!!! Wurde abgesagt! !!!
Damit rückt eine lange unterbelichtete Dimension im Schaffen des großen Rock- Exzentrikers und Sound-Avantgardisten, Mitbegründer der düsteren 60´s Band „The Velvet Underground“, wieder näher ins Hörfeld.
Die Komposition greift eine Überlieferung auf, nach der Galilei in der Kathedrale von Pisa während einer vermutlich langweiligen Predigt beobachtete, wie die Lampen im Wind schwingen. Er zählte die Schwingungen der unterschiedlich langen Pendel und kam zum Ergebnis, dass sich die Schwingungsfrequenz umgekehrt proportional zum Quadrat der Pendellänge verhält. Tom Johnson transformiert diese Entdeckung Galileis und verwendet für seine Aufführung 5 Pendel aus Metall und diverse Schlägel. Sobald alle Pendel schwingen, ergibt sich die rhythmische Proportion 12 zu 15 zu 16 zu 18 zu 24. Selbst ohne Arithmetik im Kopf ist das faszinierend zu hören.
Der Workshop war für TeilnehmerInnen jeglicher Herkunft aus Krems und Umgebung zugänglich. Künstlerische oder musikalische Vorbildung ist dafür nicht notwendig. Dennoch entstehen bei “I – Picnic” Werke hoher künstlerischer Qualität, in die sämtliche Musikinstrumente ohne Beschränkung integriert werden können.
Die Gruppe “I – Picnic”, die bereits zum zweiten Mal bei Kontraste zu Gast sind, setzt sich zusammen aus mehreren fernöstlichen Gamelan-Musikern sowie einem Komponisten, einem Kameramann und einem Tänzer aus Japan. Die Gruppe versteht sich als Indonesien, Deutschland, Holland, den USA, Kanada und Australien.
Mit Mikro-Samples, verwoben mit Stimmfetzen von Opernsängern, mit Melodiefragmenten, Cut-Up-Störgeräuschen oder Kinderliedern zeichnen sie am Computer in klangmalerischen Collagen die Porträts ihrer Väter. Das Werk basiert auf einer dreijährigen Recherche der Musikerinnen zum Leben ihrer Väter: ein ehemals ranghoher Offizier der Nationalen Volksarmee der DDR, ein koreanischer Geschäftsmann, der nach Japan emigrierte, und ein englischer Bauer, der bis heute noch in der Landwirtschaft tätig ist.
Die Cellistin und Noise-Musikerin Okkyung Lee ist eine Schlüsselfigur in der freien Musik der Gegenwart. Nach klassischer Ausbildung und Kompositionsstudium arbeitete die in New York lebende koreanische Musikerin unter anderen mit Marc Ribot, Laurie Anderson, Carla Bozulich, Derek Bailey oder Mark Dresser.
Hier kommuniziert Okkyung Lee mit Videoprojektionen des norwegischen Videokünstlers Kjell Bjørgeengen im Rahmen eines Projekts, das er mit dem britischen Gitarristen und Elektroniker Keith Rowe entwickelte. Bjørgeengen fokussiert in seinen Videoarbeiten ein Zentralthema visueller Wahrnehmung in der Gegenwart: das Flimmern der Bildschirme. Auf der Bühne interagieren Videobilder und Musik. Okkyung Lee und Keith Rowe reagieren unmittelbar auf die Bilder Bjørgeengens, wodurch sich diese wiederum technisch verändern.
Schaltstelle ist die Computerfestplatte, auf der Ton und Bild als Algorithmus zusammenlaufen und einander digital beeinflussen. Keith Rowe, der ursprünglich aus dem Jazz kommt und seine Karriere in den 1960er Jahren im Umfeld von Mike Westbrook und Lou Gare begann, wandelte sich zunehmend dem Free Jazz zu und gilt heute als Pionier und Meister der Improvisation im Feld der Neuen Elektronik.
Den Datenfluss extrahiert Klammer aus der Gestik, der Dynamik und der Unabhängigkeit der vier Extremitäten beim Schlagzeugspiel. Elektronisch und elektrisch an der Gitarre begleitet wird er von Seppo Gründler.
