne Marguerite sehen lässt. Bezaubert von dem wunderbaren Anblick, unterschreibt Faust den Vertrag und verwandelt sich in einen jungen Mann.
2. Akt
Auf einem Volksfest zieht Méphistophélès rasch alle Aufmerksamkeit auf sich indem er im Lied vom Goldenen Kalb eindrucksvoll die Macht des Geldes besingt. Wenig später gelingt es ihm, jene zwei Personen zu reizen, die Marguerite nahe stehen: Siébel, der Marguerite heimlich liebt und ihren um sie besorgten Bruder, den Soldaten Valentin. Faust selbst bietet Marguerite, die sich ebenfalls in der Menge aufhält, seine Begleitung an, die diese aber kurzerhand zurückweist.
3. Akt
Marguerite ist gegen ihren Willen von Faust beeindruckt und denkt immer wieder an den für sie fremden Mann. Dadurch hat Méphistophélès, der weiterhin die Fäden zieht, leichtes Spiel. Er lässt Marguerite ein Schmuckkästchen finden um ihre Eitelkeit zu wecken. Im Garten Marguerites kommt es auf Betreiben Méphistophélès' zum nächsten Zusammentreffen zwischen Faust und Marguerite, bei dem sich die beiden endlich näher kommen. Marthe, Marguerites Nachbarin wird unterdessen von Méphistophélès abgelenkt. Von Fausts Liebesgeständnis ist Marguerite tief beglückt, lehnt aber seine Bitte, die Nacht über bei ihr bleiben zu dürfen, vorerst ab. Doch als Faust sich bereits entfernt, ruft sie ihn voller Liebe zurück.
4. Akt
Marguerite, die von ihren Bekannten gemieden wird, sehnt sich nach Faust, der sich von ihr offenbar für immer getrennt hat. Einzig Siébel versucht Marguerite Trost zu spenden. In ihrer Verzweiflung wendet sich Marguerite in einer Kirche Gott zu, um seine Vergebung zu erflehen. Doch Méphistophélès stört ihre Gebete. Schließlich gelingt es Méphistophélès auch noch, ein Duell zwischen Faust und Marguerites Bruder Valentin herbeizuführen, bei dem Valentin tödlich verwundet wird.
5. Akt
Méphistophélès bringt Faust zur Walpurgisnacht, wo dieser von wunderschönen Kurtisanen und Königinnen der Antike verführt werden soll. Doch Faust erblickt in einer Vision Marguerite, die in geistiger Verwirrung ihr Kind getötet hat. Auf Fausts Wunsch hin führt ihn Méphistophélès zu Marguerite ins Gefängnis. Doch diese weigert sich mit Faust und Méphistophélès zu fliehen, vertraut sich Gott an und rettet dadurch ihre Seele.
Erster Akt
Auf dem Landgut der Larins in der russischen Provinz ist Erntezeit. Die verwitwete Gutsbesitzerin und die alte Kinderfrau plaudern beim Einkochen von Beeren über die Vergangenheit, über enttäuschte Hoffnungen an das Leben und die Gewohnheit als Ersatz für versäumtes Glück. Von den beiden Töchtern des Hauses ist die lebhafte, unbeschwerte Olga allen Daseinsfreuden zugetan, die stille, verschlossene Tatjana dagegen versenkt sich in Bücher, verliert sich in Tagträume. Da kommt Besuch: Olgas Verlobter, der schwärmerische junge Poet Lenski, führt seinen Freund und Gutsnachbarn Onegin ein, einen souveränen Großstadtmenschen und Freigeist. Während Lenski mit seinen Liebesbeteuerungen die lebenslustige Olga schier bedrängt, machen die Eleganz und Überlegenheit Onegins auf die scheue Tatjana tiefen Eindruck. Der Held ihrer Romane, die Projektion ihrer Träume und Phantasien scheint vor ihr zu stehen.
In ihrem Zimmer findet Tatjana nachts keine Ruhe. Auch Gespräche mit der Amme lenken sie nicht ab. So entschließt sie sich zu einem Brief an den Mann, der unverhofft in ihr Leben getreten ist. Erst ängstlich, dann immer unbekümmerter gibt sie ihr Inneres preis, vertraut sie ihre Gefühlswelt Onegin an. Als es darauf zu einer Begegnung kommt, muss Onegins herablassende Antwort Tatjana enttäuschen, ja demütigen. Wohl empfinde auch er Sympathie für sie, doch misstraue er der Dauer von Gefühlen, sei zudem für die Ehe nicht geschaffen. Verletzt zieht sich Tatjana zurück, während die Mädchen bei der Beerenlese im Garten neckisch vom Liebesglück singen.
