Hat das, was und wie wir sind, noch etwas mit dem zu tun, was geschehen ist? Gehen uns die Fragen und die Antworten, die sich auf Gott, den Glauben, die Gnade, die Sakramente und die Erlösung beziehen, noch etwas an? Oder erscheinen diese Themen in unserem laizistischen und säkularisierten Weltbild nicht mehr aktuell, wenn nicht sogar absurd? Führt der Glaube, vor allem der Glaube an einen einzigen Gott, zwingend zu Intoleranz und Fanatismus?
Dieses Theaterprojekt ist eine Spurensuche, ein Ausloten von Überlieferungen, von Geschichte. Können die Fährten, denen wir folgen wollen, den sicheren Weg zu einer Wahrheit weisen? Ist eine Verbindung von Worten und Wahrheit überhaupt möglich? Oder finden wir nur Bruchstücke? Ist Luthers einstmals revolutionärer Gottesbegriff heute etwas Vages, Unbestimmtes? Konnte er überdauern, ganz unabhängig davon, ob man atheistisch, katholisch oder evangelisch ist? Oder sagt er uns gar nichts mehr? Das sind die Fragen, auf die sich unser Theaterprojekt mit vier italienisch– und vier deutschsprachigen SchauspielerInnen beziehen wird – weit entfernt von dem Versuch, Antworten zu formulieren.
„Hier stehe ich – ich kann nicht anders”, soll Martin Luther vor den größten Autoritäten seiner Zeit, dem Kaiser und dem Papst, ausgesprochen haben. Für welche Überzeugungen stehen wir heute ein? Zwölf szenische Fragmente. Zwölf Versuche.