Der Besucher wird in der leeren Architektur des Gebäudes auf jedem Stockwerk mit einem anderen Klangbild von jeweils einer Stunde Dauer konfrontiert. Diese Tonstücke erhalten ihren Klangkörper und skulpturalen Charakter erst durch die Komplexität ihrer Intonation. Sie haben sinfonische Dimension. Eine spezielle Surround- Sound-Technik versetzt den Hörer quasi an den Ort der Ereignisse selbst und lässt ihn die Dramatik und gewaltige Inszenierung Kultur gewordener Natur erleben.
Lothar Baumgarten hat Ende der 1960er-Jahre zusammen mit anderen bedeutenden Künstlern der Zeit wie Joseph Beuys, Walter de Maria oder Robert Smithson die Grenzen der Kunst besonders in der Auseinandersetzung mit der „Natur“ und in der Reflexion über sie entscheidend erweitert. Anders jedoch als seine amerikanischen Kollegen, die sich an der Macht der Realität orientierten, hinterfragte Lothar Baumgarten den eurozentrischen Blick und ließ sich im Wechsel von Recherche und Dokumentation auf die Begegnung mit dem unbekannten „Anderen“ vor Ort ein. Immer wieder hat er durch seine ephemeren, dreidimensional materialisierten Äußerungen, Zeichnungen, Fotografien, Lichtbildprojektionen, Filme und dokumentarischen Tonaufzeichnungen das Phantom der „Natur“ in der Kultur aufgespürt. In langfristig angelegten Projekten entwickelten sich Vorstellungsräume, die sich vor allem mit unterschiedlichen kulturellen Systemen und ihren spezifischen Raum- und Zeitvorstellungen auseinandersetzen.