Zweiter Akt
Monate später, es ist Winter geworden. Ein Hausball zu Tatjanas Namenstag bringt für die geladene Nachbarschaft Abwechslung in den eintönigen Alltag. Auch Onegin hat sich von Freund Lenski zum Besuch überreden lassen. Doch bald verdrießt ihn der Klatsch der anderen Gäste übe seine extravagante Lebensart so sehr, dass er dem Freund einen Streich spielt. Er tanzt wiederholt mit Olga, macht ihr auffällig den Hof, und sie geht kokett auf das Spiel ein. Der eifersüchtige Lenski gerät in heftigen Zorn. Vor der Gesellschaft zieht er Onegin empört zur Rechenschaft und fordert den vermeintlichen Nebenbuhler schließlich zum Duell.
An einem kalten Morgen erwartet Lenski seinen Gegner. Voller Todesahnungen nimmt er von seinem Leben und der geliebten Olga in Gedanken Abschied. Als auch Onegin zur Stelle ist wird beiden die Sinnlosigkeit ihres Vorhabens, zugleich der Wert ihrer Freundschaft klar. Doch keinem gelingt das erlösende Wort. Erst als Lenski tödlich getroffen ist, begreift Onegin das entsetzliche Geschehen.
Dritter Akt
Einige Jahre sind vergangen. Onegin ist von seinem Landgut fortgezogen. Doch auch lange, weite Reisen lassen ihn den mutwilligen Verlust seines Freundes nicht verwinden, befreien ihn nicht von der Schwermut, geben seinem Leben keinen Sinn. Kaum zurückgekehrt, verschlägt es den ruhelosen in Petersburg auf ein Fest im Hause Gremin, wo er sich erneut einsam fühlt. Da glaubt er in der Gastgeberin die fast vergessene Tatjana zu erkennen. Und wirklich, sie ist inzwischen die Gattin des verdienten Generals und angesehenen Fürsten geworden. Als Gremin dem fassungslosen Onegin sein spätes Eheglück mit Tatjana erzählt, erkennt dieser sein einstiges Fehlverhalten. Den überlegenen Dandy befällt ein ungekannter Aufruhr der Gefühle. In einem stürmischen Brief hat Onegin Tatjana um eine Aussprache gebeten. Sein unvermutetes Erscheinen auf dem Ball hat auch ihren mühsam errungenen Seelenfrieden gestört. Gemeinsam beklagen sie nun das versäumte Lebensglück. Als Onegin sie immer heftiger bedrängt, ihre Ehe aufzugeben und ihm zu folgen, gesteht sie ihre unverminderte Liebe ein - und bekennt sich zugleich zu ihrer Verbindung mit Gremin. Allein zurückgeblieben, verzweifelt Onegin am Sinn seines unerfüllten Lebens.
Mitten im Hochsommer probt der verwitwete Amtmann mit seinen noch minderjährigen Kindern Weihnachtslieder. Werther, der zu Besuch kommt, gerät über die wunderbare Natur ins Schwärmen. Als er die Liebe sieht, die die Kinder ihrer Schwester Charlotte, der einzigen erwachsenen Tochter des Amtmannes, entgegenbringen, ist er tief beeindruckt. Mit Charlotte allein geblieben gesteht er ihr seine Liebe. Doch Charlotte weicht ihm aus und weist ihn auf einen Schwur hin, den sie ihrer sterbenden Mutter geleistet hatte: Albert, ihren Verlobten, zu heiraten. Da trifft die Nachricht ein, daß Albert zurückgekehrt ist. Werther bleibt verzweifelt zurück.
Einige Monate nach der Hochzeit von Albert und Charlotte kommt es zu einer Aussprache zwischen den beiden Rivalen. Doch Albert scheint Werther die frühere Leidenschaft zu verzeihen. Kaum sind Charlotte und Werther allein, beteuert er ihr gegenüber allerdings erneut seine Liebe. Charlotte weist ihn abermals zurück und erlaubt ihm erst zu Weihnachten das nächste Wiedersehen. Werther flieht und läßt Sophie, die 15jährige Schwester Charlottes, weinend zurück. Sie hat sich unglücklich in ihn verliebt.
Am Weihnachtstag liest Charlotte, die nun ebenfalls Werther zugetan ist, seine Briefe. Eine darin enthaltene Selbstmorddrohung läßt sie erschrecken. Als Sophie hinzukommt und von Werther spricht, bricht Charlotte in Tränen aus. Kaum ist sie wieder allein, kommt Werther ganz unerwartet zu ihr. Er fordert einen Kuß, den ihm Charlotte aber verweigert. Daraufhin verläßt Werther Charlotte und schickt Albert einen Brief, in dem er ihn um seine Pistole bittet, die dieser ihm auch schicken läßt. Da werden Charlotte die Selbstmordabsichten Werthers bewußt und sie begibt sich auf die Suche nach ihm. Doch trifft Charlotte ihn nur mehr sterbend an. Jetzt, wo alles zu spät ist, bekennt sie ihm ihre Liebe. Im Hintergrund singen die Kinder jenes Weihnachtslied, das sie im Sommer einstudiert hatten.
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