Sie katapultiert ihn mitten hinein in die Welt des aufsteigenden Standesdünkels und öffnet ihm nicht nur das Tor zum Schloss der Frau von Cypressenburg, sondern auch die Herzen aller dort versammelten Witwen. Der goldene Schlüssel dazu ist, neben der richtigen Haarfarbe, die Bildung. Oder vielmehr der freche Bluff. Titus verfügt über beides und die Frauen reißen sich geradezu um ihn. Mit dem Verlust seiner Haartarnung aber wird er von den begehrlichen Witwen sofort fallen gelassen. Er steigt erst wieder in ihrer Gunst, als ihn sein reicher Onkel zum Universalerben einsetzen will. Titus aber verlässt, um einiges klüger geworden, die hohle Welt des bloßen Scheins und findet sein wahres Glück bei der rothaarigen Gänsehirtin Salome Pockerl.
"Lumpazivagabundus" und "Einen Jux will er sich machen" sind vielleicht Nestroys populärste Possen, Der Talisman oder Die Schicksalsperücken aber ist unumstritten seine wichtigste, sie wurde bei der Premiere 1840 in Wien zu seinem größten Erfolg – und das zu Recht. Er zieht in diesem Werk alle Register seiner Theaterkunst. Nestroy übt dezidiert politisch motivierte Zeitkritik am Biedermeier und wendet sich scharfzüngig gegen Borniertheit und Opportunismus. Die brillante Komödie wider das Vorurteil bezieht ihren dauerhaften Glanz aus der bühnenwirksamen Situationskomik und der bis ins Detail geschliffenen Sprache, den unvergleichlichen Couplets und aus einer Fülle überaus plastischer, lebendiger Charaktere.