Faust findet keine Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Lebens. Zwischen Anmaßung und Selbstüberschätzung, Zweifel und Lebensangst hin- und hergerissen, können ihm weder die Naturwissenschaften noch die Magie bei seinem übermenschlichen Anspruch weiterhelfen, die Welt als Ganzes zu begreifen. Von einer inneren Leere getrieben, sucht er an der Seite Mephistopheles sein Glück und diese unbefriedigte Sehnsucht in der Welt zu stillen. Dort begegnet Faust Margarete und ist entflammt. Sie wird zu seinem Objekt der Begierde, und mit Hilfe Mephistopheles verführt er das jungfräuliche Mädchen, ohne an Konsequenzen zu denken. „Meine Ruh ist hin, mein Herz ist schwer“, Gretchens Welt hat sich verrückt, gesellschaftliche Grenzen gelten für sie nicht mehr, und so wird sie unschuldig schuldig.
Nicht das Gelehrtendrama, sondern die Gretchentragödie steht im Zentrum von Goethes erster Bearbeitung des Faust-Stoffes, die er nach einem realen Fall, dem der Kindsmörderin Susanna Margaretha Brandt, niederschrieb. Die Arbeit an seinem Faust-Drama hat Goethe (1749 –1832) sein Leben lang beschäftigt.