Auch wenn Serse gemeinhin als Opera seria bezeichnet wird, sind die Ereignisse nicht ganz so ernst zu nehmen. Es wird seit Jahrhunderten diskutiert, ob dieses Werk nun eine Seria, ein Vorläufer des Mozartschen Dramma giocoso, oder eine späte Blüte der venezianischen Unterhaltungsoper ist. Serse ist aber in jedem Fall Händels unkonventionellster Beitrag zur italienischen Oper, man erlebt eine verrückte Geschichte um Liebe und Herzleid.
Für die Titelrolle konnte Händel den berühmten Kastraten Caffarelli gewinnen, aber er hatte sonst für Serse keine Stars zur Verfügung, daher sind die übrigen Gesangspartien nicht sehr virtuos. Trotzdem erwirken gerade die einfacheren melodischen Einfälle eine besondere Gefühlsintensität. Die Formen der Arien und Szenen sind spielerischer gehandhabt, und mit der zwischen Komik und Tragik changierenden Handlung sollte das Unterhaltungsbedürfnis der Londoner befriedigt werden – trotzdem blieb das Publikum aus. Erst seit den Göttinger Händelfestspielen 1924 kann sich Serse im Repertoire behaupten.
Inhalt: König Serse von Persien hat seine Verlobte Amastre verlassen. In Ermangelung einer neuen Angebeteten singt er ein zärtliches Loblied auf eine Platane und wird dabei von Romilda belauscht. Sie verspottet ihn – und Serse verliebt sich in ihre Stimme. Aber ihre Liebe gilt seinem Bruder Arsamene. Ihre Schwester Atalanta liebt diesen ebenfalls und intrigiert nun, um Romilda Serse zuzuführen. Dann taucht auch noch die verstoßene Amastre als Soldat verkleidet am Hof auf und stiftet zusätzliche Verwirrung. Derweil lässt Serse eine Brücke über den Hellespont bauen, um Europa zu erobern. Diese wird aber sofort von einem Sturm zerstört. Alles klärt sich, als irrtümlich Romildas Vater ihre Trauung mit Arsamene veranlasst. Amastre gibt sich schließlich dem wütenden Serse zu erkennen und droht, sich aus unglücklicher Liebe zu töten. Serse bereut und heiratet sie – glückliches Ende.
Dramma per musica in drei Akten (1738)
Musik von Georg Friedrich Händel, Dichtung nach Nicolò Minato und Christian Postel.
Musikalische Leitung - Jean-Christophe Spinosi
Inszenierung - Adrian Noble
Ausstattung - Tobias Hoheisel
Licht - Alan Burrett
Besetzung:
Serse - Malena Ernman
Arsamene - Bejun Mehta
Amastre - Luciana Mancini
Romilda - Adriana Kucerova
Atalanta - Danielle de Niese
Ariodate - Anton Scharinger
Elviro - Andreas Wolf
Orchester - Ensemble Matheus
Chor - Arnold Schoenberg Chor (Ltg. Erwin Ortner)