Miguel Herz-Kestranek gilt als der Schnitzlerinterpret schlechthin, der wie kaum ein anderer dem Zuhörer Schnitzlers Sprache und Tonfall, seine genaue Menschenzeichnung und den unbestechlichen Blick in das "weite Land der Seele" nahebringt, der keinem melancholischem Klischee verfällt, sondern hart und knapp Schnitzlers böse Skizzen nachzeichnet, oder dem sensiblen Analysten humorvoll und mit Erschrecken zugleich nachspürt.
Vier Prosastücke hat der Künstler ausgewählt. Die beklemmende Studie "Ich" zeigt den im Anfangsstadium noch ganz natürlich erscheinenden Realitätsverlust eines Mannes, der diese Welt in ihrer Ungeheuerlichkeit zu bezweifeln beginnt. Im "Ehrentag" setzt Schnitzler ein paar Spaßvögeln aus der sogenannten guten Gesellschaft, die sich mit einem kleinen Chargenspieler einen Scherz erlauben, die tödliche Verzweiflung des Verhöhnten entgegen. Die tragikkomische Burleske "Der Empfindsame" und die köstliche Ferialkorrespondenz zweier Jünglinge in "Der Maikäfer" lassen hingegen den zweiten Teil heiter ausklingen.
Ein Muss für alle Fans von Arthur Schnitzler und Miguel Herz-Kestranek.