William Shakespeare | Deutsch von Gabriele Groenewold
Mit einer Vertreterin der NGO Sea Eye Wien, die Spenden für Seenotrettungsschiffe sammelt und Informationskampagnen organisiert, wollen wir anhand von Shakespeares Stück über Fluchtbewegungen, Menschenwürde und realistische Perspektiven einer europäischen Migrationspolitik, die den Namen verdiente, sprechen.
Mit WERKEINFÜHRUNG um 18:45 Uhr und anschließendem PUBLIKUMSGESPRÄCH mit Laura Chalabi (Sea-Eye Wien), Mitgliedern des Ensembles & Sebastian Huber (Dramaturgie)
Moderation: Eva Konzett, FALTER
Einmaliger Sonderpreis inkl. Gespräch € 6,–
In Kooperation mit Sea-Eye Wien & Seebrücke & FALTER
Der Ort ist denkbar abgelegen. Eine wüste, menschenleere Insel, an der bisweilen Schiffe stranden. Mit Sycorax an Bord etwa, die man als „Hexe“ verfolgt und aus Algier ausgewiesen hatte, und ihrem Sohn Caliban. Oder mit Prospero, den sein Bruder Antonio als Herzog von Mailand gestürzt und ausgesetzt hat, mit seiner Tochter Miranda. Schließlich Antonio selbst, der den König von Neapel nach Afrika zur Hochzeit seiner Tochter begleitet und auf der Heimreise mit dessen Hofstaat in den titelgebenden Sturm geraten ist. Prospero hat diesen Sturm mithilfe des Luftgeistes Ariel entfacht, um seine alten Widersacher auf der Insel zu versammeln, die auf diese Weise unversehens recht bevölkert erscheint. Wie soll man nun zusammenleben, an diesem Ort, an dem alles möglich zu sein scheint, und wer soll darüber verfügen, wie hier künftig gelebt wird? Prospero scheint eine Utopie zu verfolgen, die Überwindung alter Gegensätze auf der Basis einer Aussöhnung mit der Geschichte – Verheiratung seiner Tochter mit dem neapolitanischen Königssohn inklusive – während die Hofleute ihre Rivalitäten und Machtkämpfe auf diesen extraterritorialen Ort übertragen, als wären sie in Italien oder hätten auch nur die geringste Aussicht auf Rückkehr dorthin. Gleichzeitig schließt Caliban, der seine Rechte auf die Insel von seiner toten Mutter herschreibt, sich mit den unterprivilegierten Teilen der Schiffsbesatzung zu offener Revolte zusammen.
Shakespeares STURM ist Theatermärchen, politische Parabel und philosophisches Denkstück gleichermaßen. Der isländische Regisseur Thorleifur Örn Arnarsson hat bereits mit seiner EDDA im Burgtheater vor zwei Jahren gezeigt, dass ihm großangelegte poetisch-musikalische Weltentwürfe Herzenssache sind.
Das Bühnenbild von Elín Hansdóttir verwendet Elemente eines Bühnenbilds, das Wolfgang Menardi für Thorleifur Öre Arnassons Peer Gynt-Inszenierung entworfen hatte, die aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt werden musste.
Besetzung
Regie - Thorleifur Örn Arnarsson
Bühne - Elín Hansdóttir
Kostüme - Karen Briem
Musik - Gabriel Cazes
Licht - Friedrich Rom
Dramaturgie - Sebastian Huber
Alonso, König von Neapel - Michael Maertens
Sebastian, dessen Bruder - Dietmar König
Prospero, rechtmäßiger Herzog von Mailand - Maria Happel
Antonio, dessen Bruder - Johannes Zirner
Ferdinand, Sohn des Königs von Neapel - Nils Strunk
Gonzalo, Rat des Königs - Roland Koch
Caliban - Daniel Jesch
Trinculo - Michael Maertens
Stephano - Roland Koch
Miranda, Prosperos Tochter - Lili Winderlich
Ariel, ein Luftgeist - Mavie Hörbiger
Live-Musik - Gabriel Cazes