Der Waldrapp ist ein grottenhässlicher Vogel. Um Gottes Willen, so hässlich! Wo ein Waldrapp auf dem Dach sitzt, brennt sicher bald das Haus. Wo er auf dem Feld nach Würmern sucht, wächst kein Halm mehr. Wo er ins Fenster guckt, stirbt das erstgeborene Kind – macht so eine Rhetorik es leichter, ihn auszurotten? Können wir auf Hässlichkeit verzichten? Ist die Frage nach der Moral (auch) eine ästhetische? Und was, wenn man hässlich ist, aber wahnsinnig lecker? Was sagen die letzten übriggebliebenen Exemplare selbst dazu? Passt der Vogel noch in eine Welt, die fast vierhundert Jahre ohne ihn funktioniert und sich verändert hat? Wieso sollte ausgerechnst der Waldrapp das Wappentier für eine bessere Zukunft sein? Ganz einfach: weil wir heute schlauer sind als gerstern. Und morgen schlauer als heute. Und gestern dümmer als nächste Woche.
Dorn ° Bering begeben sich auf die Suche nach der Ästhetik unserer guten Vorsätze und können jetzt schon sagen: es sieht nicht gut aus.
Performancekollektiv Dorn ° Bering
Konzept, Text, Regie, Spiel: Gesa Bering, Stephan Dorn
Ausstattung: Kathi Sendfeld