Im geistlichen Spiel des Mittelalters finden wir antijüdische Stereotype ebenso wie in Gesängen, die auf die verbreiteten Ritualmordlegenden Bezug nehmen. Spottlieder begegnen bereits im Mittelalter und sind heute noch präsent. Der Antisemitismus im engeren Sinne, eine Reaktion auf die jüdischen Emanzipationsbestrebungen in der Spätaufklärung, verstärkt sich im Zuge der Nationalisierung und der Verbreitung völkischen Gedankenguts: Er kulminiert im Nationalsozialismus, der ihn zur Staatsdoktrin erhebt. Auch Tiroler Komponisten schufen und edierten aggressiv antijüdische Gesänge. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges manifestiert sich weiterhin Hass gegen Juden, wie aktuelle Diskurse (Petrenko, Levit) zeigen. Wir zeichnen in dieser Schau anhand ausgewählter Themenkomplexe und Objekte das Bild einer erschreckenden Kontinuität des Judenhasses in der Musik – in auffälligem Widerspruch zur marginalen Rolle der jüdischen Minderheit und des jüdischen Musiklebens in Tirol und seinen benachbarten Regionen.
Idee, Konzept und Gestaltung:
Dr. Franz Gratl, Leiter der Musiksammlung, Tiroler Landesmuseen
Dr.in Milijana Pavlović, Institut für Musikwissenschaft, Universität Innsbruck
Die Ausstellung ist zu den jeweiligen Öffnungszeiten des Kassa- und Aboservices des Hauses der Musik Innsbruck zugänglich. Den Ausstellungsbereich im 2. Stock erreichen Sie über den Haupteingang und das Stiegenhaus OST des Hauses der Musik Innsbruck.