Vom 1. bis zum 4. Juni 1962 fand in einem Kelleratelier im 20. Wiener Gemeindebezirk eine Veranstaltung statt mit der Kunstgeschichte geschrieben wurde: „ Die Blutorgel“. Die von durchgeführt von Adolf Frohner, Otto Muehl und Hermann Nitsch, unter Mitwirkung von Josef Dvorak, durchgeführte dreitägige Einmauerungsaktion wurde als Geburtsstunde des Wiener Aktionismus rezipiert.
„Drei Tage schrankenlose Enthemmung, Befreiung von aller Brunst, Transponierung derselben in Blech, Schrott, Verwesende Abfälle, Fleisch, Blut, Gerümpel u.s.w., die ganze Materie des Kosmos wollen wir verwandeln. WIRSELBST werden nach diesen dreitägigen Exerzitien […] gereinigt der feierlichen Ausmauerung entgegensehen,“ hieß es im Manifest zur Blutorgel wortgewaltig.
Bereits im Vorfeld der Aktion hatten Adolf Frohner und Otto Muehl, die seit den späten fünfziger Jahren befreundet waren, nach einer radikalen Neuinterpretation des Tafelbildes gesucht. Nach Experimenten mit dem Tachismus stand die Arbeit mit gefundenem Material im Vordergrund. Schrott, Eisen, Blech und poveres Material wurde zum Kunstobjekt transformiert. Destruktion und Zerstörung als notwendige Haltung gegenüber einer vom Trauma der Kriegsjahre gezeichneten Gesellschaft angesehen. „Wir wollten diesen Vatermord begehen (…), “ mit diesem Statement analysierte Adolf Frohner seine Anfänge.
Die Ausstellung stellt malerische und grafische Arbeiten Adolf Frohners, Otto Muehls sowie Hermann Nitschs aus dem Jahres 1961 gegenüber und skizziert anhand selten gezeigter fotografischer Dokumente und mit Werken wie der „Gerümpelplastik (Kleiner Drache)“ aus 1962, die Ereignisse der „Blutorgel“. Bilder und Objekte aus 1963 öffnen den Blick für die Bedeutung der Blutorgel als Labor einer neuen Werkkonstitution im Schaffen der drei Protagonisten.
Kurator(inn)en: Dieter Ronte, Elisabeth Voggeneder