Der Sound des Materials wird erkundet. Die Trommeln Josef Klammers sind mit außergewöhnlichen Oberflächen versehen. Einerseits mit Glas und andererseits mit Latex-Fellen, deren Dehnbarkeit die Drum Beats endlos verlangsamt. Der Fluchtpunkt dieses Konzepts findet sich im Periodensystem der chemischen Elemente beim Eintrag für Silicium. Silicium ist nicht nur in Latex enthalten, sondern auch Grundstoff von Glas und fungiert als Leiter in den Microchips des elektronischen Equipments. Hörerfahrungen im Silicium-Zeitalter. Eben.
Mäuse feat. Max Müller
Der Auftakt verspricht gar schräg und poppig zu werden. In der Kernbesetzung bestehen Mäuse aus dem Elektroniker Gerhard Potuznik sowie dem Cartoonisten Tex Rubinowitz. Deren gemeinsamer musikalischer Bastard lässt sich treffend als „Elektroclash“ umschreiben. Ein wilder Mix, der Pop derart auf seine triviale Essenz zurückführt, dass sämtliche Anspielungen aus ihrem falschen Glanz heraus wieder neu erstrahlen. Seltsame Musik, die befremdlich vertraut klingt.
alva noto + Blixa Bargeld
Mehr Kontrast geht kaum: Die sonore, affektive Stimme von Blixa Bargeld erklingt zu den auf der Computerfestplatte formatierten kühlen Sounds von alva noto aka Carsten Nicolai.
Nihilist Spasm Band
Worte lassen sich auch zerfetzen, Bedeutungen verdrehen und Dogmen unterminieren. In ihren verbalen Ausritten beschimpft die Nihilist Spasm Band (NSB) jegliches politische Hegemonialstreben. Against confession and stupidity everywhere. Ein störrischer Aufschrei, angetrieben und gehetzt von Improvisationen, die jeden Moment zu implodieren scheinen.
In den letzten Jahren konzertierte sie u.a. in Holland, Kroatien und Irland. Dass sie in ihrer Heimat Österreich leider (zu) wenig präsent ist, liegt daran, dass die Künstlerin und Moderatorin der Ö1-Jazznacht ihre Energie hauptsächlich in die Ausbildung des talentierten Gesangsnachwuchses auf den Musikuniversitäten Graz und Wien, Konservatorien und Workshops investiert. Von den Instrumentalisten ihrer Band ist der Saxophonist Roman Schwaller der renommierteste. Zehn Jahre lang war der Schweizer Solist im Vienna Art Orchestra, arbeitete dann in München und ist seit Herbst 2008 Leiter der Jazzabteilung am Konservatorium der Stadt Wien.
Ines Reiger (vocals), Roman Schwaller (saxophone), u.a.
Mit neun Jahren erhielt sie Klavierunterricht, mit zwölf schrieb sie ihre ersten Songs. Nach einem Studium der Kommunikationswissenschaft trat sie ab Mitte der 1970er Jahre zunächst in New Orleans auf. 1982 zog sie nach New York, wo sie im Musikerkollektiv M-Base mit Steve Coleman und Graham Haynes arbeitete. “Point Of View“ (1985) mit Steve Coleman und Jean-Paul Bourelly unter den Sidemen war ihr erstes Album als Leader. Drei Jahre später folgte das vielfach ausgezeichnete Durchbruch-Album “Blue Skies“ mit dem Mulgrew Miller Trio. Seit dem Ende der 1980er Jahre gewann die Tochter des Gitarristen und Bassisten Herman B. Fowlkes zahlreiche Polls. Sie unternahm Welttourneen, trat in populären Fernsehshows und im Spielfilm “Junior“ mit Arnold Schwarzenegger auf, spielte 1994 die Hauptrolle in Wynton Marsalis‘ Werk “Blood On The Fields“ und kooperierte mit Jacky Terrasson. Bei Blue Note erschien im Vorjahr die CD “Loverly“.
Cassandra Wilson (vocals), Marvin Sewell (guitar), Reginald Veal (bass), Jonathan Batiste (piano), Lekan Babalola (percussion), u.a.