Anlässlich seines 100. Geburtstags eröffnet und 2011 neu konzipiert, nimmt das Tullner Museum seither eine Ausnahmestellung ein, indem es die Anfänge des Künstlers und das Werden des Genies thematisiert. Im Zentrum stehen damit jene Jahre, die Schiele tatsächlich in Tulln verbracht hat.
Tulln bietet für Schiele den Rahmen einer sorgenfreien Kindheit. Mit dem Abschied aus Tulln verlässt Schiele diese idyllische Lebensphase, die für ihn als Sehnsucht und Sentimentalität ein Leben lang erhalten bleibt. Das Egon Schiele Museum begleitet den Künstler von der Geburt bis zu seinem Austritt aus der Wiener Akademie 1909. Ab diesem Jahr tritt Schiele heute bei Auktionen in das Rampenlicht großer Museen aller Kontinente. Das Leben und Schaffen Schieles in der Zeit davor finden dagegen wenig Beachtung. Damit wird nicht nur eine Lücke in der österreichischen Museumspräsentation geschlossen, sondern es ist auch möglich geworden, das Museum ausschließlich mit Originalen auszustatten.
Eine Reihe glücklicher Umstände ermöglicht dem Schiele Museum in Tulln die Präsentation wichtiger Abschnitte des Frühwerks. Die Leihgaben selbst rekrutieren sich zum überwiegenden Teil aus Sammlungen, deren Geschichte in die Frühzeit des Künstlers zurückführt. Es sind allesamt niederösterreichische Kollektionen: Ludwig Karl Strauch ist als Zeichenprofessor des Realgymnasiums Klosterneuburg der erste wichtige Förderer Schieles. Strauch verfügt nach dessen Tod über eine ansehnliche Sammlung zum Frühwerk, die heute den wichtigsten Schiele-Block des Landesmuseums Niederösterreich in Sankt Pölten bildet. Eine Klosterneuburger Privatsammlung, die nicht genannt werden möchte, geht ebenfalls auf die Gymnasialzeit Schieles zurück und stellt wichtige Arbeiten der ersten Schaffensjahre bereit. Der Großteil der Werke des Egon Schiele Museums Tulln wird von der einzigen verbliebenen Privatsammlung in Besitz der Nachfahren der Künstlerfamilie bereitgestellt. Die Sammlung von Melanie Schuster-Schiele, der ältesten Schwester des Künstlers, geht nach deren Tod an deren Neffen Norbert Gradisch, dessen Sohn Werner Gradisch das kostbare Erbe bis heute bewahrt. Dieser Werkbestand gibt einen umfassenden Einblick in die ersten Schaffensjahre des Künstlers und bildet den unverzichtbarsten Teil des Museums. Die Stadtgemeinde Tulln hat in den letzten Jahrzehnten eine kleine, aber überaus qualitätvolle Kollektion zusammengetragen, die als wichtige Ergänzung des Schiele Museums ebenfalls präsentiert wird.
Die Ausstellung vereint mehr als 60 Gemälde, Aquarelle und Zeichnungen Egon Schieles mit Fotos und Dokumenten zum Leben des Künstlers. Daneben wird die Kindheit im Tulln der Zeit um 1900 mit exquisiten Produkten der frühen Spielzeugindustrie – von der Eisenbahn (als Dreh- und Angelpunkt der Kindheit Schieles) bis zu Spielzeugautos und Heißluftballons – illustriert.
31. März bis 28. Oktober 2012
Informationen
Egon Schiele Museum
Donaulände 28 , A-3430 Tulln
Tel: + 43 (0) 2272 / 64570
Mi bis So, Fe 10 bis 17 Uhr
www.egon-schiele.eu
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