Er verflucht Vernunft und Wissenschaft und ist mehr als bereit, den großen Worten wilde Taten folgen zu lassen, sich sogar aus dem Leben zu nehmen, doch da kreuzt der teuflisch anziehende Mephistopheles seinen Weg und bietet dem Doktor an, seinen Erkenntnis- und Erlebnishunger zu stillen – im Gegenzug verspricht ihm Faust seine Seele (nicht wissend, dass diese längst schon Einsatz einer ganz anderen Wette ist) und lässt sich durch das „wilde Leben“ schleppen: Er wird verzaubert und vergnügt, verjüngt und verliebt, aber keineswegs seelenruhiger oder besonnener, und verstrickt so auch noch manch andere/n in seinem Umfeld in dieses zerstörerische, unglückselige Spiel.
Ausnahmetalent Nikolaus Habjan, der derzeit als Regisseur, Kabarettist, Schauspieler und Kunstpfeifer die deutschsprachigen Bühnen erobert, hat es sich nun zur Aufgabe gemacht, Goethes Lebensthema und -werk mit den Mitteln des Puppentheaters für ein junges Publikum auf die Bühne zu bringen und dabei herauszufinden, warum einem der Klassiker „Faust“ bis heute einfach keine Ruhe lässt: Zu umfassend, fast enzyklopädisch sind Form und Motive, zu aktuell wirkt diese Tragödie über die (selbst-)zerstörerische Natur des modernen, rastlosen Menschen, zu brennend bleibt die Frage, wohin das ewige Streben nach immer mehr Wissen, Sinn, Glück, Liebe, Lust, Taten und Erkenntnis eigentlich führen soll.