HECTOR BERLIOZ: Ouvertüre zu »Benvenuto Cellini« | »D’amour, l’ardente flamme«, aus: »La damnation de Faust«
CAMILLE SAINT-SAËNS: »Mon coeur s’ouvre à ta voix«, aus: »Samson et Dalila«
GIUSEPPE VERDI: »O don fatale …«, aus: »Don Carlos«
CARL MARIA VON WEBER: Ouvertüre zu »Der Freischütz«
RICHARD WAGNER: »Dich teure Halle«, aus: »Tannhäuser« | Winterstürme & Sigmund und Sieglindes Flucht, aus: »Der Symphonische Ring« (Bearbeitung von Friedmann Dreßler) | Isoldes Liebestod, aus »Tristan und Isolde«
Waltraud Meier (Sopran)
Udo Samel (Rezitation)
Duisburger Philharmoniker
Jonathan Darlington (Musikalische Leitung)
»Wonne klagend, alles sagend …« diese Worte aus Isoldes Liebestod beschreiben treffend die Schicksale vieler Frauenfiguren in der französischen, italienischen und deutschen Oper des 19. Jahrhunderts. Sie bezeichnen die Tragik ihrer Zerrissenheit zwischen Hingabe und Distanz, Liebe und Leid. Konfrontation und unversöhnliches Gegenüberstehen bestimmen auch die verschiedenen nationalen Auffassungen von Musiktheater in dieser Zeit. Frankreich, Italien und Deutschland waren zwar schon immer antipodische musikalische Zentren, im 19. Jahrhundert spitzt sich der Diskurs jedoch vor allem zwischen Frankreich und Deutschland zu und entlädt sich in einem Skandal mit dem Erscheinen Richard Wagners in Paris. Die durch Ballett und Lyrizismus geprägte französische Oper und Wagners Musikdrama stehen sich erbittert gegenüber – nicht ohne sich gegenseitig zu befruchten. Und auch Giuseppe Verdi, aus Italien nach Frankreich kommend, muss sich zerknirscht dem Diktat des Pariser Geschmacks beugen. Im Zentrum aller theatralischen Konzepte steht jedoch immer die um Liebe ringende Frau, von der wiederum Nietzsche sagte: »eine Falle der Natur«.
Keine Sängerin der Gegenwart ist derart prädestiniert diese hochdramatischen Frauenfiguren zu verkörpern wie Waltraud Meier. Als eine der international bedeutendsten Wagner-Interpretinnen durchdringt sie die Rollen mit ihrer einzigartigen musikalischen Persönlichkeit und schafft durch intellektuelle Kraft ein Figurenprofil, das durch seine Eindrücklichkeit lange nachhallt. In Udo Samel, dem Wiener Burgschauspieler, findet sie einen genialen Partner, der mit Schriften der damals wortmächtigsten Musikliteraten wie Eduard Hanslick, Claude Debussy und anderen die dialogische Spannung zwischen den Werken befeuert. »Ich selbst habe mich für einen Wagnerianer gehalten. Wie war ich doch im Irrtum! Ich habe Wagnerianer kennengelernt und dabei begriffen, dass ich nicht dazugehörte und ihnen nie angehören würde!« rief Camille Saint-Saëns in erschütternder Erkenntnis aus. Und ein »aufrichtiger« Verehrer des »Tristan« gestand: »Hier kann nicht der Rotstift, sondern nur das Schwert helfen.«