Eine Frau lernt Techniken und Preise von Schönheitsoperationen auswendig. Ein Mann verfällt jenem Augenblick, in dem im Film unbemerkt die Überwachungskameras angehalten werden und für einige Sekunden Dinge passieren, die niemand ahnt. Die Angst eines Polizisten, keinen Parkplatz zu bekommen, nimmt ungeahnte Ausmaße an. Daneben geht ein Mädchen verloren.
Was sehe ich, wenn ich genau hinschaue, und was habe ich am Ende tatsächlich wahrgenommen? So fragt Paulus Hochgatterer, Kinderpsychiater und Prosaautor, in seinem neuesten, vom Schauspielhaus Wien in Auftrag gegebenen Stück Makulatur. Er untersucht mit der ihm eigenen scharfsinnigen Komik Mechanismen der Wahrnehmung und der Realitätsverweigerung – und den Blick in jenen Abgrund, den wir von ferne zu sehen beginnen, wenn wir uns zwingen, ganz genau hinzusehen. „Und ist nicht das“, so Hochgatterer, „was wir großspurig unsere Identität nennen, längst bloße Chimäre?“
Paulus Hochgatterer, geboren 1961 in Amstetten/Niederösterreich, lebt als Schriftsteller und Kinderpsychiater in Wien. Im Zentrum seiner Werke stehen zumeist Menschen, deren Verhalten keiner Norm gehorcht, sondern die Grenzen des Erwartbaren überschreitet.