SIMsKultur: Setzen Sie auch heuer wieder auf das bewährte Erfolgsrezept, auf der einen Seite Stars und auf der anderen Seite jungen Sängern Bad Ischl als Sprungbrett für ihre Karriere zur Verfügung zu stellen?
Intendant Dr. Michael Lakner: Allerdings! Helga Papouschek und Kammersänger Kurt Schreibmayer werden als Anhilte und Feri Bácsi in der Csárdásfürstin zu sehen sein, Franz Suhrada als Der Fidele Bauer, und Vincent Schirrmacher kehrt als Armand in Frasquita wieder. Andererseits ist heuer zum ersten Mal meine Sopranentdeckung Yvonne Friedli bei uns – ich habe sie voriges Jahr bei einem Wettbewerb in Passau gefunden –, und zwar als Komtesse Stasi, der slowenische Tenor Matjazˇ Stopinsˇek wird als Edwin debütieren, und der beliebte Tenorbuffo Roman Martin ist als Boni zu sehen. Außerdem noch im Reigen der jungen Talente: eine junge österreichische Soubrette, Laura Schwerwitzl, als Annamirl in Der Fidele Bauer.
Die heurigen drei Stücke verbindet nach Ihrer Aussage eine dramaturgische Klammer?
Alle drei Operetten haben den Zusammenprall verschiedener Welten beziehungsweise Klassen und die Überwindung von Vorurteilen und Standesdünkeln zum Inhalt. Sind es in Die Csárdásfürstin die Standesunterschiede zwischen der Aristokratie und dem Bürgertum, die Konfliktpotenzial bieten, so sind es in Der Fidele Bauer Bildungsbürgertum und Bauerntum, die aufeinandertreffen. In Frasquita sind es schließlich der Adel und die Zigeuner, die sich miteinander reiben.
Diesmal haben Sie sich dazu entschlossen, beide szenischen Produktionen in historischem Gewand zu zeigen.
Das war der ausdrückliche Wunsch der Regisseure. Besonders Dolores Schmidinger setzt sich bei Der Fidele Bauer gemeinsam mit ihrer kongenialen Bühnen- und Kostümbildnerin Katrin Köhler-Rölle für höchstmögliche Authentizität ein. Der Fidele Bauer spielt ja in Oberwang, gleich bei uns um die Ecke, und der Inhalt des Stücks lässt sich nicht aktualisieren. Es handelt sich dabei übrigens um eine veritable Ischler Erstaufführung.
Wieso gibt es Lehár heuer nur konzertant zu hören?
Zum 140. Geburtstag von Franz Lehár wollte ich etwas Besonderes machen und die ausgetretenen Pfade meiden. So sind wir auf Lehárs einstigen Kassenschlager Frasquita gekommen, in dem Lehár seinen Lieblingstenor Richard Tauber bei einem Gastspiel in dieser Operette im Theater an der Wien zum ersten Mal erleben konnte. Da nun gerade dieses Werk eine Peripetie im künstlerischen und privaten Leben des Meisters eingeläutet hat, fand ich es besonders reizvoll, dieses Stück endlich wieder einmal zumindest zu Gehör zu bringen – und das in einer wunderbaren Besetzung, nämlich mit Romana Noack und Vincent Schirrmacher in den beiden Hauptrollen.
Hat sich das seit fünf Jahren erfolgreiche Projekt EurOperette heuer verändert?
Gemeinsam mit Künstlern des Lehár Festivals erarbeiten auch diesmal junge Menschen im Alter von 12 bis 24 Jahren ein Theaterstück und machen damit zugleich Werbung für die Ischler Operette. Es wird wieder ein österreichweites Projekt unter dem Motto „Jeder Mensch ist eine Bühnenpersönlichkeit“, neu ist das Thema „Traum und Wirklichkeit“.
Theater spielen, tanzen, sich bewegen, singen, musizieren, Geschichten erfinden – das alles mit „richtigen“ Künstlern und mit viel Enthusiasmus. Das ist ein trashiges Projekt, bei dem jeder mitmachen kann. Infos dazu gibt es auf www.europerette.eu. Die jungen Menschen haben heuer anschließend erstmals die Möglichkeit zu erleben, wie aus ihren Geschichten ein Libretto für neues Musiktheater entsteht. Für die Leitung der ersten Komponistenakademie in Bad Ischl konnte einer der bedeutendsten Komponisten unserer Zeit, der Wiener Kurt Schwertsik, gewonnen werden. Mit einer internationalen Gruppe junger Komponisten wird eine Reihe von kurzen Stücken entstehen, die im nächsten Sommer zum 50-Jahre-Jubiläum des Lehár Festivals uraufgeführt werden. Die heurige EurOperette ist der Auftakt zu einem zweijährigen internationalen Projekt, das von der Stadt Bad Ischl koordiniert und mit EU-Mit-teln gefördert wird. Die Projektpartner kommen aus Bad Ischl, Eggenfelden in Bayern, Celje in Slowenien und aus Warschau.
Informationen
17. Juli bis 5. September 2010
Lehár Festival Bad Ischl
Kurhausstraße 8, A-4820 Bad Ischl
Tel. (+43-61 32) 23 8 39
[email protected]
www.leharfestival.at
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