An einem Sommertag in der Eckkneipe eines Szene-Stadtteils treffen sie aufeinander: Florian, ein Filmschauspieler, der beruflich wie privat auf der Sonnenseite des Lebens steht und der ältere Bruno, ein Ewigübersehener in der Glücks-Lotterie. Beide leben im selben Haus, „nebenan“, aber in unterschiedlichen Welten – der eine zugezogen im luxuriösen Loft, der andere schon seit Ewigkeiten in der 2-Zimmer-Wohnung zur Miete. Florian ist auf dem Sprung zu Probeaufnahmen für eine internationale Filmproduktion in London, Bruno bittet ihn um ein Autogramm – was wie ein harmloses Gespräch beginnt, entwickelt sich zu einem perfiden Katz- und Maus-Spiel, in dem alte Ost-West-Konflikte, Lebenslügen und die Deutungshoheit über die (eigene) Geschichte verhandelt werden. Bruno hat lange auf diesen Moment gewartet – und Florian muss erkennen, dass er die Zielscheibe einer Rache ist, die weit über die persönliche Begegnung hinausgeht.
Daniel Kehlmann hat ein abgründig-komödiantisches Kammerspiel geschrieben, das sich ganz auf den Mikrokosmos einer Kneipe und die Konfrontation zweier Figuren einlässt und eine drängende Frage unserer Zeit behandelt: Wem gehört die Stadt – und was passiert mit den Menschen, wenn Wohnraum zum reinen Spekulationsobjekt wird, das man sich leisten können muss? Zunehmende soziale Ungleichheit, kriminelle Entmietungsstrategien und geisterhaft-sterile Stadtviertel sind die Kollateralschäden einer verfehlten Politik, die die Privatisierungen ehemals staatlicher Wohnungsbestände vorangetrieben hat. Bruno ist einer von Vielen, der in diesem Wildwest-Spiel schon mehr als einmal unter die Räder geraten ist, dem seine Stadt und mit ihr der Wert seiner Biografie abhandengekommen ist.