Für das Festival d’Avignon inszenierte er Dantes Divina Commedia. Purgatorio ist der Weg der büßenden Seelen von der Hölle ins Paradies. Aber Castelluccis Purgatorio ist höllischer als die Hölle. Es ist das voraussehbare Leben. Ein modernes bürgerliches Designer-Interieur, in dem drei einsame Protagonisten, Mutter, Sohn und Vater, die in den Szenenübertiteln Sterne 1, 2 und 3 genannt werden, das tun, wozu sie verdammt sind. Das nachgeahmte Leben hat seine eigene grausame Zeit. Wie Schatten schleichen Menschen in den Raum. Weit entfernt scheint dieses beklemmende Leben zu liegen, das gleichzeitig so real aussieht. Im Spielzimmer flackert der Fernsehapparat, Soundtrack von Zeichentrickfilmen. Der Sohn verschwindet im Schrank mit dem Playmobil-Roboter, der nachts zum Riesen gewachsen durch den Salon geht. Der Vater verlangt nach dem Sohn und dem Cowboyhut. Übertitel sagen jeweils voraus, was als nächstes geschehen wird. Wenn der Vater mit dem Sohn ins Kinderzimmer geht, sagen sie nichts mehr. Den gewaltsamen Coitus hören wir unerträglich lang und schmerzhaft. In den Übertiteln steht jetzt „Musik“. Hinter einem großen Schlüsselloch ziehen Traumbilder des Kindes vorbei: Tier- und Pflanzenmonster, Sturmwolken, ein Bambuswald, durch den sich der plötzlich geschrumpfte Vater kämpft.